Osama bin Laden durch amerikanische Komandooperation in Pakistan getötet

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Maglor
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Mi 18. Mai 2011, 19:03 - Beitrag #61

Zitat von 009:Wobei zu frage ist, im welchem "Zustand" der Leichnam bestattet wurde. Ich gehe/ging, auch wegen des Zeitablaufs und weil ich diese Verfahrensweise auch schonmal in Bezug auf amerikanisches Militär gesehen zu haben meine, von einer Seebesattung ohne vorherige Einäscherung aus.

ICh vermute mal stark der Leichnam wurde nicht rituell gewaschen. Das Stichwort Geronimo deutet jedoch auf einen ganz anderen Zustand der Leiche hin. Geronimos Schädel befindet. Der Kopf des Indianer befindet sich im Besitz einer elitären, pseudo-okkulten Studentenvereinigung der Yale-Univesität, bekannt als Skull and Bones. Man sollte es durchaus in Betracht ziehen, dass Osama in die Händer der Kopfjäger Obamas geriet.

Zu Osama: Es gab wohl nie eine direkte Zusammenarbeit zwischen den USA und Osama bin Laden. Seine Förderer im Afghanistan-Krieg waren Pakistan und Saudi-Arabien, die wiederum von den USA unterstützt.
Im Bosnienkrieg kämpften der Westen und die Al-Kaida erneut auf der gleichen Seite.
Osama bin Laden hielt sich in den frühen 90ern in Sarajevo auf, erhielt wohl auch die bosnische Staatsbürgerschaft. In Afghanistan ausgebildete Mujaheddin unterstützten die bedrohten Muslime im Kampf gegen die vom Westen gehassten Serben.
Hamad: Al-Qaida war in Bosnien nicht an den dortigen Muslimen interessiert, sondern an der Eroberung einer Basis, von der aus sie weiter operieren konnte – so wie die USA weltweit ihre Stützpunkte haben. Einige Führer der westlichen Welt haben das durchaus registriert, aber nichts unternommen.

SPIEGEL ONLINE: Wie kommen Sie darauf?

Hamad: Die bosnische Armee und unsere Einheiten etwa wurden während des Krieges trotz des Embargos mit umfangreichen Waffenlieferungen aus Iran versorgt.

Spiegel, 2006
Gut 1/3 der späteren Attentäter des 11.09. waren Veteranen des Bosnienkrieges.
Der Einsatz der Al-Kaida-Kämpfer und ihr brutales Vorgehen wurde geduldet, obwohl ... ja obwohl die Al Kaida bereits Krieg gegen die USA führte. 1993 wurde der erste Brandanschlag auf das World Trade Center verübt.

Die letzte bekannte Zusammenarbeit fand im Kosovo-Krieg statt.

009
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Mi 18. Mai 2011, 20:57 - Beitrag #62

Zitat von Malte279:Gilt dies auch wenn der der Unschuld zu verdächtigende seine Taten wiederholt zugegeben und sich damit gebrüstet hat? Gilt dies auch bei einer Reihe von Verbrechen von denen der 11. September lediglich das spektakulärste darstellt?
Welches realistische Vorgehen (d.h. eines das sowohl den Erfolg einer Verhaftung, als auch die Wahrung sämtlicher Rechte von souveränen Staaten, als auch Einhaltung sämtlicher religiösen Gepflogenheiten, als auch aller rechtlichen Normen, als auch Sicherheitswünsche von unbeteiligten (das Risiko von Anschlägen mit dem unrealistischen Ziel einen gefangenen Osama frei zu pressen mag noch höher sein als das zu befürchtender Racheakte)) würdest Du denn befürworten Ipsissimus? Was hätte getan werden sollen statt dem was getan wurde?


