Drehen die Araber am Rad?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Sa 11. Feb 2006, 13:10 - Beitrag #101

LadysSlave, diese Aussage zur Organisation der Proteste paßt perfekt ins Bild. Ich las heute morgen, daß die erste Zeitung, die die Karikaturen (schon Mitte Oktober) nachdruckte, die Kairoer "al-Fadschr" war, die von der Zensur scharf beäugt wird. Es gab nichts zu beanstanden. Eine der Karikaturen erschien sogar auf der Titelseite! Es gab auch keinerlei öffentliche Reaktionen, geschweige denn Proteste.

Maglor
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Mo 13. Feb 2006, 15:10 - Beitrag #102

Tja, Lykurg zum Glück gibt es ja das alte Sprich: Quod licet Jovis, non licet bovis. (Für alle ohne großes Latinum: Was dem Jupiter (also dem Gott) erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt.)
Ich finde diese ganze Debatte darum, ob Zeitungen Abbildungen Mohameds abdrucken dürfen oder nicht, äußerst leidlich. Es gibt glaube ich genauso viele christliche wie islamische Richtungen, die ein konsquentes Bilderverbot kennen. Soll heißen, komischer Islamist, der den lieben langen Tag lang Fahnen und bute Tücher verbrennt, denkt, er dürfe beleidigen, brandschatzen, Steine werfen..., nicht aber jene bösen Anhänger der dänisch-zionistischen Weltverschöwrung.
Zitat von LadysSlave:Zwischen Juden und ihren arabischen Nachbarn gibt es tausendse von familiären Bindungen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich Aussagen radikaler Palästinenser "Die Juden ins Meer zu werfen" deshalb verachte, weil es ein Aufruf zum Brudermord ist

Natürlich sind alle Menschen Brüder. ;)
Man darf allerdings nicht die koloniale Komponente des Nahostkonfliktes vergessen. Israel wurde von vornehmlich europäischen Einwandern gekümmert. Ja, die Israelis sind zum größten Teil Europäer, keine Araber.
Wohl gibt es arabische Juden und diese sind in Arabien eben genauso zu Hause wie die arabischen Christen.
Der zionistische Eiferer meint natürlich aus dem Stamme Davids zu stammen und in Palästina Mutter Heimat zu treffen, aber naja, am Ende bleibt er ein Europäer in der Wüste.

MfG Maglor

Ipsissimus
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Mi 15. Feb 2006, 13:00 - Beitrag #103

Soll heißen, komischer Islamist, der den lieben langen Tag lang Fahnen und bute Tücher verbrennt, denkt, er dürfe beleidigen, brandschatzen, Steine werfen..., nicht aber jene bösen Anhänger der dänisch-zionistischen Weltverschöwrung.


alle Nationen benötigen wohl ein gewisses Maß an Hybris, um einen Krieg vorbereiten zu können, und oft erprobter Teil dieser Hybris ist die strikte Weigerung, Zusammenhänge wahrzunehmen oder angemessen zu berücksichtigen, oder - falls das besser geeignet erscheint - sie im Zerrspiegel darzustellen, bis sie in die eigenen Motivlagen passen

Lykurg
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Do 16. Feb 2006, 12:17 - Beitrag #104

