Mord der Ehre wegen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Feuerkopf
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So 16. Apr 2006, 17:16 - Beitrag #1

Mord der Ehre wegen

Mit echter Fassungslosigkeit habe ich die Prozessberichterstattung um die Ermordung der in Deutschland lebenden Türkin Hatun Sürücü verfolgt.
Verurteilt wurde nun ihr jüngster Bruder, der sie buchstäblich hingerichtet hat.
Spekulationen über eine familiäre Verschwörung sind müßig, da sie nicht bewiesen werden konnte. Aber dennoch bleibt ein ganz, ganz mieser Beigeschmack.
Heute nun las ich dies hier.
Wie es aussieht, soll der Sohn des Mordopfers zukünftig bei den Menschen leben, die ihr keinen Schutz gewähren konnten (um es mal vorsichtig auszudrücken).

Ich kann diese Vorstellung von Ehre nicht mal im Ansatz begreifen.

Anaeyon
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So 16. Apr 2006, 17:35 - Beitrag #2

....


(soll ich weinen oder lachen?)

Da-Fe
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So 16. Apr 2006, 19:06 - Beitrag #3

hmm... Ich hoffe mal, dass wenn man sich schon eingesteht, dass die Wertvorstellungen dieser Familie noch nicht ganz in Europa angekommen zu sein scheinen (ja, auch das ist meiner Meinung nach etwas vorsichtig ausgedrückt, ich verweise auf den Thread über den Türkei-Beitritt zur EU ), dass man dann auch so vernünftig ist zu entscheiden, dass es nicht erstrebenswert ist, weiter Menschen diesen Wertvorstellungen entsprechend erziehen zu lassen.

Lykurg
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So 16. Apr 2006, 23:59 - Beitrag #4

Ähmm, Da-Fe, habe ich dich gerade völlig mißverstanden, oder meinst du tatsächlich, daß dieser Fall das generelle Scheitern jeglicher Integrationsbestrebungen zeige und damit Anlaß sein müsse, jede Form der kulturellen Anpassung (= Erziehung) einzustellen? Konkret: Was meinst du mit "diesen" im letzten Teilsatz?

Der Berliner Innensenator Körting sieht offenbar eher einen Einzelfall und würde eine solche Zuordnung wohl kaum begünstigen, wäre es seine Entscheidung.^^

Die Vorstellung ist tatsächlich erschreckend, wobei man das Sorgerecht dem Vater wohl kaum verwehren kann, ohne das türkische Rechtssystem grundsätzlich infragezustellen - und das ist diplomatisch gesehen im Moment eher schwierig, wäre ein erstaunliches Eingeständnis...

Da-Fe
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Mo 17. Apr 2006, 02:18 - Beitrag #5

Äh.. Ja Lykurg, dann hast du mich völlig missverstanden :P (liegt vielleicht an meinen manchmal etwas eigenwilligen Konstruktionen in denen Zusammenhänge für andere Leser oft nicht klar werden, hat mich sogar mal einen ganzen Notenpunkt in einer Deutscharbeit gekostet. Wegen eines Satzes. Egal ^^)

Ich meinte das so: Wenn man sich schon eingesteht, dass diese Familie uneuropäische Werte lebt, vertritt und auch anerziehen will, ist es wohl besser, wenn diese Werte als nicht erstrebenswert gelten/es nicht sind, ihnen kein Kind anzuvertrauen, bei dem man es auch "besser" machen könnte, indem man vermeidet, dass ihm solche Werte anerzogen werden.

Ich hoffe das war jetzt etwas klarer ^^

Golesipe
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Mo 17. Apr 2006, 12:26 - Beitrag #6

Und jetzt will die Familie auch noch den Jungen der Frau. Als Einzelfall würde ich es nicht sehen. Es hat schon mehrere gegeben.


Typisch Politik alles verharmlosen bis dann alles in den Brunnen gefallen ist.

