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"Wird sie geköpft?" titelt BILD auf Seite eins und meint die entführte Susanne Osthoff.

Schluss mit diesen Schweinephantasien, fordert Michael Naumann. Eine Polemik

Nicht das Geschlechtsteil der deutschen Boulevardzeitungen ist BILD, wie angesichts der schlüpfrig dummen Bauwagen-Witze neben den vollbusigen Nackedeis auf der ersten Seite des Blattes vermutet wurde; auch ein Vorwurf kontinuierlicher Prostitutionsförderung und ordinärer Zuhälterei ("Junge Polin eingetroffen, Anruf genügt") in den lukrativen Kontaktanzeigen von BILD könnte auf die Besitzerin des Schmutzblattes, Friede Springer, keineswegs zutreffen. Im Gegenteil, ihre Rolle als Grande Dame der neuen Berliner Großkoalitions-Prominenz ist so unbestritten wie der Intelligenzquotient von Sabine Christiansen, ihrer guten Freundin.

Auch dass ihr Großwesir Matthias Döpfner, der eigentliche Herrscher über das BILD-Imperium, der Überzeugung ist, ihm gebühre die Aufgabe, am Ende des Abstiegs Deutschlands in das historische Nichts "das Licht auszumachen" (weshalb er seine jährliche Honorierung als Lichtschalter der Nation in zweistelliger Millionenhöhe patriotisch ertragen wird bis zum Einbruch der Dunkelheit), auch solche geschichtsphilosophisch unübertreffbare Arroganz reicht zur Charakterisierung eines Konzerns und seiner Profitmaschine BILD nicht aus.

Da bedarf es doch einer Extra-Ausgabe der Morallosigkeit dieses Zentralorgans des moralischen Analphabetismus: "Deutsche Geisel. Wird sie geköpft?" fragt BILD einen Tag, nachdem die Geiselnahme der Archäologin Susanne Osthoff im Irak bekannt wurde. Wird sie geköpft? Und wann? Hoffentlich noch vor Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe, mag sich der Chefredakteur gedacht haben, dessen Name hier nicht genannt werden soll, da Gefährdungen seiner Person, sofern sie in ihrer Nichtigkeit allen möglichen Terroristen nicht schon entfallen sein sollte, ausgeschlossen werden müssen. Mehr noch, hätte er eine Spur von Anstand, würde er seinen Namen ändern und eine neue Karriere versuchen, irgendwo, anderswo, nur nicht hierzulande, wo es genug der alltäglichen Schrecknisse schon gibt.

"Die bürgerliche Presse kann die Ereignisse nicht abwarten," pflegte ein sowjetischer Regierungssprecher professionell neugierige Anfragen westlicher Korrespondenten zu beantworten. Aber sie kann sie schon einmal vorweg nehmen - in einer Art appellativen Schweinephantasie: Wie es ist, wenn das Schwert fliegt, wie der öffentliche Mord im Internet wohl wirken wird auf die Eltern (BILD: "Frau Osthoff, wie fühlen Sie sich?"), und wie die Geköpfte überhaupt in den Irak gekommen ist. Auch der Trost für alle Christenheit ist nicht ausgeschlossen: "Geköpfte glaubte an Allah" - nein, Schluss, der Irrsinn dieses Blattes und seine millionenfache Ruchlosigkeit sind ansteckend wie Aids und haben in Wirklichkeit schon längst die Abdankung von Takt und Mitleid im weiten Kreis seiner Leser zur Folge gehabt. Warum sonst würden sie sich täglich gemein machen mit solcher abgründigen journalistischen Gemeinheit?

Es sei, so heißt es in Berliner politischen Kreisen, BILD das neue Leitmedium der Republik. Das wollen wir gerne glauben. Das traf einst auch auf das Schafott am Place de la Concorde zu, im revolutionären Paris: Die häkelnden Demoiselles am Fuß des Blutgerüsts sind nicht ausgestorben, sie sitzen jetzt in der Redaktion von BILD und können es nicht abwarten, bis die nächsten Köpfe rollen.

zitiert nach http://www.zeit.de/online/2005/48/bild_naumann

Der Gehirnschmalz, der darauf verwendet wird, daß für die Bildzeitung jederzeit die genau richtige Dosis Schleim auf´s Papier aufgetragen wird, ist erheblich. Da steckt keine Dummheit dahinter, sondern offensive unbelehrbare Bösartigkeit.

Daher Vorschlag: wie wäre es mit

einmal Bildzeitungsredakteur/-reporter/-volontär usw. - Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit?

Dann müsstest du aber viele, viele Rundfunk- und TV-Redakteure gleicher Gesinnung auch mit in denselben Sack stecken, Ipsi.

Die Rundumsorglos-Versorgung mit publiziertem und gesendetem Müll hat uns - und da nehme ich mich mal gar nicht aus - durch die Bank abstumpfen lassen. Anders könnte man die meist bebilderten Schreckensmeldungen aus aller Welt auch gar nicht ertragen. Hinzu kommen noch diese unsäglichen mehr oder weniger echten Shows, in denen merkwürdige Menschen ihre merkwürdigen Probleme in aller Öffentlichkeit austragen.

Außerdem ist Zynismus - wohlgemerkt NICHT Ironie! - salonfähig geworden. Wenn ich mir anhöre, was mancher sogenannte Comedian so von sich gibt - da ist die BILD aber harmlos im Verhältnis.

Es geht um Einschaltquoten und Käufer, nur das zählt bei den Medien. Die Nielsen-Indizes sind die einzige Richtschnur.
Guckt euch an, was aus dem Spiegel geworden ist! Schaut euch die Verflachung von Spiegel-Online an! Die Tochter von Augstein hat völlig recht, dass das Magazin immer platter und vulgärer wird.

