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Generationen im Konflikt

BeitragVerfasst: Di 24. Feb 2004, 21:44
von Shark
Fast 14 Jahre nach der Wende, hat diese in so manchem Kopf noch nicht statt gefunden. Aufgewachsen im totalitären Realsozialismus ist dieser Schritt auch nicht einfach. Kontrollmechanismen, Angst vor Opposition, deren Bekämpfung mit allen Mitteln, das alles ist so gegenwärtig wie vor 1989.
Im kleinbürgerlichen Bereich der Provinzen Ostdeutschlands sind alte Seilschaften und Vetternwirtschaft an der Tagesordnung. „Eine Hand wäscht die Andere“ heißt es, ich nenne es „du schützt mich und ich schütze dich“. Einvernehmlich werden vergangene Vergehen voreinander verdrängt, im Gewissen, aufgrund des Wissens, kooperieren zu müssen. Man will ja keine schlafenden Hunde wecken.
Diese Menschen, nunmehr etwa Anfang 60, lassen keine Gelegenheit aus Progressivität mit höchster Aggressivität zu bekämpfen. Junge Menschen sollen es sich nicht wagen, den Klüngel aus alten „Betonköpfen“ aufmischen zu wollen. Nun sollte man erwähnen, dass Beton ein durchaus moderner Baustoff ist, in der Anfangsphase weich, modellierbar und flexibel verwendbar. So schafften doch auch wenige dieser Generation den Sprung hin zum Fortschritt und haben Vertrauen in die Jugend. Sie unterstützen die jungen Menschen, haben keine Angst davor auch Verantwortung weiter zu reichen, ohne sich selbst in der eigenen Macht geschwächt zu fühlen.
Man fühlt sich hilflos in diesem Sumpf aus Lüge, Intrige und Heimlichkeit, man wird dieser Tatbestände selbst bezichtigt. Medienwirksam natürlich, irgendwo kennt man ja jemanden, den man sich wieder für die eigenen Zwecke gefügig macht. Man hilft sich untereinander, man kennt sich „von früher“.
Nun kommt man selbst in die heikle Situation seine Position als Jugendlicher einem dieser Generation vorzustellen. Man hat Konzepte, Ideen, innovative Vorschläge, ja ganz einfach Träume, die absolut realistisch sind! Doch Beton trocknet, wird fest und unzerstörbar. Dieser Mensch, zumeist Funktionär nach „Gottes Gnaden“, ist niemals in der Lage die Mauer in seinem Kopf zu sprengen, sich aufgeschlossen gegenüber Neuem zu positionieren. Noch nicht einmal die Bereitschaft zum Verständnis ist da. Ganz im Gegenteil, er versucht es zu bekämpfen. Er sieht darin traditionell eine Gefahr. „Neues ist schlecht, das Alte hat doch immer funktioniert“, so der Gedankengang eines provinziellen Funktionärs aufgewachsen in einer Welt voller Gleichmacherei. Wie soll er auch verstehen? Ihm wurde 40 Jahre ideologisiertes Gedankengut eingeprügelt, hat daran selbst mitgearbeitet, war natürlich staatstreu. 1990 war der Wechsel von der Einheitspartei in eine westliche demokratische ein obligatorischer Schritt. Doch die Barriere im Kopf ist unüberwindbar! Diese toxische Generation muss sich überleben und selbst heißt es nicht aufzugeben.
Das ist die Erkenntnis.