Ipsi, ich sehe es, ob ich will oder nicht^^ es spricht schon für sich, wenn so viele keiner der Parteien mehr ihre Stimme geben.
Und da hilft auch kein Verweis auf das schlechte Wetter und auf Leute, die die Wahl wider Willen verpasst haben.
Dir Frage ist, woran es dann liegt...ich sehe keine Massen an Renitenten aus tiefer Einsicht in die grundlegende Verdorbenheit des Systems, ja, in die grundsätzlichen Probleme von Machtsystemen im System menschlicher Bedingtheiten.
Eher sehe ich verbreitetes Desinteresse, "lass die mal machen", Auflösung in Belanglosigkeiten. "Du kostest uns den größeren Fernseher und den Urlaub am Meer...Du bist Deutschland" spricht da Bände.
Viel schlimmer noch als dieses finde ich, daß einige Millionen Menschen unter uns sehr gerne wählen würden, aber nicht gelassen werden. Menschen, gleich welcher Herkunft, die seit Jahren hier leben, an unserer Gesellschaft teilnehmen, oft genug durch Steuern dazu beitragen, müssen auch mitbestimmen dürfen, wer hier regiert und was für eine Politik in diesem Land gemacht wird.
Zitat von Lykurg:Etwa das Feld der Bildung - wie paßt es zusammen, daß Frau Ypsilanti die Einheitsschule fordert, ihren Sohn aber auf eine Privatschule schickt?
"Einheitsschule" ist ein tolles Schlagwort für eine Schulform, die allen Schülern mit ihren Fahigkeiten und Schwächen gerecht werden will - im Gegensatz zum jetzigen System, das schon nach der 4.Klasse Schüler nur aufgrund weniger reicher Eltern oder aufgrund deren Herkunft auf den Weg in Richtung Hartz IV schickt. Die im System formal gegebene Durchlässigkeit ist im Lichte der Realität ein schöner Schein.
Frau Ypsilanti gibt an, dass in ihrem Umkreis keine Schule mit ausreichender Nachmittagsbetreuung existiert, die Privatschule deshalb eine Notlösung sei, um Familie und ihre Berufstätigkeit unter einen Hut zu bekommen.
- Mag man im Lichte vergleichbarer Probleme bei andereen Mensche sehen wie man will, letztlich ist es ein Aspekt des Privatlebens.
Im übrigen, Lykurg, wenn Du Konsequenz forderst, Herr Koch sprach in Mörfelden, daß der Fluglärm ganz unerträglich und inakzeptabel sei. Und genehmigte dann dessen weitere Vermehrung und die vielmalige Abholzung an Wald - grüner Lunge Frankfurts - , die für die Startbahn West dran glauben musste.
Oder Energiepolitik - haben wir ja auch andernorts thematisiert - es ist einfach unverantwortlich, daß nirgendwo ein Politiker die Fakten auf den Tisch legt und der Öffentlichkeit erklärt, daß die Rufe nach einer Beschränkung auf Erneuerbare Energien hanebüchen und irrational sind.
Vor allem ist unverantwortlich, dass keiner
die conditio sine qua non berücksichtigt, dass nämlich gleichzeitig die Kernkraftnutzung zu verstaatlichen wäre. So liefe es auf ein Revival der Kernkraft hinaus, auf den erneuten Tanz der Ingenieure und Technokraten ums Goldene Kalb, ohne zu sehen, daß auch HTR-Reaktoren zuverlässig betrieben werden müssen, keinen Filz der Betreiber und keine Verschleierung von Störfällen vertragen und vor allem immer noch Abfälle produzieren, für deren Verbleib wir keine Lösung haben.
Letztlich auch der Mindestlohn - daß das tausende oder im Extremfall hunderttausende Arbeitsplätze kosten kann, sagt außerhalb der Wirtschaft kaum jemand!
So kostet es nur die Allgemeinheit Millionen an Draufzahlungen, die Beschäftigten Hungerlöhne für ehrliche Arbeit und die Unternehmer glänzende Gewinne. Und das zunehmend, in dem immer mehr in Zeitarbeit und dergleichen outgesourct wird, Gewerkschaften, Betriebsräte und Sozialleistungen vermieden werden.
(Ich habe eine Lösung, die da lautet: Mehrwertsteuer runter für Friseure, Postzusteller, Personaldienstleistungen, vielleicht auf 7%. Dafür Löhne, von denen die Menschen leben können, ohne Hilfe vom Amt zu benötigen.)
Becks auftrumpfendes Gerede, das Wahlergebnis sei eine starke Bestätigung des Mindestlohns gewesen, ließ mich nur böse auflachen - was hätte er denn als Ablehnung gesehen? Wenn die SPD an der 5%-Hürde gescheitert wäre? Wahrscheinlich auch nicht, denn die Union befürwortet ihn doch auch [..]
Ach ja? Die CDU geschlossen für Mindestlöhne?
Ich erinnere mich noch an diesen unsäglichen McAllister, wie er nach Wulffs erstem Wahlsieg siegestrunken proklamierte, jetzt werde man aufräumen und Schluss machen mit dieser roten Politik - so ähnlich klang das damals vor vier Jahren - mir klang es sehr nach 60 Jahren verspätet. Die CDU hat hier jetzt im Wahlkampf die SPD, die Grünen und die Linke mit dem Kommunismus gleich gesetzt. Soll da nicht mal ein Beck einer verlorenen Wahl noch ein paar gute Seiten abgewinnen dürfen?