GenomInc
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Mo 17. Apr 2006, 13:38 - Beitrag #7

das ist ja leider kein einzelfall.....

Mein Mann, der Mörder meiner Tochter, Ein Ehrenmord in Deutschland
Grenzenlose Trauer um die Tochter
Hanife Gashi kommt jeden Tag auf den kleinen stillen Dorffriedhof bei Tübingen. Ihre älteste Tochter, Ulerika, liegt hier begraben. Mit 16 Jahren wurde sie vom eigenen Vater ermordet.

weiter unter:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,2247643,00.html

Montag, 13. Juni 2005, in Wiesbaden: Eine junge Türkin wird erschossen, von ihrem eigenen Bruder, so der Verdacht der Polizei. Die Ermittler vermuten, dass die Familie mit der Liebesbeziehung zu einem Deutschen nicht einverstanden war und die Verletzung der Familienehre mit dem Tod bestraft hat. Der jüngste in einer ganzen Reihe so genannter Ehrenmorde.
weiter unter:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,2322654,00.html

§sat hat zb mal einige links zu diesen ereignissen zusammen getragen:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/bookmark/sendung/80499/index.html

Die frage die sich mir nur stellt was könenn wirals bürger, bzw die Politik, Polizei, gesselschaft tun damit so was nicht mehr in deutschland passiert ?

Golesipe
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Mo 17. Apr 2006, 15:14 - Beitrag #8

Zitat von GenomInc:das ist ja leider kein einzelfall.....


weiter unter:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,2247643,00.html

weiter unter:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,2322654,00.html

§sat hat zb mal einige links zu diesen ereignissen zusammen getragen:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/bookmark/sendung/80499/index.html

Die frage die sich mir nur stellt was könenn wirals bürger, bzw die Politik, Polizei, gesselschaft tun damit so was nicht mehr in deutschland passiert ?


Da kann man sicher nichts tun. Das liegt in der Kultur des Landes. Man kann ja nicht die amilien ausweisen. Oder doch ???

Da-Fe
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Mo 17. Apr 2006, 15:30 - Beitrag #9

Nein, das geht nicht Golesipe ^^
Diese Probleme hätte man vor ihrer Entstehung bekämpfen sollen. Man hat viel zu spät angefangen Integrationsmaßnahmen zu ergreifen... Wobei es zusätzlich meiner Meinung nach auch in deren Kultur liegt, nicht besonders anpassungsfreudig zu sein :rolleyes:

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Mo 17. Apr 2006, 15:39 - Beitrag #10

Zitat von Da-Fe:Nein, das geht nicht Golesipe ^^
Diese Probleme hätte man vor ihrer Entstehung bekämpfen sollen. Man hat viel zu spät angefangen Integrationsmaßnahmen zu ergreifen... Wobei es zusätzlich meiner Meinung nach auch in deren Kultur liegt, nicht besonders anpassungsfreudig zu sein :rolleyes:


Wann kamen die Leute in frühere BRD und wann gibt es Ehrenmorde. Ausserdem im zweiten Teil deiner Antwort könnte man auch auf den Gedanken kommen wenn du sagst - in deren Kultur nicht besonders anpassungsfreudig zu sein - du willst auch sagen weißt sie aus.

Ich habe auch gesagt. Ich weiss auch nicht wie es gehen soll.

Feuerkopf
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Mo 17. Apr 2006, 18:51 - Beitrag #11

Zum einen bin ich stinkwütend, dass Frauen in eine solche Situation kommen , wo die Menschen, denen sie eigentlich am meisten vertrauen können müssten, sie für einen - für mich nicht verständlichen - Ehrbegriff opfern.

Zum anderen bin ich stinkwütend, weil ich das ganz böse Gefühl habe, dass auch dieser Fall wieder dazu benutzt wird, uns auf die entsprechende Schiene zu setzten: Islam ist böse.
Im Moment werden wir ganz langsam gar gekocht, und ich fürchte, das neue Feindbild ist schon sehr etabliert.

