Welches Ereignis des zweiten Jahrtausends hat euch geprägt?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Windsbraut
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So 3. Jun 2007, 12:19 - Beitrag #61

Zitat von Lykurg:...und natürlich kann man auch unmöglich sagen, daß unsere gesamte Gesellschaft auf einem einzigen Ereignis aufbaute]

Und nichts anderes habe ich meinen letzten - wieviel? - siebenhundert Posts gesagt.

...hätte ich den Thread selbstverständlich auch in den Smalltalk setzen können.


Nun, er steht unter dem Oberbegriff "Politik und Geschichte" und meine Antworten - als Historikerin :D - waren auch nicht als netter Smalltalk gemeint. Mein Tampon-Beispiel war ein bisschen ironisch, und ich habe das auch deutlich gemacht. Es sollte aber zeigen, dass es eben oft die kleinen Dinge sind, die großen Einfluss haben. Dies ist kein Smalltalk, das ist historische und Lebens-Erfahrung.

Kritik von Beispielen und Argumenten soll dabei keineswegs eine Kritik der dahinterstehenden Personen bedeuten, auch wenn das vielleicht dem einen oder anderen so vorkommen mag. Sollte ich jemanden durch Argumente verletzt haben, bedaure ich das sehr.


Lykurg, es ist einfach eine andere Auffassung von Diskussion, die ich habe. In den meisten Threads hier in der Matrix läuft es darauf hinaus, dass die immer gleichen Leute praktisch jedes Thema in die gleiche Richtung drücken. Das ist ermüdend und mir fällt auch wieder ein, warum ich mich hier so lange nicht mehr gemeldet hatte. Zwar liegen mir einige Member hier am Herzen, aber das reicht eben nicht, um mich mit einem "Diskussions"stil anzufreunden, der meinem Verständnis von Austausch widerspricht.

Insofern möchte ich den Thread auch nicht weiter ver-off-topic-en und ziehe mich wieder zurück. Es gibt eben Foren, in denen weit offener diskutiert wird und verschiedene Aspekte ein und desselben Oberthemas gleichberechtigt nebeneinander stehen und die Member froh sind, andere Blickwinkel kennelernen zu können.

Also noch einmal: :wink: und weitermachen!

Maurice
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So 3. Jun 2007, 14:25 - Beitrag #62

*Vermittlerrolle spiel*


e-noon
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So 3. Jun 2007, 15:01 - Beitrag #63

ich finde, das Gebiet Politik und auch Philosophie ist von der Männerwelt irgendwo gepachtet, und das nicht nur im realen Leben
Das finde ich nicht, ich vermute, es kommt mehr auf die Art und Weise an, wie man postet, und nicht auf das Geschlecht des Schreibers... Zumindest hier im Forum kann ich nicht feststellen, dass Frauen in diesen Themen diskriminiert werden.

also, mir war auch ganz mulmig zumute, als ich mich hierzu geäussert hatte
Mir nicht, nur um einmal klarzustellen, dass das nichts mit Frau-Sein zu tun hat...
lasst doch gewisse Ansatzpunkte einfach so stehen ,wenn sie wirklich akzeptabel erscheinen....
Darum bemühe ich mich ^^ Allerdings geht es in einer Diskussion, wie Lykurg auch schon klargemacht hat, um den Austausch von Argumenten, mit dem Ideal, durch Argumentationen einen Konsens zu erzeugen - wenn mir also ein Ansatzpunkt nicht plausibel ist, dann sage ich das und erkläre auch immer, warum.
Mein Tampon-Beispiel war ein bisschen ironisch, und ich habe das auch deutlich gemacht
Das ist mir entgangen, ganz im Ernst. Wie ironisch ist ein "bisschen ironisch", und wie meinst du, das deutlich gemacht zu haben? Hätte ich Anzeichen dafür entdeckt, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht, das argumentativ zu widerlegen, aber bei jedem dieser Versuche hast du mit vehementer Verteidung des Tampons reagiert, zumindest kam das bei mir und offenbar auch bei den anderen Diskussionsteilnehmern so an. Vielleicht zeigst du mal an ein paar Beispielen, worin sich diese Ironie äußert?

