Drehen die Araber am Rad?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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So 5. Feb 2006, 22:13 - Beitrag #61

Hm, nun ja...

Heute morgen hörte ich einen interessanten Bericht im Deutschlandfunk.
Danach ist es wohl wirklich so, daß mittlerweile viele Leute sich auf dem allgemeinen "Unmut" ihr Süppchen kochen.
Syrien hat normalerweise mit seinem Sicherheitsapparat Proteste ziemlich schnell im Griff, anscheinend kommt aber das jetzige nicht ungelegen, weil sich damit der allgemeine Unmut über die Verhältnisse im Land (die nämlich alles andere als toll sind) bequem ableiten und entladen läßt.
Dann soll es auch Provokateure von verschiedenen Gruppen geben, die gezielt kleine Attacken starten, die dann wieder viele mobilisieren.
Die jetzigen Zerstörungen sind selbst für viele Araber übertrieben und entsetzlich, demnach, und ich halte das für wahr.

So gesehen...siehe 1. Weltkrieg, der Mord in Sarajevo war Auslöser, Ursachen gab es viele, ein ganzes "Klima".
Zitat von Ben2506:Warum sollen wir Geld in Länder investieren und Spenden die offenkundig die Flaggen unserer Länder verbrennen ? Und wie es so scheint ist es ja doch wohl die Mehrheit in den Regionen, denn sonst hätten die Hamas die wahl nicht gewonnen.


Ben, es gibt kluge Köpfe in Israel, die den Sieg der Hamas mittelbar der Politik Israels in die Schuhe schieben.
Israel unter Scharon hat nicht wirklich offen und kooperativ mit der vorherigen Regierung der Palästinenser zusammen gearbeitet, hat recht gezielt dazu beigetragen, daß für die Palästinenser nicht wirklich ein Erfolg ihrer Regierung, eine Besserung der Verhältnisse erkennbar wurde. Klar, daß eine erfolglose Regierung abgewählt und dafür das radikalere Pendant bevorzugt wird.
Europa macht IMHO den schlimmsten Fehler, der möglich ist, wenn es dieses Ergebnis einer offen als demokratisch anerkannten Wahl nicht anerkennt.
Das kann nur erneut als Verrat Europas an den Palästinensern rüberkommen.

Malte279
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So 5. Feb 2006, 22:44 - Beitrag #62

Ben, es gibt kluge Köpfe in Israel, die den Sieg der Hamas mittelbar der Politik Israels in die Schuhe schieben.
Es gibt auch kluge Köpfe die vermuten dass die plötzliche Eskalation wegen der Mohammed Karikaturen (mehr als vier Monate nach ihrem eigentlichen Erscheinen) von Leuten gestartet und angeheizt wurde, die ein Interesse daran haben die Aufmerksamkeit von dem Wahlsieg der Hammas abzulenken.
Europa macht IMHO den schlimmsten Fehler, der möglich ist, wenn es dieses Ergebnis einer offen als demokratisch anerkannten Wahl nicht anerkennt.
Das Ergebnis der Wahl wurde soweit mir bekannt ist von niemandem in Zweifel gezogen. Das Europa und andere Staaten verlangen, dass die Regierung eines Landes die Vernichtung eines anderen Landes aus seinem Programm streicht halte ich für eine Forderung die wirklich unverzichtbar ist, wenn man jemals einen Frieden zwischen den beiden Ländern erwirken will. Und Frieden ohne die völlige Vernichtung eines der Beteiligten sollte hierbei doch das Ziel sein, oder?
Gut, zugegeben das Öl ist dabei ein Problem ^^ , ein Problem worüber wir allerdings hinweg kommen würden. Es stellt sich eher die Frage, wie die ganzen Arabischen Länder aussehen würden wenn wir uns dort komplett zurück ziehen! Dagegen wäre der Schaden an unserer Wirtschaft vergleichsweise klein. Aber anscheind wollen sie es ja nicht anders!
Bist Du Dir da sicher? Ich fürchte Du unterschätzt die Bedeutung des Öls. Ich glaube unsere Wirtschaft basiert dermaßen darauf, dass sie ohne (bzw. mit wesentlich geringeren Mengen) gar nicht mehr funktionieren könnte. Die vergleichsweise geringen Fördermengen westlicher Staaten würden da kaum ausreichen. Das gesammte Transportwesen (Schiffe, Flugzeuge, Autos etc.) würde wahrscheinlich nach einigen Monaten (spätestens) zusammenbrechen und die Preise würden explodieren, da höchstens noch geringe Mengen eines bestimmten Produktes den Markt erreichen würden. Da würde es nicht lange dauern bis die Bevölkerung hier in den Straßen genauso randalieren würde wie das jetzt die Bevölkerung in den meisten arabischen Ländern tut.
Abgesehen davon würde das uns einen Schritt näher an Huntingtons "Kampf der Kulturen" führen der scheinbar von einigen Leuten auf beiden Seiten gewünscht wird. Dies macht übrigens den Vergleich zum 1. Weltkrieg recht naheliegend. Damals haben sich in der Vorkriegszeit ebenfalls viele (auch Intelektuelle) den Krieg herbeigesehnt.
Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Ein Krieg der jetzt aus dieser Situation (einschließlich iranisches Atomprogramm) entstehen könnte würde für die "westliche Welt" kaum ein solcher "Spaziergang" wie der bereits katastrophale Krieg im Irak werden!

BEN2506
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So 5. Feb 2006, 22:49 - Beitrag #63

Zitat von janw:Ben, es gibt kluge Köpfe in Israel, die den Sieg der Hamas mittelbar der Politik Israels in die Schuhe schieben.
Israel unter Scharon hat nicht wirklich offen und kooperativ mit der vorherigen Regierung der Palästinenser zusammen gearbeitet, hat recht gezielt dazu beigetragen, daß für die Palästinenser nicht wirklich ein Erfolg ihrer Regierung, eine Besserung der Verhältnisse erkennbar wurde. Klar, daß eine erfolglose Regierung abgewählt und dafür das radikalere Pendant bevorzugt wird.
Europa macht IMHO den schlimmsten Fehler, der möglich ist, wenn es dieses Ergebnis einer offen als demokratisch anerkannten Wahl nicht anerkennt.
Das kann nur erneut als Verrat Europas an den Palästinensern rüberkommen.


Das mag ja sein, aber das macht die Sache auch nicht besser jan. Man sieht ja was dort im Moment vorsich geht. Das Gewaltpotenzial ist offensichtlich. Und auch wenn die Massen dort von ihren eigenen Regierungen angestachelt werden, sind es für eben diese Massen immernoch hauptsächlich die bloßen Karikaturen die diese Ausschreitungen für sie legitimieren.