Mich ärgert aber auch, dass die hier lebenden Muslime sich nicht endlich aufraffen und Stellung beziehen. Und bei allem Verständnis für religiöse und sonstige kulturelle Eigenarten erwarte ich, dass sie sich für das Selbstbestimmungsrecht der Frau aussprechen.

Wenn es um Frauenrechte geht, ist die Gesellschaft sehr hartleibig. Da mussten und müssen die Frauen schon selbst den Hintern hochkriegen und sie lautstark einfordern. Sie konnten und können dabei nicht einmal mit der Solidarität ihrer Geschlechtsgenossinnen rechnen.

janw
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Mo 17. Apr 2006, 19:15 - Beitrag #12

Mir ist in dem Artikel nicht ganz klar geworden, wen die mit einem Frauenpreis ausgezeichnete Anwältin vertritt. Doch wohl nicht die Frau, die den Jungen aufnehmen will, oder?!

Wie ich zu dem Fall stehe...in meinen Augen ist es für den Jungen wichtig, überhaupt ein stabiles und dauerhaftes Zuhause zu bekommen - und ein normales dazu. Insofern wäre die Frau sicher nicht der schlechteste Ort, besser als ein Kinderheim in jedem Falle - wo nämlich das Kind gleich ein stigma "Heimkind" unter seinen Mitschülern und deren Eltern bekäme, was sehr schädlich für die weitere Entwicklung sein könnte.

Ob allerdings nun gerade diese Familie der richtige Ort ist, daran zweifle ich auch.

Ich stimme Feuerkopf zu, daß dieser Fall leicht Gefahr laufen kann, zum neuen "der-Islam-ist-böse-Fall" stilisiert zu werden, fälschlich zumal, denn es geht hier mehr um anatolische Traditionen, die religiös verbrämt werden.
Es wäre wirklich gut, wenn die Vereinigungen der Moslems in Deutschland sich hierzu äußern würden.

Feuerkopf, was den Ehrbegriff betrifft, soo weit sind wir davon nicht entfernt. Noch bis 1918 war es Männern in Deutschland erlaubt, sich zu duellieren. Im Gegenzug wurden bestimmte Personen als "nicht satisfaktionsfähig" eingestuft.

Wie gehen wir eigentlich damit um, daß in diesem Lande Fälle von Kindesmißhandlung und Tötung in kirchlichen Kinderheimen nicht strafrechtlich verfolgt werden, die Opfer bislang ohne Entschädigung geblieben sind?

Feuerkopf
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Mo 17. Apr 2006, 19:38 - Beitrag #13

Zitat von janw:Feuerkopf, was den Ehrbegriff betrifft, soo weit sind wir davon nicht entfernt. Noch bis 1918 war es Männern in Deutschland erlaubt, sich zu duellieren. Im Gegenzug wurden bestimmte Personen als "nicht satisfaktionsfähig" eingestuft.

Wie gehen wir eigentlich damit um, daß in diesem Lande Fälle von Kindesmißhandlung und Tötung in kirchlichen Kinderheimen nicht strafrechtlich verfolgt werden, die Opfer bislang ohne Entschädigung geblieben sind?


Okay,
wenn ehrpusselige Kerle meinen, sich gegenseitig umbringen zu müssen, ist das ihr Problem, aber eine Frau buchstäblich hinzurichten, weil sie "die Familienehre verletzt hat", das hat schon eine andere Qualität.
Außerdem ist - zum Glück - das Duellieren vor bald 90 Jahren verboten worden.

Zum zweiten Punkt:
Sind die Straftaten verjährt? Oder gibt es keine Beweise mehr?

Es läuft offenbar immer darauf hinaus, dass sich mit Unrecht erst befasst wird, wenn sich die Betroffenen organisieren.

