Lohn und Arbeit; Leistungsprinzip wo bist du?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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Mo 2. Feb 2004, 14:38 - Beitrag #1

Lohn und Arbeit; Leistungsprinzip wo bist du?

Manch einer (vor allem die sogenannten (neo)liberalen, insbesondere die FDP) schreit geradezu nach dem sogenannten Leistungsprinzip. Recht haben sie wohl, dass es in unserem Wirtschaftsystem nicht exitent ist.
Fakt ist, es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Lohn und Leistung eines Arbeiters/Angestellten/Beamten. Schon Karl Marx erkannte, dass sich die Löhne nicht im Kapitalismus nicht nach der Leistung richten, sondern nach Angebot und Nachfrage. Folglich ist der Mindestlohn (im Hochkaptalismus), just so viel, dass er einen Proletarier Ernährung und Vermehrung ermöglicht und somit die vom Kapitalisten benötigte Arbeitskraft erhält.
Fakt ist, mit steigender Arbeitslosigkeit sinken die Löhne (niedrige Nachfrage). Dann werden z.B. Betriebsräte und Gewerkschaften dazu ermuntert auf jeden Fall auf Inflationsausgleich zu verzichten, ferner Einführung von unbezahlter Mehrarbeit oder Lohnsenkung. Steigende Leistung hat keine Wirkung auf den Lohn, was fehlt ist steigende Nachfrage.
So kommt es auch, dass z.B. nicht produktive Berufe wie Artzt, Krankenschwester und ähnliches nur verhältnismäßig gering bezahlt werden. Der Kunde selbst (Krankenkasse, Pfelgebedürftiger oder Kranker) ist meist pleite oder nah davor. Die Folge ist ein geringer Lohn.
Eine Krankenschwester mag zum Beispiel fünf Tage die Woche arbeiten, ein Fließbandarbeiter vier Tage. Sie verdienen ungefähr gleich viel. Fakt ist, einer baut Autos, einer erhält ohnehin unproduktives, kapitalfreies Leben. Wenn auch die Krankenschwester härtere Arbeit verrichtet, ihre Gesundheit riskiert..., verdient der Fließbandarbeiter mehr, er baut ja Autos.
Das einzige System das mir bekannt ist, wo konsequentes Leistungsprinzip angesagt ist, ist das sozialistische Kuba. Hier zählen z.B. die Jungs von der müllabfuhr zu den Besserverdienenden, denn niemand erklärt sich dort einfach dazu bereit, da bei Recht auf Arbeit und so weiter, unbeliebte Berufe auszuüben.
Folglich verdient dort der das meiste, der im Beruf die meist Zeit, Gesundheit, Ehre etc. verliert.
MfG Maglor

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Mo 2. Feb 2004, 15:00 - Beitrag #2

Na und? Was willst Du uns damit sagen?
Für mich ist das nichts aussergewöhnliches.
Kuba ist schwachfug. Hab vier Jahre in der Karibik gelebt(Dom.Rep). Vielen Dank. Nicht nochmal.
In der Karibik gilt und Kuba nicht ausgeschlossen: "Kommst Du heute nicht, kommst Du morgen"!

Seraphim
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Mo 2. Feb 2004, 15:11 - Beitrag #3

Ich find das letzte Beispiel schlecht gewaehlt... ich kenn jetzt Cuba nicht Persoehnliche und weiß auch so nicht viel aber Leistung ist bei mir Arbeit in der Zeit dem entsprechend weiß ich nicht wo der Zusammenhang zwischen der Verlust von Ehre, der Erbrachten Leistung und der Bezahlung der Muellabfuhr ist.
Fuer Gesundheitsrisiken gibt es in Deutschland die Gefahrenzulage ist denke ich also beruecksichtigt.
Ansonsten weiss ich jetzt auch nicht worauf du hinaus willst.

Maglor
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Mo 2. Feb 2004, 16:38 - Beitrag #4

