Schlagen Sie Ihre Tochter noch?

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Ipsissimus
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Do 5. Jan 2006, 15:21 - Beitrag #1

Schlagen Sie Ihre Tochter noch?

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21706/1.html enthält den gesamten Text


Das Innenministerium Baden-Württembergs hat am 1. Januar eine Sonderbefragung moslemischer Einbürgerungswilliger eingeführt. Wer dem islamischen Glauben angehört und die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten will, muss nicht nur, wie alle anderen Deutschen in spe, ein allgemeines Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung unterschreiben, sondern auch noch einen Loyalitätstest ablegen. Man habe "Zweifel, Zweifel, ob bei Muslimen generell davon auszugehen sei, dass ihr Bekenntnis bei der Einbürgerung auch ihrer tatsächlichen inneren Einstellung entspreche", teilt das Innenministerium mit. Um diese auszuräumen, hat das Ministerium einen Gesprächsleitfaden an die 44 Einbürgerungsbehörden verschickt, der einen Katalog von 30 Fragen enthält. Damit soll die "tatsächliche innere Einstellung" der Kandidaten überprüft werden.



Wie unterscheidet man nun einen frommen Moslem von einem fanatischen Islamisten. Das Stuttgarter Ministerium hat sich dazu einiges einfallen lassen:

"Ihr Sohn/Bruder kommt nach Hause und erzählt, er sei beleidigt worden. Was tun Sie als Vater/Mutter/Bruder/Schwester?"

"Stellen Sie sich vor, Ihr volljähriger Sohn kommt zu Ihnen und erklärt, er sei homosexuell und möchte gerne mit einem anderen Mann zusammen leben. Wie reagieren Sie?"

"Wie stehen Sie zu der Aussage, dass die Frau ihrem Ehemann gehorchen soll und dass dieser sie schlagen darf, wenn sie ihm nicht gehorsam ist?"

"Ihre Tochter bewirbt sich um eine Stelle in Deutschland. Sie bekommt jedoch ein ablehnendes Schreiben. Später erfahren Sie, dass eine Schwarzafrikanerin aus Somalia die Stelle bekommen hat. Wie verhalten Sie sich?" `



"Halten Sie es für zulässig, dass ein Mann seine Frau oder seine Tochter zu Hause einschließt, um zu verhindern, dass sie ihm in der Öffentlichkeit 'Schande macht'?"


der komplette Text ist um einiges länger, und beim Lesen wußte ich nicht, ob ich lachen, in die Tischkante beißen oder schreien sollte. Wer etwas älter ist, kennt vielleicht noch die "Gewissensprüfung" für angehende Kriegsdienstverweigerer (schlimmes Wort übrigens, wer es anstelle des korrekten "Wehrdienstverweigerer" gebrauchte, war schon so gut wie durchgefallen) - ähnlich sinnlos, dümmlich und vor allem; menschverachtend kommt mir dieser Fragekatalog und seine Begründung vor.

janw
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Do 5. Jan 2006, 15:39 - Beitrag #2

Nun, das^^ deutsche Beamte im Innen- und Sicherheitsbereich war schon immer dümmlich und menschenverachtend und hat überwiegend sinnlose Sachen zuwege gebracht...^^

Nur Schinken macht dümmer:
Bei dem von einer Schwarzwälder Schinkenfirma gesponsorten Experiment sollten vor dem Boarding Häppchen gereicht werden, um den guten, legeren Turbanträger von der fanatischen, terrorbereiten Wickelmütze zu unterscheiden. Nach Protesten seitens der jüdischen Gemeinde und der katholischen Vegetarier wurde das Vorhaben dann aber vorzeitig abgeblasen…

Ipsissimus
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Fr 6. Jan 2006, 16:08 - Beitrag #3

Berlin (dpa) - Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat mit
einem eigenen Fragebogen für Baden-Württembergs Innenminister
Heribert Rech auf dessen umstrittenen Einbürgerungsleitfaden
reagiert. In zehn Fragen will der Verband damit die Einstellung des
CDU-Politikers zu Muslimen testen. Falls der Minister eine dieser
Fragen nicht korrekt beantworten könne, sollte er über seinen
Rücktritt nachdenken, erklärte die Türkische Gemeinde am Freitag.

Der Christdemokrat werde unter anderem gefragt, warum er nur
Muslime befragen lassen wolle. Traue er diesen weniger als Juden,
Christen oder Hindus? Wenn dies der Fall sei, wie könne er dann
feststellen, dass die Antworten im «Gesinnungstest» der Wahrheit
entsprechen? Die in Berlin ansässige Organisation will den Politiker
auch darüber aufklären, dass so genannte Ehrenmorde kein allgemein
muslimisches oder auch nur türkisches Phänomen seien, sondern etwa
auch in Sizilien vorkämen. «Warum befragen Sie die italienischen
Einbürgerungswilligen nicht?»

Lykurg
[ohne Titel]
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Fr 6. Jan 2006, 16:41 - Beitrag #4

Nein, der "gesamte" Text befindet sich auf der heise-Seite nicht, sondern auf der von dort verlinkten taz-Seite.

Dort finden sich noch ein paar weitere Sätze, die mir äußerst problematisch erscheinen, etwa der besonders für einen Nichtmuttersprachler fiese Satz "Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, die wir haben, aber die beste, die es gibt.", den es zu bewerten gilt. Auch daß hier in rechtlich noch so umstrittenen Fragen wie Teilnahme am Sportunterricht Fakten geschaffen werden ("15. In Deutschland gehört der Sport- und Schwimmunterricht zum normalen Schulunterricht. Würden Sie Ihre Tochter daran teilnehmen lassen? Wenn nein: Warum nicht?"), ist bedenklich.

Daß diese zusätzliche Hürde gesondert gegen Muslime zum Einsatz kommt, stört mich auch. Der Einwand gegen diese ganze Aktion, um Gesetzesverstöße sollten sich Polizei und Gerichte kümmern, und nicht "prophylaktisch" die Einwanderungsbehörden, ist in der Sache richtig. Andererseits würde ich mich doch unwohl fühlen, wenn jemand in meinem persönlichen Umfeld einen Großteil dieser grundlegenden Fragen anders beantworten würde als ich. Ich komme daher zum Ergebnis, daß ein solcher Bogen (übrigens ist es ja kein auszufüllender Fragebogen, sondern ein Gesprächsleitfaden, was (bei entsprechend abgesicherter Durchführung) die Zuverlässigkeit deutlich erhöhen dürfte) in einer stark veränderter Fassung, die nicht mehr gezielt die Gesinnung von Muslimen ergründet, sondern die staatsbürgerliche Zuverlässigkeit aller Einwanderer oder gleich aller Bundesbürger... :boah:

Nein. Lieber die Finger davon lassen.

janw
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Fr 6. Jan 2006, 17:46 - Beitrag #5

Die Finger lassen von solchen Fragebögen, dann aber für alle Einbürgerungswilligen.

Ich finde es durchaus bemerkenswert, d a ß und v o n w e m der erstere Fragebogen kommt, mir scheint, daß die Konservativen im Lande teilweise noch immer der Vergangenheit nachtrauern oder für alte Muster offen sind.
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland, nicht w a r...

Seltsam auch, daß solches hier hervorgebracht wird, nicht aber ein Regelwerk zur Prüfung 30 Jahre alter freitragender Decken...


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