teut, Frau Merkel und eigentlich jeder Bundeskanzler, dem sich solch eine Situation stellte, ist gegen Handlungen eingeschritten, die auf eine Leugnung oder Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus oder eine Infragestellung des Existenzrechts Israels hinaus liefen. Bislang kamen solche Äußerungen neben politischen Splittergruppen vorwiegend von Staaten wie z.B. Iran, daß eine für unser Land maßgeblich relevante religiöse Gruppe hier Aufsehen erregt, ist neu. Es ist IMHO aber richtig, daß sie auch hier entsprechend eingeschritten ist. Für mich wäre es eher überraschend gewesen, wenn dabei kein Echo erfolgt wäre.
Sicher kann man die Frage stellen, ob angesichts der eindeutigen Positionen, die Ratzinger/Benedikt16 in dieser Frage immer vertreten hat, nicht ein leicht irritiertes telefonisches Nachfragen sinnvoll gewesen wäre.
Allein schon die Tatsache, daß aber nach wie vor Leute sich an Bischöfe wie Williamson dran hängen ("na, wenn der das schon sagt, dann wird da schon was dran sein...") und daß nach wie vor Leute Sprüche wie
Zitat von teut:Man geht mit Juda schlafen und steht mit Israel auf es ist unerträglich
von sich geben, spricht aber IMHO doch sehr für das energische öffentliche Auftreten, auf das dann eine öffentlich deutlich hörbare Klarstellung zu erwarten war und erfolgt ist.
Im übrigen geht es auch gar nicht allein um die Auseinandersetzung mit dem Judentum und der Politik des Staates Israel, sondern auch um die Würdigung der anderen Opfergruppen wie Sinti und Roma, Behinderte und Angehörige anderer gesellschaftlicher Randgruppen. Auch sie sind in den Gaskammern umgebracht worden, den Holocaust zu leugnen bedeutet auch ihr Leid zu leugnen.
Zitat von Lykurg:Ich habe eben der in meinen Augen sehr abgewogenen Ansprache eines Kardinals zugehört, der - bei allem Verständnis für die schwierige Entscheidung des Papstes - nahelegte, daß für die bisher ausgesprochene Exkommunikation der vier Bischöfe nur die Haltung zu den Positionen des zweiten Vatikanischen Konzils und konkret die illegale Bischofsweihe Anlaß waren (und genau zu prüfen wäre, inwieweit die vier bereit sind, ihre damaligen Positionen aufzugeben, andernfalls eine Wiedereingliederung nicht möglich scheint) - nur das sei in diesem Zusammenhang von Bedeutung.
Leugnen bzw. Herunterspielen des Holocaust sei aber ebenfalls Verstoß gegen eine Kernposition der Kirche, die Aussöhnung mit dem Judentum, damit gleichfalls unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der Kirche. -> Folgerichtig wäre seiner Meinung nach (die er aber nicht so direkt aussprach) im Fall einer Beibehaltung dieser Positionen eine zweite Exkommunikation unumgänglich.
Ähnliches habe ich in der Sendung von Illner gehört.
Es lief dort darauf hinaus, daß der Papst, nachdem sich die Bischöfe ihm untergeordnet hätten, diese kirchenrechtlich wieder inkommunizieren musste, womit derzeit aber noch keine Amtsbefugnis verbunden sei. Die Wiedereinsetzung als Priester und Bischöfe sei ein gesonderter Akt, der eine besondere explizite Treueerklärung erfordere. Auch habe der Papst wohl nichts von den Äußerungen Williamsons gewusst.
Dies allerdings macht mich stutzig, der ehemalige Vorsitzende der Glaubenskongregation weiß nichts von derart prominenten Äußerungen eines abtrünnigen Bischofs - und auch sein Apparat weiß nichts davon und unterrichtet ihn nicht? Ich staune...