Osama bin Laden durch amerikanische Komandooperation in Pakistan getötet

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
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Do 5. Mai 2011, 11:02 - Beitrag #41

Bin Laden, der Sieger

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,760646,00.html

... Im Oktober 2001 schrieb die indische Autorin Arundhati Roy, dass Osama Bin Laden "der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten" sei. Zur selben Zeit - da hatte der Krieg gegen den Terror noch gar nicht richtig begonnen - schrieb Botho Strauß, jetzt breche der "Kampf der Bösen gegen die Bösen" an. Das waren schwer erträgliche Worte so kurz nach den Angriffen auf New York und Washington, als die Leichen noch unter den Trümmern lagen. Aber es war die Wahrheit.

...

Der Westen hat sich die Logik der Rache aufzwingen lassen und hat dem viel zu wenig entgegengesetzt. Angela Merkel sprach dem amerikanischen Präsidenten "Respekt für die gelungene Kommandoaktion" aus. Respekt dafür, dass ein unbewaffneter alter Mann, der von Frauen und Kindern umgeben war, von 79 Elitesoldaten überfallen und erschossen wird. Dieser alte Mann war ein Massenmörder und seine Resozialisierungschancen standen nach unseren Maßstäben schlecht. Aber es ist bemerkenswert, dass selbst die Bundeskanzlerin so wenig Wert auf unsere Maßstäbe legt.

...

Der "Orient" dient uns seit langer Zeit als sehnsüchtig gefürchtetes Spiegelbild. Und umgekehrt: Der Westen, der mit seiner eigentümlichen Mischung aus Pornos und Pressefreiheit, aus Coca Cola und Cruise Missiles daherkommt, mit seinem Übermaß an Arroganz und seinem Mangel an Respekt, ist ein passendes Feindbild für die Mühsamen und Beladenen, von denen es in den muslimischen Ländern mehr als genug gibt.

Dafür ist nun allerdings der Westen nicht verantwortlich. Zu viele Menschen in der muslimischen Welt werden unterdrückt. Die prowestlichen Regime unterdrücken sie und die antiwestlichen auch. Ob die Geheimpolizei im Dienst des Korans foltert oder im Dienst der CIA spielt für das Opfer eine nachrangige Rolle. Auf diesem Boden der Wut konnte die böse Saat Osama Bin Ladens aufgehen. So erfolgreich er als Terrorist war, so sehr ist er aber als Revolutionär gescheitert. Wie es häufig ist, wenn der Intellektuelle als Revolutionär auftritt: er versteht es eine Weile lang, die Massen in seinen Bann zu ziehen. Aber es fehlt ihm am Ende das Verständnis für die Bedürfnisse der Massen.

e-noon
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Do 5. Mai 2011, 11:22 - Beitrag #42

Der Westen hat sich die Logik der Rache aufzwingen lassen und hat dem viel zu wenig entgegengesetzt. Angela Merkel sprach dem amerikanischen Präsidenten "Respekt für die gelungene Kommandoaktion" aus. Respekt dafür, dass ein unbewaffneter alter Mann, der von Frauen und Kindern umgeben war, von 79 Elitesoldaten überfallen und erschossen wird. Dieser alte Mann war ein Massenmörder und seine Resozialisierungschancen standen nach unseren Maßstäben schlecht. Aber es ist bemerkenswert, dass selbst die Bundeskanzlerin so wenig Wert auf unsere Maßstäbe legt.

Es ist, genauer gesagt, ebenso verständlich wie erschreckend. Verständlich, weil es vor 9 Jahren, in einer anderen Situation, wohl eine gelungene Kommandoaktion gewesen und von der Welt so angesehen worden wäre. Erschreckend aus Gründen, die schon genannt wurden. Obwohl ich mir nicht anmaßen möchte, zu beurteilen, ob Bin Laden nun bewaffnet war oder nicht, ob Kinder dabei waren, was genau abgelaufen ist: Es scheint sehr offensichtlich, dass die Tötung das Ziel und eine Gefangennahme eher im Ausnahmefall eine Option gewesen wäre. Selbst wenn nicht, wären ganz andere Umstände vonnöten, um von einer gelungenen Kommandoaktion zu sprechen und den Vorgang zu billigen, geschweige denn zu loben. Verständlich finde ich auch folgenden Gedankengang: "Warum sollten wir Leben riskieren, um den Mann lebend zu fangen, wenn er bereits 6000 unserer Mitbürger auf dem Gewissen hat und wir ihn ohnehin tot sehen wollen?" Verständlich, aber nicht rechtens, leider offenbar auch nicht auf die USA beschränkt. Bei den USA sind vermutlich die politischen Gründe ausschlaggebend, Kriegsmüdigkeit wurde schon genannt; bei Merkel vermutlich ebenfalls, möglicherweise auch nicht genügend ihre Berater konsultiert oder alternativ nachgedacht. Vielleicht teilt sie auch nicht alle Prinzipien unseres Grundgesetzes, wer tut das schon.

