Im Rückblick bemerkenswert, wie unsensibilisiert wir damals alle (bis auf die natürlich bereits relativistischen Jan und Ipsissimus) für unzulässig verallgemeinernde Formulierungen waren, die einem heute sofort als Pegida-Mitgliedsantrag und dauerhafter Bösewicht-Stempel ausgelegt würden:
Zitat von Padreic:Drehen die Araber am Rad?
(ohne explizite Betonung einer vermutlich vorhandenen ironischen Übertreibung)
Zitat von Traitor:was soll man dann von fundamentalistischen Muslimen anderes erwarten?
(ohne explizite Betonung, dass es auch andere Muslime gibt)
Zitat von Traitor:eine Borniertheit, deren Dimension unsere Vorstellungskraft sprengt, auf arabischer Seite
(ohne explizite Betonung, dass das keine homogene Seite ist)
Zitat von Feuerkopf:diese Fundamentalisten
(ohne Nichtverallgemeinerungshinweis)
Zitat von Traitor: irgendwelcher zurückgebliebener und leicht beleidigter religiöser Spinner
(dito)
Zitat von Ipsissimus:Was mich an der Geschichte wirklich aufregt, ist die Dummheit der arabischen Seite.
(Oh, da hat sogar Ipsi etwas gesagt, das aus dem Zusammenhang gerissen böse wirkt.
)
Zitat von Maglor:Bemerkenswert und wunderlich ist, dass sich offensichtlich die ganze muslimische Welt für die dänische Presse interessiert.
(Wieder kein Nichthomogenitätshinweis.)
Auch, wenn aus den vollständigen Beiträgen natürlich klar wird, dass wir uns jeweils nur auf die drohenden und pöbelnden Vertreter bezogen, und nicht auf sämtliche Angehörigen der jeweiligen Völker, Staaten oder Religion. Und die gezielten Provokationen konfliktinteressierter Akteure auf den "beiden Seiten" durchaus schon diskutiert wurden. Aber merke: Anti-*-ismus muss erst in einer klar abzulehnenden Form populär werden, bevor es der Bildungsbürger für nötig befindet, sich klar von ihm abzugrenzen.
Von den französischen Karikaturen habe ich noch keine repräsentative Auswahl gesehen, aber die kunstkritische Ebene ist wohl kaum die, auf der man die Situationen 2005/6 und 2015 am einsichtsreichsten vergleichen kann. "jetzt auf einmal alle soldarisch" deckt sich auch nicht mit meiner Beobachtung, ich lese derzeit (dank der oben diskutierten Metastimmungsänderung im Westen selbst) deutlich mehr distanzierte Kommentare, von dem aus heutiger Sicht fast selbstverständlichen Disclaimer "Anschläge böse, sagen aber nichts über 99% aller Muslime aus" über unterschiedlich stark ausgeprägte und unterschiedlich akzeptable "Anschlag böse, aber vielleicht nicht die unschuldigsten Opfer"-Variante bis zu (immerhin seltenen) "wer Karikaturen zu dem Thema macht, hat alles verdient".