@Topic: Soweit es mich betrifft, steht jetzt Buchdruck an erster Stelle und Waffentechnik ganz allgemein an zweiter Stelle. Dahinter kommen in gemischter Reihenfolge Industrialisierung, Entdeckung Amerikas (mit den Folgen für die Ureinwohner, die Neusiedler, die Sklaven, die dorthin verschifft wurden, der Unabhängigkeitserklärung und den Menschenrechten in Europa, die dadurch stark geprägt wurden... ich denke, damit sind alle Kontinente (außer Australien) betroffen) und die Weltkriege (Nationalismus?). Von mir aus können wir auch zwei, drei verschiedene Sachen an erster Stelle stehen lassen, denn wer könnte schon beurteilen, wie das mit den Menschenrechten ohne Alphabetisierung der Bevölkerung wäre oder die Eroberung verschiedener Kontinente ohne gute Waffen... :confused:

Yanāpaw
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So 3. Jun 2007, 15:13 - Beitrag #64

Milena,

ich kann nur - und tue das auch stets - für mich sprechen, insofern liegt es auf der Hand, dass ein Thread im Smalltalkbereich anders aussähe, als der gleiche Thread im Geschichte-Bereich. Ich habe auch überhaupt kein Problem damit Punkte, deren Berechtigung ich anerkenne unkommentiert zu lassen, aber wenn eine Meinung vorgetragen wird, die meiner Ansicht nach die Realität verzerrt oder verfälscht, dann halte ich es für legitim das zu thematisieren. Die Reaktion von Windsbraut zeigt mir einmal mehr, dass Kritikfähigkeit eben nicht wirklich weit verbreitet ist. Ein Dialog besteht nicht daraus, dass jeder irgendwas labert und es besteht keine Verzahnung. Wie viele Gespräche hast du schon geführt, die du im nachinein als gute Gespräche bewerten würdest in denen dein Dialogpartner deine meinung immer bestätigt und nie hinterfragt? Das ist kein Dialog, das sind 2 Monologe, die zufällig im gleichen Thread stattfinden.

Es ist ja nicht so als würden Menschen zerrissen, wenn sie eine zur Realität inkongruente Meinung vortragen. Aber wenn man sie auf 80 verschiedene Arten darauf hinweist und sie beharren darauf, dann müssen sie auch mit entsprechender scharfer Kritik rechnen, der Thread thematisiert nämlich weder Wunschträume noch Kinderbücher, er thematisiert ganz zweifellos die Realität und die sieht anders aus, als das hier teilweise zusammengesponnen wird. Ist es illegitim darauf hinzuweisen? Ist es also so, dass du keine Diskussion willst? Ich glaube es zwar nicht, aber vielleicht ist es ja so, dass du wirklich Threads haben möchtest in denen Fragen gestellt werden und jeder postet seine Meinung, es kommt zu keiner Diskussion, keiner Argumentation, einfach eine Auflistung von Meinungen. Ich persönlich finde einen Meinungsaustausch ohne folgende Diskussion absolut nutzlos. Was bringt mir das? Menschen tragen ihre Meinung vor, ohne sie zu begründen, das heißt ich gewinne keine Erkenntisse, kein Wissen, keine Argumentationsmuster oder Strukturen, ich kenne danach die Meinung der Beteiligten. Ist es das, was du willst? Das Blog-Gespräch? Wahrscheinlich empfinden einige diesen post schon wieder als Affrant dir gegenüber, obwohl ich dich mit keinem Wort angegriffen habe, sondern lediglich deine Meinung erfragen wollte, aber der schöne Schein der Eintracht muss gewahrt werden...

Um das abzuschließen, purer Meinungsaustausch ist intelektuell unbefriedigend, ist smalltalk. Dieser Thread wurde aber nicht im smalltalk aufgemacht sondern unter DISKUSSION. Disskussion ist aber nicht Meinungsaustausch, Diskussion ist das Begründen der eigenen und das hinterfragen der fremden Meinung und wer das nicht möchte, der ist in einer Diskussion einfach mal grundlegend fehl am Platz, genau wie ich in diesem Forum. ^^ Schon erstaunlich, das dieser absolut simple Zusammenhang Menschen vor so gravierende Verständnisprobleme stellt. ;)

Milena
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So 3. Jun 2007, 17:56 - Beitrag #65

...ne is schon okay Yanapaw......;)..hast auch irgendwo recht.....^^

janw
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So 3. Jun 2007, 20:10 - Beitrag #66

Tja, was ist nun wieder passiert?

