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Rassismus "niedlich"

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 08:51
von Spottdrossel
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/287/63224/
Wie weit darf freie Meinungsäusserung gehen?
Kann man hier vom Versagen der Behörden sprechen oder ist auch das noch von den Menschen- und Grundrechten gedeckt?
Wie entwickelt man wirksame Strategien gegen niedliche Kinder, ohne, zumal in den USA, mit Prozessen überzogen zu werden?
Hab den Artikel gerade gelesen und bin ziemlich sprach- und ratlos...

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 09:29
von Ipsissimus
der Artikel macht ziemlich klar, daß die Strategien nicht gegen die Kinder gerichtet sein müssen, sondern gegen die Eltern und Hintermänner.
Dabei ist es wohl so, daß der Anteil der echten Nazis à la Gliebe in der amerikanischen Bevölkerung doch vergleichsweise gering ist, einzelne Länder wie Arkansas oder Missouri ausgenommen. Viel höher dürfte aber die Anzahl der Leute sein, die so was wie ein "diffuses weißes Überlegenheitsgefühl" verspüren; diesem Personenkreis dürften die Lieder der beiden Mädchen eine ziemliche emotionale Behaglichkeit verschaffen. Allein deswegen schon gehörte Gliebe aus dem Verkehr gezogen - allerdings sind dessen Äußerungen vom amerikanischen Recht der freien Meinungsäußerung formal absolut gedeckt, gegen das zum Beispiel das entsprechende deutsche Gesetz ziemlich restriktiv wirkt.
Das hat Vor- und Nachteile. Ich habe Bedenken, in das Recht auf freie Meinungsäußerung einzugreifen; der Fehler liegt an anderer Stelle. Ungebildetheit, mangelnde soziale Sicherheit, hysterischer Patriotismus, unendlich viele Kompensationsmechanismen anstelle psychologisch konstruktiver Problembewältigung - das scheinen mir Kernprobleme der amerikanischen Gesellschaft zu sein; Kernprobleme, die daraus resultieren - was imo gar nicht stark genug berücksichtigt werden kann - daß die USA auf der Grundlage eines massiven Genozids erbaut wurden, ein Faktum, das mensch auch heute noch bei seinen amerikanischen Freunden besser nicht anspricht, wenn er möchte, daß sie Freunde bleiben.

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 09:39
von aleanjre
Hm. In der Sache an sich schließe ich mich Ipsi an, hier liegt die Verantwortung bei den Eltern.
Aber der Artikel ist mehr als nur ein bisschen reißerisch geschrieben. Medien berichten natürlich immer gefärbt, aber das hier erinnert doch stark an Bild - Niveau.


Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 09:43
von Feuerkopf
Natürlich schüttle ich den Kopf bei soviel Mist. Aber mir ist lieber, dieser Mist liegt sichtbar auf einem Haufen, als dass er irgendwo verbuddelt vor sich hin schwelt.
Es ist an den Amis, sich zu "sowas" zu äußern und sich auch dagegen zu wehren.
Hierzulande hätten diese preußisch blauen Dumpfbacken schon längst massiven Ärger an den hübschen Hälschen.
Ipsi,
durch den verlorenen Krieg sind die Deutschen eines der wenigen Völker, das sich mit ihrem mörderischen "Führer" und seiner menschenverachtenden Politik auseinandersetzen musste.
Die US-Amerikaner tun es nur unzureichend, die Russen und die Chinesen so gut wie gar nicht.

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 12:34
von Maglor
Um es korrekt auszudrücken: Rassistinnen sind niedlich.
MfG Maglor


Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 13:00
von janw
Naja, die Wortwahl des Artikels genügt nicht immer schöngeistigen Ansprüchen, aber andererseits, würde man ihn dann wahrnehmen?
Die Frage ist dabei natürlich, ob nicht das Problem überhöht wird dadurch. Ich denke jein.
Die Zahl bekennender Neonazis in den usa dürfte recht gering sein.
Allerdings, und da ist Aufmerksamkeit gefordert, habe ich das Gefühl, daß doch viele Menschen dort auf einer Sinnsuche sind, wertmäßig wenig festgelegt, was solidarische Inhalte betrifft, und damit sind sie potentiell anfällig.
Mir graut davor, daß die Musik bei Teenies massenhafte Verbreitung findet.
Ipsi, Deiner Analyse der Probleme der amerikanischen Gesellschaft würde ich noch hinzufügen, daß es, wenn ich das richtig sehe, überproportional viele wenig sozial kompetente Leute (wie soll ich das sonst nennen, Du verstehst schon^^) unter den Auswanderern gab, die vielleicht der Gesellschaft auch zu ihrem Gepräge verholfen haben.

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 13:05
von Maglor
Ist dann die Frage wieviel Neo-Nazi wirklich drin steckt, wo Neo-Nazi draufsteht.
Ich denke der Nationalsozialismus wird von Seiten der meisten "Neo-Nazis" sehr stark relativiert. Das wenigste reicht ideologisch auch nur in die Nähe des Führers.
Dieses "Arier erwacht" ist doch im Grunde nur genau solche Kinderkacke wie "Gute Heimreise".
Den meisten Neo-Nazis fehlt noch ein gutes Stück Menschenhass.
Man muss auch sein, dass ein gutes Stück des ganzen Provokation ist.
Interessant ist sicherlich die Vermischung des eigentlichen Nazitums mit Paganismus, White-Power-Rassismus, stumpfen Protest, Sub-Kultur...
MfG Maglor


Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 19:08
von apokalypse
Man darf so etwas doch nicht übertreiben.
Obwohl die Kids es als Spaß meinen, wirkt das am Ende doch wieder als Werbung?
Die Männer mit Springerstiefeln, die das nicht mehr als Spaß ansehen, würden sich dann bestärkt fühlen.

Verfasst:
Fr 28. Okt 2005, 20:11
von janw
Maglor, mag sein, daß es vielen Neonazi-Sympathisanthen an soetwas wie "Menschenhass" fehlt, aber es reicht schon ein diesbezüglicher Relativismus und ein Gruppensuperioritätsgefühl, um das mitzutragen, was die oberen tatsächlichen Menschenhasser durchziehen.
Und wer Jugendliche mit 12, 13 anspricht, erwischt gerade die sensible Phase des Erwachens ihres politischen Bewußtseins.
