Die Osthoff-Entführung

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Windsbraut
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Sa 10. Dez 2005, 12:48 - Beitrag #61

Zitat von Ipsissimus:windsbraut, ich will nicht vorsetzlich böse sein, wirklich nicht. Aber ich finde absolut ignorant, dümmlich und jeder Definition von Intelligenz spottend den Selbstfreispruch des Westens durch seine Medien, die an den unterdrückten Völkern das kritisieren, was westliche Industrienationen denen zuerst angetan haben.

Du bringst Leute um, und wunderst dich, daß sie sich rächen wollen. Hör doch einfach auf, sie umzubringen, oder ist das deinen Ölmultis nicht zumutbar?

Dein an Zynismus der bösartigen Sorte nicht zu überbietendes Argument scheint zu lauten "wir werden nicht aufhören euch zu quälen, wie immer uns gelüstet. Wenn ihr aber wenigstens gelegentlich an unserer Kotze in Form von Almosen lecken wollt, dann tut so, als seiet ihr absolut begeistert von uns, und lasst uns ansonsten in Ruhe machen, wir machen es sowieso."


Als ich das gelesen habe, dachte ich spontan: Der Typ hat einen neben sich herlaufen. Dann dachte ich: Der kann nicht lesen. Dann dachte ich: Der zitiert extra aus dem Zusammenhang gerissen, damit sein Weltbild nicht ins Wanken gerät.

Zu deinem seltsamen - weil in der direkten Rede an mich verfassten - Beitrag nur soviel:

Wenn deine Lesekompetenz so eingeschränkt ist, dass du

a) gleich eingangs dieses Themas nicht weißt, wofür Frau Osthoff sich eingesetzt hat und ihr unterstellst, lediglich eine Grabräuber-Archäologin zu sein (wobei man fast überall nachlesen konnte, worin ihre Arbeit tatsächlich bestand) und dann

b) mein Posting nicht richtig begreifen kannst (ich unterschied nämlich im weiteren Verlauf meines von dir verstümmelten Postings noch zwischen persönlicher Empörung und medial erzeugter Empörung),

dann kann ich deinen Beitrag einfach nicht ernst nehmen. Sorry. Denn es drängt sich mir der Eindruck auf, dass du Sachverhalte verbiegst, damit sie deine vorgefasste Meinung bestätigen.

Du scheinst Schwierigkeiten damit zu haben, Dinge aus mehr als einem Blickwinkel zu betrachten. Das persönliche Drama einer Frau, die unschuldig in eine furchtbare und wahrscheinich sogar lebensgefährliche Situation geraten ist, berührt mich und macht mich traurig. - Wie die Medien dies behandeln, ist ein ganz anderes Thema.

janw
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Sa 10. Dez 2005, 15:49 - Beitrag #62

Windsbraut, das Problem ist, daß einige Völker oder anders definierte Entitäten durch erlittenes Unrecht bzw. ungefragte Einmischung in ihre Angelegenheiten derart "den Kanal voll" haben, daß ihnen jedes Mittel recht ist, sich gegen weitere Intervention zu wehren.
Und umgekehrt wird auf unserer Seite jedes Opfer dieses sich-wehrens als besonders ungeeignet für die Opferrolle herausgestellt.

Beides ist, "von oben" betrachtet, verständlich.

Allerdings ist es auch mal eine Betrachtung wert, daß durchaus recht viele Iraker nicht mit der Entführung einverstanden sind, auch einige exponierte und durchaus der West-Kollaboration unverdächtige Persönlichkeiten.

Insofern ist IMHO weder die Glorifizierung von Frau Osthoff dienlich (wahrscheinlich würde sie selbst sie auch ablehnen), wie auch die Rechtfertigung aller Übergriffe im Irak allein mit den Übergriffen des Westens.
Das Zwielicht ist breiter als das Licht und das Dunkel, denke ich.