Mich wundert das alles schon lange nicht mehr. Ich hoffe nur, dass langsam wieder gescheite Nischenprodukte eine Anhängerschaft finden.

der Spiegel hatte halt ein Problem, und das hieß Fokus^^ mittlerweile sind sie so gut wie ununterscheidbar geworden

Zitat von Ipsissimus:der Spiegel hatte halt ein Problem, und das hieß Fokus^^ mittlerweile sind sie so gut wie ununterscheidbar geworden

Wahr geschrieben, Ispi! Warum, und das konnte mir noch niemand schlüssig erklären, ist die Tendenz dahingehend, sich meist nach "unten" zu orientieren?

Schluss mit BILDBUND DER NICHTSPEKULANTEN
Mit Verlaub gesagt, Sensationsgier ist das, was diese Zeitung aus macht. Sind die Ereignisse nicht aufreibend genug, spekuliert man über eine aufregendere und dramatische Zukunft. Eigentlich schon Science-Fiction.
MfG Maglor

Warum weg mit BILD?

Sein wir doch froh, dass die Zeitung erfolgreich dieses Segment besetzt. Da sind die Fronten klar. Ansonsten blüht uns ein Ableger der SUN, und die ist weitaus schlimmer.

Ipsissimus, ich kann überhaupt nicht verstehen, warum du dich so über die Überschrift ereiferst, schließlich bewegt die Frage, ob Susanne Osthoff geköpft wird, Millionen von Menschen in unserem Land, und die Bild hat ihr außerordentliches Talent, die Stimme des Volkes auf den Punkt zu bringen, in mustergültiger Weise eingesetzt.

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Meine Lieblingsseite in diesem Zusammenhang ist das - soweit ich sehe, in der Matrix erstaunlicherweise bisher unerwähnte - BILDblog. Vorsicht: Einige der Artikel lassen einen Tränen lachen - dabei sind die Zusammenhänge oft genug sehr ernst! Man sollte sich ruhig mal eine Woche oder einen Monat durchlesen.

Deren aktueller Beitrag zur Entführungssache findet sich übrigens hier.

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Edit: Und noch ein kleines Hoffnungszeichen...

@Feuerkopf "Schluss mit BILD" ist eine Werbekampagne der BILD-Zeitung. Sie verdeutlicht wohl das Gegner der BILD-Zeitung Sozial-Schmarotzer usw sind, also keine netten Menschen.
BILD profiliert sich so als der große Aufdecker, der Detektiv, das Organ ernsthafter Journalisten, der Aufklärer....
MfG Maglor

Bund der Sozialschmarotzer: Vorsitzender Ackermann.
Mitglieder Daimler Crysler, Opel, Deutsche Bank, Telekom und wie sie alle heissen, die Sozialschmarotzer, die Ihren Leistungsträgern (den Mitarbeitern) den Lohn rauben und über das soziale netz ihre Gewinne vergrößern!
Es stimmt schon Bild icht nmciht dumm, sondern Menschenverachtend.
Ich kann nur immer wieder auf Günter Wallraff verweisen, der ja unter den Namen Hans Esser in der Bild-Redaktion gearbeitet hat und dies ausführlich darstellt.
Absolut Lesenswert.
Denke, man kann sich die beiden Bücher dazu auch in der Bücherei ausleihen, wenn man sie nciht selber kaufen will!

daß den noch jemand kennt^^ zusätzlich wäre auch noch von Bernt Engelmann lesenswert "Ihr da oben, wir da unten"

Man sollte sie mal rezensieren, diese vergessenen Weisen.

Das Dumme ist, daß **** tatsächlich von so vielen Leuten gelesen wird, immer noch, daß man es nicht ignorieren kann. Trotzdem man kann was tun, gegenüber ist nämlich die taz. Und die möchte gern ein Auflagenlimit überspringen...

Früher gab es bei manchen Zeitungen Fortsetzungsromane .
warum eigentlich nicht Günter Wallraff.
Die heutige Jugend kennt ihn doch gar nciht!
Deshalb sollte sowar in den Schulbibliotheken stehen und zwar sowohl unter Erlebnisberichte, als auch unter Krimis und Sachbücher. Denn alles trifft im Falle der Bildberichte zu! Zumal Wallraff erfrischender schreibt als Bernt Engelmann.
Doch das ist wahrscheilich ein persönlicher Eindruck.

Wallraff hat sich nie so ganz vom IM-Vorwurf erholt. Wahrscheinlich wird er deshalb ein bisschen stiefmütterlich behandelt.

Zitat von Feuerkopf:Wallraff hat sich nie so ganz vom IM-Vorwurf erholt. Wahrscheinlich wird er deshalb ein bisschen stiefmütterlich behandelt.

Der IM Vorwurf ist mir eigentlich feuchtwurscht:D . Denn, er selbst war jemand, weshalb ich mich auch frage, wen der denn aushorchen sollte]Primitivos[/color].
Mit diesem Buch brauchte er gar nicht in die DDR fahren, er hat seine Erkenntnisse als Buch rausgebracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sachbücher gewisser Autoren als Quelle und somit IM galten. wie war eigentlich Helmuts IM Name? Ich meinte jetzt IM Helmut Kohl. Vielleicht Tiefe, Verschwiegene Tasche?:D

Zitat von janw:... gegenüber ist nämlich die taz. Und die möchte gern ein Auflagenlimit überspringen...

In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf den genialen Kinospot der taz, der von BILD mittels einstweiliger Verfügung verboten wurde. Zum Glück kann man ihn noch ergoogeln, was ich gerne für euch getan habe.