Ipsissimus
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Fr 6. Mai 2011, 11:49 - Beitrag #43

es wäre eben wünschenswert, sich immer daran zu entsinnen, das Moral nur Proklamation ist. Die Macht lächelt, während die Moral proklamiert, und schlägt zu. Danach wieder Moral. Aber immer die der Machtlosen.

janw
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Fr 6. Mai 2011, 12:40 - Beitrag #44

Ipsi, das ist wohl wahr.
Nur hieße das zu akzeptieren, der Macht endgültig carte blanche zu geben.
Da bin ich dann doch gegen.

Wo Unrecht Recht wird,...
Wenn Ihr unser Leben nicht achtet,...


Das große Problem ist, daß Verfassungsbruch nicht durch persönliche Sanktionen geahndet wird.

Maglor
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So 8. Mai 2011, 21:26 - Beitrag #45

Vielleicht haben sich auch alle zu früh gefreut:
Bekanntermaßen planten die Attentäter die Terroranschläge vom 11. Sept. 2001 in Hamburg und nahmen in den USA Flugstunden und einen Selbstverteidigungskurs.
Ein Hintermann der Hamburger Terrorzelle ist noch immer auf freiem Fuß: Said Bahaji

Der Hintermann ist noch auf freiem Fuß!
Die Jagd muss also weitergehen ...

Ipsissimus
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Mo 9. Mai 2011, 11:45 - Beitrag #46

die Jagd wird auf jeden Fall weitergehen. Man baut doch nicht erst mühsam ein Feindbild auf und nutzt es dann nur für ein paar wenige Jahre. Wo sollen denn die Begründungen für die ganzen Ressourcenkriege herkommen, die noch zu führen sind?

Maglor
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Mo 9. Mai 2011, 21:27 - Beitrag #47

Ich wollte eigentlich eher auf die unterschiedliche Bewertung von A- und B-Prominenten hinaus. Es spielt keine Rolle, wer was wirklich getan hat. Osama bin Laden persönlicher Beitrag zu den Anschlägen in New York ist schon unklar, bei Bali, London und Madrid wird es noch trüber, doch für den Gegner steht an bin Laden Schuld kein Zweifel.

Im Gegensaz dazu fand die Gefangenenahme des des Hamburger Terroristen Ramsi Binalschib.
Immerhin gibt es noch immer keinen ernsthaften Prozess gegen ihn, ebensowenig gegen Scheich Mohammed, nur das dort ein massive Einsatz von Folter alle Versuche ihn rechtmäßig zu verurteilen zu vereiteln scheinen. (Ein Freispruch kommt aus bekannten Gründen natürlich nicht in Frage.)
Binalschibh ist seit 2002 in amerikanischer Gefangenschaft, der Scheich seit 2003.
Der Deutsch-Syrer Zammar, der Atta und Co. in Hamburg für den jihadistischen Terror anwarb, wurde bereits 2001 verhaftet. Während laufender Ermittlungen in Deutschland wurde er in Marroko verhaftet und wohl mit Kenntnis oder gar Auftrag deutscher Behörden vom CIA in einen syrischen Folterkeller verschleppt, aus dem er vielleicht schon bald befreit werden könnte.
Soll heißen: Noch lebende Terror-Helfer des 11. September, deren Beitrag zum großen Knall objektiv betrachtet größer und eindeutiger, wurden bereits vor einigen Jahren verhaftet. Die B-prominenten Terroristen erfuhren jedoch nicht die Aufmerksamkeit, die eigentlich angemessen wäre. (So, eine Begeisterungswelle wie, wir haben den dunklen Meister, bei dem Mohammed Atta einst Padawan war.)
Das Leid und die offensichtliche ungerechte Behandlung bzw. Misshandlung der A-Terroristen erzeugte auch nicht so viel Mitleid und Empörung wie der Tod eines bin Ladens bei den Gutmenschen, die die Fahne mit dem Wind drehen. Auf der anderen Seite zeigen die Beispiele auch nur, was Osama bin Laden durch gezieltem Kopfschuss erspart blieb.