Bist Du Dir da sicher? Ich fürchte Du unterschätzt die Bedeutung des Öls. Ich glaube unsere Wirtschaft basiert dermaßen darauf, dass sie ohne (bzw. mit wesentlich geringeren Mengen) gar nicht mehr funktionieren könnte. Die vergleichsweise geringen Fördermengen westlicher Staaten würden da kaum ausreichen. Das gesammte Transportwesen (Schiffe, Flugzeuge, Autos etc.) würde wahrscheinlich nach einigen Monaten (spätestens) zusammenbrechen und die Preise würden explodieren, da höchstens noch geringe Mengen eines bestimmten Produktes den Markt erreichen würden. Da würde es nicht lange dauern bis die Bevölkerung hier in den Straßen genauso randalieren würde wie das jetzt die Bevölkerung in den meisten arabischen Ländern tut.
Abgesehen davon würde das uns einen Schritt näher an Huntingtons "Kampf der Kulturen" führen der scheinbar von einigen Leuten auf beiden Seiten gewünscht wird. Dies macht übrigens den Vergleich zum 1. Weltkrieg recht naheliegend. Damals haben sich in der Vorkriegszeit ebenfalls viele (auch Intelektuelle) den Krieg herbeigesehnt.
Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Ein Krieg der jetzt aus dieser Situation (einschließlich iranisches Atomprogramm) entstehen könnte würde für die "westliche Welt" kaum ein solcher "Spaziergang" wie der bereits katastrophale Krieg im Irak werden!


ja, vielleicht wird es auch problematischer, aber ich bin mir sicher, dass wir das überstehen würden.

Ich denke auch das sich niemand von uns einen Krieg wünscht. Allerdings wäre er, wenn er unter bestimmten umständen ausbricht mit sicherheit ein Spaziergang, der vielleicht nur wenige Minuten dauert. (Wenn wir jetzt von einer Nuklearen Bedrohung ausgehen).

Ben

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Mo 6. Feb 2006, 01:45 - Beitrag #64

Also zum Thema Karikaturen

Ein Online ComicZeichener hat es finde ich auf den punkt gebracht und dieses Bild in seinem Online Comic veröffentlicht:

Bild


Jetzt fragt Ihr euch warum er Hakenkreuze benutz usw... nun das ist eine Anspielung auf arabische Karikaturen. Ihr könnt sie euch unter dem link unten mal ansehen:
http://www.tomgrossmedia.com/ArabCartoons.htm


Was die Gewalt ausschreitungen angeht ich frage mich ersthaft ob die regierungen das nicht bewust zulassen um einfach die fundamentalisten im land von innenpolitischen Problemem abzulenken so das sie sicher ihre größtenteils diktaturen aufrecht erhalten können und nicht wie der Iran zu einen "gottestaat" werden.

janw
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Mo 6. Feb 2006, 01:56 - Beitrag #65

Zitat von Malte279:Es gibt auch kluge Köpfe die vermuten dass die plötzliche Eskalation wegen der Mohammed Karikaturen (mehr als vier Monate nach ihrem eigentlichen Erscheinen) von Leuten gestartet und angeheizt wurde, die ein Interesse daran haben die Aufmerksamkeit von dem Wahlsieg der Hammas abzulenken.

Hab ich noch nirgendwo gelesen oder gehört...zumindest im Netz gibt es bereits seit der Veröffentlichung einen großen Fundus an Meinungsäußerungen. Ich denke eher, daß es eben drei Monate gedauert hat, bis der Funke in der Breite übergeschlagen ist. Da mag ich mich aber auch irren, es gibt Gruppen, denen das nicht ungelegen kommt.
Es ändert aber nichts daran, daß sich auch aufgelärte Muslime von den Karikaturen in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen, und daß die Karikaturen in ein Klima der öffentlichen Stimmungmache gegen Muslime in Dänemark hinein veröffentlicht wurden - und gezielt als Provokation. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, und geht sehr weit. Aber bei Volksverhetzung hört der Spaß auf. Und die sehe ich darin.

Das Ergebnis der Wahl wurde soweit mir bekannt ist von niemandem in Zweifel gezogen. Das Europa und andere Staaten verlangen, dass die Regierung eines Landes die Vernichtung eines anderen Landes aus seinem Programm streicht halte ich für eine Forderung die wirklich unverzichtbar ist, wenn man jemals einen Frieden zwischen den beiden Ländern erwirken will. Und Frieden ohne die völlige Vernichtung eines der Beteiligten sollte hierbei doch das Ziel sein, oder?

Die Programmatik einer Partei mag kommentiert werden, zumindest wenn gleichzeitig weiterhin geduldet wird, daß ein Kontrahent Land besetzt hält, das ihm nicht gehört, darf sie nicht zum Aufhänger für eine Erpressung gemacht werden.
Israel hat seit 1967 illegal, anerkanntermaßen illegal Land besetzt, hält die rechtmäßigen Bewohner von ihm fern, beraubt sie jeden Tag.
Wenn dem in gleicherweise entgegengetreten würde, dann wäre die Verweigerung von Subventionen an die Palästinenser wegen eines einzigen Programmpunktes der Regierungspartei vielleicht zulässig.
Immerhin, es ist nur ein Programmpunkt, der wohl nicht automatisch Inhalt des Regierungsprogrammes und des Handelns wird.

Es ist wirklich schlimm für mich, so gegen den Staat argumentieren zu müssen, dessen Entstehung wesentlich auf eines der schlimmsten Menschheitsverbrechen zurück geht. Ich habe große Sympathie für die Israelis, von denen sehr viele auch einfach nur in Frieden leben wollen. Aber die unausgesprochene Staatsdoktrin, daß quasi der Holocaust gegen jede zukünftige Kritik immunisiert, ist schlicht mit keiner freiheitlichen Rechtsvorstellung zu vereinbaren.

Zitat von Ben2506:Das mag ja sein, aber das macht die Sache auch nicht besser jan. Man sieht ja was dort im Moment vorsich geht. Das Gewaltpotenzial ist offensichtlich. Und auch wenn die Massen dort von ihren eigenen Regierungen angestachelt werden, sind es für eben diese Massen immernoch hauptsächlich die bloßen Karikaturen die diese Ausschreitungen für sie legitimieren.