Zum Beispiel kubanischer Müllmann:
Eigentlich wollte ich hier nicht auf die mir ohnehin unbekannte karabische Mentalität eingehen. Zum Thema Müllmann: Es handelt sich um schwere körperliche Arbeit mit (in der Regel) geringem Ansehen und eventuellen Gesundheitsrisiko. (eigentlich soll das Berufsbild Müllmann nicht eigentliches Threadthema sein, genauso wenig wie der kubansiche Arbeitsmarkt, es handelt sich lediglich um ein Beispiel. Ferner ist ein sozialistisches System nicht grundlegend dem Leistungsprinzip verpflichtet.
Zum Thema Gefahrenzulage:
Ja, sowas soll es geben. Aber die Gefahrenzulage ist ein besonderer Ausnahmezustand und betrifft nicht einmal alle Berufsgruppen. Zum Beispiel ist das hohe Berufsrisiko des Elektrikers, dass sich allein schon aus seinem Umgang mit Starkstrom ergibt, im Lohn nicht berücksichtigt, wäre es das würde er nicht weniger verdienen als ein Schreiner.
Zum Thema Leistung (besser wäre wohl Wert):
Ich werde nun einige Faktoren nennen, die den Wert einer Arbeit bestimmen.
- physische Belastung/Risiko
- psychische Belastung/Risiko
- Arbeitszeit (Zeitlänge und Zeitpunkte)
- die Frage der Erhe ist wohl nicht ganz zu klären, vielleicht ist Ehre auch falsch verstanden worden. Ich meine hiermit Tätigkeiten, die nicht nurgeringes Ansehen haben, sondern vielleicht auch entwürdigend seien können.

Neben dem Leistungsprinzip gibt es auch andere Prinzipien um den Lohn zu bestimmen.
z.B. Bedrüfnisorientierte Bezahlung
- der Lohn richtet sich nach der Bedürfigkeit, so würden Kinderreiche bei gleichem Arbeitsplatz und gleicher Arbeitszeit deutlich mehr verdienen als kinderlose. (Dies wird teilweise ein wenig in den Tarifen des öffentlichen Dienstes und dem schwindenden Steuersystem Deutschlands berücksichtigt)
- das Marktprinzip richtet sich nach Angebot und Nachfrage (Siehe ganz oben)
- ferner kann man noch so gemein vorgehen und Männer einfach besser bezahlen als Frauen oder Ausgebildete besser als ungelernte
- Es ist auch möglich Personen nach ihren Werken zu bezahlen, also unabhängig wie lang und hart sie arbeiten. Ein Koch kann mehrere Stunden an seinem Menu feilen, würde es im misslingen und es wäre ungenießbar, würde sein Lohn wohl oder übel ausfallen (oder er müßte sogar die verschwendeten Zutaten löhnen). Dieses Art von Entlohnung wird wohl von Unternehmern und Selbstständigen betrieben, man behält den vollen Mehrwert, sollte er vorhanden sein.
MfG Maglor
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Di 3. Feb 2004, 07:22 - Beitrag #5

Im Prinzip habe ich verstanden was Du meinst, aber es ist in der Tat ein schlechtes Beispiel mit Kuba, da es dort eh kaum Arbeit gibt und die Bezahlung auch sehr schlecht ist.
Der Rest ist die Realität hier in Deutschland und verändern kann man da eh nix.

Maglor
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Di 3. Feb 2004, 18:15 - Beitrag #6

Original geschrieben von Syntax Error
Der Rest ist die Realität hier in Deutschland und verändern kann man da eh nix.

Schöne Einstellung! :s1:
In Anbetracht meiner absurden Vorgehensweise, unrealistischen Ansichten und weltfremden Phantasien, sollte man darüber nachdenken, ob eine bessere Welt vielleicht erdenkbar ist, ohne im totalen Idealismus zu behaupten, eine bessere Welt sei möglich.
MfG Maglor

GoodHope
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Di 10. Feb 2004, 21:00 - Beitrag #7

Original geschrieben von Maglor

- ferner kann man noch so gemein vorgehen und Männer einfach besser bezahlen als Frauen oder Ausgebildete besser als ungelernte

MfG Maglor



Also so viel ich weiß bekommen zumindest in meinem Beruf (KFZ-Mechaniker) Frauen wie Männer die gleiche Entlohnung nämlich den gültigen Tariflohn.
Wenn ich als gelernter Mechaniker mehr verdien als ein Hilfsarbeiter so doch nur deshalb weil ich meine Qualifikation mit an den Unternehmer verkaufe.
Wärst du bereit in der Werkstatt den gleichen Preis zu zahlen für Reparatur oder Wartung deines Wagens wenn du wüsstest da hat ein ungelernter Hobbyschrauber dran rumgebastelt ?

Wenn es für mich keine Gefahrenzulagen mehr geben soll z.B. für Notdienst auf der Autobahn, wieso ist dann meine Unfallversicherung teurer wg. der höheren Risikoklasse ?

Ein gewisses Leistungsprinzip gibt es m.E. nach schon , jedenfalls bekomme ich einen Anteil am Plus meiner Firma über Prämien wieder ausbezahlt. Dieses Plus gibt es natürlich nur wenn ich und meine Kollegen entsprechende Leistungen erbringen.
Wenn dann einer nicht mitzieht kriegt er schon was zu hören von den anderen.