Gab es nicht objektiv größe Skandale, wie z. B. deutscher Staatsbürger wird in Marroko verhaftet und vom CIA in den Schurkenstaat Syrien verschleppt und dort direkt in Assads Folterkammer im Rahmen der Amtshilfe von deutschen Beamten verhört. (Jene deutschen Politiker, die sich jetzt über bin Ladens Kopfschuss Empören, haben Verschleppung, Folter, Bombardierungen, ja selbst die Ermordung von tausenden gefangenen Taliban in Mazar-i-Sharif heimlich getragen, im Falle einer Skandalisierung sogar öffentlich verteidigt.)

Ach, dann wäre noch die eine edle Wahrheit, die die Tötung bin Ladens zu Tage gebracht hat: Chirurgische Eingriffe und gezielte Schläge, gerade in modernen Kriege, sind nur mittels einer gut ausgebildeten Infanterie möglich.
Eine Drohne wird echte Soldaten nie ersetzen können oder können Drohnen etwa mit dem Finger auf die Genitalien von Gefangenen zeigen?

Lykurg
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Mi 11. Mai 2011, 11:10 - Beitrag #48

So gesehen finde ich es aber - zumindest nach Darstellung bzw. Aufmerksamkeit hiesiger Medien - faszinierend, wie diskrepant die Sichtweisen auf seinen Tod in Ost und West sind. Während im Westen die Debatte um Rache und Recht kocht, scheint sich in der arabischen Welt kaum jemand (noch nicht einmal Al-Qaida so richtig, höchstens die Hamas) über seinen Tod zu empören. Das massenhafte Verbrennen von US-Flaggen bleibt ebenso aus wie die offiziellen Kanäle, wenn man von einer reichlich fadenscheinigen Rede des pakistanischen Verteidigungsministers absieht, dem es offensichtlich im Wesentlichen um Schadensbegrenzung und Wahrung der Souveränität geht.

Entweder ist Osama bin Laden der arabischen Welt im Allgemeinen tatsächlich gleichgültig geworden, oder war sogar, wie die Entwicklungen in Ägypten, Tunesien etc. zeigen, symbolhaftes Relikt einer Richtung, in die man nicht will (die libyschen Rebellen sind verständlicherweise sogar sehr ausdrücklich proamerikanisch). ;)

janw
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Mi 11. Mai 2011, 12:44 - Beitrag #49

In Afghanistan scheint es einem Bericht im Deutschlandfunk zufolge ebenso eine verbreitete Zustimmung zu seinem Tod zu geben, verbunden mit der Kritik am Nachbarn Pakistan, von dem aus der islamistische Terror ins Land gekommen sei.

Ich vermute mal, daß der Islamismus so lange wohlgelitten war, wie er als Ausdruck der eigenen Unzufriedenheit mit westlicher Intervention dienen konnte, also von seiner religiösen Fundamentalität das stützte, was eh schon normativer Konsens war und sich in seiner Militanz gegen "die von da draußen" richtete. In dem Maße, wie Taliban und al Kaida dabei auch auf die Einheimischen selbst übergriffen, durch Mord an vermeintlichen "Kollaborateuren", Sähen interner Zwietracht, Verschlechterung der allgemeinen Sicherheitslage, Verhinderung von Entwicklung, Rekrutierung von Jugendlichen zur Terrorausbildung und nicht zuletzt Auslöser von Militäreinsätzen, wird die Unzufriedenheit zugenommen haben.
In der Landwirtschaft Afghanistans dürfte die Forcierung des Mohnanbaus durch die Taliban auch eine Rolle gespielt haben, als dies zu massiven Zerstörungseinsätzen auf den Feldern führte. Danach fehlte sowohl jeder Erlös aus dem Anbau wie auch das Getreide, welches sonst angebaut worden wäre.

In dem Maße, in dem der Terror zur Rechtfertigung zunehmender Übergriffe durch die diktatorischen Regime diente, die Macht der Regime stärkte, dürfte er auch in den anderen Ländern unbeliebt geworden sein.

Allerdings habe ich auch keinen Freudentaumel vernommen.
Vielleicht ist es also auch nur Ausdruck eines Bedeutungsverlustes der Person bin Ladens, und al kaida steht weiter in der jeweiligen länder- und volksgruppenspezifischen Gunst.

