Ahmadinedschads Antisemitismus?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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Fr 8. Mai 2009, 17:04 - Beitrag #1

Ahmadinedschads Antisemitismus?

Der ein oder andere hat vielleicht schon von einem gewissen Mahmud Ahmadineschad gehört, seinerseits Präsident der Islamischen Republik Iran.
Seit der Hinrichtung Saddam Husseins und dem scheinbar spurlosen Verschwinden Osama bin Ladens in den Weiten des Hindukushs, ist er der letzte ultimative Bösewicht-Muselmann, der dem Christlichen Abendland als Feindbild geblieben. Würde sein Amt als Präsidet des Irans nicht eigentlich schon genügen, so bildet er mit seiner Rhetorik, mitunter sogenannte "Holocaust-Leugnung", doch noch mehr Angriffsfläche... und so können zur allgemeinen antiislamischen Stimmungslage doch diverse andere Klischees aus Nazi-Schublade hinzugemengt werden.
So hat die Welt endlich ein neues Monster! :crazy:

Die Frage ist nun, was sagt eigentlich nun der Präsident so furchtbares über den Holocaust?
Hier das gefährlichste Zitat aus seiner Holocaust-Rede :
"Sie haben im Namen des Holocaust einen Mythos geschaffen und schätzen diesen höher als Gott, die Religion und die Propheten."
Noch einmal ausführlicher: "Der Westen habe eine Legende geschaffen, die sie höher als Gott, die Religion an sich und die Propheten stellen würde."
„Von den westlichen Staaten ist im Namen des Massakers an den Juden ein Mythos geschaffen worden, um mitten in der islamischen Welt einen Staat für die europäischen Juden zu errichten."


Was soll das nur bedeuten? Er sagte ja nicht, der Holocaust sei frei erfunden. Im Grunde leugnet er ihn ja nicht. Er behauptet nur, der sogenannte "Westen" habe den Holocaust als bloßen Vorwand genutzt, einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten. Bzw. sind selbst dem Mythos verfallen.
Und ist es nicht auch so, dass wir den Holocaust höher schätzen als die Gott, die Religionen usw?
Ist es nicht so, dass geradezu reflexhaft bei allen möglichen Thema auf den Holocaust, also die Shoa, die Massenvernichtung von Juden im NS.
Da steht die monolithische Behauptung, der Holocaust bedeute alles. Aber beudeutet er den wirklich alles? Kann denn der Holocaust im Iran überhaupt so viel bedeuten. Der Holocaust hat den "Westen" im 20. Jahrhundert geprägt wie kein anderes Ereignis. Aber ist erwirklich so besonders.
Tja, auf einer Rassismus-Konferenz der UN fordern dann plötzlich einige Staaten die Islamophobie mit dem Holocaust auf eine Stufe zu stellen. Mit welchem Recht?

An gleicher Stelle nannte Ahmadinedschad Israel einen rassistisches Regime.
Sicher ist, dass Israel ein demokratischer Staat. Aber der Rassismus-Vorwurf liegt tiefer. Ist nicht die Idee, ein Volk habe ein von Gott gegebenes Recht auf ein Stück, einen eigenen Staat usw. Im Grunde berief sich der Zionismus immer auf die göttliche Verheißung, dass also jüdische Europäer ein Anrecht auf Palästina hätten. Derartiger Unsinn wird auch von christlichen Philosemiten vertreten. Ein auserwähltes Volk... Rassismus?

Naja, wenn Irans Präsident die Ausmerzung dessen fordert, wird es mir doch zu bunt. Aber das ändert ja auch nichts an der Staatsidee und an der Tatsache, dass die Palästinenser leiden müssen, weil ein gewisses Deutschland dafür gesorgt hat, dass einen Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden in Europa unmöglich sein soll. Da ergibt doch die Forderung, einen Staat Israel auf unheiligen, europäischen Boden zu gründen, auch ein Sinn.
Der Verwurf lautet also, die Europäer hätten ihr Judenproblem nach Palästina abgeschoben und die Palästinenser würden nun ausbaden, was Hitler den Juden angetan hat.
Das Problem ist, dass Ahmadinedschad den Holocaust relativiert. So tut, als sei der Mord an den Juden Europas, nicht das Verbrechen der Menschheit sondern eben nur ein Verbrechen der Europäer.

