"Biometrische" Reisepässe?

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jaiden
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Do 2. Jun 2005, 22:25 - Beitrag #1

"Biometrische" Reisepässe?

Hallo zusammen,

hm, in letzter Zeit ging obiges Dokument ja des öfteren durch die Presse...

Dazu hätte ich eigentlich nur ne ganz kurze und vermutlich dumme Frage:
was soll der überhaupt bringen?

AFAIK ist es ja so, dass nur das auf dem Ausweis vorhandene Bild "biometrisch" (was auch immer das genau heissen mag...) vermessen. Wozu?

Am Grenzposten wird doch nach wie vor ein Beamter sitzen, der sich das Bild auf dem Ausweis anguckt und mit meinem Gesicht vergleicht, oder?
Und da die biometrischen Daten ja auch nicht zentral gespeichert werden dürfen, sondern nur in nem Chip auf dem Reisepass sind ist der Nutzen doch nahe null, oder?

bitte bitte, klärt mich doch mal auf :)))

jaiden

janw
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Fr 3. Jun 2005, 01:27 - Beitrag #2

Aaaalsoo, die Biometrie ist die Lehre von den Größenverhältnissen bei Lebewesen. Jede Form ist praktisch eine Anordnung von Teilformen, die in einem bestimmten Lage- und Größenverhältnis stehen, und dieses wird dabei untersucht. Oder anders gesagt, wie sieht Dein Gesicht aus? Ich würde vielleicht sagen rundlich oder länglich, wer anders würde es ähnlich finden wie seine Schwester oder sein Bruder, und jemand Drittes würde besonders auf die Augen achten. Um Dich also genau und schnell erkennen zu können, muß man die Breite und Länge des Gesichtes kennen, den Abstand von Teilen zueinander, Winkel zwischen bestimmten Punkten die man verbindet - und damit ist das Gesicht einigermaßen exakt beschrieben.
Damit bist Du einwandfrei und schnell erkennbar, auch wenn Du Dir einen Schnauzbart wachsen läßt oder abrasierst oder Dir die Wimpern verlängerst oder die Haare lang wachsen läßt.
Und zwar bist Du damit nicht nur für den Mann am Grenzposten erkennbar, sondern auch für den Computer, wenn mal jemand ein Foto von Dir macht und dies einscannt.
Falls mal jemand auf die Idee kommt, Du könntest irgendwas ausgefressen haben...

Und damit die Trefferquote noch besser wird, werden ab Ende des Jahres oder wann auch noch Fingerabdrücke gespeichert.

Was soll man davon halten?
Man kann sagen, ach ich bin ja so ein braver Mensch, ich mach nie irgendwelchen Mist, das betrifft mich nicht.

Man kann auch sagen, ganz schnell kann man mal wen kennen lernen der irgendwas blödes gemacht hat, und wenn er nur die Regierung gerade nicht mag, die vielleicht dann eine etwas weniger demokratische ist - man hinterläßt eine Spur vom fettigen Wurstfinger, fährt über die Grenze und wird eingesackt, weil man Kontakt zum falschen Menschen hatte.

Zwar ist es im Moment nicht erlaubt, die Daten anderswo als in dem chip auf dem Ausweis zu speichern - aber Gesetze lassen sich ändern, schneller als einem lieb ist, es braucht nur einen Mord, der gut in der ****-Zeitung ausgeschlachtet wird und ein paar wahlkämpfende Politiker...

Für mich ist das Bild in Ordnung, meinetwegen auch die Daten, die eben dieses Bild beschreiben.
Aber Fingerabdrücke gehörten schon immer zum Grundinteresse der Kriminalistik, an ihnen kann man nachvollziehen wer wo gewesen ist - sie ohne konkrete Gründe abzunehmen und zu speichern, empfinde ich als Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte.
Nein, ich bin nicht paranoid, und sicher wird mir keiner hinterher stolpern, aber ich möchte schon selber die Hand darauf haben, wer was wann von mir erfährt, wo und wann und mit wem ich mich aufhalte und was ich wann tue.
Wer dies von mir wissen will, der soll mich schon direkt fragen und mir möglichst Gründe nennen warum ihn das interessiert.

Reicht das an Aufklärung? :)

jaiden
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Fr 3. Jun 2005, 08:55 - Beitrag #3

Und zwar bist Du damit nicht nur für den Mann am Grenzposten erkennbar, sondern auch für den Computer, wenn mal jemand ein Foto von Dir macht und dies einscannt.
Falls mal jemand auf die Idee kommt, Du könntest irgendwas ausgefressen haben...


wie gesagt, das bringt doch aber reichlich wenig, wenn die Daten ausschließlich auf dem Ausweis gespeichert sind, oder?
Und wenn sich jemand nen Schnauzer wachsen läßt bzw. ihn wegmacht, schaut der Grenzbeamte doch sowieso zweimal hin...

Reicht das an Aufklärung? :)


hm, vielleicht sollte ich mich auch direkt an Herrn Schily wenden, solange er noch Minister ist... (oh Gott, wenn ich denke, dass Beckstein vermutlich der Nachfolger wird *graus* - der will vermutlich, dass wir uns RFID-Tags unter die Haut implantieren lassen...)

Oder vielleicht auch besser nicht, da mach ich mich dann ja verdächtig :>>>


Wie gesagt, mir geht Sinn und Zweck des Ganzen etwas ab. Dass es Mißbrauch geben kann, ist soweit klar, das könnte man ja _evtl._ (oder auch eher nicht) noch akzeptieren, aber es sollte dann auch schon ne sinvolle Anwendung da sein, oder? Vielleicht kommt mir irgendwann ja noch die Erleuchtung ;)


jaiden

janw
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Fr 3. Jun 2005, 12:19 - Beitrag #4

Naja, Du hast den Ausweis, der digitale Informationen über das Aussehen relativ unveränderlicher Teile Deines Gesichtes enthält.
Wenn jetzt irgendwo ein Bild von jemand gemacht wird, während er eine Bank ausraubt, kann dieses Bild genauso digital analysiert werden, und es werden alle Leute auf der Straße abgegrast, die einen roten Golf fahren. Schnell den chip einlesen, und die Daten können mit den Bild-Daten des Gesuchten abgeglichen werden.
Der compi wird eine etwaige Übereinstimmung schneller erkennen und auch bei abrasiertem oder gewachsenem Bart als ein Beamter am Montag nach bierseliger Nacht.

Dumm nur, wenn irgendwann statt Bankraub auch eine abweichende Meinung oder die falschen Freunde als Verdachtsmerkmal ausreichen oder daß man ein rotes T-Shirt trägt...

Tille_65
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Fr 3. Jun 2005, 18:30 - Beitrag #5

Und damit die Trefferquote noch besser wird, werden ab Ende des Jahres oder wann auch noch Fingerabdrücke gespeichert.


Die kann man ja fälschen das bringts auch nicht:
http://www.ccc.de/biometrie/fingerabdruck_kopieren.xml?language=de
Alles zum Thema Biometrisch Ausweise hier.


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