Räumpflicht

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blobbfish
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Sa 6. Feb 2010, 13:51 - Beitrag #1

Räumpflicht

Tja, diesen Winter wurden ja eigentlich alle mit der Räumfplicht konfrontiert. Wirklich alle?
Nun, die Kommunen haben ja die Räumfplicht an die entsprechenden Besitzer der an der Straße befindlichen Räumlichkeiten delegiert, so sparen sie sich nicht nur die Kosten sondern brauchen bei einem Sturz auch nicht zu zahlen. Teilweise wird dann auch mehr oder weniger penibel auf die Räumpflicht wert gelegt, oder eben auch garnicht. Sehr nett hier ist die Oberstadt, ein Abenteuer für jung und alt. Nebst saftigen Steigungen ohne Treppen Kopfsteinpflaster. Aber auch am Rudolphsplatz hab ich nicht schlecht gestaunt, durch was ich da durchlaufen soll. Mir ist ja durchaus klar, dass meine Bugatti-Halbschue nicht für das Wetter geeignet sind, die Sehnsucht nach gefütterten Gummistiefeln ahben sie garantiert nicht allein ausgelöst. Aber auch andres fand ich vor. Die Graf-von-Stauffenberg-Straße ist de facto nicht geräumt, dabei sollte sich die GeWoBau das doch leisten können. Mittlerweile ist ein Schnee-Split-Eis-Gemisch rezent und man könnte meinen es sei ein Parkweg.

In der Stadt ist es aber wesentlich schlimmer. Wege die nicht sinnvoll geräumt wurden, sind mit einer hübschen Eisschicht übersäht, im Tal gibt es nämlich ein schönes Wechselspiel aus Tauwetter und Eiseskälte, zusammen mit zugeschaufelten Gullis. Liegt sicherlich auch nur am fehlende Streusalz und dem überteuerten Preis von Speisesalz.

Jedenfalls als ich kleiner war und gelegentlich öfters etwas Schnee da war und die Ökobewegung an Fahrt gewann, wurde man ja angehalten, weniger Salz zu verwenden, am besten gar keins. Gegen glatte Schneedecken hat man sich auch etwas einfallen lassen: Ein rauborstiger Besen. Entfernt zuverlässig den Schnee vom Bürgersteig. Ein verlorengegangenes Kulturgut?

Traitor
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Sa 6. Feb 2010, 14:42 - Beitrag #2

Wir müssen zum Glück nicht räumen, da Hausmeisteraufgabe. Generell ist das Problem in Bonn natürlich auch viel geringer, meistens räumt das Wetter schon von selbst, derzeit liegt ja zum Beispiel schon länger überhaupt kein Schnee mehr.

Solange es mehr kaltes H2O gab, waren die beschriebenen Phänomene aber auch hier ähnlich zu beobachten. Privatpersonen beachten die Räumpflicht weitgehend, Betriebe ignorieren sie weitgehend (mit positiver Ausnahme der Telekom, das an ihren Büros vorbeiführende Stück Radweg war immer das einzig freie; und insbesondere die semikriminellen Autohäuser, die auch immer alles zuparken, kümmern sich natürlich um nichts) und die Stadt räumt nur die Hauptfahrbahnen der Hauptstraßen, weder Nebenstraßen noch Fahrradwege noch Bürgersteige an kommunalen Grundstücken.

Dass Salz plötzlich wieder allenthalben empfohlen wird, finde ich ebenfalls äußerst fragwürdig, die negativen Folgen für Grundwasser und Pflanzen sind sicher kein Öko-Fatalismus gewesen, sondern meines Wissens solide überprüft. Pflug, Split und Besen erledigen die Aufgabe im Allgemeinen gut genug, das Salz soll doch bitte mit Ausnahme übler Überfriernotfälle außen vor bleiben.