Nach meinem Eindruck hat es hier 3 Versionen gegeben, für wen ein Ereignis prägend gewesen sein soll:
- Welches Ereignis... hat Euch geprägt? (Threadtitel)
- welches Ereignis[...] unsere gegenwärtige Gesellschaft [...] wohl am stärksten geprägt habe.(Lykurg)
- Bleiben pi mal Daumen fünf Milliarden Menschen, die es direkt betrifft,[... ](e-noon, nicht als erste)

Ich denke, je weiter man die von der Prägung betroffene Gruppe ausdehnt, umso grundlegendere Ereignisse geraten in den Focus, und umso schwerer wird es zugleich, eine "individuelle" Betroffenheit zu empfinden, wie sie der Beginn des threads impliziert.

Ich komme nicht ganz, dafür umso lieber, ;) umhin, Windsbraut zuzustimmen - ohne die Entwicklung des Frauenrechtsbewusstseins mit seinen Meilensteinen und die sexuelle Befreiung der Frau durch die Pille wäre unsere Gesellschaft nicht die heutige.

Die Erfindung des Buchdrucks ist sicher gleichrangig, wenn man die Bedeutung der Informationsverbreitung für die soziale Bewusstseinsbildung betrachtet, der Universalienstreit...meint Ihr nicht, Kirche hätte nicht auch so ihre Dominanz eingebüsst, sooner or later?
Der Thesenanschlag Luthers - wenn er denn so stattgefunden hat - sicher, er hat in der Konsequenz und in Folge des 30 jährigen Krieges zu der deutschen Mittelmäßigkeit geführt, ohne die vielleicht Preußen und die Folgen nicht so gekommen wären.

Letztlich habe ich aber meine Probleme mit diesen Entwicklungen auf der männlichen Seite...für mich haftet ihnen etwas an von "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich", während die Entwicklung auf der weiblichen Seite immer ein "trotzdem" war, das historisch eigentlich Ungeplante.

Aber mir fallen noch einige Ereignisse ein:
Die Veröffentlichung über das Massaker von My-Lai, die einen deutlichen Stimmungswandel in usa und auch hierzulande bewirkt hat - mit ausschlaggebend für die Studentenproteste von 1968 und letztlich für die Entstehung der Friedensbewegung.

Die Schlacht bei Kalkriese 9 n.Chr., ohne die vielleicht auch Norddeutschland römische Provinz geworden wäre - mit welchen Folgen?

Der Ansturm der Hunnen, mit der letztlichen Folge der Zerstörung des römischen Reiches, ohne welche die europäische Geschichte vlt. etwas anders verlaufen wäre.

EDIT
Wobei, Lykurg wie mich gerade dezent darauf hin, die beiden letzteren Ereignisse natürlich außerhalb des gegebenen Zeitrahmens liegen.


Ansonsten...es wäre vielleicht ganz hilfreich, ironisch Gemeintes ein ganz klein wenig erkennbar zu machen.
Und...jeder hier ist ein echter Mensch, also geht doch so miteinander um, als säßet Ihr Euch gegenüber!

Feuerkopf
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So 3. Jun 2007, 23:06 - Beitrag #67

Dieser Thread zeigt mir, warum ich den Matrix-Kritik-Thread ins Leben gerufen hatte.
Soviel Unwillen zum Verstehen bzw. zum Akzeptieren eines anderen Ansatzes ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Ich klinke mich hier auch aus.

Ach so, das Highlight in diesem Thread, geschreiben von Yana:
Was ist es nur mit euch, dass ihr zwar mitreden wollt, aber eure Meinung dann nicht vertreten könnt/wollt und euch gebärdet als tue man euch Unrecht, wenn man sich erdreistet eure Meinung zu hinterfragen und etwaige Mängel aufzuzeigen... Man könnte meinen man hat es mit Kindergartenkindern im Sandkasten zu tun, statt mit erwachsenen Menschen for cryin' out loud and for fcs. (als Alternative zu _rolleyes_)

Milena
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So 3. Jun 2007, 23:17 - Beitrag #68

.....mmh....jetzt weiss ich auch nix mehr....:crazy:
schon schade irgendwo das Ganze,
wo doch jeder auf seiner Weise ein wenig recht hatte........

janw
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Mo 4. Jun 2007, 01:43 - Beitrag #69

Ach, Milena, manche Männer haben zu viel inner rechten Hirnhälfte^^

Zitat von Yanapaw:der Thread thematisiert nämlich weder Wunschträume noch Kinderbücher, er thematisiert ganz zweifellos die Realität und die sieht anders aus, als das hier teilweise zusammengesponnen wird.