Immerhin gewisse Restzweifel bleiben auch bei wiederholten klaren Geständnissen, aber umso weniger (und dann somit wohl nur noch verschwindend geringe), je mehr Indizien bis beweisähnliche Dinge es nebend en Geständnissen gibt.
Vielleicht ein Realtrum wäre es gewesen, wenn es einen völkerrechtlich möglichst klar wirksamen Haftbefehl der internationalen Staatengemeinschaft gegeben hätte - und dann den Einsatz der Navy Seals mit dem Ziel der Verhaftung. Und der Verpflichtung den Einsatz durch ein UN- o.#. Gremium im nachhinein auf seine ich sag mal Rechtmäßigkeit zu überprüfen. Dann hätte Obama sozusagen der internationalen Staatengemeinschaft sein Werkzeig Navy Seals zur Festnahme Osamas geliehen.

Bei der Frage, ob dann Attentate zur Freipressung drohen würden, ahne ich (schrieb ich oder wer anders das nicht eh schon?), das diese gefahr letztlich mit der für Rache-Attentate für die Exekution Osamas gleichzusetzen wäre.


Zitat von janw:Two wrongs don't make a right^^ bzw. wer auf das abstoßende Handeln eines abstoßenden Menschen in gleicher Weise reagiert, stellt sich mit ihm auf gleiche Stufe.
Die Anschläge mit den Flugzeugen auf die Hochhäuser waren ein furchtbarer Akt, und die Opfer und ihre Hinterbliebenen tun mir auch leid. Aber es ist nicht Aufgabe des Staates, Straf- und Rachebedürfnisse individueller Traumatisierter zu bedienen, sondern aufgrund seines Rechts Rechtsverstöße nach einem geordneten Verfahren zu verfolgen.
Die Sorge um das Wohlergehen der Opfer ist Sache strafrechtlich fixierter Entschädigungen und sonst staatlicher Fürsorge.
Dementsprechend liefen die RAF-Prozesse in Deutschland ja auch im Wesentlichen nach der Strafprozessordnung ab, auch wenn dem Volk nach "Rübe ab" war.

Meine amerikakritische Einstellung bezieht sich eben wesentlich darauf, daß dieses Land (Regierungen und gesellschaftlicher Grundkonsens) eben dieses Prinzip im Zweifel negiert, sich als natio sui generis versteht, die nach eigenem Gutdünken wider jedes Recht schaltet und waltet.
Dem kann ich mich nur zustimmend anschließen.


Zitat von Malte279:Selbst wenn die amerikanischen Soldaten mit dem ausdrücklichen Auftrag losgeschickt worden wären ihn lebendig zu fangen wäre er wahrscheinlich trotzdem (ob durch Selbstmord oder auf Grund der Tatsache dass Soldaten normalerweise zurückschießen wenn auf sie geschossen wird) nicht lebend in ihre Hände gefallen.
Ich wage zu behaupten, dass man bei der Ausbildung wie auch persönlichen Schutzausstattung von Spezialeinheiten gerade auf dem Spitzenniveau der Navy Seals schon unterstellen kann, das nicht jer Beschuß für die Spezialkräfte Lebensgefahr bedeutet und sie wohl zumindest in vielen Fällen vom Kugelhagel recht unbeeindruckt die Zielperson überwältigen und festnehmen können - sofern sie (was in dem Fall bei dem Anwesen offenbar nicht erfolgte oder möglich war) das Problem des Wehrens der Zielperson durch einen fulminanten Überraschungseffekt beim plötzlichen Zugriff gar nicht erst entstehen lassen.


Zitat von janw:Er hätte sagen müssen, daß ihre Verfassung und ihr Recht die Grundfesten von usa seien und er der oberste Verteidiger derselben.
Und daß er deshalb auch mit jenen, die mit usa und Amerikanern nach anderen Rechtsvorstellungen umgehen wollen, so umzugehen gedenkt, wie es dem Inhalt und dem Geist der amerikanischen Verfassung und Gesetze entspricht.
Daß sich von daher nur die zwei Alternativen stellten, ihn in usa oder in Den Haag vor Gericht zu stellen.

Allerdings hätte er schon mit den Guantanamo-Insassen entsprechend verfahren müssen.