Diese Karikaturen SIND Gewalt, psychische Gewalt, was vielleicht nur ein Mensch voll verstehen kann, der selbst religiös verwurzelt ist und selbst damit vertraut ist, wie subtil soziale Gewalt gegen Einzelne ausgeübt werden kann. Die Dänische Königin, sie wird in meinem größeren Zitat weiter oben zitiert, hat sich mit daran beteiligt, indem sie auch und gerade die Christen der von ihr geführten Staatskirche offen zur Opposition gegen den Islam, gegen Moslems aufgerufen hat.
Ich schreibe jetzt nicht den Abscheu, den ich gegen diese Frau hege...

Traitor
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Mo 6. Feb 2006, 11:21 - Beitrag #66

Jan, dieses harmlose Bildchen eines bärtigen Mannes mit Bombe auf dem Kopf (über dieses wird sich ja anscheinend am meisten aufgeregt, der Rest als harmloser angesehen) ist für dich "psychische Gewalt"? Was ist dann mit den Höllenqualen, die jeder höhere Politiker jedes demokratischen Landes täglich durch monströse Exzesse übelster psychischer Gewalt gegen seine Person erdulden muss? Und warum sind all diese Politiker nicht schon längst auf einer Pressekonferenz Amok gelaufen oder verbrennen zumindest regelmäßig öffentlich Zeitungen, denn dass sie das unterlassen sollten, ist ja nur "eine hehre Forderung"?

Anders ausgedrückt: Warum ist Religion ein Freibrief für verletzte Gefühle und absurde Reaktionen darauf, die man beim Angriff auf jeden anderen Aspekt einer Person oder Gruppe niemals durchgehen lassen würde? Nur, weil jahrhundertelang die Kirche jeden Aspekt unseres Lebens bestimmt hat und in manch anderem Erdteil ihr Äquivalent dies noch heute tut oder versucht, können wir die Religion doch nicht auf ewig in eine andere Kategorie einordnen als alle anderen Dinge und ihr unbegrenzte Freiheit zugestehen.

Allgemein haben wir seit Jahren ein Problem mit falsch und zu weit ausgelegter Religionsfreiheit, siehe Schächten, Frauendiskriminierung, Schulsystem etc. Aber das Kuschen vor der ach so verletzten arabisch-islamischen religiösen Volksseele ist ein schlimmer Höhepunkt. Da mag der Kontext, in dem diese Karikaturen aufgetaucht sind, sein wie er will, die Proteste und Ausschreitungen richten sich im Vordergrund gegen nur die Karikaturen selbst, im Hintergrund gegen Säkularismus und Medienfreiheit allgemein, aber nicht gegen eine dänische Hetzkampagne gegen Arabien.

Und so sehr ich üblicherweise gegen die Dramatisierung des Islam-Konfliktes spreche: die Ereignisse der letzten Tage beginnen tatsächlich, etwas von einem "Kampf der Kulturen" zu haben. Den der Westen dringend aufnehmen muss - wohlbemerkt aber nicht mit Krieg, sondern mit Kultur.

PS: @Ben:
Ich denke auch das sich niemand von uns einen Krieg wünscht. Allerdings wäre er, wenn er unter bestimmten umständen ausbricht mit sicherheit ein Spaziergang, der vielleicht nur wenige Minuten dauert. (Wenn wir jetzt von einer Nuklearen Bedrohung ausgehen).
Danach möchte ich aber nicht mehr spazierengehen. ;)

Lykurg
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Mo 6. Feb 2006, 11:36 - Beitrag #67

janw, daß der Protest gegen die Karikaturen von öffentlicher Seite geschürt und begünstigt werde (etwa zu geringes Eingreifen der syrischen und libanesischen Polizeikräfte gegen Verwüstungen und Brandstiftungen an Botschaften und Kirchen), taucht gelegentlich auf, der unkommentierte Rücktritt des libanesischen Innenministers könnte etwa ein Indiz dafür sein, daß hier ein Bauer geopfert wurde. Der US-Stellungnahme, die sich etwa hier findet, wird wohl wenig Stellenwert zugemessen werden... :rolleyes: Der dänische Außenminister [size=-1]Møller[/size] und der norwegische Premierminister Stoltenberg haben sich dahingehend geäußert, Syrien habe seine Pflicht vernachlässigt und solle eine Entschädigung zahlen (etwa im Spiegel berichtet).
wegen eines einzigen Programmpunktes der Regierungspartei
Das ist mE eine grobe Verharmlosung. Schließlich handelt es sich dabei um den, glaubt man diesbezüglich unseren Medien, über viele Jahre wiederholten Wunsch, "die Juden ins Meer [zu] treiben" (Ahmed Shukairy, erster PLO-Vorsitzender, nach Stern.de), dankbar aufgegriffen in entsprechenden iranischen Programmen: "Israel von der Landkarte tilgen" (Achmadi-Nedschad), "Eine einzige Atombombe würde Israel spurlos auslöschen." (Rafsandschani, beides zitiert nach Zeit.de). Was sich auch immer an Spuren davon im Regierungsprogramm der Hamas befinden mag, gehört nicht dorthin. Und die Verweigerung von Subventionen ist mE eine lächerlich geringfügige Selbstverständlichkeit angesichts derartiger Forderungen. Es wäre ekelerregend, diese Bestrebungen unkontrolliert finanziell zu unterstützen.
Der Hamas-Vertreter Mussa Abu Marsuk hat laut heutigem Spiegel-Artikel die Anerkennung Israels durch Arafat als einen Fehler bezeichnet. Wie stehst du dazu?
Aber die unausgesprochene Staatsdoktrin, daß quasi der Holocaust gegen jede zukünftige Kritik immunisiert, ist schlicht mit keiner freiheitlichen Rechtsvorstellung zu vereinbaren.
Ja, das hätten vielleicht manche gern... Die Anklage eines angeblich fortwährenden Schutzes Israels durch die Kritikimmunisierung infolge des Holocaustgedenkens kommt regelmäßig auch von Rechtsradikalen. Das allein verbietet natürlich nicht, ihn zu äußern. Aber der Vorwurf ist infam, da für sich unwiderlegbar; das 'Unausgesprochene' darin entzieht sich jeder Beurteilung, und wirkt unterschwellig weiter. Ich finde es immer wieder erstaunlich, daß derartige Standpunkte eben auch bei tendenziell eher linken Denkern auftauchen; das mag an der Wirkungsmacht solcher Modelle liegen. Vorsicht!