Sehr fragwürdig finde ich auch die zeitliche Festlegung der Räumpflicht für Privatpersonen. Einerseits asozial früh, aber na gut, das kann man akzeptieren, da es ja immerhin um die Sicherheit Dritter geht, denen man vernünftige Schlafenszeiten nicht aufzwingen kann. Grotesk und unfair ist dagegen die Regelung, dass man bei weitergehendem Schneefall oder Überfrieren den ganzen Tag nachzuräumen hat. Und wenn man sich erdreistet, einer Arbeit nachgehen zu wollen, die das verhindert, habe man halt auf eigene Kosten einen kommerziellen Räumdienst zu verpflichten. Der Staat stellt einen also, überspitzt ausgedrückt, vor die Wahl, entweder den Job zu verlieren, sich mit überteuerten Diensten zu ruinieren oder selbiges mit Schmerzensgeldzahlungen an Ausgerutschte zu erreichen.
Mögliche Lösungen wären ein bezahlbarer öffentlicher Räumdienst auf 1€-Basis, Aufhebung der Haftpflicht bei ungeräumten Bürgersteigen zumindest tagsüber (eigentlich kann es ja wohl jedem Menschen selbst zugemutet werden, zu wissen, wo er hinlatscht, wenn es hell genug ist, etwas zu erkennen) oder generelle Rückführung der Bürgersteigräumpflicht in die öffentliche Hand, da das nunmal öffentlicher Verkehrsraum ist, gerne auch gegen eine geringe Dauerabgabe.

Lykurg
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Sa 6. Feb 2010, 19:34 - Beitrag #3

Die Räumsituation hier ist miserabel. Privatpersonen hier in der näheren Umgebung räumen unterschiedlich gut; städtische Institutionen und Firmen mäßig, die Uni miserabel: der gesamte Campus ist von einem Eispanzer überzogen, der an manchen Stellen wenigstens mit ein paar Sandkörnern garniert ist, aber ich habe von Leuten gehört, die dort in der letzten Woche quasi täglich hingeflogen sind.

Interessant finde ich die Ergebnisse verschiedener Räumtechniken: Für mich als Radfahrer ist ein fester Eispanzer (=nichts getan) sehr viel angenehmer als Schneematsch (=schwach gesalzen) oder Eisbrocken (stark gesalzen/teilweise geräumt, geschmolzen, überfroren). Für Fußgänger ist das anders; trotzdem lehne auch ich das Salzen von Fußwegen und kleinen Straßen ab; bei Hauptverkehrsadern halte ich es bei fiesen Wetterkonstellationen für geboten, nach Möglichkeit sollte der Pflug aber reichen.

Die rechtliche Situation der Räumpflicht ist ein echtes Problem, das sehe ich ähnlich wie Traitor. Ich bin fast erstaunt, daß sich in so einem Winter nicht Anwälte darauf spezialisieren, Unfallopfer vor der (geglätteten) Haustür Lukrativbehauster einzusammeln... Dafür macht das ver.di mit seiner Warnstreikdrohung wieder wett. Natürlich sind das für die betreffenden Angestellten harte Arbeitstage, aber ich finde es unglaublich, die Zwangslage der Bürger jetzt ausnutzen zu wollen. -

blobbfish
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Sa 6. Feb 2010, 21:04 - Beitrag #4

Wie schädlich genau das Salz nun ist weiß ich nicht. Das ganze hängt aber mit Sicherheit stark von Häufigkeit und Menge ab, ob es einen relevanten Schaden anrichtet. Große Mengen des Salzwasser dürften aber im Gulli und damit später in einem Fluss landen, dass die Flusskultur einiges abkann zeigt ja die Werra. Ich bin mir grundsätzlich also nicht sicher, inwieweit das Salz also ins Grundwasser gelangt. Soweit der Fall in der Stadt. Auf dem Land insbes. mit Landstraßen sieht das vermutlich anders aus.
ein großer Faktor ist vielleicht die Langzeitbelastung, d.h. über Jahre hinweg oft und viel Salz streuen. Aber wie schon erwähnt, darüber bin ich nicht im Bilde.