Natürlich wäre er von den Republikanern verdammt worden, aber von denen verdammt zu werden, sollte als Ehre aufgefasst werden^^
Dazu nur ein s.o.^^

Maglor
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Mi 18. Mai 2011, 21:16 - Beitrag #63

Osama bin Laden vor ein ernsthaftes Gericht stellen, kann keine Option mehr gewesen sein.
Alle bekannten Zeugen wurde Jahre lang gefoltert. Mutmaßlich unter Folter entstandende Geständnisse sind die wesentlichen Beweismittel.
In keinem Rechtsstaat hätte man Osama bin Laden verurteilen können.
Ein fairer Prozess gegen bin Laden wäre für die USA sicher peinlich, ein unfairer Prozess mehr als nur peinlich. Die Tötung bin Ladens hingegen kann noch als Sieg gedeutet werden.

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Mi 18. Mai 2011, 23:01 - Beitrag #64

Aber als Sieg, der bei näherer Betrachtung wie wohl u.a. wir sie hier produzieren, letztlich nur die Niederlage der USA zeigt. Die vorgeblich mächtigste Macht macht vieles so, das sie zwar wohl weiterhin mächtog machtvoll, aber bei Leibe nicht über ein mächtiges Ansehen verfügt oder sich bei den von ihr teils (vorgeblich) proklamierten Werten noch selber im Spiegel gut in die Augen sehen könnte.

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Mi 1. Jun 2011, 11:54 - Beitrag #65

In dem Gesamtkontext gab es eine mE unsägliche und nach meinem Dafürhalten mit ihrem Amteid zumindest auch nicht triviale Äußerung der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder in der Phönix-Sendung Kamingespräch. Darin schloss sie
die gezielte Tötung als Mittel gegen Terroristen nicht aus. „Man kann nicht sagen, dass so was nicht Mittel sein darf“, sagte Schröder. Die Alternative seien oft ungezielte Tötungen, das hieße dann auch, dass es zivile Opfer gäbe, so Schröder weiter.
.

Die m.E. verständlichen wie nötigen empörten Reaktionen dokumentiert ua. das Handelsblatt:
"Ministerin Schröder redet gefährlichen Unfug daher", sagte der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy Handelsblatt Online. Terroristen seien Schwerstkriminelle. "Es ist ein Gebot des Rechtsstaats, Schwerstkriminelle in Gewahrsam zu nehmen und vor Gericht zu stellen. Gezielte Tötungen in Betracht zu ziehen, käme einer Aufgabe zivilisatorischer Werte gleich." Bei der Bekämpfung von Terroristen dürfe man sich bei der Wahl seiner Mittel nicht "menschleben-verachtender Methoden" bedienen, warnte Edathy. "Wer gezielten Tötungen das Wort redet, stellt sich mit denen, deren Barbarei man zu Recht bekämpft, auf eine Stufe", fügte das SPD-Fraktionsvorstandsmitglied hinzu.

Auch Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, zeigte sich empört über die Haltung Schröders. "Wer mit der Horrorvision ungezielter Tötungen die gezielte Tötung einzelner Menschen legitimiert, schüttet das Kind mit dem Bade aus. So versucht die Union mal wieder, den Ausnahmezustand zum Regelfall zu machen", sagte Beck Handelsblatt Online. "Die Bedrohung des Terrorismus darf nicht zur Infragestellung der Grundlagen des Rechtsstaates und des Völkerrechtes führen, sonst hätte der Terror eines seiner Ziele erreicht."

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Mi 1. Jun 2011, 18:01 - Beitrag #66

Das Argument von Ministerin Schröder halte ich durchaus für legitim. Und es ekelt mich geradezu an, dass dieTötung eines Top-Terroristen miit den Mittel des Landkrieges offenbar für mehr Entsetzen sorgt, als eben ziellose Flächenbombardement auf mutmaßliche Terroristen-Höhlen, bei denen eben die ein oder andere Hundertschaft Zivilisten draufgeht.
Osama bin Laden ist ein A-Promie, kein gewöhnlicher Muselmann, kein Käfer, der einfach zertreten werden darf.

Ob Osama bin Laden als Zivilist gilt, ist im übrigen zu bezweifeln.