Verzeih mir, vielleicht bin ich etwas über das Ziel hinausgeschossen. :rolleyes: Sieh es nicht als Angriff auf deine Position, sondern auf eine mE dahinter oder auch nur im Umfeld vorhandenen generellen Grundkonflikt. - Ein gemäßigterer 'Welt'-Artikel des Islamwissenschaftlers Tariq Ramadan findet sich übrigens hier. Er sieht eine beiderseitige Instrumentalisierung des Streits und der daraus entstandenen Gewalttätigkeiten. - Egal, wie weite Kreise dieser Streit noch ziehen mag, eines bleibt: Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Gewalt.


Traitor, danke für deine ausgewogenere Darstellung. Volle Zustimmung. :)


GenomInc, die Zusammenstellung auf der von dir angegebenen Seite ist wirklich beeindruckend. Und es muß Massen davon geben... Die Karikaturseite des Palestinian Press Centers, die relativ weit unten möglicherweise als Quelle erwähnt wird, findet sich hier. Allerdings wird das aktuelle Bild dort bei mir nicht angezeigt - kann man das vielleicht für westliche IP-Adressen kollektiv blocken? Sieht es jemand von euch?

BEN2506
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Mo 6. Feb 2006, 12:55 - Beitrag #68

Ach diese Gefühlsduselei... Wir müssen immer verständnis damit haben was sie sagen und was sie machen, aber wenn jetzt mal ein paar Karikaturen veröffentlicht werden, dann setzten bei denen gleich die Denkprozesse aus. Jan, du versuchst die ganze Zeit die Gewalt über die Ursachen zu rechtfertigen. Aber das ändert doch nichts daran das diese Massen so leicht zu mobilisieren sind und auch so Gewaltbereit sind.

Tut mir leid, dafür habe ich 0 Verständis und da sehe ich auch nicht die Notwendigkeit von Tolleranz oder von Entschuldigungen. Es wurde u.a. auch die Deutsche Flagge verbrannt, das ist auch psychische Gewalt (ja ich weiß, ich wiederhole mich in dem Punkt). Wir müssen uns Täglich ansehen und anhören wie diese islamischen Fanatiker sich in Menschen Mengen, vor Kindergärten und Krankenhäusern in die Luftsprengen, psychische Gewalt?

Und ich glaube auch das der Iran gar nicht versteht mit wem er es zu tun hat. Man sieht ja wohl schon an den Aussagen, dass sie offesnichtlich zu Gewalt gegen Israel neigen. Und dieses Land kommt dann wohlmöglich in den Besitz von Atomwaffen ?

Danach möchte ich aber nicht mehr spazierengehen.


Ich auch nicht :( .

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Spricht das KLARE Worte ? Demonstration von Muslimen in London... Der Islam mag eine friedliche Religion sein, leider scheint der Großteil der Gläubigen den so aber nicht auszuüben. Hier wird JEDER von uns angesprochen.


Ben

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Mo 6. Feb 2006, 15:44 - Beitrag #69

Es gibt durchaus Mittel und Wege einen spontanen Volksaufstand zu inszinieren.
Das hat am 9. November 1938 auch ganz gut funktioniert. Man braucht dazu nur eine überregionale Randalier- und Demonstriertruppe wie die SA. Diese muss man nur entsprechend mobilisieren und weiß machen nicht in Uniform sondern zivil zu agieren.
Es ist dann nur die Frage, wer hinter sowas stecken kann. Entweder der Staat selbst oder eine islamistische Organisation. Es gibt ja durchaus diese Reichskristalnachtstaktik der nichtstuenden Feuerwehr usw...

Was die Ausländerpoltik Dänemarks betrifft, so kann sie keineswegs Rechtfertigung dafür sein, die schwedische Botschaft oder ein deutsches Kulturzentrum zu stürmen. :crazy:

Bemerkenswert und wunderlich ist, dass sich offensichtlich die ganze muslimische Welt für die dänische Presse interessiert. Na, gut Rudi Karells Ajatollahwitze blieben ja auch nicht ungehört.

MfG Maglor

Windsbraut
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Mo 6. Feb 2006, 15:45 - Beitrag #70

Nur mal zwischendurch: Es geht auch anders.

GenomInc
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Mo 6. Feb 2006, 16:23 - Beitrag #71

@windbraut Also das verstehe ich nicht.... Man muss sich nicht entschuldigen wenn man das recht der Freien Meinungs ausserung und der Pressefreiheit nutzt. Meiner Meinung nach müssen wir ALLE eigendlich hinter den Dänen stehen und sie gegenüber dem Randalierern und den Regierungen die das dulden unterstützen.

@jan also ich finde den ausspruch der Königin von Dännemark gut das die Christen zusammen halten müssen und auch klar position gegen den Islam beziehen müssen. Es kann doch nicht sein das in der Türkei zb ein katholischer Priester ermordet wurde, das in islamischen Länder Kirchen nicht gebaut werden dürfen oder wenn das sie öfters überfallen, niedergebrannt werden und die obrigkeit sieht auch nocht zu.
Beispiel Ägypten In Ägypten leben die meisten Christen des Nahen Ostens. Die Kopten und andere christlichen Minderheiten machen etwa 10% der Bevölkerung aus. Seit den 50er Jahren hat sich dort die Situation für die Christen aber spürbar verschlechtert, in Einzelfällen kam es zu gewalttätigen Übergriffen und Morden. Die alltäglichen Benachteiligungen wiegen für die meisten jedoch weitaus schwerer. Bei Behördengängen oder Polizeikontrollen sind sie nicht selten Willkür und Schikanen ausgesetzt. Immer lastet ein latenter Druck auf der christlichen Minderheit, zum Islam zu konvertieren. Wer beruflich Erfolg haben will, sei es in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst, hat es als Christ meist wesentlich schwerer. Auch an den Universitäten sind christliche Studentinnen schon Opfer von Überfällen und Gewalt geworden, beim Zugang zu den Universitäten und vor allem in mündlichen Prüfungen sind Christen oft benachteiligt. Wenn von muslimischen Extremisten Anschläge auf Kirchen verübt werden, ist die Polizei vor allem im ländlichen Bereich nicht immer gewillt oder in der Lage, Übergriffe zu verhindern oder angemessen zu ahnden. Wer eine Kirche bauen oder renovieren möchte, braucht dazu einen langen Atem. Der An- trag dafür musste bisher vom Ministerpräsidenten persönlich genehmigt werden, was meist mit einer jahrelangen Wartezeit verbunden ist. Heute müssen „nur“ noch die Provinzgouverneure zustimmen.
Das muss man alles mal berücksichtigen und wenn man dann die Ausage der Königin in dem zusammenhang sieht dann stehe ich hinter der ausage.


