Original geschrieben von Feuerkopf
Warum, zum Duden, wird der "Bus" mit einem s geschrieben, obwohl es ein kurzer Vokal ist?
Der Bus hatte nie ein 'ß'. Das Wort, das tatsächlich kurz und gezischt ausgesprochen wird, war bei seiner Geburt eine flapsige Umgangssprachlichkeit: die Kurzform von Omnibus, einem Wort, das gewiss kein 'ß' brauchte. Vor einem Vierteljahrhundert war Omnibus noch gebräuchlich, nun stirbt es rapide aus.
Womit wir bei einem der Probleme der Reform wären: sie wendet sich allzu gefällig von der Geschichte und Herkunft unserer Wörter ab, setzt ganz auf das Hier und Jetzt des phonetischen Gebrauchs. Das führt schnell zu falschen Herleitungen - seit 'aufwendig' zu 'aufwändig' wurde, denken Leute vermutlich, das hätte was mit dem Errichten einer hohen Mauer zu tun -, was ich ein wenig bedauerlich finde.
Genau aus diesem Grund - weil selbst die Kinder der Mittelschicht heute ein problematisches Verhältnis zur Sprache und damit einhergehend ein Problem der Gedankenformulierung und - entwicklung haben -, finde ich den Putsch der Medienhäuser keine Petitesse, sondern einen Skandal. Unsere Gesellschaft hat ein enormes Problem, ihrem Nachwuchs die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens zu vermitteln, und alles, was da zusätzlich zu Verwirrung, Trotz und Verweigerung führt, ist ein Anschlag auf die künftige Denk- und Kommunikationsfähigkeit der Gemeinschaft.
Der Anschlag hat übrigens niederste Motive.
1.) Man braucht ein Sommerthema, und man will sich an den Stammtischen ins Gespräch bringen, um kurzzeitig als Kreuzzügler für das gesunde Volksempfinden ein paar Leser zurückzugewinnen.
2.) Man will Geld sparen.
Jedes Printmedienhaus will nach außen geschlossen auftreten, mit einer Art Corporate Design in Sachen Rechtschreibung, mit einem für alle Autoren verbindlichen Konsens in einem Chaos der alternativen Schreibweisen. Nun hat sich aber gezeigt, dass in den Medienhäusern viele Menschen generationsbedingt reflexhaft der alten Schreibweise anhängen bzw. nur mühsam und unter Nutzung vieler Mischformen zur neuen Schreibweise wechseln.
Das heißt, die Printmedien müssen mehr Korrektoren beschäftigen, die fertige Texte auf einen einheitlichen Standard hin überarbeiten. Die Korrekturabteilungen aber hat man in den Jahren vor der Reform massiv abgebaut. Der Sturmlauf gegen die Rechtschreibreform soll Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern also helfen, Kosten zu sparen - auf Kosten der Allgemeinheit.
Gar nicht so seltsam, dass man dieses Argument in Printmedien nirgends zu lesen bekommt, nicht wahr?
Fargo