Ipsissimus, dann ist es ja sehr beruhigend, daß wenigstens Teile 'unserer' Seite so weit einlenken, um alles Kriegerische zu vermeiden. Damit gehen wir sicher ganz sicher, daß uns jedenfalls der gerechte Zorn der Gerechten nicht treffen wird. Nestlé etwa sicherte sich einen Platz auf der Arche und warb mit großen Anzeigen in arabischen Zeitungen, sie seien Schweizer, keine Dänen. :| Aus der heutigen Welt:
Auf der Ebene der viel gerühmten Zivilgesellschaft aber geht die Angst um. Man müsse ja nicht noch Öl ins Feuer gießen, findet derzeit beispielsweise Karl-Heinz Werner vom Mainzer Carnevals-Verein. Mohammed zu zeigen, wäre "eine absolute Dummheit". Volker Wagner, Präsident des "Bundes Deutscher Karneval", will Berichten zufolge den Islam gänzlich zum Tabuthema machen. "Es ist nicht unsere Art, Angehörige einer Religion zu verletzen". Man solle den Menschen ihren kleinen intimen Raum lassen. (Daher wohl auch die Szene auf einem Mainzer Karnevalswagen im vergangenen Jahr, bei der Angela Merkel sich dem entblößten Hinterteil des US-Präsidenten George Bush nähert). Der Late-Night-Unterhalter Harald Schmidt gesteht offen, Witze über den Islam verkneife er sich derzeit lieber. "Davon lasse ich die Finger", sagte er der Berliner "Tageszeitung"; Witze über US-Präsident George W. Bush seien dagegen vergleichsweise ungefährlich. Und Fleur Stoecklin, eine Studentin an der Kunstakademie Düsseldorf, hat ihre islamkritische Skulptur "Aggression" aus einer Werkschau zurückgezogen. Die Plastik zeigte eine Moschee, die von als Minaretten getarnten Raketen umgeben ist. Sie habe nach einem "reißerischen Pressebericht" im Boulevardblatt "Express" Morddrohungen erhalten, heißt es.
[...]
Am Erstaunlichsten aber ist womöglich die Bereitschaft diverser Stimmen aus dem linken Lager, auch ohne jedes persönliche Risiko zentrale Errungenschaften wie die Pressefreiheit preiszugeben. Erst gestern teilte die SPD-Politikerin Lale Akgün mit, die Vorstellung, Einwanderer aus muslimischen Ländern müßten sich der deutschen Gesellschaft anpassen, sei überholt. Akgün empfahl, ein neues gesellschaftliches Leitbild zu entwickeln. Damit könnten viele Zuwanderer von ihrem "Minderwertigkeitskomplex" befreit werden. Diese "Viktimologie", in der Muslime nur als leicht entflammbare Opfer auftauchen, war wohl das giftigste Geschenk, das der Anti-Imperialismus dem Nahen Osten je machen konnte.
[...]
Viele gut ausgebildete Köpfe aus dem Nahen Osten leben im Westen. Sie mögen immer noch antiamerikanisch denken; aber das, so Gerecht, sei in der gegenwärtigen Lage irrelevant. Menschen wie Tariq Ramadan, viele Leute bei Al Jazeera oder Ägyptens Großmufti Ali Gomaa "hassen Bin Laden genauso wie Bush". Aber in ihren Kreisen, überhaupt bei den meisten durchschnittlichen Muslimen haben westliche Werte wie individuelle Freiheit, persönliche Integrität, Bildung und politische Beziehungen längst viel mehr Ansehen, als es selbsternannte westliche Muslimversteher wahr haben wollen. "Wenn unsere Standards zusammenbrechen und der Angst Platz machen, haben diese Leute absolut keine Chance mehr".
Lenken wir also in allen Punkten ein! Für eine bessere Welt! Für den Frieden! Für die Freiheit von blasphemischen Darstellungen und sonstigen Beleidigungen irgendeiner nationalen oder sportlichen Berühmtheit! Laßt uns Widerstand leisten gegen diese nervigen Pressefreiheitsbrabbler! Und laßt uns diese Debatte (ich weiß, mich nervt sie auch) schnellstmöglich beenden, den Thread am besten löschen, schließlich steht er einer besseren Welt im Wege! :rolleyes:

@Maglor: Die 'europäischen' Juden in Israel haben das Problem aller (ethnischen?) Minderheiten, nirgendwo ganz zuhause sein zu können, weil die 'ursprüngliche' Bevölkerung ihres derzeitigen Aufenthaltsortes sie immer als Ethnie ihres vorigen Aufenthaltsortes begreifen wird, vielleicht sogar muß. Ihr Lösungsansatz war es, sich am Brennpunkt der größten kulturell-historischen Bezugsbildung eine staatliche Ordnung zu schaffen, in der sie eine Mehrheit darstellen konnten. Eine mehr oder weniger bewußte Reaktion der gewaltsam vertriebenen zwischenzeitigen Bevölkerung der betroffenen Gebiete, der Palästinenser, war es, sich als Teil einer 'homogenen' arabischen Welt zu begreifen, in der der gesamte Staat Israel einen Fremdkörper bilde - mit dieser geistigen Volte konnte das alte Stereotyp am Leben erhalten werden. Diese Sichtweise hat große Teile des Westens für sich erobert und äußerst fruchtbare Ergebnisse gezeitigt...

