Meine Darstellung war massiv verkürzend - nämlich auf Teil 2 und 3 einer Menschheitsgeschichte. Es gibt bei entsprechend geringer Bevölkerungsdichte grundsätzlich die Möglichkeit, im Einklang mit der Natur zu leben; je größer die Bevölkerungsdichte, desto schwieriger wird es logischerweise.
Je nach Zivilisationsgrad sehe ich eine Kurve, die bei sehr niedrigem Entwicklungsgrad bewirkt, daß die Menschen, ähnlich wie Tiere lebend, keine wesentlichen Spuren zurücklassen und das Ökosystem nicht wesentlich beeinflussen, bei mittlerem Entwicklungsgrad, daß sie die Natur bis zur Belastungsgrenze nutzen, um ihren Lebensstandard zu verbessern, bei sehr hohem Entwicklungsgrad dagegen, daß sie bei allem erdenklichen Komfort wenig Spuren zurücklassen, die Stabilität des Ökosystems gewährleisten.
"Die 'Gier' derer, die über Maschinen verfügten", isoliert zu betrachten, ist meines Erachtens verfehlt. Es handelte sich um eine Zeit nie zuvor gekannten Bevölkerungswachstums, das auch durch agrikulturelle Verbesserungen möglich wurde, aber auch erzwang, daß diese weitergeführt und bis ins letzte eingesetzt wurden, traditionelle bodenschonendere Anbaumethoden außer Acht lassend. Ebenso brauchten die Menschen günstige Kleidung und Gegenstände des täglichen Lebens, die industriell gefertigt werden konnten. Die Produktionskapazitäten entstanden, weil ein Bedarf dafür da war, nicht, weil 'gierige Kapitalisten' einen Bedarf erst geschaffen hätten. Dabei wurden tatsächlich wesentliche Kulturlandschaften vernichtet oder schwer geschädigt.
Die (Teil-)Schuld westlicher Unternehmen an der Abholzung tropischer Regenwälder und weitere Umweltsünden sehe ich auch und hatte sie mit angesprochen.
Und wenn die Zentralmacht wegbricht, kommt es etwa zum wilden Raubbau an Wäldern, oder auch zu Brandrodungen und Versteppung. Wirtschaftlicher Wohlstand eines Landes ist erforderlich, um seine Natur wirkungsvoll vor den eigenen und vor fremden Umweltsündern zu schützen.
Meines Erachtens ist es Aufgabe einer Nation, den Schutz ihrer Ökosysteme durch geeignete Gesetze zu gewährleisten. (Flankierende Gesetze, die dies auch für das Wirken der Firmen im Ausland vorschreiben, sind wünschenswert, allerdings wäre hier auf die Mitarbeit der entsprechenden Länder zu setzen, da es sich ja schließlich um Straftaten außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets handelte - rechtlich schwierig). Ein Land, das dies nicht tut, betrachte ich als rückständig - und ja, das gilt in dieser Hinsicht auch für England und Frankreich. Dabei sollte eine sanfte Nutzung möglich sein. Dein VW-Beispiel läßt sich fortsetzen - Bekannte meiner Eltern, denen ein nettes Stück Amazonasregenwald gehört, bemühen sich seit Jahren, durch Sammeln von Nüssen etc. dessen (schonende) wirtschaftliche Nutzung nachzuweisen - andernfalls kann es enteignet und als Farmland neu vergeben werden. Regelungen dieser Art tragen nicht unbedingt zum Schutz der Landschaftsformen bei.
Schlimmer ist es aber, wenn die Staatsmacht nicht ausreicht, Korruption zu verhindern und Beamte etwa Holzexporte im großen Stil genehmigen, da sie nichts zu befürchten haben. Dies geschieht aber zumeist unter tatkräftiger Mitarbeit der Menschen vor Ort, die dies als gute Möglichkeit sehen, ihren Unterhalt zu sichern. Hätten sie eine funktionierende Wirtschaft, lukrative Berufe, eine gute Ausbildung und Freude an der sie umgebenden Natur, würden sie sich möglicherweise nicht von den entsprechenden Konzernen dazu anheuern lassen, das Gesicht ihres Landes zu entstellen.
Für mich muss ein nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen, Ressourcen und Schutzgütern integraler Bestandteil des Wirtschaftens sein, nicht kostspieliger Luxus, der in Boomzeiten verstärkt, in Rezessionen zurückgefahren werden kann
Das sehe ich ganz genauso. Ich sehe in der Mitte der von mir beschriebenen dreischrittigen Entwicklung auch nichts positives, im Gegensatz möchte ich ja durch Emissionshandel etc. Drittweltstaaten von den schwersten Folgen davon bewahren. Einmal gesetzte Standards sollten eingehalten werden - allerdings ist die von mir zu Anfang dargestellte umweltfreundliche Lebensweise stets eingegrenzt durch die Bevölkerungsdichte. Wenn die übermäßig zunimmt, lassen sich Umweltschäden kaum vermeiden.