Gezielte Tötungen sind nichts neues, weder für die USA noch für die Bundesrepublik. Dass solche Mittel sich im Inland verbieten, versteht sich von selbst. Im fernen Hindukusch mit den wilden Tiermenschen kann man es ja ruhig machen.
Nachrichten aus einer nicht all zu fernen Vergangenheit:
Bundeswehr in Afghanistan Drucken Bewerten 12.12.2009 Luftangriff galt gezielter Tötung von Taliban-Chefs
Tote bei Demonstration vor Bundeswehr-Camp 10.05.2011
Deutsche feuerten gezielt auf Demonstranten 20.05.2011
Bitte sehr, während sich die deutsche Presse über die Meinung der Familienministerin zur Tötung bin Laden den Mund fusselig redet, schießt die Bundeswehr in Afghanistan ganz Gadaffi-like auf Demonstranten und die gezielte Tötng von Rädelsführen steht ohnehin auf der Agenda.

Reporter: Do you want bin Laden dead?
Bush: I want justice. And there's an old poster out West, I recall, that says, "Wanted: Dead or Alive."
17 September 2001

Das KSK der Bundeswehr ist seit Oktober 2001 an der Jagd auf Osama bin Laden beteiligt.

janw
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Mi 1. Jun 2011, 20:07 - Beitrag #67

Nun, das Vorgehen in Tora Bora ist ja medial und politisch nicht gänzlich unkritisch verfolgt worden - man mag bedauern, daß nicht stärker kritisiert, aber das disqualifiziert IMHO nicht die Kritik an der gegenwärtigen Sache.
Auch der Vergleich mit dem Vorgehen der Bundeswehr rettet hier nicht: In dem Moment, wo eine gesuchte Person im Zugriffsbereich ist, ist sie mit dem geringst möglichen Gewalteinsatz zu ergreifen.
Alles andere läuft neben den rechtlichen Problemen darauf hinaus, das angestrebte Ziel der Sicherheit zu verhindern.

Frau Schröder wandelt auf ganz gefährlichem Grat. Aber vielleicht ist ihr das auch einfach nicht bewusst.
Das Schlimme ist, daß die SPD infolge der Verwicklung von Steinmeyer in die Verschleppung von Bundesbürgern und Afghanen durch US-Kräfte selbst nicht unbeteiligt ist an dem Problem. Hier wäre es an der Zeit, grundlegend aufzuklären und Schuld zu bekennen und auszugleichen zu versuchen.

Stattdessen werden die Pläne zum Einsatz der Bundeswehr zur militärischen Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen von SPD und Grünen unterstützt. Besser kann man Wähler nicht vergraulen.

janw
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Mi 1. Jun 2011, 23:06 - Beitrag #68

Oder mal eine ganz böse Sichtweise: Maglor, der Aufruhr um die Tötung bin Ladens könnte mit den Grund haben, daß die Schreiberlinge alle Alt-68er sind, die nicht darüber wegkommen, daß sie selbst nur Afghanen geraucht haben, statt im 2CV da durch nach Goa zu juckeln. Osama als Marlboro Man der Sozis, oder auch Long John Silver, der Mann, der sich das traut, wovon man selbst nur träumt, wenn man im basisdemokratisch selbstorganisierten Café Sartre liest. :evil2:

Ich bin als 70er-Kind fein raus :angel:

Maglor
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Do 2. Jun 2011, 21:45 - Beitrag #69

Versuche einer gezielten Tötung durch Luftangriffe gehören zum festen Reportiere westlicher Kriegsführung. Erst vor kurzem wurde Gadaffis Paläste bombardiert, sicher nicht wegen ihrer taktischen Bedeutung, sondern wegen des mutmaßlichen Aufenthalts. Ähnliche Versuche gab es im Irak, in Serbien, Afghanistan ... In jedem verdammten Krieg.

Hierzu eine interessante Zeitreise in Jahr 1999, Kosovo-Krieg:
Eine öffentliche Debatte über einen möglichen Tyrannenmord an Slobodan Milosevic, damals Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien. Das Mittel der Wahl sind natürlich Bomben und Marschflugkörper.
Panorama: Inhalt NATO-Bomben auf Milosevic? - Der Streit um den "Tyrannenmord"
Sehr treffend hierzu der ebenfalls verschiedene Jürgen W. Möllemann:
Zitat von ":Es ist doch künstlich, zu sagen: Ich darf zwar Raketen auf die Villa schießen, aber bitte nicht ihn dabei treffen. Das kann es doch nicht sein. Also irgendwo mogeln wir uns um das eigentlich Notwendige herum, wenn wir so tun, als könnte man den Täter dadurch bestrafen, daß man seine Opfer trifft.