Windsbraut
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Sa 10. Dez 2005, 16:08 - Beitrag #63

Jan, mache ich den Eindruck, als begriffe ich das nicht? Ich habe meine Einstellung zu dem Thema doch wirklich "für Doofe" formuliert, oder? ;)

Es ging um "heuchlerische Empörung" - und in diesem Zusammenhang bat ich zu differenzieren zwischen persönlicher Empörung, die mMn selbstverständlich ist, wenn einem Unschuldigen Gewalt angetan wird, und der durch Medien instrumentalisierten Empörung, die man natürlich kritisch sehen muss. Daher auch mein zusätzliches Beispiel Kahled el Masri.

Feuerkopf
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Sa 10. Dez 2005, 16:51 - Beitrag #64

Jetzt hängt das ganze mal wieder ein bisschen tiefer.

Ich sehe hier zwei Arten der Empörung. Einmal die direkte, die sich festmacht an der Entführung einer engagierten Frau, der man nun wirklich keine Blauäugigkeit vorwerfen kann à la "Ich muss jetzt mal den armen Irakis helfen fahren."
Frau Osthoff kennt sich mit Land und Leuten aus, sie spricht die Sprache und gehört der Religion an. Wahrscheinlich weiß sie über die Historie des Irak mehr als die meisten Iraker.
Dieser Empörung schließe ich mich übrigens an. Es geht nicht an, irgendwelche Leute zu verschleppen und mir ist es auch wurscht, ob es Männer, Frauen, Deutsche oder Einheimische sind.
In diesem Krieg bzw. der chaotischen Nach-Kriegszeit kühlen sich im Irak auch Gangster ihr Mütchen, ganz "normale" Verbrecher, die Geld abzocken wollen.
Die haben mit irgend einer Moral überhaupt nichts am Hut.
Ich neige immer mehr zu der Meinung, dass Frau Osthoff von solchen Gangstern entführt worden ist, denn jede politische Organisation hätte das anders und geschickter angefangen.

Dann gibt es die indirekte, mehr intellektuelle Empörung. Sie wägt ab, sie rechnet gegen. Und sie hat stellenweise einen merkwürdigen fatalistischen Anstrich, so, als könne man nichts gegen Grausamkeiten und Willkür egal von welcher Seite unternehmen.
Die USA stehen z. Zt. weltweit am Pranger wegen ihrer Methoden. Die deutschen Politiker, die das verschleierten, ebenfalls. Was wollen wir denn noch mehr? Realistisch betrachtet, ist das schon eine Menge. Immerhin muss die Außenministerin der letzten Weltmacht ziemlich kleine Brötchen backen und den Mist ausbaden, den wahrscheinlich ihre Vorgänger und Geheimdienstbosse ausgeheckt haben.
Es ist blauäugig, zu erwarten, dass die USA vor irgendein Tribunal zitiert werden, aber es wird in den USA mit Sicherheit entsprechende Untersuchungen geben. Das ist in dem Land nämlich möglich!

Es ist auch gut, dass der von der CIA entführte Deutsche ursprünglich arabischer Herkunft ist. Da können wir hierzulande mal gleich testen, wie weit her es ist mit unserer Solidarität.

Windsbraut
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Sa 10. Dez 2005, 17:35 - Beitrag #65

@ Feuerkopf: Sind wir irgendwie verwandt? ;)

Feuerkopf
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Sa 10. Dez 2005, 19:08 - Beitrag #66

Scheint so. :cool:

Ich habe übrigens noch eine Besonderheit in diesem Thread festgestellt: Die mehr spontane Entrüstung kam hier von Frauenseite. Vielleicht, weil eine Geschlechtsgenossin betroffen ist?

Lykurg
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Sa 10. Dez 2005, 19:27 - Beitrag #67

Feuerkopf, jetzt bin ich aber spontan entrüstet ;)
(und nicht nur, weil eine Fachgenossin betroffen ist).^^

Windsbraut, du sprichst mir aus der Seele.