Da-Fe
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Mo 17. Apr 2006, 22:23 - Beitrag #14

Zitat von Golesipe:Wann kamen die Leute in frühere BRD und wann gibt es Ehrenmorde. Ausserdem im zweiten Teil deiner Antwort könnte man auch auf den Gedanken kommen wenn du sagst - in deren Kultur nicht besonders anpassungsfreudig zu sein - du willst auch sagen weißt sie aus.

Ich habe auch gesagt. Ich weiss auch nicht wie es gehen soll.


1. Ich weiß, dass ich nicht unbedingt heldenhaft dastehe im Konstruieren von Sätzen ^^, und es mag dir vielleicht auch komisch vorkommen von einem kleinen Pimpf wie mir darauf hingewiesen zu werden, aber könntest du dich vielleicht versuchen etwas verständlicher auszudrücken?

2. Spielt es im Prinzip keine Rolle, ab wann Ausländer nach Deutschland eingewandert sind (ich meine es begann in den späten 50er Jahren mit den italienischen, angeworbenen "Fremdarbeitern"), es ist nur wichtig, dass man bereits damals hätte Integrationsmaßnahmen ergreifen müssen, um die heutigen aus dem Fehlen dieser Maßnahmen resultierenden Konflikte zu vermeiden.

3. Was ist die "frühere BRD"?

4. Meine Meinung bezüglich der Verfahrensweise mit nicht gesetzestreuen, in Deutschland lebenden Ausländern, ist hier hinreichend bekannt oder kann zumindest erahnt werden, steht aber z.Zt. überhauptnicht zur Diskussion.

Zitat von Feuerkopf:Es läuft offenbar immer darauf hinaus, dass sich mit Unrecht erst befasst wird, wenn sich die Betroffenen organisieren.

...damit hast du wohl Recht, denn wo kein Kläger da kein Richter :rolleyes:


Mich würde euer (Feuerkopf, Janw) Wissen bezüglich der Theorien über diese Schaffung des Feindbildes Islam interessieren.
So weit ich das verstanden habe, haben Ehrenmorde und Mord aus anderen für Europäer unverständlichen Gründen zwar überhaupt nichts mit Koran oder Islam zu tun, bzw. sind sogar von ihm verboten (Mord aus Religionsgründen), werden aber schlichtweg toleriert... Terrorismus ist doch das beste Beispiel, oder? Meiner Meinung nach, könnte der Islam zwar eine friedliche Religion sein, in der Form, in der er jedoch meistens existiert, ist er gefährlich und "böse".

janw
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Di 18. Apr 2006, 02:12 - Beitrag #15

@Da-Fe: Die "frühere BRD" ist jene Bundesrepublik, wie sie bis 1989 existierte.
Was die Anpassungsfreudigkeit betrifft...als man die Gastarbeiter angeworben (ja, gezielt angeworben) hat, da hat man gewissermaßen Arbeitskräfte angeworben, nicht Menschen. Von vorneherein war die Prämisse, daß sie möglichst nach getaner Arbeit wieder verschwinden sollten, Integration war kein Ziel, weil ein längeres Bleiben gar nicht erwünscht war.
Die ersten Türken haben das prinzipiell auch so gesehen - auf nach Deutschland, Geld verdienen, vom Minimum leben und den Rest nach Hause schicken. Und dann nach 10 Jahren oder so zurück und vom Geld ein Häuschen bauen.
Letztlich ist es anders gekommen, viele sind doch hier seßhaft geworden und haben ihre Familie nachgeholt, zumindest teilweise, damit aber Menschen, die in ihrer Kultur verwurzelt waren und diese auch nicht einfach so aufgeben konnten - ab 40 lernt es sich nicht mehr so leicht um.

