Honduras und Lateinamerika

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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So 5. Jul 2009, 21:59 - Beitrag #1

Honduras und Lateinamerika

Den hiesigen Medienberichten der letzten Tage zufolge ist die Gutböseverteilung in Honduras im Zusammenhang mit dem "Putsch" ziemlich eindeutig festgeschrieben... aber wie seht ihr das?

(Und wie sind diesbezügliche Stellungnahmen führender Politiker der USA einerseits und Venezuelas andererseits zu bewerten?)...

e-noon
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So 5. Jul 2009, 23:02 - Beitrag #2

Also, Verfassung zwecks möglicher Wiederwahl ändern finde ich nicht toll... Militärputsch auch nicht... Ehrlich gesagt: Keine Ahnung und ist mir auch egal. Wahre und vollständige Infos werden uns nur zufällig erreichen.

Ipsissimus
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Mo 6. Jul 2009, 09:37 - Beitrag #3

ganz nett und informativ hierzu folgender Blog

http://www.michael-svoboda.at/krise-in-honduras/die-nebel-lichten-sich/

die Argumentation ist über die gesamte Länge relativ dicht, so dass es schwierig ist, Auszüge zu zitieren, die stellvertretend für den ganzen Text stehen können. Es läuft jedoch darauf hinaus, dass selbst dann, wenn Zelaya eine verfassungswidrige Wiederwahl im Sinne gehabt hätte - was anhand der Faktenlage möglich, aber nicht erwiesen ist - die Art seiner Absetzung definitiv verfassungswidrig verlaufen ist und daher als Putsch eingestuft werden muss.

Lykurg
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Mo 6. Jul 2009, 15:36 - Beitrag #4

Ja, interessant - und mein Inanführungsstrichesetzen des Wortes "Putsch" meinte auch nicht, daß mir der Vorgang rechtmäßig vorgekommen wäre, nur daß mir die Zwangsläufigkeit der Setzung hinterfragenswert scheint.
Den den Staatsstreich gutheißenden Stausberg-Artikel, auf den Svoboda verlinkt, hatte ich zuvor nicht gelesen - ihre Position kann ich nicht teilen. Allerdings tauchen darin Informationen auf, die - wenn nicht frei erfunden - doch Fragen aufwerfen, zum Beispiel die, wozu Wahlurnen und Stimmzettel aus Venezuela eingeflogen werden mußten (schon zur Hälfte gefüllt?^^), außerdem, daß Parlament und oberster Gerichtshof sich gegen sein Vorhaben und für seine Absetzung ausgesprochen hatten. Die Befürchtung, die hinter seiner Absetzung stand, war offenbar, er könnte mit der "Macht der Straße" seine Ziele gegen den Willen des Parlaments durchsetzen (soviel dürfte auch bei derzeitig unsicherem Informationsstand erkennbar sein), und der Versuch, eben dies zu verhindern, lief seinerseits verfassungswidrig ab. Sehr ärgerlich das ganze, ein Putsch wohl schon (wenn auch aus einer nicht klassischen Situation heraus), und vermutlich hat Svoboda recht damit, daß es weltpolitisch geschickter gewesen wäre, bis zum entsprechenden Tag zu warten. Allerdings verkennt er dabei möglicherweise auch die lateinamerikanische Komponente des ganzen, eben die Eskalationsgeschwindigkeit (auch dank so sympathischer Zeitgenossen wie Chavez in der Region, die Freunden immer gern ein paar Hände leihen).

Ipsissimus
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Mo 6. Jul 2009, 15:47 - Beitrag #5

man müsste ein bisschen mehr davon wissen, welche Art von Politik Zelaya betrieben hat, und in welche Richtung er weiter wollte. Je nachdem ist es ein "Putsch unter Verwandten" oder wirklich ein Richtungskampf zwischen verschiedenen großen Einflussgruppen. Mir ist im Prinzip nicht ersichtlich, welche der beiden Möglichkeiten vorliegt.

Chavez beurteile ich nach wie vor anders als du, Lykurg, und die Gefahr in Süd- und Mittelamerika sehe ich nicht so sehr in der Unterstützung, die sich zweieinhalb linksorientierte Präsidenten gegenseitig gewähren können, als vielmehr darin, dass die südamerikanischen Faschisten, egal, wie sie sich konkret nennen, einfach mal wieder in Pinochet-Manier losschlagen.


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