GEZ und à–ffrechtlicher Rundfunk

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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So 30. Apr 2006, 21:45 - Beitrag #1

GEZ und Öffrechtlicher Rundfunk

MartinR hat heute eine "nette" Begebenheit mit der GEZ geschildert, die ich zum Anlass nehmen möchte, über den Sinn und Unsinn derselben und die Gebührenfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an sich zu diskutieren.

Aus meiner Sicht ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland, trotz qualitativer Einbußen seit der Einführung der Privatsender, immer noch eine Institution zur Verbreitung von Informationen, die qualitativ europaweit ihres Gleichen sucht.
Auch wenn ausgedehnte Sportreportagen, shows und Serien Einzug gehalten haben, haben die Informationssendungen doch immer noch relevante Informationen zu bieten, sind die Diskussionssendungen oft erhellend. Kultursendungen wie im Deutschlandfunk oder den anderen Kultursendern sind gehaltvoll und bei den Privatsendern in der Form vergeblich zu suchen.
Man mag sich indes fragen, ob die Internetauftritte mit streams und umfangreichen Tonarchiven - siehe http://www.dradio.de notwendig sind im Sinne einer sparsamen Verwendung der Gebühren - wobei ich mir hier selbst nicht über die Grenzen dessen im Klaren bin, ich höre gerade selbst einen stream, und die Archive bieten die Möglichkeit, Informationen auch hinterher zu nutzen.

Wo also ist die Grenze des Notwendigen, des Nützlichen, was ist Ballast?

Lykurg
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So 30. Apr 2006, 22:19 - Beitrag #2

Die Methoden der GEZ - und, falls es nicht anders funktioniert, damit die gesamte Institution - sind mE völlig ungeeignet. Auch als ein Mensch, der praktisch ausschließlich öffentlich-rechtliche Sender konsumiert, verstehe ich doch den Ärger derjenigen, die zum anderen Extrem neigen und dieselben Gebühren zahlen. Radio Hamburg hatte da mal eine nette Werbung, die das mit einem Kneipenbesuch verglich ("Aber ich habe doch gar nichts bestellt, warum..." "Nein, aber sie hätten etwas bestellen können.") Außerdem verspüre ich ein massives Unbehagen gegenüber einer Institution, die versucht, durch auf sehr fragwürdiger Basis stattfindende Hausdurchsuchungen Informationen über Bürger zu sammeln und, wie gehört, beliebig lange aufzubewahren. Diese beiden Punkte scheinen mir ein deutliches Signal dafür, daß Veränderungen wünschenswert sind.

Ich sehe übrigens auch diese Seite der Abstufung nicht ein: Warum sollte jemand, der mit seinem Radio keine öffentlichen Sender hört, Gebühren zahlen, jemand, der es zwar ohne eigenes Radio gelegentlich aber vielleicht doch tut, keine? Die Gebühren sollen eigentlich eine unabhängige Berichterstattung ohne Werbung ermöglichen. Über die Neutralität der Meldungen will ich jedenfalls jetzt mal nicht klagen^^, aber die Werbefreiheit ist tatsächlich nicht gegeben (allein wieviele Clubreisen u.a. Formen der Eigenwerbung, Klassenlotterie usw. angeboten werden :rolleyes: ). Außerdem rege ich mich auf, wenn ich mitbekomme, wie fleißig die Öffentlichen bei Sportereignissen mitpokern können. Daß mehrstellige Millionenbeträge aus zwangsweise eingesammelten Rundfunkgebühren in diese sowieso schon aus allen Richtungen übersubventionierte Branche fließen, ist ein Skandal.

Zugleich beurteile ich die Arbeit der Rundfunksender gelegentlich auch positiv. Ich stelle fest, daß es noch immer gute Wort- und Musiksendungen gibt (wenn auch eher zu nachtschlafender Zeit), und sehe ein, daß dafür ein solides finanzielles Gerüst unabhängig vom gefährlichen Spiel mit dem Werbekunden notwendig ist. Übrigens würde ich (bei aller Problematik, die durch perfekte Mitschnitte entsteht) Internetradio nicht missen wollen, immerhin hättest du Ö1 sonst wohl nicht hören können, janw^^, der Zugewinn für den Kunden (auch empfangsschwacher Gebiete) ist immens. Nur ist die GEZ mE ein ziemlich häßlicher Zopf.

janw
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So 30. Apr 2006, 22:41 - Beitrag #3

Die GEZ ist auch in meinen Augen die dunkle Seite des Systems...

Wobei ich die Sache mit der allgemeinen Gebührenpflicht schon weniger kritisch sehe - wer ein Gerät hat, der kann es nutzen, und die Nicht-Nutzung der öffentlichrechtlichen Frequenzen ist nicht nachweisbar. Das Programm wird ständig vorgehalten, für jeden, und auch mit Inhalten für besondere Situationen wie etwa in Katastrophenfällen - wo auf die Privatsender kein Verlass wäre.

Knackepunkte sind für mich die Werbung - in meinen Augen zu viel im öffentlichrechtlichen - und die Verwendung der Mittel.
Im Mittelpunkt meiner Kritik steht ebenfalls der Sport - Millionen für ein Kommerzprodukt, das ist verzichtbar in meinen Augen, ein Skandal.
Oft genannt werden auch die Verwaltungen, die angeblich überdimensioniert und überbezahlt sind - wie weit das zutrifft, entzieht sich meinem Blick.