Nun, genau genommen thematisiert er Wahrnehmung, nämlich Wahrnehmung dessen, was unsere Gesellschaft ausmacht, und darauf aufbauend eine Wahrnehmung, welche/s Ereignis/se dafür wesentlich kostitutiv waren - eine hochgradig subjektive Angelegenheit also.
Damit nicht bis ins Letzte zu hinterfragen, wie das hier versucht wurde - hingegen eigentlich ein faszinierender Einblick in die sich wandelnden Weltbilder, mit all ihren zwangsläufigen Widersprüchlichkeiten.

Kinners, wenn ihr das schon nicht begreifen könnt, dann habt wenigstens mal etwas Achtung vor dem Alter, und vor der Damenwelt sowieso!

Ipsissimus
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Mo 4. Jun 2007, 09:54 - Beitrag #70

na ja, als Forenopa würde ich sagen, das mit der Achtung vor dem Alter lasst mal bleiben, die Zähne sind schon noch scharf genug^^

im Moment habe ich aber echte Verständnisprobleme hinsichtlich dessen, worin das Problem liegt^^ irgendwie kommt mir diese Diskussion vor wie viele andere hier auch, man tauscht erst Meinungen und dann Argumente, und in diesem Rahmen findet ein wechselseitiges Hinterfragen und Bestätigen statt. Wenn ich nicht möchte, daß eine meiner Meinungen hinterfragt wird, würde ich sie gar nicht erst zur Debatte stellen, weil das in einer Diskussion nunmal so ist, daß Meinungen hinterfragt werden, das ist das Wesentliche einer Diskussion. Ob diese Hinterfragung im Rahmen dieses Threads nun in jedem Detail formvollendet verlief, mag noch ein anderes Thema sein, aber das Prinzip der Hinterfragung aufzugeben, würde die Grundlage jeglichen Diskurses aufheben.

Ich bin mit meinem Vorschlag des Universalienstreites ja auch auf kräftige Kritik gestoßen. "Irgendwie" finde ich das normal. Wenn ich nur plaudern will - aka: wir sagen einander, wie wir die Dinge sehen und gehen befriedigt auseinander - kündige ich das auch vorher klar an.

Nochmal zum Thema: schon die grundlegende Themenstellung deutet an, daß es sich um eine Frage handelt, bei der mit einem sehr groben Hobel gehobelt werden muss. Das Sosein einer Welt ist nur über die Gesamtverflechtung aller Ereignisse zu verstehen, die zu diesem Sosein führten, das war eigentlich von Anfang an klar. Wenn also nach dem einen Ereignis gefragt wird, kann das nur beantwortet werden unter der Maxime grobfahrlässiger Vereinfachung und schlichter Ignoranz gegenüber anderen Ereignissen. Und bei einem solchen Procedere ist auch klar, daß die Schwerpunktsetzungen höchst subjektiven Maximen folgen, die natürlich alle respektiert werden, was aber nicht dasselbe ist wie daß sie alle unhinterfragt stehengelassen werden.

janw
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Mo 4. Jun 2007, 11:01 - Beitrag #71

*nick*
Wobei ich den Eindruck nicht los werde, daß das Subjektive und die damit verbundene begrenzte Hinterfragbarkeit - man wollte denn die Lebenserfahrung des Posters hinterfragen - nicht von allen so erkannt wurde.

Je mehr ich so nachdenke...der Universalienstreit hat was, zumindest für die denkende Klasse war die Welt danach eine andere.

Yanāpaw
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Mo 4. Jun 2007, 20:14 - Beitrag #72

Wobei ich den Eindruck nicht los werde, daß das Subjektive und die damit verbundene begrenzte Hinterfragbarkeit - man wollte denn die Lebenserfahrung des Posters hinterfragen - nicht von allen so erkannt wurde.