Aber inwiefern diese Entwicklung Teil einer 'Raddrehung' ist oder aber einem umfassenden Plan entspringt, entzieht sich meiner Beurteilungsgabe. Möglicherweise können die Weigerungen Ägyptens, Jordaniens, Syriens Saudi-Arabiens und des Irak, die Palästinenser aufzunehmen (bzw. sie in ihren Ländern in Lagern zu halten, statt sie zu absorbieren) - was vor allem den ölboomenden letzteren in den 70ern eine Kleinigkeit gewesen wäre - als Absicht verstanden werden, den dort vorhandenen Sprengsatz bloß nicht zu entschärfen; und weil das nach außen präsentierte Gemeinschaftsbild einer arabischen Welt für die Durchsetzung der Interessen schwachbrüstiger Diktatoren sehr dienlich sein konnte.

Maglor
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Do 16. Feb 2006, 13:02 - Beitrag #105

Der Terror führt doch letztlich zur Tugend. Blasphemie ist zwar eine Deutschland immer noch keine Straftat, wird aber trotzdem bestraft. Wem stört schon der Mangel an Paragrafen; die Gesetze der Angst wirken schließlich von alleine. Vielleicht sollten wir auch darüber nachdenken, ob die Opfer von Ehrenmorden nicht selbst schuld sind. Sie hätten ja die Ehre ihrer Familie nicht in den Dreck ziehen müssen.
Jetzt bestimmen eben die Mullahs, was in der Zeitung steht. Du bist Deutschland! Ein Schmetterling kann einen Wirbelsturm auslösen. Steh einfach auch und reiss Bäume aus!
Ich würde ja jetzt an dieser Stelle gerne besagte Gesichter Mohameds posten, doch offensichtlich sind sie nirgends verfügbar.
MfG Maglor

Ipsissimus
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Do 16. Feb 2006, 13:44 - Beitrag #106

wie antwortete dieser Oberst der russischen Armee nach der "Befreiung" der Geiseln in jener Schule in Beslan auf die Frage eines Reporters, ob die Geiseln nicht noch leben könnten, wenn die russische Armee etwas weniger forsch vorgegangen wäre?

"Ihr Weicheier"

ein Krieg ist schnell angezettelt, Tote sind für ideelle Werte noch nie ein zu hoher Preis gewesen und hinterher verteilen wir die Ölfelder, da wir für unsere Mühe, denen unsere Werte zu bringen, natürlich angemessen entlohnt werden müssen.

Feuerkopf
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Do 16. Feb 2006, 16:33 - Beitrag #107

Ipsi,
ich habe gerade einen Gedankengang, den du möglicherweise mit Informationen auffüttern könntest.

Wie wäre es, sich ein wenig wie nachgiebiges Material zu verhalten? "Wir" beantworten die demonstrative Wut und völlig überzogenen Forderungen der muslimischen Welt mit Verständnis und Einsicht und bieten der Wucht keinen Widerstand. So versandet die destruktive Engergie.
Wenn die Wogen sich geglättet haben, begibt sich das Material (also "wir) langsam wieder in die Ursprungsform bzw. umgibt geschmeidig die Antihaltung, bis sie sich vor lauter Wohlfühlen in der Freiheit selbst vergisst.
Nennt man sowas nicht passiven Widerstand? Ist das nicht die Verteidigungshaltung bei vielen Kampfsportarten? Nutze die Energie des Angreifers zu deiner Verteidigung.