Maglor
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Mi 11. Mai 2011, 18:45 - Beitrag #50

Osama bin Laden und die Al Kaida haben direkt nach dem 11. Sept. 2001 bereits sehr stark an Ansehen verloren, liegt wohl auch daran, dass seine Ziele, wie alle amerikanischen Steuerzahler töten, kaum Konsens finden können. Selten wird der Presse in voller Härte auf den ideologischen Kern der Al-Kaida Bezug genommen. Dass es sich um eine Art Jihad-Sekte handelt mit allenfalls oberflächlichen politischen Forderungen, wird meistens ignoriert. Dürfte in weiten Teilen des islamschen Welt, kaum mehr Anhänger finden als die Aum-Sekte in Japan.

Aus Sicht der Jihad-Sekte dürfte sich mit dem Kopfschuss nur sein Schicksal als Märtyrer erfüllt haben. Eine besondere Grausamkeit liegt ja nicht vor, gerade durch zielgenaue Vorgehen der Navy-Seals. Für Unmut dürften hingegen derzeitige Operationen unbenannter Drohnen in Pakistan sorgen, die ja aufgrund von Gerüchten, es könnten sich hie und da Terroristen, Taliban und andere Teufel aufhalten Häuser und Dörfer bombardieren - entsprechend Kollataralschaden inbegriffen. Um so absurder klingt es, dass sich die Menschen in Europa ausgerechnet an der konventionellen Liquidierung bin Ladens erregen.

Viele Europäer haben bin Laden als Führer der Araber, Muslime, ja wenigstens der Islamisten im Ganzen verstanden, die jeweils Betroffenen sicher nicht. Hier ist noch zu beachten, dass die deutliche Mehrheit der Anschlagsopfer, die im groben Zusammenhang mit der salafitischen Jihad-Sekte stehen und Al Kaida zugeschrieben werden, mehrheitlich selbst Muslime, zu einem großen Teil auch noch Sunniten war - vor allem im Irak.
Man beachte die völlige Skrupellosigkeit und das maßlose Vorgehen: Bei den Anschlägen auf amerikanische Botschaften in Kenia und Tansania 1998 wurde 224 Menschen ermordet, fast ausschließlich Afrikaner, die nur zufällig in der Nähe waren. So ähnlich funktionieren alle Anschläge.
Bei der Wahl der Ziele wird auf Zivilisten nicht die geringste Rücksicht genommen.

In der Wahl ihrer Verbündeten sind sie nicht gerade wählerlisch: So förderten sie den tschetschenischen Separatismus, unterstützte die UCK im Kosovo - mittlerweile auch bekannt für den Handel mit Menschen, Drogen und Organen sowie antiziganistische Übergriffe - oder spielen mit vollem Körpereinsatz in tribalen Konflikten am Hindukusch mit. Ganz nebenbei sprengen sie mit Vorliebe Busse in die Luft, einfach, weil Amerikaner, Europäer oder andere Kreuzritter einer zionistischen Weltverschwörung drin sitzen.

Das man damit nur bei salafitischen Jihad-Sektierern, gff. noch bei den zweifelhaften Verbündeten in Afghanistan noch Sympathiepunkte sammeln. Deren Loyalität beruht wahrscheinlich auch nicht auf ideologischer Überzeugung oder weil es so toll finden, wenn einzelne sich in die Luft sprengen und eine möglichst große Zahl von Zeitgenossen mitnehmen, sondern aus ihren wilden, ungezähmten Treue, das Paschtunwali. In 10 und mehr Jahren Krieg sind die Taliban und tribal an sie gebundende Nicht-Islamisten beiderseits des Kyber-Passes durch Blut und Eisen an Al-Kaida gefesselt, es gibt kein zurück mehr und wenn sie alle dabei draufgehen. Wenn sie jubeln oder trauen, dann zeigt das nur, wie verbittert und verzweifelt sie wirklich sind. Bislang unbescholtete Ehrenmänner treiben stete Luftangriffe in die Blutrache und den Untergang, obwohl sie den Tod nicht lieben. Der Kopfschuss bin Ladens hingegen, dürfte für sie alle wie ein gerechter Krieg klingen. An der offensichtlichen Hinrichtung ohne gesetzliche Grundlage, werden Menschen, die sich nicht für einen Rechtsstaat oder Menschenrechte interessiert, kaum Anstoß nehmen.
Ein Showdown wie im Italo-Western ist eben kein Guernica. :crazy:

Ins Bild passt da natürlich der deutsche Salafiten-Prediger Pierre Vogel, der mit wenigen Sektierern in Frankfurt eine Art inoffizielles Totengebet abhielt.

