Zitat von blobbfish:Nun, über Rettung/staatliche Beteiligung kann man streiten. Ich kenne jetzt weder das System wonach die Sitzverteilung im Aufsichtsrat gebildet wird, noch wie die Aktie en Detail aussieht. Es gibt z.B. Aktion mit Dividende, die wird an den Besitzer ausgezahlt. Gut, sowas wird sich die HRE im Moment wohl nicht leisten können.
Auf der anderen Seite ist die Bürgschaft. Der Staat bürgt, Aktienbesitzer können über irgendwelche Ausschüttungen Geld erhalten - auch nicht so fein.
Die Aktionäre entscheiden auf der Hauptversammlung über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates, auch ob sie den Vorstand und Aufsichtsrat entlasten, außerdem entscheiden sie über die Höhe der Dividende.
Wenn Gewinn erwirtschaftet wurde, wird pro Aktie eine bestimmte Dividende ausgezahlt. In 2008 wurde bei der HRE eine Dividende von 50 Cent pro Aktie ausgezahlt.
Die Entscheidungen werden aber als Mehrheitsentscheidung beschlossen, so daß Kleinaktionäre hier kaum Einfluss haben. Wo nun an die 80 % der Stimmrechte in Bundeshand waren, erschließt sich mir eben nicht so ganz, warum die restlichen, die sowieso keine Macht mehr hatten, auch noch rausgedrängt werden sollten. Gut, vielleicht, weil sie beim zerlegen und verkaufen und verschrotten stören könnten.
Zitat von Ipsissimus:wobei festzustellen bleibt, dass hier einerseits mit "Furcht vor" gearbeitet wird, nicht mit "wissen, dass", und zum anderen mit der Bank auch eine Kultur geschützt wird, nicht nur das System. Die Kultur, die geschützt wird, ist die der "Zocker als Banker".
Ipsi, das Problem ist dabei IMHO, daß der ganze Börsenhandel auf Furcht vor und Vertrauen / Hoffnung auf beruht, das einzig rationale scheint mir das Wissen um die irrationale Handlungsmotiviertheit des Menschen zu sein.
in dem blog wird recht anschaulich dargestellt, wie nur aufgrund von Gerüchten und Mutmaßungen der Kurs Achterbahn fuhr.
Wenn ich mal als gegeben annehme, daß die Bank derart mit anderen Banken und dem Rest unseres politisch-ökonomischen Komplexes verflochten ist, dann kann ich mich darauf mit einem Vorbehalt einlassen, daß ein Eingreifen notwendig war, um kurzfristig die Handlungsfreiheit im System zu erhalten, und nachher das System für die Zukunft zu reformieren.
Der Vorbehalt ist, daß ich mich erinnere, daß schon mal bei Aktien der Börsenhandel ausgesetzt wurde. Warum nicht hier? Einfrieren auf dem Status quo, und dann in Ruhe auseinander dividieren.
Zitat von Lykurg:Und die Kultur, die davon geschützt werden soll, ist eine wesentliche Lebensader der westlichen Welt, wie negativ man diese insgesamt und ihre minder schönen Teilerscheinungen im Besonderen bewerten mag.
Lykurg, es ist IMHO eine sehr janusköpfige Lebensader...soll ich Adder sagen?^^
Seit der massiven Liberalisierung des Kapitalverkehrs in den 80ern ist das Weltwirtschaftssystem so instabil wie nie zuvor seit seiner Entstehung.
Die Krise 1928 war quasi eine Singularität, seit den 80ern ist dagegen die Krisenfrequenz stetig angestiegen. Die Dotcom-Krise, die Neue-Markt-Krise, die Kreditkrise sind in immer kürzeren Abständen aufeinander gefolgt.
Parallel haben sich die Staaten aktiv selbst suspekt gemacht, indem immer weitere Aufgabenbereiche privatisiert wurden, damit die Staaten selbst auch immer abhängiger von rein renditeorientierten Firmen. Ein Zusammenschluss dieser Firmen könnte die betreffenden Staaten in meinen Augen erpressbar machen - wer verhindert z.B., daß die Mafia die Sicherheitsfirmen übernimmt, an welche in mehreren Staaten Bereiche von Polizei und Strafvollzug outgesourced wurden?
Bei einem Menschen mit vergleichbarem Verhalten würde man einen Hang zu selbstverletzendem Verhalten mit Suizidgefahr diagnostizieren.
Zitat von blobbfish:Wie steht man denn zu dme Untersuchungsauschuss der Opposition? Soweit ich das sehe, hätte man sich den auch sparen können. Der BaFin-Chef (ich meine der war's) hat ja lustige Szenarien ausgemalt, einne brennende Erde, ziemlich lächerlich wie ich finde.
Von diesem Szenario hatte ich bisher nichts gehört, klingt idT nach etwas zu viel Trash-Konsum, oder Crack?
Dessenungeachtet finde ich den Ausschuss wichtig, wenn auch insgesamt zu zahm und mit vorhersehbar minimalem Ergebnis.
Ich weiß nicht, was so schwierig sein soll, konkretes Versagen bei der Risikokontrolle nachzuweisen, dieses konkreten Personen zuzuweisen und diese wegen Untreue zu belangen.
Aber vielleicht kommt sowas ja noch...
Zitat von Makeda:Ich finde es fast schon eine Frechheit, dass sich die Leute beschweren, weil man ihnen ihre Aktien wegnimmt. Vorallem weil sie noch Geld dafür bekommen haben.
Der Staat hätte die Bank einfach klanlos fallen lassen sollen. Wer jetzt noch nach Neo-liberalismus schreit wie es gestern der Herr von und zu Gutenberg (oder wie der heißt) gemacht hat, hat da entscheidene Punkte verdrenkt oder nicht mitbekommen, die zu der "Wirtschaftskrise" führten.
Ich finde das Geschrei ja auch unangemessen, wer in Aktien investiert, muss wissen, daß er ein Risiko eingeht.
Das Geld, das als Dividende ausgeschüttet wird, ist...viel, wenig? eine Frage der Betrachtungsweise. Bezogen auf den aktuellen Kurswert kommt man bei den meisten großen Firmen auf etwa 3-5% Dividendenrendite. Gut, im Moment bei den jetzigen niedrigen Sparzinsen ist das natürlich attraktiv, aber bei dem hohen Risiko...? Mein Problem damit ist, daß das Geld nicht mit einer Leistung hinterlegt ist, so gesehen wirklich "unverdient".
Was die Fallenlassen-Variante betrifft, kann ich es eben nicht bis ins Letze beurteilen, es scheint aber so zu sein, daß ziemlich viel vom Hauskreditmarkt weggebrochen wäre, mit weiteren Folgen.