Ja, das ist der Kernsatz, der mich stört, wobei ich aber auch die Rolle Israels als die des Angegriffenen als aus ihrem eigenen Blickwinkel entsprungen erachte - wenn man die Entführung der Soldaten als Angriff und die Hisbollah als Teil einer die Rechte der Palästinenser verteidigenden Allianz begreift, für die aktuelle Situation vielleicht eine zutreffende Betrachtung, im Konnex der über 30jährigen Grenzüberschreitung Israels jedoch eher ein Hin-Wogen im beständigen Hin und Her des Konflikts.
Letztlich ist "wer hat angefangen, wer ist Opfer?" praktisch immer eine subjektive Zuweisung (lassen wir mal historische Kriegsanfänge außen vor), insbesondere hier, wo die Entscheidung davon abhängt, wo man den "Anfang" sieht:
Bei der Eroberung Kanaans als Gelobtes Land? Die Palästinenser wären dann die von Gott Verdammten.
1949? Die Palästinenser wären dann die von den Engländern Verratenen, und an dem Bevölkerungsdruck der jüdischen Immigranten wäre Deutschland mit schuld.
1967? Die Palästinenser wären dann unrechtmäßig von ihrem Land Vertriebene und seitdem gegen völkerrechtlich bindende Resolutionen in diesem Zustand permanent weiter Bedrängte und von der dominanten Weltmacht im Stich gelassene - denen man im Sinne der Befreiungstheologie praktisch keine Mittel zur Selbsthilfe streitig machen kann, wenn man nicht selbst als Helfershelfer der Vertreiber gesehen werden können werden möchte.
Wobei der Punkt mit der Hisbollah als Teil einer Allianz für mich durchaus kritisch wird - das Maß an Schaden, das sie durch ihr Tun mittlerweile mittelbar verursacht haben, durch Provokation schwerer militärischer Zerstörungen ihres Basis-Landes und auch durch Schädigung des öffentlichen Ansehens der palästinensischen Sache macht mir die Hisbollah alles andere als sympathisch. Natürlich hat sie die Geiseln aszuhändigen, ob an Israel direkt oder an eine Mittelsmacht, und sie hat ihren Beitrag zu leisten, um den Konflikt zu beenden.
Wenn Olmert wirklich klug wäre, dann würde er jetzt mit der Führung der Palästinenser diskret über die besetzten Gebiete verhandeln und dabei einen Weg zu einer Einigung anbieten, der der Hamas erspart, vorher Israel förmlich anerkennen zu müssen.
Zufriedene Palästinenser dürften auf Dauer der beste Schutz sein für Israel, und dann hätte die Hisbollah auch die letzte Zuweisbarkeit einer Existenzberechtigung in derzeitiger Form verloren.
Aber wer weiß, hat Olmert die Zügel in der Hand, oder eher der Mossad?