Aydee
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So 11. Dez 2005, 17:45 - Beitrag #68

OT:
@Feuerkopf
Halte ich für einen Zufall ,-)

Aber einschränkend, sind Frauen vielleicht eher bereit, Gefühle zuzugeben. Jedoch nur allgemein, hier für die Matrix gilt das imo weniger. Von daher eben doch: Zufall ;-)

janw
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So 11. Dez 2005, 18:05 - Beitrag #69

Aydee, dann muss ich doch mal die Ehre der Männer retten ;)

Natürlich tut die Frau mir leid, und ich hoffe, daß sie so schnell wie möglich wieder frei kommt. Und wenn Windsbraut und andere hier vielleicht einen anderen Eindruck gewonnen haben mögen, tut mir das leid. Ich...habe diesen Punkt einfach für so selbstverständlich gehalten, daß ich darauf nicht mehr eingegangen bin.
In dem Zusammenhang...ist die mediale Betrachtung auch schon wieder verräterisch, wenn sie zur Begründung der Entrüstung auf die Wohltaten der Frau Osthoff rekurriert. Im Sinne einer ehrlichen Wertbetrachtung des Menschen würde es quasi genügen, daß sie nicht in dunkle Machenschaften verwickelt ist, und selbst dann wäre sie als Mensch von derartigen Zumutungen auszunehmen.

Den Wert des Menschen angesichts dessen ständiger Vernachlässigung offen in Frage zu stellen, ist gegenüber dieser medialen "Entrüstung nach gusto" ein anderer Weg, der als solcher der Kritik offen steht.

Aydee
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So 11. Dez 2005, 19:38 - Beitrag #70

OT:

Brauchst du eigentlich nicht wirklich ;-)
Ich spreche Männern doch keine Gefühle ab - schließlich sind sie ja auch Menschen ^^ - und von Zeit zu Zeit beneide ich einige von ihnen um ihre "Zurückhaltung" hierin (oder ist es Kontrolle....?) Und sehr viele Männer tun sich zwar noch immer ein bisschen schwer in der Öffentlichkeit Gefühle zu zeigen, aber die meisten werden weniger ;-) Rasant ;-)

Und so wie viele gehe ich erst einmal davon aus, dass so ziemlich niemand irgendeiner Geisel wo auch immer den Tod wünscht oder kein Mitleid für dieses Menschen empfindet. Als Mensch, der so engagiert ist, wie diese Frau, bewundere ich sie. Auf der anderen Seite MUSS sie sich - imo - dieses Risikos bewusst gewesen sein. Einfach nur aus dem Verhältnis dieser Welt und der unseren (westlichen) heraus. Dass ihr Engagement größer ist als ihr Bestreben um ihre eigene Sicherheit, rechne ich ihr auch riesengroß an. Dennoch....
(aber weniger sie ist es, bei deren Reaktion ich den Kopf schüttle....)



Mein posting galt auch eher dem Frauen, die da wohl eher Empörung zeigen würden. Denke ich nämlich nicht :-)
Meine Empörung zB hält sich ziemlich in Grenzen. Nicht dass ich dieser Frau oder irgendjemand anderer/m in einer solchen Situation den Tod wünschen würde, beileibe nicht. Jedoch viel mehr wünschte ich solche Situationen würden gar nicht erst entstehen. Und vorallem dass, WENN eine solche Situation WIEDER EINMAL eingetreten ist, dann wünschte ich, dass dann nicht immer zu hellauf überrascht und empört reagiert würde.
Es passiert doch immerzu und immer wieder - warum dann noch immer überrascht sein....?

Verstehst du so ungefähr, wohin meine Überlegungen gehen....? oO


Empfindet ihr immer für einen anderen Menschen wenn ihr von seinem Schicksal(sschlag) hört...?

/OT.

Elbereth
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So 11. Dez 2005, 20:52 - Beitrag #71

Und vorallem dass, WENN eine solche Situation WIEDER EINMAL eingetreten ist, dann wünschte ich, dass dann nicht immer zu hellauf überrascht und empört reagiert würde.
Es passiert doch immerzu und immer wieder - warum dann noch immer überrascht sein....?


Dem kann ich absolut einschliessen (obwohl ich auch eine Frau bin ;) ). Vorhin wurde zwischen der persönlichen Empörung und der medialen unterschieden, aber wodurch kommt diese persönliche Empörung überhaupt zustande? Doch erst durch die Medien, die uns diese ganze Entführung schön dramatisch präsentieren. Es gibt auch viele andere tragische Schiksale, doch davon wird nicht berichtet. Die Empörung entsteht also nur bei den Fällen, die in den medien beleuchtet werden. Sonst würde sich kein Mensch für Frau Osthoffs Leben und Arbeit interessieren. Deswegen ist ihr Schicksal für mich eben nicht "besonderer" als der der anderen zahlreichen Entführten...