Ich habe auch einen sehr guten kommentar gelesen den ich euch auch nicht vorenthalten Möchte :
http://www.ideaagentur.de/startseite/nachrichten/sv-ss-rubriknews/article/41296/128/
Ich zitire da mal draus :
Christen haben ihre eigene Sicht des Konflikts. Einerseits ist alles abzulehnen, was die Gefühle von Menschen anderen Glaubens in unnötiger Weise verletzt, andererseits ist diese Rücksicht aber auch von eben diesen Menschen zu erwarten. Darum ist es leider bei vielen Muslimen schlecht bestellt. Sie messen mit zweierlei Maß. In Moscheepredigten, Printmedien und nicht zuletzt im Internet werden viele herabsetzende und beleidigende Aussagen über Christen verbreitet. Muslime tun genau das, was sie anderen Menschen verbieten wollen – wenn nicht in Karikaturen, so doch auf andere Weise. Hier liegt das eigentliche Problem.

Maglor
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Mo 6. Feb 2006, 16:35 - Beitrag #72

@GenomInc
Wer lesen kann und auch noch englisch, ist klar im Vorteil. ;)
Hier haben sich einige Muslime bei Dänemark und Norwegen entschuldigt, obwohl sie gar nicht an den Ausschreitungen beteiligt waren.

Die Frage ist nur, wie Europa diesem Angriff die Stirn bieten kann. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die neue PLO-Regierung nicht ganz so zuvorkommend von den Europäern behandelt werden wird wie die bisherige, geschweige Arafat.
Ich bezweifle aber, dass man dem Problem nicht Herr wird, ohne den Wahabismus in jene Wüste zurückzutreiben, aus der er gekrochen ist.
Ein Nachgeben halte für fehlerhaft, so würde man die Gewalt der Straße als legitimes, wengistens wirkungsvolles Mittel der Politik anerkennen. Auch sehe ich keinen Grund für eine Entschuldigung seitens der Europäer. Die Entschuldigung jener dänischen Zeichner hingegen, kann ich schon verstehen. Wer lebt nicht lieber auf "Nummer Sicher"? Genauso wenig halte ich eine Debatte über die Grenzen der Pressefreiheit für angebracht. Nach Betrachtung der Karikaturen, sehe ich sie eher als Terrorismuskritik denn als Religionskritik. Wenn hier jemand über eine Verhaltensänderung dachdenken muss, dann natürlich die Randalierer.

MfG Maglor
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Windsbraut
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Mo 6. Feb 2006, 16:50 - Beitrag #73

Zitat von GenomInc:@windbraut Also das verstehe ich nicht....


Die Fahne links an der Seite entlang ist die Flagge von Palästina, es entschuldigen sich also Palästinenser für ihre verblendeten Landsleute. Ich finde das nicht schwer zu verstehen.

Lykurg
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Mo 6. Feb 2006, 16:53 - Beitrag #74

Windsbraut und GenomInc, danke für eure Links.

Die Entschuldigung der palästinensischen Jugendlichen fand ich bewegend. Gut, daß das auch stattfindet. Man möge ihnen mehr Verbreitung gönnen.

Spannend in Eberhard Troegers Artikel fand ich den folgenden Abschnitt:
Das Verbot der Abbildung Muhammads kann sich schwerlich auf den Koran berufen. Der Koran betont vielmehr, daß Muhammad ein ganz normaler, ja sündiger Mensch war. Erst die islamische Tradition hat Muhammad unantastbar gemacht, ihn in die Nähe Allahs gerückt und ihm eine entsprechende Verehrung gewährt. Die Muslime waren sich darin aber nie wirklich einig. Es hat in der Vergangenheit genug Muslime gegeben, die sich nicht scheuten, Muhammad abzubilden. Besonders die Schiiten im Iran waren damit recht großzügig.
Auch das deckt sich vollkommen mit der Auffassung, daß die Proteste instrumentalisiert werden.
Der Tagesthemen-Bericht von gestern abend, der sich hier findet, drückt das ziemlich präzise aus. Dort heißt es unter anderem, nach den Angriffen auf die Botschaft und eine Kirche wären im Libanon etwa hundert Extremisten syrischer Herkunft festgenommen worden. Das kann möglicherweise als ein Anzeichen dafür gesehen, daß syrische Kräfte den libanesischen Bürgerkrieg wiederbeleben wollen, um dann wieder als 'Schutzmacht' das Land übernehmen zu können. Jedenfalls haben sich am Abend die politischen Führer des Landes, betont auch die Moslems, in der Kirche versammelt, um ein Zeichen für Einigkeit und gegen diese Extremisten zu setzen.

Maglor
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Mo 6. Feb 2006, 17:04 - Beitrag #75

Zitat von Lykurg:Das kann möglicherweise als ein Anzeichen dafür gesehen, daß syrische Kräfte den libanesischen Bürgerkrieg wiederbeleben wollen, um dann wieder als 'Schutzmacht' das Land übernehmen zu können.

Nun ja, die libanesischen Christ, auch deren Kirchen, blieben bis dato außerhalb der gewalttäigen Demonstrationen. Allerdings glaube nicht so sehr an syrische Kräfte; die Idee, das ganze sei von einzelnen saudischen Edelmänner und deren Helfershelfern angezettelt, klingt mir irgendwie plausibler. Vielleicht handelt es sich auch um eine bewusste Hetzkampagne gegen Europa. Es werden ja europäische Symbole und Eigentümer verbrannt, nicht etwa christliche. Daher sind vielleicht auch die Kopten etc verschont. Vielleicht handelt es sich ja um den Versuch den Einfluss Europas auch Arabien allen voran Palästina zu schwächen. Ich würde sagen, die Chancen stehen gut, dass diesen Ziel erreicht wird, egal ob es gesetzt ist oder nicht.
Interessant ist natürlich auch, dass nichts von derartigen Ausschreitungen aus Albanien oder der Türkei bekannt ist.