Das Ausbomben von Diktatoren durch Bomben und Raketen scheint allgemein akzeptiert, auch wenn dabei ein paar Städte samt Bewohner draufgehen. Ein wahlloses Ausbomben wird akzeptiert, die gezielte Tötung mit der Flinte hingegen abgelehnt. Bizarr.

Zum Vergleich die althergebrachte Taktik:
05.08.2009 Süd-Waziristan US-Drohne tötet Ehefrau von Pakistans Talibanchef
"Eine von der US-Drohne abgefeuerte Rakete sei im Haus des Schwiegervaters von Mehsud eingeschlagen. Dabei seien außerdem vier Kinder verletzt worden.
Ob Baitullah Mehsud selbst sich zur Zeit des Angriffs in dem Haus seines Schwiegervaters aufhielt, sei bislang unklar.
"
Tatsächlich starb der pakistanische Taliban-Chef infolge des Raketenangriffs auf das Privathaus. Er befehligte 5000 Taliban-Kämpfer, war aber durch einen anderen Mehsud leicht zu ersetzen.

Zur Problematik von Alt-68ern, die bin Laden verfallen:
Der Top-Terrorist "Carlos" verübte zahlreiche Anschläge in den 70ern und 80ern für zahlreiche sozialistische europäische und palästinensische Terrororganisation. Erst kürzlich bezeichnete er Osama bin Laden als Märtyrer, schon seit Jahren lobt dessen revolutionären Kampf, dessen Nahziel war jedoch die Errichtung eines Emirats in Afghanistan ist.

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Sa 18. Jun 2011, 00:11 - Beitrag #70

Zitat von Maglor:Das Argument von Ministerin Schröder halte ich durchaus für legitim. Und es ekelt mich geradezu an, dass dieTötung eines Top-Terroristen miit den Mittel des Landkrieges offenbar für mehr Entsetzen sorgt, als eben ziellose Flächenbombardement auf mutmaßliche Terroristen-Höhlen, bei denen eben die ein oder andere Hundertschaft Zivilisten draufgeht.
Osama bin Laden ist ein A-Promie, kein gewöhnlicher Muselmann, kein Käfer, der einfach zertreten werden darf.
In Bezug auf mich muß ich dem "offenbar" widersprechen, da ich auch - u.a.! - bei den von Dir erwähnten Maßnahmen mich durchaus Frage, ob das zur deutschen Verfassung passt (und nebenbei auch nicht immer so ganz verstehen kann, wieso das geeignete und wirksame Mittel/Einsatztaktiken sein sollen).
Die gezielte Tötung von Terroristen durch Sicherheitskräfte oder Militärs ist nach zumindest meinem Dafürhalten ein Mord bzw. die de facto Anwendung der Todesstrafe unter Umgehung von Justiz und Rechtsweg.
Davon mE leicht zu trennen sind die Aspekte Notwehr und Nothilfe, bei denen bei genauer ex post Analyse zugegeben auch eigentlich/eher "unschuldige" verletzt oder gar getötet werden können, die aber in der konkreten Situation durch ihr Verhalten hinreichend Anlaß zu einer ggf. eben eskalierenden Gegengewalt gaben. Mit leichtem Bauchgrummeln wegen Kultur-/Mentalitätsunterschieden denke ich auch da an den Satz "Wer sich in Gefahr begibt..."



Zitat von Maglor:Versuche einer gezielten Tötung durch Luftangriffe gehören zum festen Reportiere westlicher Kriegsführung. Erst vor kurzem wurde Gadaffis Paläste bombardiert, sicher nicht wegen ihrer taktischen Bedeutung, sondern wegen des mutmaßlichen Aufenthalts.