Die begrenzte Hinterfragbarkeit geht aber bis zu intersubjektiv anerkannten Fakten, oder etwa nicht? Muss ich jeden mit Samthandschuhen anfassen ganz egal was für einen Müll die Person von sich gibt, was ist denn das bitte für eine Einstellung? Gehts hier darum zu diskutieren oder um Gruppenkuscheln? Nein eigentlich ist es mir jetzt auch egal, macht was ihr wollt :wink:


Soviel Unwillen zum Verstehen bzw. zum Akzeptieren eines anderen Ansatzes ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Ich klinke mich hier auch aus.

Ach so, das Highlight in diesem Thread, geschreiben von Yana


Genau Feuerkopf, wie üblich zeichnest du dich zuvorderst durch Objektivität aus, einer Objektivität die ihres gleichen sucht. Ich wüsste ja gerne was hier los wäre wenn ich zu deiner Freundin, Schwester, Tante oder was auch immer sie ist "[size=-1]Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten[/size]" gesagt hätte. gj Feuerkopf :pro:

janw
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Di 5. Jun 2007, 01:53 - Beitrag #73

Zitat von Yanapaw:Die begrenzte Hinterfragbarkeit geht aber bis zu intersubjektiv anerkannten Fakten, oder etwa nicht?

Nun, dann kläre mich doch mal auf, was so grundfalsch daran ist, daß Frauen Entwicklungen, die zu mehr gleichberechtigter Teilhabe und Teilnahmemöglichkeiten von Frauen an der Gesellschaft geführt haben, als für das Sosein unserer heutigen Gesellschaft wesentlich erachten.

Man kann darüber streiten, ob es sich bei Windsbrauts diesbezüglichen Vorschlägen vielleicht mehr um Feinmodellierung und Stukkatur handelt, dem zwangsläufig das Sägen und Grobmeißeln voran gegangen sein muss, aber man kommt nicht daran vorbei, daß die vom "Westen" ausgehende Frauenrechtsbewegung unsere Gesellschaft intern nachhaltig geformt hat und auch darüber hinaus einiges an Strahlkraft entwickelt hat. Frau in einem Barrio, einer Favela oder in Burkina Faso mag vielleicht objektiv von einem selbstbestimmten Leben meilenweit entfernt sein - im Kopfe wissen sie aber alle, was sie von ihren Männern zu halten haben.

Mir fällt dabei aber ein, daß ein Politologe bei seiner Emeritierung neulich in Göttingen auf die vielbeschworene "europäische Wertgemeinschaft" einging, indem er einen wesentlichen Trennstrich zwischen den von der Aufklärung beeinflussten Raum, also Euramerika, den auf Rom zentrierten Teil der christlicken Welt, und den Machtbereich der orthodoxen Kirche, der von der Aufklärung ausgespart blieb, zog - mit der Feststellung, die EU von 2004 repräsentiere eben noch ersteres, durch die Erweiterung um Bulgarien und Rumanien sei diese Grenze überschritten worden.

So gesehen wäre also der Zeitpunkt der Kirchenspaltung in Ost- und Westrom die eigentliche Geburtsstunde des europäischen Kulturraumes, und dann hierin der Universalienstreit und später das - falsch übersetzte - "cogito" das Differenzierende.

Ipsissimus
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Di 5. Jun 2007, 11:34 - Beitrag #74

Nun, dann kläre mich doch mal auf, was so grundfalsch daran ist, daß Frauen Entwicklungen, die zu mehr gleichberechtigter Teilhabe und Teilnahmemöglichkeiten von Frauen an der Gesellschaft geführt haben, als für das Sosein unserer heutigen Gesellschaft wesentlich erachten.


das, was an der Frauenrechtsbewegung grundsätzlich falsch ist^^

die Primärerfahrung ist die Unterdrückung, Ausbeutung und Folterei und Tötung von Menschen durch Menschen. Diese Maßnahmen sozialen Miteinanders treffen Frauen und Männer auf der ganzen Welt unterschiedslos, sowohl auf der Opfer- als auch auf der Täterseite. Es ist richtig, daß Frauen unterdrückt werden, weil sie Frauen sind. Das trifft aber genauso für Männer zu. Mann, du bist groß und stark und eine potentielle Gefahr für mich? Dich muss ich mal so richtig klein und fertig machen, damit klar ist, wer das Sagen hat. Das Problem sind nicht die Wölfchen. Das Problem sind die Alphawölfe (die auch Alphaweibchen sein können, wenn sie es auch nur selten sind), die nur Macht im Blick haben, und sonst nichts.