Ärgerlich ist das Salz aber für Schuhwerk, besonders in großen Mengen, zumindest das sehe ich ein. Und auch unseren sehr scharfkantigen Split finde ich schon nicht so schön. Besonders wenn im Frühling die Radfahrsaison wieder losgeht, Flickzeug werde ich jedenfalls einpacken, nach diesem Winter vielleicht sogar eine Pannenschutzeinlage.

Die räumpflicht bei Privatpersonen ist natürlich diffizil. Eine Lösung wie du anstrebst, Traitor, befürworte ich nicht wirklich (bezieht sich dein 1€ auf die Ebtlohnung des Schneeräumers?). Tatsache ist, dass die Bürgersteige auch mittags nutzbar sein sollten. Für dich und mich und vmtl. die meisten die wir kennen ist eine Schneedecke nicht allzuschlimmer Art kein Problem, aber es gibt eben auch genügend, bei denen das nicht der Fall ist, ich denke da bes. an ältere Personen, die einfach schneller wegrutschen und einen Sturz meistens auch weniger gut überstehen.
Das ganze an die Gemeinde zu delegieren klingt natürlich verlockend, fragen muss man sich aber, wer den ganzen Schnee überhaupt wegräumen soll. Da die Streufahrzeuge ja schon Probleme haben die Straßen einer Innenstadt auf Vordermann zu bringen (nicht zuletzt wg. einer nicht grad effektiven Logistik, könnte man schön an der Straße meines Elternhauses erörtern), wie sollen da noch sämtliche Bürgersteige geräumt werden? abgesehen davon ist durch den Verzicht auf Salz den wir uns beide wünschen auch mehr zu tun, nämlich einmal die Schneeschippe und einmal der Besen. Es will halt viel in wenig Zeit getan werden.
Inwiefern jetzt viele Probleme bei der räumpflicht mittags resp. tagsüber haben, weiß ich nicht, ich selbst kenne das eigentlich nicht, kann es mir aber denken.

Nebenstraßen räumen finde ich einigermaßen überflüssig, Ausnahmen bilden starke Steigungen.

Lykurg, bei uns haben sie sogar die Hintereingänge für das HG geräumt. Allerdings ist auf der Seite auch der Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer. Auf den Lahnbergen sah es schon anders aus. Ein bisschen haben sie anscheinend getan, je näher man aber Mensa und vor allem der Brücke kommt, desto schlimmer. Ich sag nur: Gefütterte Gummistiefel. Gilt übrigens auch für die Mensa- und Drahtseilbrücke über die Lahn in der Stadt unten. Besonders da letztere gebogen ist wird das schnell unschön. Bei Kälte will man die aber eigentlich eh nicht nutzen, sie dazu im Naturforum.

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So 7. Feb 2010, 04:35 - Beitrag #5

Das nicht sooo viel passiert zu sein scheint, könnte daran lieben, dass viele eben davon ausgehen, leider nicht wirklichlich zuverlässig geräumte Wege vorfinden zu können. Tewilweise loser Schnee läßt sich mit gescheitem Schuhsohlen mit Profil durchaus gut begehen, bei zuviel Eis/festgetretenen Rutschflächen finde ich diese Überzieher-Spikes aus Gumme seeeehr hilfreich.

Nett war das Bild, als hier einer der Dönermänner offenkundig wegen NIchtverfügbarkeit von Streusalz die Treppe/rampenähnlichen Parkplatz vorm Laden mit dem fetten Salzstreuer streute, mit denen sonst die Pommes behandelt werden. Aber warum er dazu dieses leicht rot einfeärbtre Würzsalz und nicht normales Salz verwandte, konnte ich auf Grund erheblicher Sprachbarrieren nicht eruieren.

