EU - Motor oder Bollwerk der Globalisierung?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Nightripper
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2760
Registriert: 26.03.2001
Mo 14. Jan 2008, 10:51 - Beitrag #1

EU - Motor oder Bollwerk der Globalisierung?

Hallo Leute,

ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob die Europäische Union eher als Motor der Globalisierung oder als Bollwerk gegen die Globalisierung angesehen werden kann. Dazu würde ich auch gerne andere Meinungen hören und da ich hier schon länger nichts mehr gepostet habe, nutze ich die Situation doch gleich mal :)

Edit: Es soll in der Überschrift natürlich Globalisierung heißen...wie kann man das ändern?

Nightripper
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2760
Registriert: 26.03.2001
Di 15. Jan 2008, 08:51 - Beitrag #2

OK da hier noch nicht so wirklich viel los ist, wage ich mal eine bewusst überspitze Aussage:

Eigentlich ist die EU schon ein Bollwerk gegen die Globalisierung. Wir haben im Agrarbereich (und anderen Bereichen) starke Subventionen, die verhindern, dass ausländische Konkurenz bei uns anbieten kann.
Ausserdem erhebt die EU gegenüber dem Ausland konsequent Zölle, während Frankreich und Deutschland zollfrei miteinander handeln können.
Die ganzen Verpackungs und Beschriftungsverordnungen sowie die europäischen Normen erschweren der ausländischen Konkurenz ebenfalls den Handel mit der EU.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 15. Jan 2008, 12:03 - Beitrag #3

die Globalisierung ist ebenso sehr Realität wie Mythos.

Auf der einen Seite gibt es die realen Global Players, übernational agierende Konzerne, die es verstanden haben, die Politik vieler Länder dazu zu bewegen, immer mehr regionale Schutzbestimmungen zugunsten eines offenen Handels aufzuheben. Dem entsprich auf der politischen Seite eine zunehmende weltweite Militärpäsenz von Ländern an Orten, an denen sei im Prinzip nichts zu suchen haben.

Andererseits gibt es eine verstärkte politische Blockbildung. USA/Nordamerika gegen EU gegen China gegen Arabische Liga gegen Indien usw., wie sie sich in unzähligen kleinen Handelkriegen - wie erst kürzlich den zwischen USA und EU wegen des Imports von genmanipulierten Nahrungsmitteln in die EU - zeigt. Die Blockbildung beweist imo, dass vieles an der Globalisierung noch Wunschdenken ist, zwar ist die Zahl der zu berücksichtigenden nationalen Gesetze für Global Player erheblich kleiner geworden, andererseits zeigen die neuen größeren Blöcke auch eine verstärkte Resistenz gegen weitere Globalisierungsforderungen.

Und noch eine Meinung: werft der Globalisierung jeden Knüppel zwischen die Füße, den ihr werfen könnt.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4281
Registriert: 25.12.2001
Di 15. Jan 2008, 20:43 - Beitrag #4

Das Motto der EU scheint ja Integretaion nach Innen und Abgrenzung nach Außen zu sein.
Die Schaffung des europäischen Binnenmarktes, der Währungsunion usw wäre Globalisierung, wenn es global passieren würde. Eigentlich müsste man hier ja von Europäisierung reden! :P
Im Grunde ist eine der Hauptaufgabe der EU den europäische Raum vor der globalen Wirtschaft zu schützen, vor allem wenn es um Zucker, Bananen und andere Agrarprodukte geht. Freier Handel innerhalb der Union und Protektionismen ergänzen sicher doch wunderbar. ;)
Als Motor der Globalisierung würde die EU nicht unbedingt bezeichnen, sie ist viel mehr eine Art Gegenbewegung, die die kleineren und größeren Staaten Europas verbindet und gegen die böse, böse Welt da draußen eint.
Die Europäische Union vertritt europäische Interessen und setzt sich für die Globalisierung nur ein, wenn dies für sie von Nutzen ist, wenn nicht, dann eben nicht!
MfG Maglor :rolleyes:

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Di 15. Jan 2008, 22:42 - Beitrag #5

Ich habe gerade leider nicht genug Zeit für eine ausführliche Erörterung, deshalb nur kurz einige fragende Anmerkungen.
Ist die Globalisierung eigentlich so singulär, wie es gemeinhin hingestellt wird, oder war nicht die "Welt"geschichte zumindest des Nahen Ostens und Europas von mehreren Globalisierungsphasen gekennzeichnet, die ersten bereits im sumerischen Umfeld zu erkennen?
Wäre ohne die Globalisierung der Wirtschaft die Globalisierung des Rechtebewusstseins denkbar und die Globalisierung der Informationsverfügbarkeit? Wir erfahren heute in Echtzeit von Ausbeutung und Aufständen überall auf der Welt, d.h. den Ausbeutern wird auf die Finger geschaut - wenn auch noch recht folgenlos, Blicke können noch nicht...^^ und unsere Schurken bekommen das Bundesverdienstkreuz...
Oder ist die Globalisierung vielleicht nur eine unnette Geschichte, erzählt, um davon abzulenken, dass der Dachstuhl des Westens durch eigenes Versagen Feuer gefangen hat?

..vielleicht nur ein notwendiges Ereignis im Zuge dialektischen Geschichtsfortschrittes, oder zyklischer Weltentwicklung?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 22. Jan 2008, 10:52 - Beitrag #6

der Kern der Globalisierung besteht imo aus einer Überzeugung, die in den Chefetagen einiger Konzerne gehegt wird, die Überzeugung, dass weltweit alles disponibel ist, sofern es nur den Geschäftsinteressen dient. Dieses "alles" umfasst kulturelle Eigenarten, arbeitsrechtliche Errungenschaften, nationale Bestimmungen; und diese Überzeugung scheut sich auch nicht, die Lebensumstände vieler Menschen so zu gestalten, dass diese Menschen >selbst< disponibel werden, dass ihre gesellschaftlichen Verflechtungen disponibel werden und letzten Endes auch alle ihre emotionalen Verflechtungen und Eigenarten.

In dieser Umfassentheit wohl schon etwas Neues, das weit über die Versuche früherer Kriegsmächte hinausgeht, unterworfenen Völkern das kulturelle und spirituelle Rückgrat zu brechen.

Die Errungenschaft der weltweiten Berichterstattung ist nicht zu verachten; überbewertet kann sie trotzdem werden^^^ man kann die Dinge dadurch verbergen, das man sie verschweigt, oder dadurch, dass man Informationen bis zum Abwinken liefert, deren Relevanz kein Mensch mehr nachvollziehen kann^^


Zurück zu Politik & Geschichte

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron