Durch das auf mich willfährig wirkende Verhalten der Uni Bayreuch hat Googleberg es doch tatsächlich geschafft, "nur" den Doktorgrab aberkannt zu bekommen, ohne das - zumindest sicher und bereits jetzt - geprüft wird, ob er wie vorgegeben tatsächlich nur aus versehen plagiierte.
In der
Pressemeldung (obacht, driekt verlinktes PDF) der Uni Bayreuth liest sich das so:
Die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes konnte die Kommission letztlich dahinstehen lassen. Für die Kommission war entscheidend, dass unabdingbare wissenschaftliche Standards objektiv nicht eingehalten worden sind. Im Fall ihrer Verletzung ermächtigt Artikel 48 Verwaltungsverfahrensgesetz zur Rücknahme des Doktorgrades, ohne dass ein Täuschungsvorsatz nachgewiesen werden muss.
Das Verfahren der Promotionskommission der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die ausschließlich über die
promotionsrechtlichen Konsequenzen zu entscheiden hatte, ist damit
beendet.
Mehr Infos zu diesem Aspekt bringt ein Beitrag der
Tagesschau:
Nicht geklärt hat der Ausschuss die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat. "Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, dies dezidiert nachzuweisen", sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe.
Ich bin entsetzt bis schon etwas wütend, dass sich die Uni aus meiner Sicht von Guttenbergs Eingeständnis dessen, was nicht mehr zu leugnen ist (jede Menge fehlerhafte Zitate bzw. Nicht-Zitate) dazu bewegen lässt, ihn wie mit Samthandschuhen zu behandeln und nicht - auch im Intereese des eigenen Rufes als seriöse Uni - sehrwohl weiter prüft, ob hier nicht von bewussten und vorsätzlichem plagiieren, mithin dem Erschleichen des Doktorgrades ausgegangen werden muß.
Weil auch Unis nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm schweben, gibt es offensichtlich hinreichend viele Urteile, die bei ähnlichen Werken wie der Guttenbergschen Dissertation sehrwohl Vorsatz als unzweifelhaft annehmen, wie ein Beitrag der
Süddeutschen zeigt: Die Hochschule wollte sich nicht darauf einlassen, die Frage nach Absicht und Vorsatz beim Täuschen zu beantworten. Es reichte ihr, dass die Dissertation den Anforderungen der Promotionsordnung schlicht nicht genügt. Wenn es sehr viele kopierte Stellen in einer Dissertation gibt, argumentieren die Verwaltungsgerichte in der Regel, dass der Kandidat gewusst haben muss, was er tat. Aber auf einen möglichen Rechtsstreit mit Guttenberg wollte es die Uni Bayreuth offenbar nicht ankommen lassen. Gleichwohl nehmen viele Forscher Guttenberg nicht ab, dass er beim Abfassen der Dissertation lediglich unachtsam war. Ob er absichtlich Regeln missachtet hat - dazu konnte oder wollte sich die Uni indes nicht offiziell äußern.
Ich wie ich finde treffends übertitelkten Beitrag
Die Quadratur des Kreises ist nicht gelungen gelingt es Guttenberg m.E. einmal nicht, die Problematik mit den Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes wegzuargumentieren:
In der Fragestunde des Bundestags ging es auch um Arbeiten, die vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags angefertigt worden sind. Diese soll Guttenberg - ohne korrekte Quellenangabe - in seiner Dissertation verwendet haben. Guttenberg wies Vorwürfe zurück, er habe dies verschleiern wollen. Die Themen der Ausarbeitungen hätten bereits früher unter anderem in seiner politischen Arbeit im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages eine Rolle gespielt. Er habe die Ausarbeitungen bei vielen Reisen und Vorträgen genutzt.
Denn selbst wenn dem so sein sollte, bliebt noch immer die Frage, ob er zur Verwendung die dazu notwendige Genehmigung des Bundestages einholte (deren Erfordernis betonte Bundestagspräsident Lammert, von mir irgendwo da oben verlinkt/zitiert).
Tja, dann hab ich da noch was bemerkt....
Zitat von Lykurg: Im Kern habe ich aber inzwischen ein bißchen den Eindruck, zu Guttenberg liest die Matrix und folgt 009s Ausführungen (dann kann er sich aber ruhig auch anmelden!)^^ Der Nicht-Selbstverteidigungsminister hat nämlich inzwischen, wie ich im Radio hörte, die Uni Bayreuth gebeten, seinen Doktortitel zurückzunehmen, da er sich "gravierende handwerkliche Fehler" habe zuschulden kommen lassen. Das kommt den Forderungen doch schon weitgehend nach...
Hier lesen, mir folgen, das bekommt allmählich mehr Indizien. Ich zitiere wieder aus dem Tagesschau-Artikel:
Guttenberg: "War hochmütig"
Guttenberg wies auf seine Belastung zum Zeitpunkt der Erstellung seiner Doktorarbeit hin. Er sei sicher "so hochmütig" gewesen zu glauben, dass ihm die Quadratur des Kreises gelinge und er als junger Familienvater die politische und wissenschaftliche Arbeit in Einklang bringen könne. "Für mich stellte das offensichtlich eine Überlastung dar", räumte Guttenberg ein. Er stelle heute mit Bedauern fest, dass ihm diese Quadratur nicht gelungen sei. "Dazu stehe ich." Deshalb verzichte er auf den Doktortitel.
Im Vergleich dazu was ich vor drei Tagen schrieb:
Ich frage mich letztlich, was wohl die größere Blamage wäre, gehe dabei aus, eine Version stimmt: Guttenberg hat die Arbeit selber so verzapft, kennt die Fehler in der Arbeit ganz genau und glaubt nur immer noch, das sei nicht nachzuweisen oder man werde ihm schon nix können/wollen/werden. Die andere, wohl unglaublichere Version wäre, das er nicht mit dem zitieren bewusst getäuscht hat sondern einen Ghostwriter hatte, bei dem ihm wohl immer noch nicht bewusst genug ist, was der für ihn verzapft und wo der ihn reingeritten hat. Rausreden würde er sich ggf. mit Sekretär mit erweiterten Fähigkeiten und Kompetenzen wegen seiner Eingespanntheit, in der er seelisch leider überfordert war, die Ansprüche an Kraft und Zeit, die ihm Familie, Partei, Politik herantrugen alle zu erfüllen - und auch nicht entscheiden konnte, wenn er zurückstellt, weswegen er ausnahmsweise in dieser Krisensituation auf wie er heute sieht unlautere Hilfe zurückgriff.
Man könnte fast meinen, das mit dem Ghostwriter war vielleicht doch eine Fehl-für-möglich-Haltung von mir (oder Guttenberg wird das erst noch offenbaren), aber beim Rest ist schon eine frappierende Ähnlichkeit der Argumentation. Aber ob ich gut geraten oder er gut gegooglet hat,w ird wohl offen bleiben müssen.
Zum Abschluß wieder aus dem Tagesschau-Artikel ein m.E. herrliches Zitat:
"Die Satiriker spotten ja auch schon, Herr Guttenberg, wenn Sie sich damit rausreden wollen, Sie hätten nur schlampig zitiert, dass diejenigen, die des Ladendiebstahls künftig überführt werden, sich damit herausreden demnächst, sie hätten schlampig eingekauft." Thomas Oppermannn, SPD-Fraktionsgeschäftsführer