MfG Maglor

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Mo 6. Feb 2006, 18:50 - Beitrag #76

Traitor, vielleicht muss ich es präzisieren: Die Karikaturen sind psychische Gewalt in einem Klima der gesellschaftlichen Stimmungmache aus höchsten Stellen der Politik gegen Muslime (die überwiegend im Glauben verwurzelt sind), zumindest in Dänemark. Das Gefühl des gegen-sich-kollektiv-Stimmung-gemacht-werdens eint aber die Muslime sehr weitgehend, wie auch die Verletzlichkeit was religiöse Regeln betrifft. Ich weiß, für eine Rationalisten wird das unbegreiflich wirken, aber der Rationalismus ist eben nicht ihre Haltung, und das haben wir in gewisser Weise zu respektieren und in die Betrachtung einzubeziehen. *
Wie gesagt, die Karikaturen waren auch provozierend gedacht.
Wenn man den jahrzehntelangen Umgang mit den Menschen der arabischen Länder besieht, den der Westen mit ihnen "gepflegt" hat - die Beihilfe zur Landenteignung der Palästinenser, die Duldung der nunmehr bald 30jährigen Besetzung von land durch Israel, die koloniale Unterdrückung der Algerier durch die Franzosen, den gezielten Aufbau einiger der Diktaturen durch den Westen, den Angriff auf den Irak, der dort sehr sehr viele Zivilisten traf, und die schon vorher offenbare Unfähigkeit und Nicht wirklich-Interessiertheit der Amerikaner am Aufbau einer neuen zivilien Infrastruktur, und und...dann kann zumindest ich mir gut vorstellen, daß diese Menschen sich durch solche Karikaturen, die sie in dem letzten Vertrauen in die Welt - im Glauben - trifft, so vorkommen, als wäre ein Mistkübel über ihnen ausgeleert worden.

Nun, und vielleicht habe ich das nicht genug herausgestellt, das rechtfertigt einiges. Briefe, Reden, kleinere Demonstrationen.
Das was jetzt an Gewalt ausgelebt wird, will ich damit in keiner Weise gerechtfertigt oder gut geheißen haben. Das hat mit Religion nichts mehr zu tun, ist gesteuerte sinnlose Zerstörungswut.

* Ich bin übrigens durchaus der Meinung, daß man aufgeklärte Haltungen im Islam und unter den Moslems fördern sollte - es gibt sie durchaus. Nur wird das IMHO eher durch ein positives Beispiel der "aufgeklärten Welt" gelingen und durch wirtschaftlichen Erfolg. Das ist IMHO etwas wie Deutschland 1945: Die Deutschen waren keine Demokraten, von Natur aus, aber das gleichzeitig dank Marshallplanhilfe entfachte Wirtschaftswunder entfesselte den Glauben an die Segnungen von Demokratie und Freiheit. (übrigens erkauft damit, daß es in England z.B. mit dem Wiederaufbau deutlich langsamer ging, wie mir mein Vater mal erzählte). Wie wackelig hierzulande die Demokratie verankert ist, sieht man in Zeiten der begrenzten Krise wie heute: Sofort haben radikale Parteien eine Chance.

Lykurg,
die Begünstigung oder Ausnutzung der öffentlichen Unmutslage durch staatliche Stellen hatte ich bereits erwähnt..."Süppchen kochen" - mir war nur noch nicht unter gekommen, daß damit der Wahlsieg der Hamas in den Hintergrund gedrängt werden sollte. Das steht auch nicht in der "Welt".
Klar, Syrien hat versucht, von den eigenen inneren Problemen abzulenken. Syrien ist eine Diktatur, die eine ziemlich unrühmliche Rolle gespielt hat in den letzten Jahren, auch und gerade in Libanon. Zufall, daß auch in Libanon vandalisiert wurde?

Was die Hamas betrifft...
Israel hat die Al Fatah-Regierung scheitern lassen, klar, daß die Wähler dann das Pendant wählen.
Das Pendant hat eine ziemlich unliebsame Passage in seinem Parteiprogramm, die gegen Israel zielt.
Wenn die EU jetzt den Palästinensern droht, dann schlägt sie den Sack und nicht den Esel.
Und schlägt auch die Tür zu, was andere Möglichkeiten einer Einflußnahme betrifft, bzw. öffnet andererseits einem in die Bresche springen seitens des Iran und Saudi-Arabiens Tür und Tor.
Das Problem ist, daß die kritischen Programmpunkte der Hamas diejenigen sind, die sie von der Fatah abheben. Würde die Hamas jetzt von heute auf morgen darauf verzichten, käme das für die Wähler recht merkwürdig rüber...aha, die Partei läßt sich durch Europa erpressen, und für Israel bleibt alles beim alten :rolleyes:
Besser wäre IMHO folgendes: Die Regierung loslegen lassen. Mit Israel so kooperieren, daß auch da kleine Erfolge erreicht werden, daß zumindest der derzeitige Abbau illegaler Siedlungen weitergeht.
Und dann mit der Hamas verhandeln, daß das Zeil modifiziert wird. Statt Auslöschung Israels der Rückzug Israels in seine Grenzen von 1967, die Rückkehr der Flüchtlinge,... , womit, wenn ich es richtig sehe, immer noch ein Abstand zur Fatah erhalten bliebe.
Ich weiß, das ist sicher idealistisch gedacht, aber es sollte versucht werden, anstatt jetzt Herrn Achmadi Nedschad ins Haus zu holen.

Was Mussa Abu Marsuk da gesagt hat, ist natürlich kontraproduktiv in dieser Sache. Nicht nur das, unmöglich geradezu.
Mann kann es so sehen, daß er jetzt nachträglich die Begründung liefert, die einen Ausstieg Europas unumgänglich macht.
Oder andere "geeignete Maßnahmen" :rolleyes:

Was die Staatsdoktrin betrifft...
Ich habe selbst gezögert, das zu schreiben. Aber der Auftritt von ...... wie hieß er noch gestern bei Christiansen hat mich darin bestärkt.
Ein prominenter iranischer Dissident hat sich mehrfach vom iranischen Regime und von Achmadinedschads Äußerungen distanziert, sie verurteilt.
*Name einsetzen* hat zum einen sehr sehr deutlich gesagt, daß Israel eine Bombe im iranischen Besitz nicht dulden, sondern militärisch dagegn vorgehen würde - eine offene Drohung mit einem illegalen Vorgehen (Angriffskrieg), wie ich finde, wie auch Ströbele fand - keine Erwähnung, daß Israel die Bombe hat und daß das von niemandem kritisiert wird.
Dann hat er kein einziges Mal die Politik gegenüber den Palästinensern kritisiert, sie sogar gerechtfertigt mit der Zahl der Toten durch die Anschläge - er rechnete sie auf 45000 für Deutschland hoch. Ohne mal darüber nachzudenken, daß die Attentate - so schlimm ich sie auch finde - Reaktion sind eben auf jene Politik, die bis 1947 zurück reicht.
Hingegen hat er eben betont, daß Israel der Staat der Opfer des Holocausts sei.
Dies ist ein exemplarisches Beispiel, von vielen in den letzten Jahren, die mich zu dem Wort von der "Immunisierung" veranlassten.
Wobei, Staatsdoktrin trifft es icher nicht richtig, es ist eher ein unausgesprochenens Stereotyp aus dem Sympathisantenkreis des Staates.