Überhaupt ist es ein immer wiederkehrendes Phänomen, daß Gruppen in einer Diaspora-Situation dazu neigen, sich besonders an eigene Traditionen zu klammern - sieh die Deutschen in Südafrika oder Südamerika oder usa an!
Der Schmelztiegel ist eine amerikanische Erfindung, und selbst dort wohl eher eine Fiktion á la Hollywood - meinem Empfinden nach.
Die Türken haben sich eben so wenig oder stark integriert, wie es für eine fremde Volksgruppe zu erwarten gewesen wäre, das Problem ist nur, daß sie nicht "o sole mio" singen, sondern einige von ihnen dem weiblichen Teil der Gesellschaft ein Verhalten abverlangen, wie es die katholische Kirche hierzulande um 1500 praktizierte.

Was den Islam betrifft, wie jede Religion ist er so gefährlich, wie Menschen ihn deuten und anwenden.
Es ist wohl so, daß Beziehungen zwischen Moslems und "Ungläubigen" im Koran verboten sind - wie eindeutig oder wiedersprüchlich und nur auf Ungläubige im engeren Sinne* bezogen, weiß ich leider nicht.
Die Praxis der Ehrenmorde in diesem Zusammenhang ist mir iirc nur im Zusammenhang mit Türken untergekommen, scheint in anderen islamischen Gemeinschaften keine oder nur eine geringe Rolle zu spielen.
Es handelt sich deshalb in meinen Augen um eine anatolische Tradition, die (Spekulation) vielleicht schon zur Zeit der Hethiter praktiziert wurde, und später religiös verbrämt wurde. Und die vielleicht im Zuge des Diaspora-Effektes hierzulande stärker betont wird als in Anatolien selbst.

*"Ungläubige" ist ein schwieriger Begriff, denn er beschreibt im weiteren Sinne alle Andersgläubigen, im engeren Sinne diejenigen, die andersgläubig sind, aber nicht einer "Religion des Buches" (Judentum, Christentum) angehören. Letztlich müßte man IMHO wohl arabischge Begriffe anwenden, um hinreichend exakt zu formulieren.

Terrorismus ist Moslems natürlich verboten wie Mord generell. Es sei denn es besteht eben ein Zustand des Dschihad, der aber nie in Zeiten seiner Inanspruchnahme im 20. JH bestanden hat.
Das Problem ist, daß die de facto vorhandenen religiösen Autoritäten des Islams sich nicht deutlich zu Wort melden und gegen Verfälschung und Mißbrauch der Religion zu Felde ziehen. Vielleicht, weil geopolitisch die arabischen Kulturen systematisch in eine Defensivrolle gezwängt worden sind?

Golesipe
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Di 18. Apr 2006, 08:10 - Beitrag #16

Zitat von Da-Fe:1. Ich weiß, dass ich nicht unbedingt heldenhaft dastehe im Konstruieren von Sätzen ^^, und es mag dir vielleicht auch komisch vorkommen von einem kleinen Pimpf wie mir darauf hingewiesen zu werden, aber könntest du dich vielleicht versuchen etwas verständlicher auszudrücken?

2. Spielt es im Prinzip keine Rolle, ab wann Ausländer nach Deutschland eingewandert sind (ich meine es begann in den späten 50er Jahren mit den italienischen, angeworbenen "Fremdarbeitern"), es ist nur wichtig, dass man bereits damals hätte Integrationsmaßnahmen ergreifen müssen, um die heutigen aus dem Fehlen dieser Maßnahmen resultierenden Konflikte zu vermeiden.

3. Was ist die "frühere BRD"?

4. Meine Meinung bezüglich der Verfahrensweise mit nicht gesetzestreuen, in Deutschland lebenden Ausländern, ist hier hinreichend bekannt oder kann zumindest erahnt werden, steht aber z.Zt. überhauptnicht zur Diskussion.