Vielleicht noch ein kleiner Nachtrag zu Roys Behauptungen.
Klar hat sie 2001 erkannt, dass George W. Bush einen Krieg der Rache führen würde. Nur hat sie nicht erkannt, dass sch George W. Bushs Rachekrieg in Afghanistan nur im Aufwand und Unnachgibigkeit von dem Rache-Blitzkrieg der Clinton-Regierung 1998 unterschied. Die Clinton-Regierung versuchte eben nur 10 Stunden lang Osama bin Laden zu liquidieren und nicht 10 Jahre lang. Der Paradigmenwechsel war nicht die Rache an sich, sondern der Umstand, dass sie weitgehend ohne Rücksicht auf die Finanzen der USA und das internationale Ansehen geführt wurde. Bush II ist in seiner Rache der große Doppelgänger Clintons.
Osama bin Laden hingegen handelte nicht einfach aus Rache. Die Jihad-Sekte liebt den Tod. Wenn sie nicht mehr gegen die Sowjets kämpfen, dann eben gegen Amerika, Pakistan oder den saudischen König ... sogenannte "Feinde des Islams" finden sich immer und überall. Beachtetswert ist hier bin Ladens Paradigmenwechsel. Er wandte sich erst während des Golfkrieges gegen die USA und das saudische Königreich, nicht aber aus Mitleid mit dem irakischen Volke, nein, weil sein Angebot vom König zurückgewiesen wurde, Saddam Hussein ganz allein mit den Krieger seiner Jihad-Sekte aus Kuwait zu vertreiben, stattdessen baten die Saudis US-Truppen umhilfe. Gewissermaßen aus Neid auf die USA und ihren Status als Weltpolizei, erklärte er dem Konkurrenten den Krieg. Und aus persönlicher Vergeltung für die Zurückweisung erklärte er diesem dem saudischen Königshaus, immerhin das Regime, dass innenpolitisch und theologisch Al-Kaida am nächsten steht, wenn auch der militärische Größenwahn gänzlich fehlt. Vor seiner Kriegserklärung und den Terroranschlägen wurde der Al-Kaida seitens der USA kein Haar gekrümmt.
Nicht die Rache war bin Ladens Triebfeder, sondern Weltschmerz und Welthass, Sehnsucht nach dem Paradies, dem Kalafat usw.
Vielleicht noch als kleine Hommage, folgendes Bild.
Bild

Bild

Das Gesicht des Pferdes scheint der wesentliche Unterschied. Die Gesicht des unteren Reiters ist aus theologischen Gründen unkenntlich.

Klarer:
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Ipsissimus
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Mo 16. Mai 2011, 00:47 - Beitrag #51

es passt nirgendwo richtig rein, aber sehr viel besser kann man eigentlich nicht zusammenfassen, was los war und ist. Bisschen Zeit braucht man, es sind 5 längere Videos, aber allein schon der erste reicht im Prinzip

http://www.youtube.com/watch?v=n4H_E8b-qmo&feature=related

speziell aber zu bin Laden der dritte

janw
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Mo 16. Mai 2011, 15:28 - Beitrag #52

"Wir sollen nicht in einen oberflächlichen Antiamerikanismus abgleiten". Das Problem ist, meiner ist gar nicht oberflächlich".

Pispers ist Gott^^


Wie sagte Schäuble? "Der Krieg in Irak ist furchtbar. Aber es wäre furchtbarer, wenn die Amerikaner gedemütigt würden."

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Di 17. Mai 2011, 09:59 - Beitrag #53

[quote="Maglor"]Die Seebestattung, naja ... war glaube ich die übliche abendländische Methode zur Beseitigung von Ketzerasche. ]

Wobei zu frage ist, im welchem "Zustand" der Leichnam bestattet wurde. Ich gehe/ging, auch wegen des Zeitablaufs und weil ich diese Verfahrensweise auch schonmal in Bezug auf amerikanisches Militär gesehen zu haben meine, von einer Seebesattung ohne vorherige Einäscherung aus.