Lykurg
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Sa 2. Jan 2010, 16:38 - Beitrag #108

Auch wenn die Sache ein bißchen in Vergessenheit versunken ist und in Feuerkopfs Sinne die Wogen sich geglättet haben, sieht Al-Qaida das offenbar anders... ein Somalier mit entsprechenden Kontakten ist, bewaffnet mit einer Axt, ins Haus des dänischen Zeichners eingedrungen, dem wir dieses kulturhistorische Lehrstück verdanken - und wurde zum Glück unverrichteter Dinge (wenn auch nicht ganz ohne Schußwaffengebrauch) von der Polizei eingesammelt.

Maglor
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Sa 2. Jan 2010, 18:32 - Beitrag #109

Bild
Das soll allen eine Lehre sein, die auf Karikaturen hereinfallen. Machte sich dänische Karikaturisten 2005 noch über Mohamed mit dem langen Messer lustig, fürchten sie sich heute vor islamistischen Axtmördern.
Wenn noch einer behauptet Muslime hätten lange Krummschwerter oder würden Bomben legen, der bekommt halt mit der Axt eins übergezogen.

Ja, diese Karikatur stammt von Rasmus Sand Hoyer nicht von dem überfallenen Kurt Westergaard, aber ebenfalls aus besagter dänischer Zeitung. Sie liefert allerdings die bessere Pointe als Westergaards Meisterwerk.
Auffallend ist das Fehlen von Westergaards Mohammed-Karikatur in Lykurgs Spiegel-Link. Gewissermaßen die neue Feigheit der Presse, die sich nicht mehr länger vor der Regierung fürchtet sondern vor einzelnen religiösen Eiferern.
Ohne die Abbildung verliert der Anschlag seine unfreiwillige Komik. Wer behauptet der Islam sei gewalttätig, wird von Islamisten mit Gewalt bedroht.

Lykurg
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Sa 2. Jan 2010, 19:15 - Beitrag #110

Auffallend ist das Fehlen von Westergaards Mohammed-Karikatur in Lykurgs Spiegel-Link. Gewissermaßen die neue Feigheit der Presse, die sich nicht mehr länger vor der Regierung fürchtet sondern vor einzelnen religiösen Eiferern.
In der aktuellen WeltOnline-Fotoserie zum Axt-Bericht ist die Karikatur enthalten, ebenso eine weniger nette Darstellung des Zeichners durch Demonstranten.

Stimmt aber, mir fiel vorhin auch auf, daß der Artikel auf religion.info, den ich damals verlinkt hatte, weil er das Turban-Foto zeigte, es inzwischen stillschweigend durch ein harmloseres Bild ersetzt hat. Ich sah mir den Dateinamen des Bilds an (0222_jyllands-posten_2.jpg), löschte das _2 und stellte fest, daß das Originalbild immerhin noch auf dem Server liegt. Bild

Mit dieser typischen Rückzugsgestik würde aber Titanic eines Irrtums bezichtigt (paßt übrigens auch zum Minarettstreit). Bild

Maglor
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Mo 12. Jan 2015, 15:53 - Beitrag #111

Inzwischen ist jede Scheu verflogen. Die dänischen Karikaturen hatten durchaus klugen Witz, während die neuen Karikaturen von Charlie Hebdo einfach nur häßlich und dumm sind. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum jetzt auf einmal alle soldarisch mit der Zeitung sind. ;)

Die folgende Diskussion zu Qualität und Inhalt der CH-Karikaturen selbst, ohne direkten Dänemark-Rückbezug, habe ich hierhin abgetrennt. Traitor

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Mo 12. Jan 2015, 18:05 - Beitrag #112

