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Wirtschaftskrise völlig unerwartet?

BeitragVerfasst: So 23. Aug 2009, 20:44
von janw
Zufällig bin ich heute auf einen blog-Eintrag gestoßen, der IMHO vieles von dem als falsch erscheinen lässt, was über die Entstehung der aktuellen Wirtschaftskrise berichtet wird, insbesondere, daß sie unerwartet entstanden ist.
hier
Was denkt Ihr?

BeitragVerfasst: So 23. Aug 2009, 21:39
von blobbfish
Naja, liest man doch allenthalben, dass es vorhersehbar war und so weiter und so fort.

BeitragVerfasst: So 23. Aug 2009, 22:12
von janw
Ja, man liest, daß es so gewesen sei, hier wird explizit eine Warnung aus der Zeit davor zitiert.
Ich frage mich, warum diese Warnungen ignoriert wurden und warum heute offiziell so getan wird, als hätte es sie nicht gegeben. Des Kaisers neue Kleider?^^

BeitragVerfasst: So 23. Aug 2009, 22:19
von blobbfish
Wär wohl ziemlich bescheiden zu sagen, dass man es hätte verhindern können.

Wie es in der Wissenschaf so ist, die populärere Theorie setzt sich bei etwa gleicher Evidenz durch. Kuhn und sein Paradigma lassen grüßen.

Prinzipiell könnte man auch argumentieren, dass man ohnehin nicht auf jede Warnung reagiert, beruht auf ersterem und dem Kostenrisiko.

Durch die Art der Modellierung sieht es möglicherweise auch wieder andrs und es gibt dann tatsächlich zwei gegenläufige Ergebnisse bei nahezu gleichen Vorrausetzungen.

BeitragVerfasst: So 23. Aug 2009, 22:52
von Lykurg
Man könnte auch argumentieren, daß es bei genügender Anzahl von Analysten auch immer einige gibt, die zum Zeitpunkt x genau das prognostizieren, was zum Zeitpunkt y eintritt. Sicherlich haben sie gute Anhaltspunkte dafür - und möglicherweise haben andere ganz wesentliche Indizien verschlafen. Allerdings ist Krisenprävention ein ziemlich schwieriges Unterfangen, ich könnte mir vorstellen, daß der eine oder andere geschwiegen hat, um im falschen Moment eine Panik zu vermeiden - wer weiß, wie es gekommen wäre, wenn die Leute in großen Mengen zum Run auf die Banken angesetzt hätten? Ansonsten natürlich Zustimmung zu blobbfish.

BeitragVerfasst: Sa 29. Aug 2009, 11:38
von blobbfish
Kann man nicht Lykurg, außer man weiß, dass es normalverteilt ist. ;) Heuristisch würde man aber so etwas erwarten.

Tja, dann wären wohl ein paar mehr Banken gekippt, wenn ein großer Run stattgefunden hätte. Es sind ja auch zwei drei Banken infolge der Auszahlung kaputt gegangen. Bei einem wirklich großen Lauf wäre aber sicherlich auch die Kapitalsicherung durch Staat und Banken zusammengebrochen.

BeitragVerfasst: Sa 29. Aug 2009, 14:53
von janw
Naja, aber ein langsamer Politikwechsel in den Instituten wäre möglich gewesen, ohne zu Verwerfungen zu führen.
Soll es jetzt darauf hinaus laufen, daß hier dieselben Mechanismen gewirkt haben wie bei vielen Havarien im technischen Bereich - Risikounterschätzung, Profitgier, ein riskantes Verhalten förderndes Klima in der Mitarbeiterschaft - man aber im Bankensystem noch nicht dieselben Vermeidungsstrategien eingeführt hat, die nach einschlägigen Erfahrungen im technischen Bereich eingeführt wurden, wie Redundanzen, externe Begutachtung, Definition von Risikogrenzen usw?
Stellt die Einführung strukturierter Anlagen wirklich eine derartige Neuerung dar, daß hier von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden kann?