Lykurg
[ohne Titel]
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Sa 9. Mai 2009, 00:07 - Beitrag #2

Die Frage ist nun, was sagt eigentlich nun der Präsident so furchtbares über den Holocaust?
Hier das gefährlichste Zitat aus seiner Holocaust-Rede :
"Sie haben im Namen des Holocaust einen Mythos geschaffen und schätzen diesen höher als Gott, die Religion und die Propheten."
Noch einmal ausführlicher: "Der Westen habe eine Legende geschaffen, die sie höher als Gott, die Religion an sich und die Propheten stellen würde."
„Von den westlichen Staaten ist im Namen des Massakers an den Juden ein Mythos geschaffen worden, um mitten in der islamischen Welt einen Staat für die europäischen Juden zu errichten."


Was soll das nur bedeuten? Er sagte ja nicht, der Holocaust sei frei erfunden. Im Grunde leugnet er ihn ja nicht. Er behauptet nur, der sogenannte "Westen" habe den Holocaust als bloßen Vorwand genutzt, einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten. Bzw. sind selbst dem Mythos verfallen.
Und ist es nicht auch so, dass wir den Holocaust höher schätzen als die Gott, die Religionen usw?
Was du da mit den Worten "noch einmal ausführlicher" als Varianten etwa einer mehrfach auftauchenden Wendung innerhalb einer Rede bezeichnest, sind tatsächlich nur zwei verschiedene deutsche Übersetzungen derselben Aussage und eine inhaltliche Wiedergabe wohl vor allem dieses Satzes. Ob die Übersetzungen korrekt sind, kann ich nicht beurteilen, finde aber den Satz problematischer als die Deutung, die du ihm unterlegst.^^ Ich sehe jedenfalls in seiner Aussage die bewußte Absicht, die Wörter Holocaust und Mythos in möglichst nahen Zusammenhang zu stellen. - Das paßt auch zu den ebenfalls bei Wikipedia dokumentierten Spiegelinterviews. Auch dort müht er sich, keine allzu eindeutigen Stellungnahmen abzugeben, aber seine diesbezüglichen Aussagen ("Wir wollen den Holocaust weder bestätigen noch leugnen. Wir sind gegen jede Art von Verbrechen an jedwedem Volk, aber wir wollen wissen, ob dieses Verbrechen wirklich geschehen ist oder nicht.") sind angesichts der historischen Fakten grauenhaft und dumm genug.

Der Holocaust kann dem Iran - oder jedenfalls Achmadinedschad - viel bedeuten, wenn er ihn instrumentalisiert, um den Westen zu provozieren und die Radikalen in seinem Land und der arabischen Welt auf seine Seite zu bringen. Inhaltlich dürfte er ihm egal sein. Wer auch 9/11 bezweifelt, da er keine Namensliste der Toten in der Hand hält, ist wohl so ziemlich jeden Sentiments abhold. - Ähnlich sehe ich auch die perfide Forderung nach 'Gleichstellung' von Holocaust und Islamophobie. Einladungen zu Besuchen der Konzentrationslager haben Achmadinedschad und andere bisher immer abgelehnt... (Vielleicht meinen sie, das hätten sie nicht nötig, Gefangenenlager haben sie ja auch im eigenen Land - aber von Vernichtungslagern dort habe ich noch nichts gehört).
[Das Problem ist, daß Achmadinedschad [... s]o tut, als sei der Mord an den Juden Europas, nicht das Verbrechen der Menschheit sondern eben nur ein Verbrechen der Europäer.
Tatsächlich ist er eines der großen Verbrechen der Menschheit - in mancher Hinsicht sicherlich das schlimmste - aber daß er in erster Linie das Verbrechen der Europäer ist, läßt sich kaum bestreiten. Er hat weltweite Folgen, vor allem natürlich für den Nahen Osten durch die Gründung Israels, aber die dortigen Staaten haben auch in meinen Augen keinen verursachenden Anteil an diesem Verbrechen - nur die Mitverantwortung im Sinne der Humanität, derartiges nie wieder zuzulassen und dessen zu gedenken. Was aber klar in ihrer Verantwortung liegt, ist ihr heutiges und früheres Verhalten gegenüber Juden; und in diesem Zusammenhang wäre es unbedingt zu wünschen, daß bei A. und seinen Spießgesellen nicht immer wieder derselbe neurotische Haß auf Juden ausbräche, der durch seine noch so sehr zurechtgebürsteten Reden und Interviews durchschimmert.