Lykurg
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Mo 12. Dez 2005, 02:05 - Beitrag #72

Nein, schlimmer als andere Fälle, von denen ich nichts weiß, ist es sicherlich nicht - aber dieser Fall fordert, da unser (scheinbares?) Wissen durch die breite Berichterstattung und unser Interesse durch die aufgeheizten Darstellungen angefacht wird, in besonderem Maße heraus. Nicht "besonderer", aber als Beispielfall sowohl geeigneter als auch problematischer. Denn über irgendeinen hier unbekannten entführten Iraki oder sogar US-Amerikaner würde sich hier wohl kaum jemand äußern. :rolleyes:

janw
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Mo 12. Dez 2005, 02:16 - Beitrag #73

Naja, Lykurg, ich kann ja mal...gestern wurde die Leiche eines Ägypters gefunden, der für die Besatzungstruppen gearbeitet hatte und verschleppt worden war.
Natürlich auch ein Mensch. Aber der kleine Unterschied ist, daß er sich für Geld verdingt hat, für einen Job in einem Krisengebiet, und mit der Verdingung Partei nehmend. Hier kann durchaus von Berufsrisiko gesprochen werden, wie auch bei Soldaten.

Was mir erst heute richtig klar geworden ist: Der Vorsitzende des Deutschen Islamrates hat gegen die Entführung protestiert und sich als Ersatzgeisel für Frau Osthoff angeboten.
Gewürdigt hat das...Herr Schäuble. Verwundert steh ich da und staune...

Ipsissimus
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Mo 12. Dez 2005, 10:05 - Beitrag #74

Windsbraut, ob du wirklich einschätzen kannst, welche Perspektiven mir zugänglich sind ...

Was, meinst du, muss ich machen, um mir die 1000ste Wiederholung des Urteils zu Gemüte zu führen, daß diese Entführer Verbrecher seien?

Und wo kann ich mich zum 1000sten Mal darüber informieren, wie erstaunt ich zu sein habe, wie absolut unverständlich und unvorhersehbar ihr Tun sei?

Richtig, ich schnappe mir die nächst beste Zeitung, oder lese den nächst besten Forenbeitrag, die/der sich mit der Thematik beschäftigt. Die Perspektive, von der du annimmst, sie sei mir nicht zugänglich, ist tatsächlich diejenige, die uns um die Ohren geschlagen wird, als sei sie die einzig mögliche.

Nun gut, es sei so. Diese Leute sind Verbrecher und ihr Tun ist ganz und gar unverständlich.

...
...
...

und?

Ist die Osthoff schon frei? Haben die Entführer unter der Macht unseres moralischen Verdikts ihr "mea culpa" gesprochen, die Osthoff unter Tränen freigelassen und sich in einen Abgrund gestürzt? Habe alle ihre Hintermänner und -frauen ihrem verwerflichen Tun abgeschworen und werden es nie wieder tun?

Nein? Wieso nur nicht?

Vielleicht weil es nichts taugt? Weil mensch Kriege nicht verhindern kann, wenn mensch zwar empört ist, aber im übrigen nicht verstehen will, wie und wieso sie entstehen, weil mensch dabei seine eigene Rolle kritisch hinterfragen müßte?

Ich bleibe dabei. Wir müssen nicht verstehen. Dann brauchen wir uns aber auch nicht zu wundern, daß wir uns wundern müssen.

Feuerkopf
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Mo 12. Dez 2005, 10:40 - Beitrag #75

Ipsi,
es sind zwei unabhängige Dinge, ob ich etwas verwerflich finde oder ob ich es verstehe.
Das eine ist im weitesten Sinne eine moralische Haltung, das andere hat was mit kognitiven Fähigkeiten zu tun und der Einsicht in gesellschaftliche Umstände.
Beispiel: Ich kann Hitler für den größten Psychopathen aller Zeiten halten und seine Handlungen für unverzeihlich, ich kann aber auch verstehen, wie er dahin gekommen ist, so und nicht anders zu sein. Damit entschuldige ich überhaupt nichts.