In der Frage des agierens der Nato in Libyen bin ich schlicht rat- und verständnislos. Einer der wesentlichsten Militärbünde der Welt agiert seit gefühlten Ewigkeiten mit einem zumindest bei mir nicht klar angekommenen Ziel; als Ergebnis sehe ich nur eine Verschärfung dessen, was auch vorher war: Innere Unruhen, Sach- und Personenschäden.
So man denn hinreichend Anlaß zur Annahme hat, die Bombardierung der Paläste würde Zivilisten schonen, das Regime schwächen und so die Situation der vom Regime unterdrückten bessern, scheint mir das eine natürlich kriegsdreckige, aber wohl nicht ganz vermeidbare Art der Intervention zu sein.
Wenn aber die Nato (und wieso eigentlich Nato, wäre das nicht eher eine durch die UN zu entscheidende Frage?) meint, Gaddafis Regime sei (völker-)rechtlich illegitim geworden und müsse beseitigt werden, dann finde ich es auf einer eben schlichtweg peinlich, dass dies noch nicht wirksam geschah. Sicher nicht ganz vergleichbar zeigten die internationalen Truppen, vor allem aber die USA, im Kuwait-Krieg doch wie ein Land von einem illegitimen Regime befreit werden kann. Unterschied zu Libyen: hier erfolgte kein Überfall einer Nachbarmacht, bei Beseitigung des aktuellen Regimes wäre erstmal ein vakuum zu erwarten und nicht wie in Kuwait von der Verwaltung/Staatsstruktur her ein zurückfallen in den Zustand vor dem Überfall.

janw
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Sa 18. Jun 2011, 14:11 - Beitrag #71

Wenn ich Maglor richtig verstehe, dann sieht er einen Unterschied zwischen der direkten Aufbringung einer gesuchten Person durch eine Truppeneneinheit und der indirekten Intervention durch Bomben und Raketen, weil erstere einen gezielten Zugriff unter Vermeidung weiterer Opfer erlaubt, letztere wahllos Opfer fordert.
Maglor, verstehe ich so richtig?
Mir sind direkte Aktionen auch lieber, nur sollten sie IMHO nicht die Tötung der Zielperson zum Ziel haben.

Das Problem in Libyen ist nur, daß das Mandat keine Bodentruppen zulässt und deshalb nur Luftangriffe möglich sind. Daneben, daß möglicherweise Gaddhafi oder sein Umfeld dabei getroffen werden könnte, könnte auch eine mögliche Zerstörung seiner Infrastruktur das Ziel der Angriffe sein.
Allerdings scheint die Infrastruktur mittlerweile ziemlich dezentralisiert zu sein, wenn man das weiterhin Funktionieren der Militärstrukturen betrachtet.

Zitat von Maglor:Zur Problematik von Alt-68ern, die bin Laden verfallen:
Der Top-Terrorist "Carlos" verübte zahlreiche Anschläge in den 70ern und 80ern für zahlreiche sozialistische europäische und palästinensische Terrororganisation. Erst kürzlich bezeichnete er Osama bin Laden als Märtyrer, schon seit Jahren lobt dessen revolutionären Kampf, dessen Nahziel war jedoch die Errichtung eines Emirats in Afghanistan ist.

Das ist sicher so ein Fall, allerdings dürften seine Sympathiewerte auch im linken Lager begrenzt gewesen sein. Dazu war er zu sehr allgemeiner Terrorist, nicht Kämpfer für eine Sache wie Arafat oder Che Guevara.
Auch bin Laden dürfte bei den Alt-68ern nicht wirklich beliebt gewesen sein - allein schon vom Zeitpunkt seines Auftretens her, aber auch wegen seiner Methoden und als Radikalreligiöser. Deshalb hatte ich ja auch eine ironisierende Kennzeichnung angebracht.

Ich denke, daß die Kritik an der Verfahrensweise mit bin Laden zwei Gründe hat: die rechtsstaatliche Überzeugung, daß jeder einer strafbaren Handlung Verdächtigte Anspruch auf eine rechtliche Feststellung der Schuld und Sanktion nach jeweils geltendem Reacht habe, und daß das Beispiel Schule machen könnte - letztlich kann irgendwann Jedem das Label "Terrorist" angehängt werden, auch wenn er nur gegen eine korrupte und sich selbst bereichernde Regierung demonstriert.
Wenn der Westen noch irgendeine Rolle spielen will, dann sollte er IMHO die Rechtsstaatlichkeit als Markenkern kultivieren und nicht noch selbst infrage stellen.