...damit hast du wohl Recht, denn wo kein Kläger da kein Richter :rolleyes:


Mich würde euer (Feuerkopf, Janw) Wissen bezüglich der Theorien über diese Schaffung des Feindbildes Islam interessieren.
So weit ich das verstanden habe, haben Ehrenmorde und Mord aus anderen für Europäer unverständlichen Gründen zwar überhaupt nichts mit Koran oder Islam zu tun, bzw. sind sogar von ihm verboten (Mord aus Religionsgründen), werden aber schlichtweg toleriert... Terrorismus ist doch das beste Beispiel, oder? Meiner Meinung nach, könnte der Islam zwar eine friedliche Religion sein, in der Form, in der er jedoch meistens existiert, ist er gefährlich und "böse".


@ janw hat es dir ja schon gsagt was die frühere BRD ist. Ich dachte eigentlich Ehrenmorde fanden schon früher statt.
Gastarbeiter kamen danach. Mit Integration finde ich hat das wenig zu tun. Ehrenmorde werden sie immer ausführen egal wie gut sie integriert sind.

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Di 18. Apr 2006, 08:49 - Beitrag #17

Nein, ganz und gar nicht, Golesipe. Bei einer geglückten Integration in westliche Kultur verbietet sich ein solches Prinzip.

Ehrenmorde werden in Pakistan, Iran und Afghanistan häufig praktiziert und zum Teil öffentlich gebilligt. Allerdings sollten sie auch dort meist auf einem - wie auch immer zustandegekommenen - Gerichtsurteil beruhen. In der heutigen Türkei dagegen können Täter zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt werden (was dann auch tatsächlich geschieht - mutmaßlich auch deshalb, weil diese Tradition wie auch die Blutrache wohl eher in den kurdisch geprägten Gebieten vorkommen).

Die türkischen Gastarbeiter kamen vorwiegend aus den armen ländlichen Regionen Ostanatoliens. Die meisten von ihnen waren insofern von vornherein weit konservativer und weniger anpassungsfähig als etwa die Städter. Die unglückliche Wechselwirkung aus kultureller Abschottung aus sich heraus und fehlender Bindung an die sich wandelnde türkische Gesellschaft führte zu einem Bildungsrückstand, der es ihnen schwer machen würde, in der heutigen Türkei in der Weise zu leben, die sie aus Deutschland gewohnt sind. Dort ist etwa das Kopftuchtragen in Schulen und Universitäten vollständig untersagt... :rolleyes:

Golesipe
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Di 18. Apr 2006, 09:08 - Beitrag #18

Zitat von Lykurg:Nein, ganz und gar nicht, Golesipe. Bei einer geglückten Integration in westliche Kultur verbietet sich ein solches Prinzip.

Ehrenmorde werden in Pakistan, Iran und Afghanistan häufig praktiziert und zum Teil öffentlich gebilligt. Allerdings sollten sie auch dort meist auf einem - wie auch immer zustandegekommenen - Gerichtsurteil beruhen. In der heutigen Türkei dagegen können Täter zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt werden (was dann auch tatsächlich geschieht - mutmaßlich auch deshalb, weil diese Tradition wie auch die Blutrache wohl eher in den kurdisch geprägten Gebieten vorkommen).

Die türkischen Gastarbeiter kamen vorwiegend aus den armen ländlichen Regionen Ostanatoliens. Die meisten von ihnen waren insofern von vornherein weit konservativer und weniger anpassungsfähig als etwa die Städter. Die unglückliche Wechselwirkung aus kultureller Abschottung aus sich heraus und fehlender Bindung an die sich wandelnde türkische Gesellschaft führte zu einem Bildungsrückstand, der es ihnen schwer machen würde, in der heutigen Türkei in der Weise zu leben, die sie aus Deutschland gewohnt sind. Dort ist etwa das Kopftuchtragen in Schulen und Universitäten vollständig untersagt... :rolleyes:


Warum wollen Sie es dann hier bei uns, ich meine das Kopftuch tragen. Warum wollen sie es. Denken sie weil wir die "Bösen" waren und sind.

aleanjre
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Di 18. Apr 2006, 10:23 - Beitrag #19

Nein, Golesipe, natürlich nicht. Es gibt nun mal nicht "den Türken", genauso wenig, wie es "den Deutschen" gibt. Schon in "unserem schönen deutschen Lande" gibt es Unterschiede in Sprache, Traditionen und Sitten, je nachdem, in welcher Himmelsrichtung man lebt. Es ist ein großer Unterschied, ob man als katholisches Mädchen in einem bayrischen Dorf oder in Hamburg aufwächst. (Ohne das werten zu wollen).
Entsprechende Unterschiede gelten selbstverständlich auch für die Türkei. Ein türkisches Mädchen in einem anatolischen Bergdorf hat einen anderen Stand als in einer Großstadt.