will sagen: das Falsche an der Frauenrechtsbewegung ist, daß sie den Blick wegbewegt von der Menschenrechtsbewegung, die eigentlich notwendig wäre, hin zu einem Partikularproblem. Dieses Partikularproblem ist natürlich ein gewichtiges Element, aber das Leid einer Frau ist nicht deswegen wichtiger als das Leid eines Mannes oder eines Kindes, weil sie eine Frau ist. Ich bin sogar fast geneigt zu sagen, Leid kennt keine Hierarchie, außer sein schieres Ausmaß.

Unter dieser Prämisse - als Teil der Menschenrechtsbewegung - billige ich der Frauenrechtsbewegung natürlich hohe Relevanz zu. Unter dieser Prämisse billige ich sogar zu, daß die spezifische Problematik der Unterdrückung der Frau darin besteht, daß sie in einer Struktur von Machthierarchien am Ende der Kette stehen - unter sich niemanden mehr, an den sie die Prügel weitergeben können, außer an die Kinder, wogegen die Gene meist noch gewichtigen Einwand erheben. Wo diese Relevanz aber dazu missbraucht wird, das Leid der Frauen - inmitten eines Oceans allgemeinen menschlichen Leids - als etwas besonderes, als Das Wesentliche Leid, zu stilisieren - hoch zu sterilisieren, wie einer unser Fußballgroßmeister mal so schön selbstentlarvend meinte - da sage ich: so nicht^^ Und da, wo die Frauenrechtsbewegung nur dazu da ist, aus den Frauen die besseren Männer werden zu lassen, da winke ich sowieso nur müde ab. Wenn Frauenrecht heißt, die Visionen zum Zustand der Welt, wie sie sich aus dem spezifisch weiblichen Sosein entfalten, zugunsten einer Hochglanzpolitur männlicher Visionen zu verraten, dann ist weder für die einen, noch für die anderen substantiell was gewonnen^^

janw
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Di 5. Jun 2007, 12:50 - Beitrag #75

Stimmt schon, es geht nur um Mitmachen beim männlichen Murks, nicht um einen Gegenentwurf...
Aber wenn ich an unseren Handarbeitsunterricht zurück denke...der war nicht darauf aus, Jungs zu Begeisterung am Strümpfestricken zu verhelfen, schade eigentlich...

e-noon
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Di 5. Jun 2007, 17:34 - Beitrag #76

Handarbeitsunterricht........der war nicht darauf aus, Jungs zu Begeisterung am Strümpfestricken zu verhelfen, schade eigentlich...
Bei uns mussten die Mädchen einmal ein Haus stricken, die Jungs durften es malen :o

@Ipsi: Klar sind Frauen nicht per se in ihrem Leid bemitleidenswerter oder was auch immer, aber eine Frauenrechtsbewegung macht trotzdem dann Sinn, wenn Männer quasi alle Rechte haben und Frauen keine. Und das war doch der Fall, also warum eine Menschenrechtsbewegung anstrengen, wenn es einer großen Gruppe schon so gut wie möglich geht? Natürlich ging es auch vielen Männern schlecht und in manchen Teilen der Welt geht es quasi jedem per definitionem schlecht, der das Pech hat, da zu wohnen, aber die Frauenrechtsbewegung wollte (unter anderem) gleiche Rechte für Frauen und hat diese ermöglicht, das finde ich schon wichtig und heiße es gut.


Zitat:
Zitat von Yanapaw
Die begrenzte Hinterfragbarkeit geht aber bis zu intersubjektiv anerkannten Fakten, oder etwa nicht?

Nun, dann kläre mich doch mal auf, was so grundfalsch daran ist, daß Frauen Entwicklungen, die zu mehr gleichberechtigter Teilhabe und Teilnahmemöglichkeiten von Frauen an der Gesellschaft geführt haben, als für das Sosein unserer heutigen Gesellschaft wesentlich erachten.

Nichts ist grundfalsch daran, dies als wesentlich zu erachten... darum ging es aber auch gar nicht, daher weiß ich nicht, warum du das hier anführst...

Maurice
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Di 5. Jun 2007, 20:08 - Beitrag #77

Bestandsaufnahme

Wenn man "Menschenrechtsbewegung" richtig versteht, ist die Frauenrechtsbewegung überflüssig. Und das ist ein analytisches Urteil...
Aber abgesehen davon ist mir jede Rechtsbewegung von ihrem Anspruch unsymphatisch, die "Recht" in irgendeiner Weise überpositiv versteht.

@Janw: Mal sehen wie du dich jetzt rausredest. Ist mal eine richtige Aufgabe, es allen deinen Freunden recht zu machen, wenn sie völlig gegenseitige Ansichten vertreten... aber wenigstens der Universalienstreit scheint dir plötzlich doch wichtig, nachdem Ipsi ihn noch ein paarmal genannt hat. ;)

@Streit:
1. Lykurgs Eingangspost hat deutlich gemacht, was er in diesem Thread diskutieren will. Und das ist, was für Ereignisse der letzten tausend Jahre für die Menschheit von besonderer Bedeutung waren. Wer daraufhin anfängt über Tampons zu reden, hat den Eingangspost entweder nicht verstanden oder nicht gelesen.
2. Lykurgs Threadtitel war missverständlich und hat hier manche verwirrt. Grundsätzlich gilt aber "Eingangspost > Threadtitel". Damit sowas nicht mehr passiert, sollte man sich um eindeutige/passende Threadtitel bemühen.
3. Wenn jemand etwas ironisch meint, soll er sich um eine entsprechende Kennzeichnung kümmern. Wenn niemand die Ironie versteht, ist davon auszugehen, dass man sie nicht ausreichend gekennzeichnet hat.
4. Es ist nicht grundsätzlich falsch, über subjektive Werthaftigkeiten, persönliche Geschmäcker oder Einschätzungen mit geringen Gewissheitsanspruch zu sprechen. Aber wie jede Meinungsäußerung sollte das zu der Intension des Threads passen. Wem diese nicht passt, kann ja einen eigenen Thread aufmachen, wo er die dort passenden Aussagen posten kann. (Man vgl. meinen verlinkten Thread.)

Ich folgere aus der Geschichte, dass es im Interesse von allen sein sollte, die oben genannten Punkte in Zukunft stärker zu beachten und dass der Threadersteller als Richter fungiert, wohin die Reise thematisch gehen soll. Immerhin ist es "sein" Thread. Und wie gesagt, wem dieser Reiseplan nicht gefällt, möge eine eigene Reise, also einen eigenen Thread starten. So bekommt jeder am ehesten was er will und man vermeidet unnötigen Streit. :)

janw
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Di 5. Jun 2007, 21:47 - Beitrag #78

Zitat von e-noon:Nichts ist grundfalsch daran, dies als wesentlich zu erachten... darum ging es aber auch gar nicht, daher weiß ich nicht, warum du das hier anführst...

Nun:
Zitat von Windsbraut:Die Frauenbewegung.
Die Erfindung der Pille.
Die Erfindung des Tampons.

Zitat von Yanapaw:Die begrenzte Hinterfragbarkeit geht aber bis zu intersubjektiv anerkannten Fakten, oder etwa nicht?

Zitat von janw:Nun, dann kläre mich doch mal auf, was so grundfalsch daran ist, daß Frauen Entwicklungen, die zu mehr gleichberechtigter Teilhabe und Teilnahmemöglichkeiten von Frauen an der Gesellschaft geführt haben, als für das Sosein unserer heutigen Gesellschaft wesentlich erachten.

Die drei von Windsbraut genannten Entwicklungen haben - jeweils mehr oder weniger stark - Frauen zu mehr Gleichheit in der Teilnahmemöglichkeit (um das Wort "Recht" mal zu umschiffen) an der Gesellschaft verholfen, zumindest kann ich diese Wahrnehmungen vieler Frauen gut nachvollziehen.
Und ohne die heutige selbstverständliche Mitwirkung von Frauen in der Gesellschaft wäre diese eine andere.
Die letztere Entwicklung wegzunehmen, ändert daran nichts.

Und um solche Wesentliche Entwicklungen geht es hier doch, oder?