janw
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Sa 9. Mai 2009, 01:45 - Beitrag #3

Iirc hat Ahmadinedschad an irgendeiner Stelle auch den Holocaust selbst oder zumindest in seiner Dimension in Zweifel gezogen.

Die Sache hat in meinen Augen mehrere Dimensionen, die vielleicht den Rahmen eines einzelnen threads sprengen. Ich versuche mal den Rahmen zu spannen.
Zum einen die Frage, warum Ahmadinedschad sich überhaupt so auf Israel einschießt.
Dem liegt die Frage zugrunde, warum Iran und ein größerer Teil der arabischen Welt sich so langandauernd für die Palästinenser interessiert.

Das andauernde Unrecht, das den Palästinensern geschieht, ist sicher für sich ein Grund, für Jordanien und Syrien verstärkt dadurch, daß diese Staaten große Mengen an palästinensischen Flüchtlingen aufgenommen haben, die zwangsläufig "Thema" sind.
Allerdings spielen auch psychologische Faktoren und politische Erwägungen eine Rolle.
Der Zerfall des osmanischen Reiches und die Kolonisierung durch die Engländer ist in der arabischen Welt traumatisch erlebt worden, als Verlust der Würde; vormals im Rahmen des osmanischen Reiches selbständige Clanchefs und Regionalfürsten waren plötzlich irgendwelchen Gouvereuren von Englands Gnaden unterstellt, die Menschen wurden, wie überall im Empire, als wenig über der Fauna stehend behandelt, so empfanden sie es zumindest. Das Buch "Lawrence of Arabia" zeichnet diese Ereignisse nach.
Die Genehmigung zionistischer Siedlungstätigkeiten durch die britische Mandatsregierung bereits vor den 30er Jahren wurde entsprechend wahrgenommen, die Gründung des Staates Israel, ohne daß über die Palästinenser auch nur irgendein Wort verloren worden wäre, stellte in dieser Sichtweise quasi den Gipfel einer länger dauernden Unterwerfung und Entwürdigung der Menschen dar.
Das äußert sich heute noch in einem diffusen Minderwertigkeitsgefühl vieler Menschen aus der arabischen Welt, mit dem sich politisch trefflich spielen lässt.
So gesehen ist Israel für die Menschen im Nahen Osten mehr als nur ein Apartheidstaat, es ist die staatliche Verkörperung andauernder Unterdrückung der Menschen und ihrer Kultur und Religion einer ganzen Region.

Die Regime in den heutigen Staaten satteln nun darauf, wie auch alle möglichen Interessengruppen, um von den realen Problemen abzulenken.
Alle die Länder haben einen demographischen Bauch im Bereich der 20-35-Jährigen, und in praktisch allen Ländern grassiert unter dieser Generation Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Zugleich sind die Regime - jenseits der Frage, ob wirkliche Demokratie dort möglich wäre - rabiate Diktaturen, und die Menschen wissen, daß es anders gehen könnte.