Zumindest über die GEZ wird kolportiert, sie finanziere sich vorwiegend selbst...

MartinR
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Mo 1. Mai 2006, 02:13 - Beitrag #4

Grundversorgung.

Das ist doch der Sinn der öffentlich-rechtlichen Sender.
Aber ist das heute in der Form notwendig?

Weder werden alle heutigen privaten Radiosender noch die Fernsehsender plötzlich sagen "Wir hören auf, es gibt nix mehr!". Ein Unterhaltungsmedium dieser Art wird es immer geben, solange sich Geld damit verdienen läßt. Und ich sehe da kein Ende...

"Kultursender" werden auch andere werden, wenn denn die öffentlich-rechtlichen Wegfallen sollten. Das Programm das gewünscht wird, wird auch jemand machen.

In der Tat müssen Fußball und Wetten Daß...? nicht grad von meinen Gebühren finanziert werden.

Die GEZ ist ja so eine halbstaatliche Institution, die eigentlich überflüssig ist. Besser wäre es - wenn schon Gebühren - das über vorhandene Einrichtungen zu erledigen.

Es müssen heute auch nicht mehr 10 Rundfunkorchester gehalten werden. Egal, wie gut sie sind. Orchester, dessen Musik man nutzen kann gibt es genug.
Es stammt doch einfach alles aus einer Zeit, die nicht die Möglichkeiten hatten wie wir heute. Eine Aufzeichnung in einer Philharmonie zu machen dürfte wesentlich günstiger sein, als ein Orchester zu unterhalten. Und mit einem Lastwagen ist das Equipment dazu ja heute auch schon vollständig zu transportieren...

Es sollte da - wie in vielen Bereichen - sicherlich wirklich viel überdacht werden. Aber das wird in unserer großen Struktur nie gelingen, wo es nur noch auf Machtverteilung ankommt und es nicht mehr um die Sache geht.

Also müssen wir das Übel der GEZ wohl noch eine Weile ertragen. Aber wehren sollten wir uns!

Ipsissimus
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Di 2. Mai 2006, 10:03 - Beitrag #5

ich brauche mein Gerät nur als Monitor für den DVD-Spieler. Wäre trotzdem gebührenpflichtig, trotz nicht vorhandener Antenne und nicht vorhandenen sonstigen Empfangsmöglichkeiten. Was war zu tun - ich habe den Empfangsteil auslöten lassen^^

nächstes Jahr haben sie mich trotzdem, wenn die GEZ-Gebühr auf heimischen Internet-Anschluss des PC erhoben wird :-(

Lykurg
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Di 2. Mai 2006, 10:22 - Beitrag #6

Die kommt tatsächlich? Da war ich mir nicht mehr sicher, ich hatte es irgendwo in der Kategorie "gut, daß nicht" abgespeichert... Das ist nun wirklich die Krönung der Anmaßung. :o

Jaja, daß jeder Internetnutzer grundsätzlich ständig deutschsprachige öffentlich-rechtliche Nachrichtendienste verwendet, ist ja offensichtlich. Andererseits sollten wir lieber nicht protestieren, sonst läßt die GEZ sich Speicherung sämtlicher IP-Informationen genehmigen (bzw. tut es einfach).

janw
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Di 2. Mai 2006, 15:12 - Beitrag #7

Daß die Praxis der Datenerhebung und Verwaltung sehr sehr sehr im Argen liegt, darüber sind wir uns einig.

Ich sehe nur derzeit keine Alternative zu etwas GEZoidem, also zu einer Stelle, die für bestehende nutzbare Rundfunkanschlüsse Gebühren einnimmt - so wie auch ein Handyprovider, Telefonanbieter, I-netprovider Gebühren nimmt. Für die GEZ-Dimension des Internets ist das natürlich so eine Sache, eigentlich müßte das abgedecket sein mit der normalen GEZ-Gebühr, alternativ könnten die provider herangezogen werden. 1ct pro DSL-flatrate-Tarif würde mengenmäßig einiges einbringen und nicht besonders wehtun.

Allerdings sollte in meinen Augen die werbung reduziert und der Sportanteil zurück gefahren werden.

Ipsissimus
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Di 2. Mai 2006, 15:52 - Beitrag #8

abgesehen davon, daß ich die ganze GEZ zum Teufel wünsche, erscheint es mir, wenn ich denn gezwungen wäre, überhaupt etwas Sinnvolles für ihre Existenz erdichten zu müssen, so, daß Gebühren auf tatsächlich beanspruchte Leistungen einigermaßen okay wären. Wenn es bei Handys möglich ist, Leistungen sekundengenau abzurechnen, warum dann nicht bei Rundfunktübertragungen? Es bräuchte nur in jeden neuen Fernseher ein Funkmodul eingebaut zu werden, das anhand der tatsächlich terrestrisch, über Kabel oder Satellit empfangenen Signale die Gebühren berechnet und an eine Rechnungsstelle weitergibt. Schon ist das Gebührenproblem gelöst und die GEZ überflüssig.

janw
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Di 2. Mai 2006, 16:52 - Beitrag #9

Ipsi, da hast Du recht natürlich, wobei...kein Handyvertrag ohne Grundgebühr :rolleyes:

Entgelt nach Nutzung und dann ein flatrate-System ohne Grundgebühr, das wäre die beste Lösung, in der Tat.
Ich fürchte nur, dann würden die Öffrechtlichen endgültig auf dem Zahnfleisch gehen, bei der Übermacht der P(rivat/roleten)sender...


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