Zum DNA-Test: bei WDR5 hörte ich dazu einen Rechtsmediziner der Uni [leider vergessen]. Demnach seien die 3 Stunden von Tod bis Bekanntgabe Ergebnis DNA-Test so gerade zu schaffen, die nötige Ausrüstung ist (besonders bei dem sonstigen Aufwand, der bei der Operation getrieben wurde) durchaus transportabel. Aber der Haken: die 3 Stunden passen, wenn man sicheres Vergleismaterial bereits besitzt und analysiert hat. Hat man es von der zu untersuchenden Person selber, kann auch eine Aussage mit der berühmten 99%-Wahrscheinlichkeit getroffen werden, hat man nur welches von nahen Angehörigen sinkt der Sicherheitsgrad. Und gab es kein Vergleichsmaterial. weil dieses bspw. erst bei der Operation von einem der Söhne gewonnen wurde, dann ist lt. dem Rechtsmediziner binnen 3 Stunden eine sichere Aussage "das ist bin Laden bzw. der nächste Verwandte des bspw. haarbeprobten Sohnes, der verhaftet wurde" eben gerade seriös nicht möglich, weil die Zeit zu kurz ist, um aus 2 Proben die DNA sowohl zu bestimmen wie dann zu vergleichen.

Lykurg
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Di 17. Mai 2011, 11:16 - Beitrag #54

Naja, man hatte ja diverse Verwandte auch in den USA und sonstwo, die zum Teil offen gegen ihn stehen (war nicht auch mindestens ein Sohn dabei?); das Material hätte man in jedem Fall schon vorher bereit und analysiert haben können. Und ich vermute, sie haben auch irgendwo eine eigene DNA-Probe sicherstellen können, sie hatten doch z.B. vor Jahren in einer Höhle seinen Reisepaß gefunden, dachte ich. Dann würde doch schon irgendein ebenfalls gefundenes Kleidungsstück mit hoher Wahrscheinlichkeit reichen?

Ipsissimus
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Di 17. Mai 2011, 11:24 - Beitrag #55

als Bin Laden noch Mitglied der CIA war, werden sie mit Sicherheit irgendwelches DNAhaltiges Material entnommen haben

janw
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Di 17. Mai 2011, 13:31 - Beitrag #56

Ist das vielleicht einer der tieferen Gründe für seine Beseitigung - übliches Schicksal von Abtrünnigen, oder hätte er vielleicht in neuer Weise gefährlich werden können, weil er zu viel wusste?

Lykurg
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Di 17. Mai 2011, 15:03 - Beitrag #57

janw, ich vermute, Ipsissimus' Anmerkung ist nicht ernstgemeint, falls doch: Hätte er wesentliches gewußt, hätte er es im Zweifel längst eingesetzt, er hat seinen Haß gegenüber den USA und dem Westen ja nicht unbedingt versteckt. ;) In einem Interview 1999 bestritt er, jemals von den Amerikanern Unterstützung erhalten zu haben. Eine CIA-Mitgliedschaft seiner Person halte ich für extrem unwahrscheinlich, auch wenn klar ist, daß die entgegen seiner Beteuerungen^^ die Mudjaheddin mindestens mit Geld und Waffen unterstützt haben, wenn nicht auch teilweise ausgebildet. Auf bin Laden scheint das aber absolut nicht zu passen, darüber hinaus war er ja die entscheidende Zeit über finanziell unabhängig.

janw
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Di 17. Mai 2011, 15:27 - Beitrag #58

Nun ja, Volker Pispers ist nicht unbedingt als Erfinder wilder Geschichten bekannt. Ich würde dem CIA vieles zutrauen, auch, daß es mal zwei davon gegeben haben könnte, und bei bin Laden will ich zeitweise opportunistische Phasen nicht von vorneherein ausschließen.
Ich könnte mir auch vorstellen, daß seine Strategie zu Bushs Zeiten in der damaligen Situation eine andere war als vielleicht jetzt. usa weiter sturmreif zu schießen, könnte irgendwann ungünstig werden, wenn man sich dafür die Chinesen einhandelt, aber vielleicht wäre informational warfare die nächste Stufe gewesen. Gerade auch dann, wenn es um die Fortdauer von Obama oder einen neuen Falken im nächsten Jahr geht.

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Di 17. Mai 2011, 16:54 - Beitrag #59

Volker Pispers ist ein Kabarettist, das heißt, er sagt nicht immer exakt die verbürgte Wahrheit, jedenfalls hat seine Darstellung keinen hohen Quellenwert. Und auch er behauptet übrigens nicht, Bin Laden sei CIA-Agent gewesen. ;)

Obama als Falke? Interessant.^^

janw
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Di 17. Mai 2011, 20:49 - Beitrag #60

Gut, kein Agent, aber vielleicht Werkzeug, und wie gesagt, vielleicht ist der CIA nicht ganz monolithisch.

Nein, Obama vs einen Republikaner bei den Wahlen nächstes Jahr.

Und ich habe den Eindruck, daß Pispers ganz gut recherchiert.

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