Maurice, wenn der Begriff "Frauenrechtsbewegung Dir nicht schmeckt, nenn es Frauengleichmitwirkungsmöglichkeitsbewegung ]@Janw: Mal sehen wie du dich jetzt rausredest. Ist mal eine richtige Aufgabe, es allen deinen Freunden recht zu machen, wenn sie völlig gegenseitige Ansichten vertreten... aber wenigstens der Universalienstreit scheint dir plötzlich doch wichtig, nachdem Ipsi ihn noch ein paarmal genannt hat.[/QUOTE]
Ich empfinde den Begriff des Rausredens als unangemessen - es wäre auch Freundschaft nicht angemessen, sich nur zum Scheine dieser und jener Meinung anzuhängen.
Wie, denke ich, viele hier bin ich ein Suchender, auf einer Suche, die prinzipiell als nie endend angelegt ist, worin ihr Reiz liegt.
Bei einem komplexen Ganzen wie unserer Gesellschaft, eingebettet in größere Strukturen, halte ich die Fixierung auf ein fundamentales trennendes oder bestimmendes Ereignis für schwierig, vielleicht hätte ich dies früher konstatieren sollen...
Die von Windsbraut genannten Entwicklungen im Ganzen finde ich nicht so unwichtig - siehe oben, aber auch andere Ereignisse haben deutlichen konstitutiven Wert für unsere heutige gesellschaftliche Situation.
Der Universalienstreit war mir nicht so im Bewusstsein, daß ich seine volle Tragweite sofort erkannt habe - was sich dann aber gewandelt hat.

Maurice, und nein, es ging Lykurg nicht um die Menschheit, sondern gerade mal um unsere bundesdeutsche Gesellschaft.

Maurice
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Di 5. Jun 2007, 22:37 - Beitrag #79

Solange es bei der Frauenrechtsbewegung (ich sehe kein Problem darin hier "Recht" bloß positiv zu benutzen) darum geht, für Gleichheit zu kämpfen, ist das in meinem Sinne. "Frauenrechtsbewegung" suggeriert aber, dass es dabei um die einseitge Stärkung der Frauen geht. "Emanzipationsbewegung" finde ich besser... aber das ist alles relativ ot ^^* ...

@Lykurgs Intention: Sorry, wegen dem Fehler. Aber die Hauptsache ist doch, dass es Lykurg um das Allgemeinwohl ging und nicht um die persönlichen Geschmäcker des Einzelusers. Und ich stärke weiter der Fraktion den Rücken, die davon ausgeht, dass der moderen Tampon für das Allgemeinwohl redundant ist im Vergleich zu anderen Erungenschaften. (Damit bestreite ich in keinster Weise den Einfluss der Frauenbewegung auf unsere Gesellschaft!)

PS: Lass dich doch mal necken! Ist aber schon immer wieder faszinierend deine Meinungsumschwünge mitzulesen ... ;)

e-noon
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Di 5. Jun 2007, 23:58 - Beitrag #80

jeweils mehr oder weniger stark
Korrekt. Auch die Erfindung von Kulis, Bleistiften, Klopapier, Parkettfußboden, CDs, Mixern, Haargummis, elektrischen Zahnbürsten, Kaugummiautomaten, Insektenspray und Smileys hat unsere Gesellschaft mehr oder weniger stark beeinflusst, genauer gesagt eher weniger. Warum das in einem thread mit Buchdruck und Weltkriegen genannt wird, in einem thread, der (ich zitiere den Anfangspost) die Frage stellt, "welches Ereignis zwischen 1001 und 2000 unsere gegenwärtige Gesellschaft durch seine mittel- und langfristigen Konsequenzen wohl am stärksten geprägt habe", erschließt sich mir deswegen nicht.

Dass mit "unserer Gesellschaft" Deutschland gemeint war, ist mir allerdings nicht klar gewesen, ich verstehe mich ebenso als Europäerin und Weltbürger, wie als Deutsche... meine Argumentation, dass der Buchdruck 5 Milliarden Menschen und mehr direkt beeinflusse, wäre somit unzulässig, dennoch beeinflusst der Buchdruck auch die deutschen stärker als der Tampon, würde ich meinen... und wie hätte eine Frauenbewegung aussehen sollen, wenn es den Buchdruck und seine weitreichenden Folgen nicht gegeben hätte? Wäre die Emma auch erschienen, wenn man sie handschriftlich hätte vervielfältigen müssen...?

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