Die These ist gewagt: Die Wiederwahl von SPD, CDU und all den anderen Parteien bedeutet nicht Erneuerung, sondern eine Fortsetzung der Erstarrung in Deutschland. Wer wählt, stimmt zu. Jede Stimme deuten die Parteien als Ermunterung, als Aufforderung zum Weiter-so. Deshalb, Wähler: Fasst den Mut, durchbrecht die Routine - und wählt nicht! Denn die Parteien sind am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Sie haben keine Ideen, keine Sehnsüchte, schauen nicht über den Tellerrand hinaus. Nur das Nicht-Wählen kann die Alleinherrschaft der Parteien beenden. Deutschland braucht eine demokratische Erneuerung.
Gabor Steingart, Leiter des "Spiegel"-Büros in Washington, räumt in seinem neuen Buch "Die Machtfrage - Ansichten eines Nichtwählers" mit dem deutschen demokratischen System auf. Und das ganz gewaltig. Pünktlich zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik und zum Superwahljahr 2009 liefert der 47-Jährige, der bereits fünf Bücher geschrieben hat und mehrfach ausgezeichnet wurde, abenteuerlichen Diskussionsstoff, der es in sich hat, der knallt und kracht - und gleichzeitig innehalten lässt.
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Steingarts grundsätzlicher Analyse - die sicher nicht auf ihn zurückgeht sondern "in der Luft liegt" - stimme ich als ewiger Nichtwähler selbstverständlich zu. Die Wahl zwischen Parteien besagt nichts mehr, zumindest nichts mehr Relevantes, bestenfalls ob man den Wirtschafts-Liberalismus lieber ein bisschen fromm, oder lieber ein bisschen pseudo-links gefärbt hat.
Andererseits, das Buch stammt von einem Spiegelredakteur. Und siehe da, Sätze wie "Steingart rechnet mit der großen Koalition ab, die bequem sei und sich nicht traue, mit der Reformarbeit zu beginnen, um Ärger mit dem Wähler zu vermeiden." könnten auch aus der Agenda 2010 oder dem Parteiprogramm der FDP stammen.
Also gilt doch wie immer das alte Wort, wonach, wenn Zwei dasselbe sagen, sie noch lange nicht dasselbe meinen, oder auch Voltaires Stoßseufzer "Mein Gott, bewahre mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden werde ich allein fertig."
Interessant ist allerdings allemal, dass sich erstmals (?) ein leitender Angestellter eines der großen Journale Deutschlands derart offen als Nichtwähler outet. Weiter so.
Wie seht ihr das?