Traitor
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So 14. Feb 2010, 16:31 - Beitrag #6

Lykurg, ein Zusammenhang der Streiks mit der Wetterlage wurde in hiesigen Medien nicht kommuniziert. Gab es da klare Aussagen, oder ist das nur eine Vermutung deinerseits?

blobbfish, das meiste Salzwasser landet in der Kanalisation, ja, aber viel läuft doch auch in an Gehwege angrenzende Grünflächen ab und dürfte da ganz direkten Schaden anrichten. Bei dem Split bin ich vor allem gespannt, wie lange es im Frühling dauert, bis er sich hinreichend verzogen hat.
1€ war auf die Entlohnung abgezielt, ja. Wenn Parkentmüllen zum typischen Spektrum dieser Jobkategorie zählt, dann ist Räumen doch eine logische Ergänzung. Die generelle Sinnhaftigkeit des Jobmodells ist dabei eine andere Diskussionsebene.
Für Ältere oder Gehbehinderte ist Schnee natürlich nochmal eine andere Sache. Andererseits haben diese doch auch meist ein drittes Bein diverser Art bei sich, was die Ausrutschgefahr wiederum massiv senkt. Und wie gesagt ist eine natürliche, bald festgetretene Schneedecke in den meisten Fällen sogar weniger rutschgefährlich als eine (un-)regelmäßig halbherzig geräumte Fläche mit Nachvereisung.

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Mo 15. Feb 2010, 00:40 - Beitrag #7

Eine direkte Aussage in dieser Richtung brachte z.B. der Tagesspiegel:
Besonders wirkungsvoll sind Arbeitsniederlegungen bei den Straßenmeistereien, die für alle Autobahnen und Straßen zuständig sind. „Schnee und Eis würden uns sicherlich helfen“, sagte [Verdi-Vorstand] Meerkamp.
Die (durchaus nachvollziehbare, aber deswegen nicht universalprivilegierende) Klage über unzählige Überstunden bei den Räumdiensten wurde etwa in der Tagesschau angestimmt. Immerhin werden sie sich nächstes Jahr (in dem bestimmt auch die Streusalzmenge ausreichen wird^^) vermutlich wieder mehr ausruhen können.

Festgetretene ungeräumte Schneeflächen können sich in mörderisch glattes Eis verwandeln, wenn genügend Leute drüberlaufen. Rund um die Uni haben teilweise Fußwege einen zentimeterdicken klaren Eispanzer aus extrem verdichtetem ehemaligen Schnee bekommen.

Die Wirkung von Streusalz auf die Vegetation läßt sich sehr direkt beobachten - grauschwarzes verdorrtes Gras an den Hauptverkehrsstraßen, das im Sommer eher schmutziggrün wäre, gegenüber seinen wesentlich frischer wirkenden Artgenossen ein paar Meter weiter, außerhalb des Streubereichs.

blobbfish
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Di 16. Feb 2010, 11:42 - Beitrag #8

Ich bezweifle einfach mal, dass ein Gehstock, falls du das meinst, der Sturzgefahr sonderlich entgegenwirkt, wirkungslos sicherlich nicht.

Eine festgetretene Schneedecke ist solang schön, bis sie antaut und dann wieder gefriert, gab's hier um die Ecke auch, ist schon schön eklig, da kann man direkt von Glück reden, dass es nochmal ein paar Zentimeter drübergeschneit hat. Besser als halbherzig find ich das aber immernoch.

Wie man mit dem Streusplit umgeht? Na genauso wie mit der Räumpflicht. Der Split muss eigentlich auch wieder entfernt werden, Aufgabe der Kommunen, getan wird da aber im Regelfall nichts. Letzten Sommer bin ich auch regelmäßig durch Split gekommen den man einfach hat liegen lassen.

