Seite 1 von 1

FAZ in Ägypten verboten

BeitragVerfasst: Mo 25. Sep 2006, 00:54
von GenomInc
Nicht jede ausgabe aber die Ausgabe die am 16.9 erschienen ist wurde in Agypten verboten. Der Grund ist ein wie ich finde klasse Essay in welchem Egon Flaig die gewaltbereitschaft des Islams aufgreift und auch aus einer Rede vom Gründer der Muslim-Brüderschaft Hassan Al Banna zitiert.

http://www.faz.net/s/RubF7538E273FAA4006925CC36BB8AFE338/Doc~E2671621C1A9B4E51A70E106F774BB376~ATpl~Ecommon~Scontent.html

ich würde mich freuen mal zu lesen was Ihr den zu diesem Text sagt.

BeitragVerfasst: Mo 25. Sep 2006, 02:06
von janw
Nun, eine radikale Abrechnung mit dem Islam ist das - gewiss in vielem sachlich richtig, aber letztlich beschreibt er doch nur den Umstand der politischen Instrumentalisierung der Religion.

Die Tatsache, daß dieser Artikel in Ägypten verboten worden ist, zeigt das dortige Spannungsverhältnis des Staates zu den Bewegungen radikaler Muslime - die Regierung ist krampfhaft bemüht, "den Deckel drauf zu halten".
Letztlich wird dabei IMHO aber verkannt, daß die dem Islam zugesprochenen gewalttätigen Tendenzen 1. auf Interpretation des Korans beruhen, oft genug ohne Würdigung des Hintergrundes der entsprechenden Sure, und daß der fruchtbare Boden für die radikalen Tendenzen die verbreitete Perspektivlosigkeit ist. Man doktort also an den Symptomen herum.

BeitragVerfasst: Mo 25. Sep 2006, 11:33
von Ipsissimus
Lautete der Missionsauftrag Jesu, alle Völker zu bekehren, ihnen aber ihre politische Ordnung zu lassen


von letzterem sagte er kein Wort^^


ich empfinde den Artikel als billige Kriegshetze. Beeindruckend die Auflistung der historischen islamischen Greueltaten; leider fehlt die entsprechende Auflistung auf der christlichen Seite, über deren Heldentate eher summarisch hinweggegangen wird. Herzig auch der Hinweis, daß die Kreuzfahrer 1099 nach gängigem Kriegsrecht vorgingen, meine Güte, da konnten ja alle echt froh sein. Auch die Aussagen über die Begrenztheit der Zielsetzung der Kreuzzüge ist nichts als frommes Wunschdenken.

Oder der Hinweis auf den Unterschied zwischen christlichen und islamischen Märtyrern. Da könnte ich nun echt das Kotzen bekommen.
Christliche Märtyrer imitieren das Leiden Jesu, erleiden passiv Folter und Tod; muslimische Märtyrer sind aktive Kämpfer.

Die Heiligengeschichte des Christentums wimmelt von Heiligen, die ihre Heiligsprechung dem Umstand zu verdanken haben, daß sie gelegentlich Tempel heidnischer Religionen abgefackelt haben, inklusive der darin befindlichen Heiden; selbst in den offiziellen Heiligenlegenden schimmert das noch durch. Nun ja, daß dann die in der Gegend rumlungernden überlebenden Heiden nicht streng freundlich auf unseren zukünftigen Märtyrer zu sprechen waren, ist natürlich völlig unverständlich. Oder christliche Missionare, als Kanonenfutter vorgeschickt, die Eingeborene solange nerven, bis sie getötet werden; die Soldaten, solches zu rächen, standen schon vorher bereit. Nö, Christen lieben es, sich den Nimbus des Märtyrers zu geben; die Nützlichkeit des Martyrerstatus ist eine politische Einsicht, mehr nicht.

Prinzipiell sehe ich historisch keinen dramatischen Unterschied in den Vorgehensweisen christlicher und islamischer Herrscher. Die Begründungen mögen unterschiedlich lauten, aber es läuft in beiden Fällen auf den Missbrauch der Religion für politische Zwecke hinaus. Das in der von Flaig betriebenen Einseitigkeit darzustellen, qualifiziert den Artikel als Propaganda.

BeitragVerfasst: Mo 25. Sep 2006, 12:54
von Erdwolf
Die Tatsache, dass sich bei seinen Ausführungen zum Teil ein deutlicher Schiefstand der Betrachtungsperspektive bemerkbar macht, rührt meines Erachtens daher, dass Flaig dieses Essay nicht mit der Intention neutraler Berichterstattung geschrieben hat, sondern in erster Linie, um ein von ihm wahrgenommenes Ungleichgewicht in der momentanten (Selbst-)Darstellungsweise des Islam auszugleichen.
Sicherlich ist es richtig, von beiden Religionen ein Eingeständnis ihrer Vergangenheit zu fordern, das, nebenbei erwähnt, in meinen Augen von christlicher Seite nie hinreichend kam.
Egon Flaig adressiert hier jedoch den Islam, genaugenommen die Muslime, die (teils dem Offensichtlichen trotzend) stur behaupten, der Islam sei "eine friedliche Religion".
In der Vergangenheit war er das nicht - ebenso wie das Christentum.
Also gilt für beide, was Flaig zum Ende seines Essay sagt:
Seine Vergangenheit nicht zu kennen heißt, sie wiederholen zu müssen.

Gerade das Ende des Essays macht für mich deutlich, wie seine zum Teil sehr seltsam anmutende Gegenüberstellung gemeint war: Nicht als Gegenüberstellung.
Auch, wenn er zwischendurch den Eindruck erweckt hat, war sein Text wohl nicht dazu da, "christliche" und "muslimische" Verbrechen der Vergangenheit auf eine Waage zu legen, sondern eindringlich darauf hinzuweisen, wie dringend der Islam einer Reform bedarf.

Der letzte Absatz macht in meinen Augen eine Einstufung als "Propaganda" oder "billige Kriegshetze" haltlos. In Abwesenheit dieser klärenden Schlussworte würde ich mich zumindest ersterer Einschätzung evtl. anschließen, so jedoch sehe ich keine Basis dafür, die klar geäußerte Intention des Autors derart umzukehren - zumal ich keine Stelle sehe, an der er zum Krieg aufruft.