Yanapaw, wenn du ernsthaft bezweifelst, daß der 2te Golfkrieg eine Invasion zur Sicherung des Ressourcenzugriffs war, dann kann ich dich nur noch zu der glücklichen Welt beglückwünschen in der du lebst. Wenn du die - gelinde gesagt - Verbindungen von Bush und Co zu amerikanischen Ölfirmen bestreitest, solltest du dich besser informieren.
Mich beglückwünschen solltest du eher dazu, dass mein Denken nicht Propaganda-induzierten Stereotypen von per se bösen Kapitalisten und Opferlämmern unterworfen ist. Ich bin sogar exzellent informiert, über den 2ten Irakkrieg, weil Kriegsmotivation und Kriegsführung eines meiner Interessensgebiete ist, von daher kann ich über das Mc-Moore Gewächs vom Ölkrieg nur milde lächeln... Aber ich will ja nicht nur behaupten, sondern argumentieren:
Vorm Krieg, war die wirtschaftliche Situation angespannt, die politische Situation war diffizil, man hatte 2 Feinde, die sich gegenseitig in etwa ausglichen und die Gefahr einer Solidarisierung war minimal. Die Unterstützung Irans war eingestellt worden, wegen Wegfalls der Ayatollah-Subventionierung und man war sich des iranischen Gefahrenpotentials absolut bewusst. Israel diente als ein Prellbock, Irak als der Andere, zudem hatte man mit Irak einen stabilisierenden Einfluss, der mit drakonischer Unterdrückung für Stabilität in der Region sorgte, der Ölpreis blieb stabil und Investitionen in dem Gebiet waren gesichert, wie sich an russischen und französischen Firmen zeigte.
Aber der amerikanische Anteil an diesem Kuchen war zu gering, den galt es zu vergrößern, ist es also wahrscheinlich, dass man Stabilität in Instabilität verwandeln wollte, die per se schlechter für alle wirtschaftlichen Prozesse, außer der Rüstungsindustrie ist? Wenn man Waffen hätte exportieren wollen, dann wäre der Plan aufgegangen, aber US-amerikanische Waffen sind nicht die Mordutensilien der Wahl in Nahost, das sind russische Fabrikate, das kann also nicht die Motivation gewesen sein. Der Krieg wurde ja angeblich wegen dem Öl geführt, für Öl ist Stabilität aber unerlässlich, erst dann wenn man das Öl in Besitz genommen hat, dann sorgt man für Instabilität, um den Profit zu maximieren, das liegt auf der Hand. Den Stabilitätsgarant Hussein gegen eine mehrheitlich nicht aktzeptierte Marionettenregierung einzutauschen, kann keine wirtschaftliche Zielsetzung gewesen sein. Hinzu kommt die absolute Vorhersehbarkeit dieser Entwicklungen, das schnelle Ende der konventionellen Kriegsführung war ebenso absehbar, wie der Fall in den Bürgerkrieg nach der Beseitigung des charismatischen Führers und dessen Schergen. Welchen konkreten Ntuzen also hatte das alles? Wirtschaftswachstum ja das durchaus, aber Wirtschaftswachstum durch Aufträge, die nicht ausgeführt werden können, weil die politische Situation es nicht zulässt, innenpolitische Stimmenverluste, die eine Wiederwahl sehr unwahrscheinlich machten, außenpolitischer breiter Ansehensverlust, breite Opposition von asiatischen Staaten und vom alten Gegner des kalten Krieges, nicht zu vergessen exorbitant hohe Staatsausgaben und Verschuldung und das alles nur für größtenteils gefaktes Wirtschaftswachstum und potentiellen Zugriff auf Ressourcen? Das zu glauben, heißt die Komplexität der Situation nicht einmal im Ansatz verstanden zu haben...
Die Menschenverachtung und Skrupellosigkeit, die ein solches Unterfangen voraussetzt, könnten wesentlich sinnvoller und profitabler in anderen Szenarien eingesetzt werden (z.B. Iranisch-Irakischer Krieg, amerikanische und israelische Unterstützung des Irak unter dem Vorwand chemischer und nuklearer Waffen, bei der konventionellen Zerstörung des Iran, Iran wird irakisches Protektorat zur Stabilisierung der Region, die Ressourcen werden brüderlich geteilt und Hussein verpflichtet sich zum Verzicht auf Trägerraketen, das hätte weniger Spannungen, weniger Kosten und hundertmal mehr Profite eingebracht und wäre wesentlich einfacher durchführbar gewesen, ohne Besetzungsproblematik, ohne terrorismus, ohne Chaos, die eleganteste Lösung mit einer amerikansich-israelischen Insel im Iran, zum Schutz der kulturellen Gebiete (Ölfelder))
Im 2ten Golfkrieg vornehmlich wirtschaftliche Interessen wahrzunehmen, heißt nicht nur, die Situation zu verkennen, es heißt auch die Planer und Strategen auf amerikansicher Seite zu Schwachköpfen abzuqualifizieren, die wirtschaftlichen Prozesse völlig falsch oder bestenfalls nicht zu verstehen und langfristige Kosten-Nutzen Erwägungen völlig zu ignorieren, steigende Aktienkurse, dafür aber stetigfallenden Dollar als Wirtschaftswachtum zu sehen, dazu allerdings an dieser Stelle meine herzlichsten Glückwünsche, wenn wir gerade so am zicken sind...