Traitor
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Sa 20. Feb 2010, 12:49 - Beitrag #9

Festgetretene ungeräumte Schneeflächen können sich in mörderisch glattes Eis verwandeln, wenn genügend Leute drüberlaufen. Rund um die Uni haben teilweise Fußwege einen zentimeterdicken klaren Eispanzer aus extrem verdichtetem ehemaligen Schnee bekommen.
Das ist mir noch nie untergekommen. Vermutlich liegt hier dafür nie genug Schnee. Wenn nämlich an einer Stelle so viele Leute drüberlaufen, dass dein Effekt eintreten könnte, wird der Schnee hier dadurch eher wegverflüssigt. Selbst das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt ist dadurch meist nur in den ersten paar Minuten nach Neuschnee glatt.

Gestern war tatsächlich so ein Mini-Kehrfahrzeug unterwegs und hat den Split von Radwegen an den Rand geschoben. Keine sehr sinnvolle Beseitigungsmethode, aber immerhin etwas.

Heute war dann in der Zeitung ein Bericht über eine Studie, die noch radikaler ist als ich und den weitgehenden Streuverzicht auch auf Straßen fordert. Nebenstraßen sollen völlig ignoriert werden; Gehwege nur gesplittet, wenn extrem glatt oder exponiert, nie gesalzen; Hauptstraßen nur mit Pflug geräumt und nur gesplittet oder gesalzen, wenn extrem glatt oder exponiert.
Argumente:
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  • Salz schadet massiv der Vegetation, wie bekannt
  • auch Split ist umweltschädlich, verursacht in den derzeitigen Mengen merkliche Staubbelastung und verbraucht massig Energie in der Herstellung (insbesondere Zerkleinerung)
  • angeblich passieren auf Straßen mit leichter Schneedecke sogar etwas weniger Unfälle, da die Leute vorsichtiger fahren, und gesalzte Straßen wiederum auch Bremswege verlängern, weil das Salz die Bremsen zusetzt
  • nordische Länder wie Finnland, die es ja wissen müssen, verfahren auch längst so und haben keine Probleme

  • Gegen (3) lässt sich natürlich einwenden, dass es nicht nur um Unfälle, sondern auch um Verkehrsfluss und für den Alltag hinreichende Geschwindigkeiten geht. Aber der Rest wirkt sehr vernünftig.

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    Sa 20. Feb 2010, 19:38 - Beitrag #10

    Deinen Bedenken zu 3 stimme ich natürlich zu, außerdem ist Autofahren im Tiefschnee sehr viel energieaufwendiger als auf einer geräumten Strecke, das muß man gegenrechnen. In Finnland u.a. sind Schneeketten sehr viel üblicher als hier (ggf. dahingehend umrüsten).

    Außerdem sind glatte Gehwege gemeingefährlich. Man sollte sich doch gut überlegen, wie viele Knochenbrüche man in Kauf nehmen möchte, um der Umwelt das Staubproblem durch Streusand/-split zu ersparen.

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    Sa 27. Feb 2010, 16:38 - Beitrag #11

    Dann gibt es in Bonn/England wohl wirklich keinen Schnee. ;)

    Was für den Split spricht ist aber die Wiederwendbarkeit, unter der Vorraussetzung, man sammelt den auch wieder ein. Ansonsten ist das ein reiner Undank an die Radfahrer und energetisch wohl auch eher schwer zu vertreten.

    Was die Methodik betrifft die die Zeitung da kundtut: Bezieht sich das Verfahren in nordischen Ländern auf städtische oder mehr ländliche Gebiete? Das macht ja nochmal einen Unterschied. Und ferner auch, wie es mit Steigungen ausschaut. Finnland ist vergleichsweise flach, Norwegen schon wieder weniger (genaugenommen garnicht). Wie es aber um den Verkehrsfluss bestellt ist, ist mir eigentlich ziemlich egal, das liegt daran, dass ich die Notwendigkeit sich beeilen zu müssen, nicht erkenne. Ärgerlich ist es aber für Busse, und bei Bussen ist es auch wesentlich kritischer, selbst wenn nicht überfüllt. Angeschnallt ist schonmal keiner. Davon ab, lässt es sich auch nur schwerlich planen, wenn der Bus unabsehbar zu spät kommt, leidglich der Statistiker hat seine Freude.