Nun - Iran. Zum einen hat der Iran dieselben demographischen Probleme wie seine Nachbarn, eine junge Generation stellt einen großen Teil der Bevölkerung, hat jedoch kaum Möglichkeiten, ihre Zukunft zu gestalten.
Zum anderen ist Iran gespalten zwischen technologischer Stagnation auf dem Land und hochtechnisierten Bereichen, was Unzufriedenheit auf verschiedenen Ebene schafft - Landflucht sorgt dafür, daß gerade die Fähigen die ländlichen Räume verlassen, die gut Ausgebildeten verlangen neben entsprechender Beschäftigung auch nach geistiger Freiheit, die das Regime aber beschneidet.
Hinzu kommt, daß die Führungsschicht offenbar gespalten ist, religiös-fundamentalistische Kräfte stehen reformorientierten gegenüber.
Ahmadinedschad versucht hier IMHO einerseits, unter Rückgriff auf die technischen Errungenschaften einen regionalen Bedeutungsanspruch des Iran zu formulieren, der durch seine Geschichtserklärung, die auf den kollektiven psychologischen Reizpunkt Israel zielt, verstärkt wird - implizit "wir sind die fortschrittliche islamische Nation, die die Geschichte deutet und dem Stachel im Fleisch die Stirn bietet".

Kommt noch die Geschichtsdeutung an sich hinzu, die IMHO einige Probleme mit sich bringt.
Mir kam heute die Frage in den Sinn, ob nicht der Holocaust so etwas wie ein Gründungsmythos der BRD ist, seine Wiedergutmachung und Sorge vor Wiederholung so etwas wie seine raison d'etre.
Die Frage, die sich dann anschloss war, wie denn von einem Mythos gesprochen werden könnte, wo es doch um reales Geschehen geht.
Mir kam die Überlegung, daß vielleicht jedes gravierende kollektive Erleben nach dem Abreißen des direkten Kontakts durch das Aussterben der unmittelbaren Erleber im Laufe der Zeit zum Mythos wird, untermauert durch die bleibenden Zeugnisse des Geschehens, die aber immer nur Zeugnisse von Einzelgeschehnissen im Rahmen des eigentlichen Geschehens sind, das selbst nur in der individuellen Vorstellung aufgrund der individuellen Zusammenschau der Zeugnisse fortlebt.
So gesehen käme die Kategorisierung als Mythos durch Ahmadinedschad zu früh, nähme eben vorweg, was unweigerlich geschehen wird.

Des Weiteren ist Ahmadinedschads Sichtweise der Gründung Israels für die Bewertung der Sache der Palästinenser nicht unbedeutend, wobei seine Sicht diesbezüglich auch die Sicht des Westens ist:
Er führt die Gründung Israels ausschließlich auf den Holocaust zurück, womit er einerseits die frühere zionistische Siedlungstätigkeit, u.a. die Balfour-Deklaration und die auf eine staatliche Verfassung abzielenden theoretischen Schriften der zionistischen Bewegung ignoriert.
Damit wird die Rolle der britischen Mandatsherrschaft, des europäischen Kolonialismus also, negiert, zugunsten einer Betrachtung des Holocausts nicht als eines Ereignisses von singulärem Rang, sondern als Singulärität an sich, urknallartiger historischer Zäsur.

In meinen Augen eine zumindest in diesem Bereich fragwürdige Sichtweise, denn in meinen Augen wäre es in Palästina früher oder später zum Bestreben gekommen, den jüdischen Siedlungsgemeinschaften einen staatlichen Rahmen zu geben. In diesem Zuge wäre in meinen Augen mit den Palästinensern nicht wesentlich anders verfahren worden, als es nach 1945 wurde.