Im Rückblick bemerkenswert, wie unsensibilisiert wir damals alle (bis auf die natürlich bereits relativistischen Jan und Ipsissimus) für unzulässig verallgemeinernde Formulierungen waren, die einem heute sofort als Pegida-Mitgliedsantrag und dauerhafter Bösewicht-Stempel ausgelegt würden:
Zitat von Padreic:Drehen die Araber am Rad?
(ohne explizite Betonung einer vermutlich vorhandenen ironischen Übertreibung)
Zitat von Traitor:was soll man dann von fundamentalistischen Muslimen anderes erwarten?
(ohne explizite Betonung, dass es auch andere Muslime gibt)
Zitat von Traitor:eine Borniertheit, deren Dimension unsere Vorstellungskraft sprengt, auf arabischer Seite
(ohne explizite Betonung, dass das keine homogene Seite ist)
Zitat von Feuerkopf:diese Fundamentalisten
(ohne Nichtverallgemeinerungshinweis)
Zitat von Traitor: irgendwelcher zurückgebliebener und leicht beleidigter religiöser Spinner
(dito)
Zitat von Ipsissimus:Was mich an der Geschichte wirklich aufregt, ist die Dummheit der arabischen Seite.
(Oh, da hat sogar Ipsi etwas gesagt, das aus dem Zusammenhang gerissen böse wirkt. ;))
Zitat von Maglor:Bemerkenswert und wunderlich ist, dass sich offensichtlich die ganze muslimische Welt für die dänische Presse interessiert.
(Wieder kein Nichthomogenitätshinweis.)

Auch, wenn aus den vollständigen Beiträgen natürlich klar wird, dass wir uns jeweils nur auf die drohenden und pöbelnden Vertreter bezogen, und nicht auf sämtliche Angehörigen der jeweiligen Völker, Staaten oder Religion. Und die gezielten Provokationen konfliktinteressierter Akteure auf den "beiden Seiten" durchaus schon diskutiert wurden. Aber merke: Anti-*-ismus muss erst in einer klar abzulehnenden Form populär werden, bevor es der Bildungsbürger für nötig befindet, sich klar von ihm abzugrenzen.

Von den französischen Karikaturen habe ich noch keine repräsentative Auswahl gesehen, aber die kunstkritische Ebene ist wohl kaum die, auf der man die Situationen 2005/6 und 2015 am einsichtsreichsten vergleichen kann. "jetzt auf einmal alle soldarisch" deckt sich auch nicht mit meiner Beobachtung, ich lese derzeit (dank der oben diskutierten Metastimmungsänderung im Westen selbst) deutlich mehr distanzierte Kommentare, von dem aus heutiger Sicht fast selbstverständlichen Disclaimer "Anschläge böse, sagen aber nichts über 99% aller Muslime aus" über unterschiedlich stark ausgeprägte und unterschiedlich akzeptable "Anschlag böse, aber vielleicht nicht die unschuldigsten Opfer"-Variante bis zu (immerhin seltenen) "wer Karikaturen zu dem Thema macht, hat alles verdient".

Maglor
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Mo 12. Jan 2015, 19:02 - Beitrag #113

Angesichts der Liste der am Karikaturenstreit von 2006 beteiligten Länder ist die Suche nach Ausnahmen wirklich schwierig. Das Ausmaß ist unglaublich. Es waren ja nicht nur die Araber. Auch Länder wie die Türkei, Bosnien oder Indosien spielten ihre Rolle.
Vergleichsweise lang ist Liste der Menschen, die während der Unruhen (insbesondere Nigeria und Libyen) oder bei Anschlägen um der dänischen Karikaturen Willen weltweit umgekommen sind. Dagegen könnte natürlich vieles andere verblassen, wenn es sich bei den Opfern nicht um Afrikaner gehandelt hätte. :(

Lykurg
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Mo 12. Jan 2015, 19:09 - Beitrag #114

Auf dein "wir damals alle" hin mußte ich den Thread natürlich eben nochmal durchgehen... Komisch, daß mir trotz durchaus aktiver Teilnahme damals und in dieser Hinsicht keine anrüchigen Aussagen entfleucht sind. Vielleicht auch nicht so viel von Gewicht, aber mehr differenziertes, als ich mir rückblickend zugetraut hätte. Aber auch bei Feuerkopf sehe ich eigentlich keine Ausrutscher, das "diese Fundamentalisten" kann sich durchaus auf eben solche beziehen, bzw. den Standpunkt vertreten, daß diejenigen, die wegen der Karikaturen damals unfriedlich auf die Straße gingen und damit das Land lahmlegten, einer fundamentalistischen Mentalität gemäß handelten. Aber ja; der Disclaimer, daß es natürlich... ließe sich überall noch ergänzen.

[...]

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