Wobei ich aber unwürdiges und entwürdigendes Verhalten sowohl auf seiner Seite wie auch auf der der Journaille sehe, und letzteres scheint mir zumindest schlicht darauf angelegt, ihn loszuwerden, und das nicht unbedingt aus sachlichen Gründen.
An Anfang stand die Geschichte um Wulffs Hauskredit und die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage in seiner Zeit als Ministerpräsident.
Die Antwort auf die parlamentarische Anfrage war sachlich auf der Grenze zu falsch, ihre rechtliche Bewertung ist noch im Gang.
Im Laufe der Geschichte ist teilweise zu erkennen, daß neue Veröffentlichungen durch Springer zeitlich gesteuert wurden, z.B. hätte die Veröffentlichung während seiner Reise auch vorher oder kurz danach erfolgen können, und danach wurde der Anruf gezielt an andere Redaktionen lanciert. Wulffs Reaktion darauf war grundfalsch - aber ist das der springende Punkt, oder ist nicht gravierender, mit welchem Mangel an Achtung, mit welcher kalten Berechnung hier mit dem Bundespräsidenten und auch mit dem Menschen dahinter umgegangen wird? Und in meinen Augen offensichtlich vorrangig aus sehr eigenen oder eigennützigen Motiven der Zeitung.
Wulff hat in seiner Zeit als Ministerpräsident die nötige Distanz zu wirtschaftlichen Interessenverfolgern unterschritten. Das ist ärgerlich, aber war in der Zeit letztlich gang und gäbe, es sei nur an Schröder erinnert und an Kurt Biedenkopf in Sachsen, und die Journaille hat selbst durch homestories, Einladungen zu Empfängen, Einbettung in Aktionen wie "Du bist Deutschland", Multiplikation von herabsetzenden Ansichten über Teile der Gesellschaft und ähnliches ebenso die Distanz zu Macht und Reichtum nicht gewahrt, Nähe gesucht und von den Kontakten profitiert.
Wulff war als Ministerpräsident Mittelmaß und ist als Bundespräsident nicht souverän mit der an ihn gerichteten Kritik umgegangen.
Wenn nun "Bild" und die restliche Springer-Presse jetzt versuchen, Wulff aus dem Amt zu schreiben, tun sie das in meinen Augen nicht aufgrund von Wulffs Verfehlungen, sondern aus eigenen Motiven - weil Wulff nicht "ihr" Bundespräsident ist, er sich von der Springer-Presse ferngehalten hat, nicht ihre Agenden verfolgt.
Wulffs Aussage zum Islam in Deutschland z.B. könnte in meinen Augen einigen bei "Bild" auf den Magen geschlagen sein.
Wenn nun "Bild" mit ihrer Kampagne erfolgreich wäre, wäre das nicht ein Erfolg der Bösartigen, ein Lohn für Bösartigkeit?
Würden "Bild" und Springer nicht damit eine Macht bekommen, die ihnen nicht zukommt, die sie nie erhalten sollten?
Fragen wie jene dieses Journalisten empfinde ich als unter die Gürtellinie zielend, das ist nachtreten.
Ein seltener Fall, daß ich etwas für einen Konservativen in die Waagschale lege...
Ich empfinde die Affäre auch als unwürdig, allerdings liegt der Beginn der Unwürdigkeit für mich in den Umständen seiner Wahl. Ein Bundespräsident muss in meinen Augen von seiner Herkunft her über den Instanzen stehen können, und das wird erschwert, wenn er als Ministerpräsident von der Bundeskanzlerin ins Rennen geschickt und dann erst nach Gezerre gewählt wird.
Wulff hat danach für mich zu viel geschwiegen, was er gesagt hat, seine Äußerungen zur Stellung de Islam in Deutschland, halte ich aber für gut und richtig.
In dieser Richtung sollte er weiter wirken können in meinen Augen.
Kein Fußbreit für Springer!
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