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Zitat von janw:Mir sind direkte Aktionen auch lieber, nur sollten sie IMHO nicht die Tötung der Zielperson zum Ziel haben.

Dem kann ich so nur zustimmen; bei den indirekten wird aus meiner Sicht die Abwägungsfrage zwischen akzeptabler Zielerreichung (zB Schwächung der terroristischen Organisation durch Zerstörung ihrer Infrastuktur wie Gebäude, Fahrzeuge usw.) und Kollateralschäden (zivile Opfer, Beeinträchtigung der ggf. eben auch zivil und nicht terroristischen Infratsruktur) sehr schnell sehr komplex.

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Zitat von janw:Wenn ich Maglor richtig verstehe, dann sieht er einen Unterschied zwischen der direkten Aufbringung einer gesuchten Person durch eine Truppeneneinheit und der indirekten Intervention durch Bomben und Raketen, weil erstere einen gezielten Zugriff unter Vermeidung weiterer Opfer erlaubt, letztere wahllos Opfer fordert.
Maglor, verstehe ich so richtig?

Nicht ganz, es wurden in den 10 Jahren Afghanistan-Krieg unzählige Male Bomben und Raketen abgefeuert, mit dem direkten Ziel Osama bin Laden und Co zu töten. Es waren direkter Interventionen.

And the daventures continues with Dr. Al Zawahiri ...

Nun wurde bekannt, dass der Ägypter der neue "Emir" der Al Kaida geworden ist.
Bereits im Dezember 2001 flog die amerikanische Luftwaffe in Afghanistan einen Angriff auf dessen Wohnhaus in Kandahar - mit klarem Ziel, der Tötung des Terrorismus-Funktionärs. Sawahiri überlebte schwer verletzt den Agriff, seine Frau ebenso wie 3 seiner Töchter wurden getötet.
Es bleibt also alles beim alten.
Dass die Al Kaida noch jene straff organisierte Privat-Armee mit tausenden von Kämpfern ist, die sie bis zum Eingreifen der USA Ende 2001 war, darf zumindest bezweifelt werden. Zeitgenössische Märtyrer kamen zumindest ohne Al-Kaida-Ausbildung, Al-Kaida-Gelder und Osama-Privataudienz aus. Zurzeit gibt es zwar weltweit Terroristen, die sich als Teil der Al-Kaida ausgeben, eine tatsächliche Verbindung zur echten Al-Kaida ist jedoch praktisch ausgeschlossen.

Die Sache scheint ähnlich wie beim alten "Carlos". Der internationale Top-Terrorist bekannte sich zwar zu zahlrechen Anschlägen und noch mehr wurden ihm von Dritten zu geschrieben. An etlichen ihm früher zugeschriebenen Anschlägen hatte er jedoch keinen Anteil.

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Do 14. Feb 2013, 00:06 - Beitrag #74

Vielleicht weil die Welt so schnellebig ist, gibt es schon jetzt bspw. hier näheres aus den Mündern beteiligter, was doch sonst eigentlich immer erst ein paar Jahre später publik wird.

Widersprüchlich ist die Quellenlage zur Frage, ob bin Laden ein gewehr in der Nähe oder gar einsatzbereit in der Hand hatte. Das eine Festnahme erklärtes Ziel der Mission war, stützt keine der dieser Tage virulent werdenden Quellen.

Seltsam mutet an, das Beteiligte dieser für die USA nicht unerheblichen Aktion offenbar in finanzielle Not und einfach so aus der Truppe herausfallen können.

Maglor
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Di 26. Feb 2013, 20:28 - Beitrag #75

Die Wahrheit kommt doch eh ins Kino- Zero Dark Thirty .
Das schlimme ist, dass die filmische Nacherzählung bald das übrige Material übertölpeln wird. Ich bin schon darauf gespannt, was nach der Premiere in Kairo der Bengasi passieren wird.

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