Und nun überlege mal, in welcher Situation man sich befindet, wenn man seine Heimat verlässt. Wenn man sie nicht freiwillig verlässt, weil man eine so hervorragende Ausbildung hat und sich im Ausland für zwei Jahre weiterbilden möchte. Sondern weil man wegen seiner Religion oder aus irgendeinem anderen Grund verfolgt wird. Stell dir vor, du wärst ein strenggläubiger Christ und müsstest aus diesem Grund in die Türkei auswandern - weil dieses Land dir garantiert, dass du deine Religion frei ausleben darfst.
Würdest du freudestrahlend deine Christlichkeit aufgeben, um dich endlich, endlich dem Islam zuwenden zu können? Oder nicht vielmehr noch strikter an deinen christlichen Vorstellungen festhalten? Konservativer durchaus, als es in deinem Heimatland üblich ist?

Damit will ich keine Ehrenmorde verteidigen. Ein Mord ist niemals ehrenvoll. Aber es hilft nichts, verständnislos den Kopf zu schütteln, wenn man diese Menschen verstehen will, oder steif zu fordern, die sollen sich jetzt endlich dankbar dem Westen anpassen.

Ipsissimus
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Di 18. Apr 2006, 10:29 - Beitrag #20

nach meinem Dafürhalten ist das Konzept einer multikulturellen Gesellschaft gescheitert.

Dieses Scheitern liegt nicht daran, daß das Konzept als solches fragwürdig wäre, es liegt daran, daß die Menschen, mit denen das Konzept verwirklicht werden soll, fragwürdig sind - auf allen Seiten.

Erstens besteht auf allen Seiten das Bestreben oder vielmehr: der Instinkt, die eigene kulturelle Identität zu wahren, auch dort, wo Werte der anderen Parteien verletzt werden.

Zweitens besteht zwischen den verschiedenen Gruppen noch nicht einmal ein übergreifender Minimalkonsens hinsichtlich der unbedingt einzuhaltenden Übereinkünfte. Der Konsens besteht zwar zwischen elitären Untergruppen der beteiligten Grupen, aber nicht zwischen der Gesamtheit der beteiligten Menschen.

Drittens fühlt sich jede Seite mehr oder weniger im Recht, oder zumindestens empfundenen Notwendigkeiten verpflichtet, die nicht "einfach so" per Dekret aufgehoben werden können.


Es mag so scheinen, als sei der "Kampf um die Vorherrschaft einer Interpretation" längst entschieden. Situationen wie die hier thematisierte zeige, daß dies bei Weitem noch nicht der Fall ist.

Von daher sehe ich nur 3 reale Möglichkeiten, die mit realen, nicht idealen Menschen und Gesellschaften machbar sind:

1 Verweigerung der Multikultur
2 Ghettobildung
3 Prüfung und dauerhafte, zumindest langjährige Überwachung der Integrationswilligkeit

wobei Punkt 3 nur eine Version von Punkt 1 ist. Es scheint mir Tendenz in unserer Gesellschaft zu sein, mit Punkt 3 den Punkt 1 zu verschleiern.


Prognose: im Sinne einer endgültigen Lösung aussichtsloses Bemühen, im Sinne einer praktischen Handhabung läuft es auf Verweigerung der Multikultur, aber mit "folkloristischer Auflockerung" (Ghettobildung), hinaus

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