Ich bin und war mir dabei durchaus im Klaren darüber, daß diese Position Beifall aus unliebsamer Ecke bekommen würde.
Grund genug, zu zögern, ob ich sie schreibe, und es eben hier zu tun, wo ich mir sicher bin, daß sie richtig verstanden wird.
Nur durch das schreiben wird die Position diskutierbar, war auch ein Gedanke dahinter.

Es ist und bleibt dabei: Gewalt ist kein legitimes Mittel, außer in angemessener Form für einen Staat zum Schutz dessen, was wir hierzulande öffentliche Ordnung und Sicherheit nennen.
Das, was da jetzt aus den Protesten erwachsen ist, ist unrecht und hat mit dem eigentlichen casus nicht mehr viel zu tun.

Und, ganz klar hat Israel ein Existenzrecht. Als ganz normaler Staat, der sich mit seinen Nachbarn in völkerrechtlich bedingter Weise gut stellen muss und seinen Beitrag leisten muss zur Beseitigung von Konflikten mit der Nachbarschaft.

Du bist nicht übers Ziel hinausgeschossen, im negativen Sinne, sondern hast mir die Möglichkeit gegeben, mich klar von jenem übelriechenden Sumpf zu distanzieren. Denen...keinen Fuß breit!

Werde den Namen noch nachtragen, wenn er mir wieder einfällt.

EDIT: Zu Windsbrauts link...
Bewegend, idT. Ein Punkt ist besonders interessant, nämlich
The problem with media representation of such issues tends to be that the media only picks up the loudest voices, ignoring the rational ones that do not generate as much noise.


Die Verletzung der Gefühle betrifft viele, aber nur wenige greifen zu den Mitteln der Gewalt, die nun zu sehen waren - bzw. lassen sich dazu anstiften und verleiten.
Und nur diese Bilder bekommen wie zu sehen.
Die Folge ist: Wenn es nur bei Briefen und kleineren Demonstrationen geblieben wäre, hätte kaum jemand hier etwas davon erfahren - die selektive Wahrnehmung der Massenmedien, besonders der bildbetonten, von Großereignissen, des Extremen, führt zur Ausblendung des eigentlich Relevanten, der breiten Strömung an Meinung und Geschehen.
Ein strukturelles Problem der medialen Realitätsvermittlung...

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Mo 6. Feb 2006, 20:07 - Beitrag #77

Zitat von Maglor: Nun ja, die libanesischen Christ, auch deren Kirchen, blieben bis dato außerhalb der gewalttäigen Demonstrationen.
Blieben sie eben nicht, der von mir verlinkte Tagesthemen-Bericht zeigt Steinewürfe auf eine Kirche und Zerstörung von davorstehenden (?) Autos durch eine aufgebrachte Menschenmenge, auch das Stimmungsbild geht demzufolge teilweise in diese Richtung.

janw, so besteht wieder deutlich mehr Konsens. :) Von einer direkten Hamas-Verstrickung hatte ich allerdings nichts gelesen oder geschrieben, das war Malte279. Obwohl, halt: die syrischen Aufrührer im Libanon könnten sehr wohl aus dem Hamas-Umfeld stammen, die ist dort ja auch ziemlich stark]ad news is good news. [/i]

Natürlich darf die Hamas nicht in die Arme der Saudis oder Iranis getrieben werden, ich halte sie aber für selbständig und erwachsen genug, daß sie ihren eigenen Kopf durchsetzen werden, egal wer sie finanziert. :crazy: Und insofern halte ich es für wichtiger, hier moralisch integer zu bleiben, als ihnen die Hand zu reichen, weil ja nur ein Punkt ihres Programms die Vernichtung Israels ist. Auch sehe ich nicht, daß wir dafür einstehen müßten, daß sie ihre programmatische Distanz zur Fatah beweisen und aufrechterhalten können, wenn sie eben leider nur in diesem einen Punkt besteht. Ist das vielleicht eine Form des Dankes dafür, daß sie unseren Volksparteien Gelegenheit zur Profilschärfung geben?^^ Nein. Das ist eben ihr Pech. Das können und dürfen wir nicht unterstützen.
Die Regierung loslegen lassen. Mit Israel so kooperieren, daß auch da kleine Erfolge erreicht werden, daß zumindest der derzeitige Abbau illegaler Siedlungen weitergeht.
Die Räumungen israelischer Siedlungen gehen auch jetzt unter Ehud Olmert weiter; daß das auch ohne eine Beteiligung der palästinensischen Regierung funktioniert, ist ein massives Ärgernis für diese, die es sich dann eben nicht auf die Fahnen schreiben kann. Jedenfalls zeigen die Israelis mit ihrem Abzug auch, daß sie ein eigenes, vitales Interesse an der Entschärfung des Konflikts längst erkannt haben und hier für die Hamas nicht allzuviel (weder politischer Erfolg noch zusätzliches Gewaltpotential) zu erreichen ist. Dementsprechend auch deren Wut.

Die dauernden Anschläge auf Israel sind letztlich auch Reaktion auf eine Politik, die bis 70 n. Chr. zurückreicht. Das macht sie nicht besser und nicht schlechter. Gewalt ist falsch, egal, ob sie sich gegen Israelis oder gegen Palästinenser richtet. Aber Mord ist nicht vergleichbar mit Vertreibung. Und er kann auch nicht mit gegenseitigen Greueln aus vergangenen Zeiten offenen Krieges begründet werden.

Und zur Doktrin:
Daß Israel der Staat der Opfer des Holocausts ist, scheint mir nur dann gesondert erwähnenswert, wenn ich die arabischen Karikaturen sehe, auf die GenomInc hier hinwies, es gibt dort offenbar Leute, die da irgendetwas verwechselt haben. :angry3: Ansonsten ist das kein sonderlich gutes Argument, klar.

