18,1 Billionen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 3. Jul 2009, 15:44 - Beitrag #1

18,1 Billionen

17 Seiten umfasst ein als »streng geheim« eingestuftes internes Papier der EU-Kommision in Brüssel, in dem ungeschminkt die Wahrheit über die desolate Wirtschaftslage im Finanzsystem beschrieben wird. Danach gibt es derzeit bei europäischen Banken faule oder derzeit unverkäufliche Wertpapiere im Wert von 18,1 Billionen Euro. Nicht Milliarden, nein – Billionen. 44 Prozent aller Vermögenswerte europäischer Banken sind demnach derzeit »faul«. Seit Februar 2003 – also seit genau sechs Jahren – wusste die Bundesregierung schon um die wachsenden faulen Vermögenswerte und um die daraus resultierenden Risiken. Das ist für jeden per Mausklick einsehbar. Getan hat sie nichts.


Interessanter Artikel^^ http://info.kopp-verlag.de/news/streng-geheim-faule-wertpapiere-fuer-181-billionen-euro-bei-westlichen-banken.html

ich bekomme langsam das Gefühl, wir müssen uns an ganz neue Zahlen gewöhnen^^

Maglor
Karteizombie
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Fr 3. Jul 2009, 15:58 - Beitrag #2

Island und neuerdigs auch Kalifornen weisen uns den Weg in den Abgrund.
Dass alles und jeder auf Dauer durch Kredite finanziert werden kann, müsste doch eigentlich klar sein. Aber weiter geht's in die Schulden, es geht ja um die "Konjunktur". :|

janw
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Fr 3. Jul 2009, 16:29 - Beitrag #3

Tja, das bisherige System, nach dem ein Markt nach dem anderen abgegrast und die Kollateralschäden mit Gewinnen aus dem nächsten übertüncht wurden, stößt mangels neuer jungfräulicher Märkte und Ressourcen an seine Grenzen, eigentlich eine absehbare Entwicklung.
Was mich nur irritiert ist, daß in dem Artikel einerseits von "streng geheimen" Informationen gesprochen wird, zu denen andererseits aktiv Journalisten vom Daily Telegraph Zugang verschafft worden sei - die wiederum aufgrund der Brenzligkeit der Angelegenheit und auf sanften Druck der EU hin dann nicht darüber berichtet hätten.
Das klingt mir ein wenig eigenartig.

e-noon
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Fr 3. Jul 2009, 16:33 - Beitrag #4

Und was ist mit den skandaloesen Details, die jeder mit einem Mausklick einsehen kann? Warum wird darueber nicht berichtet?

janw
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So 5. Jul 2009, 15:56 - Beitrag #5

Naja, es wird über vieles nicht berichtet, das skandalös ist und zumindest Journalisten zugänglich.
Warum? Weil so vieles berichtenswert ist, die Sendezeit aber nur begrenzt. Wobei hier allerdings auf die Magazine hinzuweisen wäre, Monitor, Report usw., die viel wichtiges berichten.
Bei den Nachrichten kommt außerdem zum Tragen, daß sie ausgewogen sein sollen, insgesamt nicht offen einer politischen Seite zugeneigt. Deshalb beleuchten dann die Kommentare auch immer nur ein kleines aktuelles Teilproblem, in der ARD rotierend durch mal mehr "linke", mal mehr konservative Kommentatoren, das ZDF empfinde ich insgesamt als stärker konservativ, auch was die Nachrichtenauswahl und den Tonfall betrifft.
Letztlich spielt aber auch, und vielleicht am wichtigsten, "wes Brot ich ess" hinein, die öffentlich-rechtlichen Sender können praktisch - bzw. es kommt ihnen nichts anderes in den Sinn - nur in den Grenzen des Systems arbeiten, eine grundlegende Kritik bzw. die Verbreitung grundlegend das System in Frage stellender Informationen - und der gemeldete Risikobetrag ist, wenn er wahr sein sollte, systemgefährdend - ist für sie ausgeschlossen, weil gar nicht gedacht oder mit Blick auf die zu erwartende Intervention des Rundfunkrates gleich wieder ins private Oberstübchen verbannt.
So gesehen, ist das größte Problem unserer Medienlandschaft, daß es keine wirklich unabhängigen und der vor allem auch unbequemen Berichterstattung verfplichteten Rundfunkmedien in Deutschland gibt. Die Fernsehableger einiger Zeitungen liefern Gefälligkeitsberichte über Industrieprojekte, und sonst sind die Privatsender Verkäufer von Werbezeiten, deren Pausen mit Unterhaltung und zweitrangigen Informationen gefüllt werden.
Oder ist das zu schwarzmalerisch? Im Vergleich zu Italien...?

janw
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Sa 11. Jul 2009, 12:37 - Beitrag #6

Ich hab mir die Quellen nochmal angesehen, weil mir gewisse Zweifel an der Richtigkeit der Übersetzung gekommen waren.
In Ipsis Kopp-Verlag-Quelle steht:
In den ersten Ausgaben stand am 11. Februar 2009 noch: »The figures, contained in a secret European Commission paper, are startling. The dodgy financial packages are estimated to total £16.3 trillion in banks across the EU. The impaired assets may amount to an astonishing 44 per cent of EU bank balance sheets. It is a deep ditch the bankers, regulators and their friends in government have dug us into.« 16,3 Billionen Pfund – das sind 18,1 Billionen Euro.

Nun wird im Englischen die Milliarde als billion bezeichnet, trillion bezeichnet dementsprechend unsere Billion.
So gesehen kommen tatsächlich 18,1 Billionen Euro zusammen.

Für mich bedeutsamer scheint dabei aber die Bezugsgröße zu sein, daß es sich nämlich um 44% der Bilanzsummen der europäischen Banken handelt, die aus unsicheren Krediten bestehen. Für die dank staatlicher Bürgschaften und Kredite zu einem guten Teil letztlich die Staaten haften.

Ich fürchte, wir werden uns an zusammenbrechende staatliche Leistungen gewöhnen müssen, wenn diese Risiken realisiert werden sollten.


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