Ich finde sie ebenfalls aus einer ganzen Reihe von Gründen verfehlt. 1) Die Prämie bewirkt in Teilen der Bevölkerung ein Mitnahmedenken "hier gibt es was umsonst, wenn ich das nicht mache, wird es mir also geklaut", das sowohl für sich genommen als auch in seinen Folgen schädlich ist. 2) Natürlich gibt es viele Leute, die sie sinnvoll verwenden können, um ein stark reparaturanfälliges Auto zu ersetzen - aber auch viele Autos, die erst einen Bruchteil ihrer zu erwartenden Fahrleistung erreicht haben, werden verschrottet - schlecht für die Energiebilanz, logischerweise auch schlecht für die Umwelt, direkt und indirekt: 3) Wie von Traitor angemerkt, wird durch diese Subvention ökologische (wie auch sonstige) Innovation verhindert, da auf eine entsprechende Klausel verzichtet wurde. Es entsteht ein künstlicher Nachfrageschub nach schlechten (<- offenbar nicht marktfähigen) Modellen, in ein paar Jahren dagegen, wenn ökologisch bessere zur Verfügung stünden, sind die Käufer bereits versorgt. 4) Wie mit jeder Gießkannensubvention werden tendenziell diejenigen Unternehmen begünstigt, die schlecht gewirtschaftet haben, nun Autos auf Halde stehen hatten, die sie unter Normalbedingungen nicht loswerden könnten. Ohnehin weist der deutsche Automobilsektor massive Überkapazitäten auf, die nicht durch technologischen Vorsprung gerechtfertigt sind, die also hier nur künstlich am Leben erhalten werden. 5) Das Auto ist zwar das Lieblingsspielzeug, Statussymbol und nationale Maskottchen der Deutschen, aber beileibe nicht der einzige oder wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Hier wird mit großer Selbstverständlichkeit ein ökonomischer Sündenfall fabriziert, der aufgrund des geschätzten Objekts beim Wähler gut ankommt. Eine entsprechende Förderung der Chemieindustrie, Pharma oder Maschinenbau würde vermutlich kritischer hinterfragt, an steuerliche Begünstigungen etwa im Banken- und Versicherungssektor wäre natürlich gar nicht zu denken (geschweige denn Investitionen in Bildung und Wissenschaft, igittigitt). 6) Bürger werden (insbesondere kombiniert mit Finanzierungsmodellen ohne Anzahlung, wie sie im Moment verstärkt beworben werden) dazu verlockt, sich finanzielle Lasten ans Bein zu binden, die sie kaum oder gar nicht schultern können. Gerade angesichts der Wirtschaftskrise, die ihr volles Ausmaß für die Beschäftigten vermutlich noch nicht erreicht hat, kann dies fatale Konsequenzen haben - wer jetzt einen fünfjährigen Kaufvertrag abschließt, dessen Raten er dank Prämie und in der Hoffnung auf eine Gehaltserhöhung meint, gerade eben zahlen zu können, und in ein paar Monaten seinen Job verliert... ist selbst schuld. Klar. Aber völlig unbeteiligt sind die Verantwortlichen in der Politik daran auch nicht.
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