Malte279
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Mo 6. Feb 2006, 21:05 - Beitrag #78

Von einer direkten Hamas-Verstrickung hatte ich allerdings nichts gelesen oder geschrieben, das war Malte279.
Und dabei bin ich euch bisher eine Quellenangabe schuldig geblieben. Mittlerweile sind derlei Vermutungen schon in vielen Artikeln aufgetaucht. Ein Beispiel ist hier.
Da heißt es zu dem Thema:
Beim Streit um die dänischen Karikaturen des islamischen Religionsstifters Mohammed gibt es einige verwunderliche Elemente. Die Karikaturen wurden schon im September veröffentlicht, ohne Aufsehen zu erregen. Über deren Inhalte kann man streiten. Sie sind ungleich weniger beleidigend als antijüdische Karikaturen im „Stürmer“-Stil, wie sie täglich in der arabischen Presse erscheinen. In der arabischen Welt berufen sich diktatorische Regierungen mit straffer Pressekontrolle auf „Meinungsfreiheit“. Das hindert die muslimische Welt von Marokko bis Indonesien aber nicht daran, demokratischen Ländern Europas das gleiche Recht abzusprechen.

Die umstrittenen Karikaturen wurden aus bisher unerklärlichen Gründen „rein zufällig“ nach dem Sieg der Hamas bei den palästinensischen Wahlen und den im Westen kritisierten Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad vom TV-Sender Al-Jazeera veröffentlicht. Al-Jazeera, mit Sitz in Katar, macht seine eigene Politik, mit Videokassetten von Geiseln im Irak oder des Osama bin Laden. Auch in diesem Fall könnte der Sender von dem Hamas-Wahlsieg ablenken und Europa als den eigentlichen Hetzer darstellen.

Lykurg
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Mo 6. Feb 2006, 23:59 - Beitrag #79

Ups, das kam mir doch bekannt vor... :boah: Auszüge aus demselben ntv-Bericht hatte ich im haGalil-Thread gepostet... wie schnell man doch vergißt... :crazy:

Zwei weitere Artikel, die ich eben fand. Der erste zeigt, wie die Proteste verbreitet und angeheizt wurden. Der Artikel erschien heute im 'Standard' und findet sich hier. Dort heißt es, in der Zeit zwischen der Veröffentlichung und den Protesten wären dänische Imame durch den Nahen Osten gereist, um die Karikaturen herumzuzeigen. Schlimm genug, das grenzt schließlich an gezielte Aufwiegelei. Aber es kommt noch viel schlimmer:
Akhmad Akkari, Sprecher von 21 dänisch-muslimischen Organisationen, bestätigte am Montag, den ursprünglichen zwölf Cartoons noch drei hinzugefügt zu haben, "um einen Einblick in die hasserfüllte Stimmung gegen Muslime in Dänemark" zu geben.

[...]

Mit einer 43 Seiten lange "Beweisbroschüre" machten sich die Imame offenbar nach Ägypten und in den Libanon auf. Eines der hinzugefügten Bilder zeigt den Propheten mit Schweineschnauze, wie er in ein Mikrofon singt. Eine Kritzelzeichnung beschreibt ihn als pädophilen Dämon. Eine andere Karikatur zeigt einen am Boden knienden betenden Muslim, den gerade ein Hund besteigt.


Der andere Text gehört zu den gemäßigten Stimmen, die jetzt allmählich zum Glück wenigstens zu uns durchdringen. Es handelt sich um einen Kommentar von Baha al-Musawi, der sich hier findet - direkt unter einem genau gegenläufigen Kommentar zwar, aber erstaunlich genug in seiner tiefen Selbstkritik. In diesem Text, der offenbar auch über Al Dschasira veröffentlicht wurde, heißt es:
Unser Problem besteht doch immer wieder darin, dass wir das wir uns nur mit Folgen aber nicht mit Ursachen beschäftigen. Immer sind es die anderen, die Fehler machen und wir haben Recht [...] Als hätte Gott auf dieser Welt niemand außer uns geschaffen.

Warum beschäftigen wir uns nicht mit dem wirklichen Problem, das diesen kleinen Zeichner dazu bewegt hat, den Propheten Muhammad auf diese widerwärtige Art zu zeichnen? [...] Harmonieren denn unsere Aktivitäten, das Handeln von Arabern und Muslimen also, mit den Prinzipien und Grundmotiven des Propheten? Waren wir gute Treuhänder bei der Übertragung des Islam in die Welt, haben wir ihn im besten Licht erscheinen lassen, so wie der ehrwürdige Prophet es vorgelebt hat? Waren wir so tolerant und nachsichtig wie es unsere Religion verlangt?

Seit wann sind die Araber und Muslime denn so bemüht um ihre Religion und ihren Propheten, dass sie alles tun, um Dänemark und seine Führung zu attackieren und seine Waren zu boykottieren? [...] Und wenn wir so um unsere Religion und den Propheten bemüht sind, warum nehmen wir eine solche Haltung dann nicht gegenüber jenen islamischen Gruppierungen ein, die unschuldige Muslime und andere Menschen umbringen? Warum sind wir da nicht so wütend wie wir es jetzt im Kampf gegen Dänemark sind, und unternehmen das gleiche wegen dieser islamischen Gruppierungen, die Frauen abschlachten und foltern und sich in vielen Ländern der Welt inmitten von Unschuldigen in die Luft sprengen? [...] Warum gibt es keine Demonstration von auch nur fünf Muslimen, bei der die Morde an Unschuldigen kritisiert werden, die von den mörderischen Terroristen um Bin Laden, Zarqawi und Zawahiri tagtäglich im Irak und andernorts begangen werden? [...] Warum präsentieren wir nicht ein Bild von Muhammad als gläubigem, aufrichtigem und tolerantem Menschen, anstatt Muhammad zu einem Bild von Bin Laden, einem Schwert, des Tötens, der Taliban, der Enthauptung und des Selbstmords verkommen lassen? Wie können wir den Mord an Ungläubigen gestatten, obwohl Muhammad sie geehrt hat? Wie können wir die Frauen fesseln, obwohl Muhammad sie verehrt hat? Wie können wir Blut vergießen, obwohl Muhammad das verboten hat?! [...]

Es sind also die Araber und Muslime selbst, die der Hauptverursacher für die Diffamierung dieser Religion und des Bilds von Muhammad sind, weil sie nicht das wirkliche Bild dieser himmlischen und unsterblichen Botschaft und seines ehrwürdigen Propheten verkörpern. Wir alle müssten uns bei Muhammad entschuldigen, weil wir sein Bild entstellt haben.

Feuerkopf
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Di 7. Feb 2006, 12:23 - Beitrag #80

Das ganze wird immer absurder und geschmackloser.
Holocaust-Karikaturwettbewerb

War ja nur eine Frage der Zeit, bis in bewährter Manier die Juden mal wieder zum Sündenbock gemacht wurden.
Ich schlage vor, die teilnehmenden Zeichner mit Silberlingen zu entlohnen.
Wenn schon - denn schon.

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