Die Tatsache, dass sich bei seinen Ausführungen zum Teil ein deutlicher Schiefstand der Betrachtungsperspektive bemerkbar macht, rührt meines Erachtens daher, dass Flaig dieses Essay nicht mit der Intention neutraler Berichterstattung geschrieben hat, sondern in erster Linie, um ein von ihm wahrgenommenes Ungleichgewicht in der momentanten (Selbst-)Darstellungsweise des Islam auszugleichen.
Sicherlich ist es richtig, von beiden Religionen ein Eingeständnis ihrer Vergangenheit zu fordern, das, nebenbei erwähnt, in meinen Augen von christlicher Seite nie hinreichend kam.
Egon Flaig adressiert hier jedoch den Islam, genaugenommen die Muslime, die (teils dem Offensichtlichen trotzend) stur behaupten, der Islam sei "eine friedliche Religion".
In der Vergangenheit war er das nicht - ebenso wie das Christentum.
Also gilt für beide, was Flaig zum Ende seines Essay sagt:
Seine Vergangenheit nicht zu kennen heißt, sie wiederholen zu müssen.
Gerade das Ende des Essays macht für mich deutlich, wie seine zum Teil sehr seltsam anmutende Gegenüberstellung gemeint war: Nicht als Gegenüberstellung.
Auch, wenn er zwischendurch den Eindruck erweckt hat, war sein Text wohl nicht dazu da, "christliche" und "muslimische" Verbrechen der Vergangenheit auf eine Waage zu legen, sondern eindringlich darauf hinzuweisen, wie dringend der Islam einer Reform bedarf.
Der letzte Absatz macht in meinen Augen eine Einstufung als "Propaganda" oder "billige Kriegshetze" haltlos. In Abwesenheit dieser klärenden Schlussworte würde ich mich zumindest ersterer Einschätzung evtl. anschließen, so jedoch sehe ich keine Basis dafür, die klar geäußerte Intention des Autors derart umzukehren - zumal ich keine Stelle sehe, an der er zum Krieg aufruft.