Maglor
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Sa 9. Mai 2009, 17:36 - Beitrag #4

Ich glaube janw, du hast mich da doch übrzeugt.
Im Grunde ist die ganze Sache mit dem Israel-Palästina-Prolematik im Kern kolonialistisch. Da wäre dann immer noch zu hinterfragen, ob man den Israel nicht ähnlich betrachten sollte, wie Rhodesien oder das Südafrika der Apartheid. Naja, aber es gibt noch diese diffuse Mischung aus Holocaust und mosaischer Gesetzgebung, die die meisten doch in diesem Glauben lässt.

Dass Ahmadineschads Behauptung, Israel und der Zionismus seien das schlimmste, was die Welt je gesehen hätte, ist aber auch mehr als übertrieben; hier wäre zu prüfen eine derartige Rhetorik in dieser Kultur nicht ein gewöhnlicher Topos ist. Im Grunde schlümpft aber die islam(ist)ische Welt in genau die gleiche Opferrolle, die sie kritisiert. Daneben benutzt Ahmadinedschad natürlich Bilder einer zionistischen Verschwörungstheorie, wonach Israel Macht über Amerika und Europa hätte. Die Frage ist aber, ob wir nicht tatsächlich deren Verbündete sind.
Tatsächlich ist diese Situation von Seiten des Westens selbst gewählt.
Wie du schon sagtest, ist der Holocaust auch eine Art Gründungsmythos der BRD, der immer und überall mitschwingt. Die Frage ist, inwieweit dieses Bild der Geschichte auf andere Kontinente übertragbar ist. Wie sieht den die Sache mit der Singularität des Holocaustes wirklich aus? Meiner Ansicht nach hatte der Völkermord in Ruanda 1994 eine weitaus grauenhaftere Qualität. Hätte Jerusalem nicht genausogut und mit dem gleichen Recht Heimstätte der Armenier werden können. Und warum juckt uns eigentlich der "Antisemitismus" des Irans so sehr. Eigentlich wird doch die Bahai-Religion im Iran verfolgt, werden die persischen Juden unbehelligt bleiben, so lange sich nicht in die Nähe Israels begeben.

Ipsissimus
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Mo 11. Mai 2009, 14:28 - Beitrag #5

Antisemitismus schert die Bundesrepublik formal wegen des Gründungsmythos Holocaust^^ wobei es vor Gericht schwer zu vermitteln sein dürfte, worin der Unterschied liegt, dass der Holocaust selbst kein Mythos ist, er aber als Mythos benutzt wird^^

die Welt an sich hat ja schon durchaus den ein oder anderen Holocaust erlebt. Die Kolonialisierung Süd- und Mittelamerikas durch die Spanier, die Kolonialisierung Nordamerikas durch den europäischen White Trash, die Nutzung Schwarzafrikas als Sklavenreservoir, die erste Eroberung des "Gelobten Landes" durch die jüdischen Nomadenstämme, um nur ein paar zu nennen. Bei "unserem" Holocaust geht es vor allem um die Dimension der Einzigartigkeit, die ihm gemäß israelischer Sichtweise eigen sein soll. Und wenn er das denn wirklich war, verblasst dann nicht alles andere dagegen, z.B. alles was Israel zum Selbstschutz zu tun beschließen könnte? Ein Schwein, wer dabei an die israelische Atombombe denkt. Nur dass die verdammten Araber das partout nicht so sehen wollen^^ und leider, leider immer noch dumm genug sind, in jedes Propagandafettnäpfchen zu tappen, das irgendwo weitläufig in der Gegend rumsteht^^ Iran als Atommacht ist schlimm. Israel als Atommacht ist genauso schlimm. Andererseits, Pakistan/Indien und früher Nato/WP mach(t)en es vor, dass man sich nicht unbedingt an die Gurgel gehen muss, solange man Angst hat, selbst dabei drauf zu gehen^^

janw
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Fr 15. Mai 2009, 22:20 - Beitrag #6