Natürlich ist es sinnvoll, die Beweggründe der Entführer zu entschlüsseln. Nur dann kann ich mit ihnen verhandeln, und zwar entweder verhandle ich mit "profanen" Gangstern, die sich schlicht bereichern wollen oder mit "politischen" Gangstern, die für ihre Sache eiskalt kalkulierte kriminelle Handlungen begehen oder mit verzweifelten Widerständlern, denen nichts besseres einfällt, als kriminell zu handeln.
Meine grundsätzliche Bewertung der Tat, nämlich sie für kriminell zu halten, ändert sich nicht, aber möglicherweise der Verhandlungsansatz, weil ich verstehe, was dahinter steckt.

Ipsissimus
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Mo 12. Dez 2005, 10:53 - Beitrag #76

im Prinzip einverstanden, Feuerköpfle; die von dir angebotenen 3 Kategorien zeigen jedoch ziemlich deutlich das Problem; daß wir immer noch nicht bereit sind, uns zu fragen, wie eigentlich die Welt aus der Sicht dieser Menschen aussieht, wie WIR und unser Tun eigentlich aus der Sicht dieser Menschen aussehen. Solange wir auf der Position unserer eigenen moralischen Überlegenheit sitzen, von der aus wir bestenfalls einen Mitleidsbonus zuzugestehen bereit sind (verzweifelte Widerstandskämpfer), werden wir nicht wirklich etwas anderes verstehen, außer daß wir die Tollen sind. Das wußten wir aber schon vorher^^

Windsbraut
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Mo 12. Dez 2005, 11:31 - Beitrag #77

Ich gebe noch einmal zu bedenken, dass die Entführer vielleicht gar keine politischen Gründe für ihre Tat haben: Vielleicht geilen sie sich einfach an der Macht auf, die sie über eine wehrlose Person haben. - Vielleicht wollen sie einfach nur Geld.

Da nützt dann alles Verständnis der Welt nichts, denn dann geht es um das, was man "niedrige Beweggründe" nennt.

Bislang gibt es überhaupt keine Nachricht von den Entführern - insofern ist jede Interpretation ihrer Beweggründe fruchtlose Spekulation.

Ipsissimus
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Mo 12. Dez 2005, 12:18 - Beitrag #78

Windsbraut, ob es um niedere Beweggründe geht, ist genau die Frage - und wenn du deinen letzten Satz wirklich ernst nehmen würdest, dürfte der Tenor deiner Ausführen vielleicht nicht ganz so selbstveständlich die Verurteilung der Entführer implizieren, denn möglicherweise sind es keine machtgeilen Säcke.

Windsbraut
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Mo 12. Dez 2005, 12:30 - Beitrag #79

Zitat von Ipsissimus:...dürfte der Tenor deiner Ausführen vielleicht nicht ganz so selbstveständlich die Verurteilung der Entführer implizieren, denn möglicherweise sind es keine machtgeilen Säcke.


Es scheint mir, als würde hier eher "selbstverständlich" von politischen Motiven ausgegangen. Klar, das kann sein - muss aber nicht. Ich biete nur einen anderen Blickwinkel an.

Ipsissimus
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Mo 12. Dez 2005, 12:38 - Beitrag #80

nun, zumindest haben unsere Medien die politische Dimension der Sache begriffen; und auch unser Altbundeskanzler scheint mit seinem medienwirksamen "Lassen Sie Frau Osthoff frei" in zu dieser Auffassung gekommen zu sein

mir geht es nicht darum, die Entführer freizusprechen oder zu verurteilen. Ich sehe mir einfach die Situation im Irak an und muss nicht verwundert sein, wenn solche Dinge geschehen. Es ist noch nicht mal echte Prophetie, wenn ich behaupte, sie werden sich wiederholen. Ob wir es dann auch wieder verwundert nicht für möglich halten?

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