GH

Meuchelmoench
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Do 12. Feb 2004, 23:01 - Beitrag #8

Ist halt die Frage, wie Leistung definiert werden soll:

soll man das einfach daran messen, was "rauskommt"? Und soll man in diesem Fall eher auf Qualität oder auf Quantität achten? Oder darauf, was die "Nachfrage" des Marktes verlangt?

Oder soll man Leistung nicht so belohnen, dass zwei Menschen, die sich beide so weit wie möglich für etwas angestrengt haben, auch den gleichen Lohn erhalten? Dabei bleibt allerdings die Frage offen: woher weiss man, ob jeder 100% gibt?

Feuerkopf
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Fr 13. Feb 2004, 12:21 - Beitrag #9

Meuchelmönch,
weiß man eben nicht. ;) Wenn ich ein gegebenes Ziel mit 90 % Einsatz schaffe, vielleicht, weil ich besser organisiert bin als ein Kollege, dann gehe ich doch - auch im Sinne des Arbeitgebers - vernünftig mit meiner Resource Arbeitskraft um.
Ich habe immer noch Reserven für Zusätzliches.

Ein vernünftiger Arbeitgeber wird auch seine Leute nicht auf Deubel-komm-raus auspowern. Er wird gute Arbeitsbedingungen schaffen, für ein gescheites Arbeitsklima sorgen, angemessen bezahlen und zusätzliche Anreize bieten, weil er weiß, dass ein motivierter, zufriedener Arbeitnehmer weniger Fehler macht, mehr hinter der Betriebsidee steht und letztlich mehr Gewinn erwirtschaftet.

Mir scheint, einige Arbeitgeber haben dieses recht einfache System in den letzten 10 Jahren irgendwie vergessen.

ThomasM
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Fr 13. Feb 2004, 15:58 - Beitrag #10

Hallo zusammen

Ich würde das Anfangs aufgestellte Ziel "nach Leistung bezahlen" erst einmal in Frage stellen. Es funktioniert nicht. Es sei denn man misst Leistung an dem, was man verdient und dann wäre es ein wunderschöner Zirkelschluss.

Statt dessen wird in Realität (und auch in Deutschland) nach dem Prinzip "Qualifikation" bezahlt. Derjenige, der eine Arbeit macht, für die er mehr Ausbildung benötigt, wird in der Regel besser bezahlt.

Man kann sich darüber streiten, ob in den Extremsituationen die Höhen der Differenzen verständlich sind (Facharbeiter versus Manager), aber das wiederum wird durch die Größe Angebot und Nachfrage gesteuert.

Aber das Angebot und Nachfrage in der Regel nicht führend ist, sieht man an Berufen wie Metzger, die extrem unbeliebt sind, wo der Verdienst aber trotzdem nicht so großartig ist. Dagegen sind Managerposten umkämpft wie sonstwas, aber die Gehälter bleiben hoch.

Gruß
Thomas

Maglor
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Mo 16. Feb 2004, 14:05 - Beitrag #11

Original geschrieben von ThomasM
Aber das Angebot und Nachfrage in der Regel nicht führend ist, sieht man an Berufen wie Metzger, die extrem unbeliebt sind, wo der Verdienst aber trotzdem nicht so großartig ist. Dagegen sind Managerposten umkämpft wie sonstwas, aber die Gehälter bleiben hoch.

Bei Metzgern spielt wohl weniger das geringe Angebot an willigen Arbeitern eine Rolle, sondern der Fleischmarkt. Die meisten "echten" Metzger sind selbstständig. Die ohnehin geringe Bereitschaftschaft für Nahrung Geld auszugeben und seuchenspezifische Fleischüberangebot führen ferner zu geringer Bezahlung, da man nur so viel entlohnen kein wie man tatsächlich einnimmt.
Bei Managern werden gezielt internationale "Spitzenkräfte" umworben. Dass viele gerne Manager werden wollen, liegt wohl an der guten Bezahlung. Es liegt kein Managermangel vor, nur das Angebot an "Topmanagern" ist offensichtlich so gering, dass man eine übermäßige Bezahlung für notwendig hält.
Dass durch Ausbildung qualifizierte Arbeiter besser bezahlt werden als evetuell gleichkompetente Angelernte liegt daran, dass Arbeitgeber offensichtlich Interesse an kompetenten Kräften haben. Einziges für Arbeitgeber erfaßbares Indiz hierfür ist die Qualifikation. Der Arbietnehmer widerum versucht sich zu qualifizieren um so seinen Marktwert erhöhen.
MfG Maglor


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