Zitat von Ipsissimus:Und wenn er das denn wirklich war, verblasst dann nicht alles andere dagegen, z.B. alles was Israel zum Selbstschutz zu tun beschließen könnte? Ein Schwein, wer dabei an die israelische Atombombe denkt. Nur dass die verdammten Araber das partout nicht so sehen wollen^^ und leider, leider immer noch dumm genug sind, in jedes Propagandafettnäpfchen zu tappen, das irgendwo weitläufig in der Gegend rumsteht^^

Damit wäre der Holocaust ein Instrument zur Immunisierung des Handelns Israels gegen jegliche Kritik, d.h. die Araber hätten praktisch nichts mehr zu sagen gegen die Art, wie mit ihnen umgegangen wird. Die Bayern sagen zu verletzten Demonstranten "ei, des is a mol die bayerische Oart des Zualangns", die Israelis könnten sagen "wir schützen uns nur gegen jegliche Wiederholung von irgendetwas holocaustartigem wider uns"

Zitat von Maglor:Im Grunde ist die ganze Sache mit dem Israel-Palästina-Prolematik im Kern kolonialistisch. Da wäre dann immer noch zu hinterfragen, ob man den Israel nicht ähnlich betrachten sollte, wie Rhodesien oder das Südafrika der Apartheid.

Einige kritische Israelis ziehen den Vergleich zu Südafrika.
Mir scheint, daß die Sache neokoloniale Züge trägt oder besser gesagt hegemoniale: Iran strebt IMHO in der Gemengelage, die nach der Etablierung der Staaten an der südlichen Grenze der UdSSR, nach dem Fall von Saddam in Irak und der verringerten Einflussnahme der Großmächte in den arabischen Staaten entstanden ist, nach einer Vormachtstellung, die offenbar auch auf technologischer Entwicklung begründet werden soll, und da könnte die Agitation gegen Israel ein Mittel für den Versuch sein, die anderen Staaten der Region unter Irans Fittiche zu bekommen.
Russland fällt in dem Raum vor allem damit auf, daß es gereizt auf das amerikanische Säbelrasseln gegen Iran reagiert, was darauf hindeutet, daß es vor allem darum geht, den amerikanischen Einfluss in dem Bereich zurück zu drängen. China, das ebenso als Machtfaktor eine Rolle spielen könnte, hält sich sehr zurück - vielleicht aus Kalkül (lassen wir den Iran mal machen, bei Gelegenheit schlucken wir den dann), um die eigenen Konflikte mit islamischen Minderheiten nicht zu verstärken oder weil die Chinesen andere drängendere Probleme haben zur Zeit, vielleicht etwas von allem.
Israel stellt, neben den politischen Interessenverwicklungen, einen traditionellen amerikanischen Brückenkopf in dem Raum dar, für den iranische Hegemoniebestrebungen interessante Folgerungen ergeben:
Die derzeitige unsichere Lage Israels bietet ein gut vermittelbares Motiv für die amerikanische Protektion Israels und verstellt damit den unmittelbaren Blick auf das eigentliche Motiv, den Brückenkopf.
Sie erhöht aber auch die Möglichkeit/Gefahr, daß Syrien, Jordanien und ein von Besatzungstruppen verlassener Irak, sofern usa sie nicht separat einbinden kann, in den Einflussbereich Irans geraten könnten.

Eine Lösung des Palästina-Problems mit zwei getrennten, sich gegenseitig respektierenden und friedlich koexistierenden Staaten würde diese Möglichkeit/Gefahr verringern, eher könnte sich Israel als Technologie-Transfer-Anbieter profilieren, wobei regionale Wasserprobleme mit behandelt werden könnten.
Allerdings würde damit die amerikanische Protektion schwerer vermittelbar, was den amerikanischen Brückenkopf in Gefahr bringen könnte.
So gesehen...hat usa vielleicht gar kein Interesse, den Palästina-Konflikt zum Guten zu lösen?


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