    Im Übrigen habe ich über die Nutzung von Salz nochmal nachgedacht, nämlich als der Metzger der auf dem Weg zur Arbeit legt, unnötigerweise salzte. Mir ist dann aufgefallen, dass weit und breit kein Grünzeug zu sehen war. Das liegt einfach daran, dass die Bürgersteige direkt an den Häusern entlangen führen. Die Fügen am Straßenrand lassen wir vielleicht beiseite. Um das Grundwasser in solchen Gebieten ist es ja auch ohnehin recht schlecht bestellt. Eine Gefahr für die Vegetation kann also nicht unmittelbar vorliegen.

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    Do 16. Dez 2010, 17:42 - Beitrag #12

    Zitat von Lykurg:. Immerhin werden sie sich nächstes Jahr (in dem bestimmt auch die Streusalzmenge ausreichen wird^^) vermutlich wieder mehr ausruhen können.


    Auf jeden fall wird das Zeug im Odenwald jetzt schon mal knapp. Warum auch nicht. Zu Weihnachten könnte man den Kommunen ja neues schenken?!

    Ansonsten, die GeWoBau kriegt es immernoch nicht hin ihre Bürgersteige vom Schnee zu befreien oder gar zu enteisen was die mittlerweile eigentlich wichtige Sache ist. Hingegen überraschend vorbildlich letzten Donnerstag als es gegen Abend schneite und Leute noch um zehn Abends Schnee wegscharrten, was bei dem immensen Schneefall relativ sinnlos war (zumal der Ortsteil zu der Uhrzeit eigentlich eh quasi ausgestorben war).

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    Do 16. Dez 2010, 17:49 - Beitrag #13

    Hier kümmert sich, wie schon gesagt, keiner drum, Räumpflicht gibt es nicht und dauernd legt sich irgendwer auf die Nase, zwei Personen habe ich dabei schon beobachtet. Öffentliche Verkehrsmittel fallen dann einfach aus... :(

    janw
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    Do 16. Dez 2010, 22:20 - Beitrag #14

    Lykurg, an den Autobahnen hat sich die Natur bereits gegen das Salz geholfen, da wächst Salzschwaden auf den Mittelstreifen.
    Hauptproblem sind Gehölze, außerdem ist Salz für unsere geliebten Vierbeiner nicht so schön.
    Außerdem eben die geballte Salzfracht in den Gewässsern bei Tauwetter.

    Sag Deiner Uni mal bescheid, die müssen für geräumte Wege sorgen. Kann ja auch nicht das Problem sein, einmal mit einer schweren Drahtbürste da drüber zu gehen und dann alles einmal zur Seite...

    Ich warte ja drauf, daß eine der großen Ketten Steigeisen im Sonderangebot anbietet.

    009
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    Fr 17. Dez 2010, 02:14 - Beitrag #15

    Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass gerade manche Kommune lieber nur einkauft als professionell zu beschaffen - mit frühzeitigen festen Verträgen über Salzlieferungen, bei denen man zB auch etwas zahlen muss, wenn man nix abnimmt (weil der Hersteller Kapazität für einen reservierte), aber sich sicher verlassen kann, die vorab fixierte Menge zum vereinbarten Preis auch abrufen zu können, wenn die Nachfrage extrem geworden ist.

    In vielen INdustriebereich bei kritischen Zutaten/Komponenten ist das üblich - und zB Strassen.NRW (Autobahnmeisterien in Neusprech) wird nach wie vor beliefert.

    Es kann ja wohl nicht sein, dass die Industrie nicht liefern kann oder will, ist ja deren Geschäft.

    LOL war im Fernsehen ein Baumarkt im Bergischen, haben aus festen Sperrholzplatten und Holzlatten Schneeschieber gebastelt, da die normalen nicht mehr lieferbar sind.

    Mal sehen, was mein Vermieter macht, ab 21. bis ich wieder 10 Tage zuständig, noch hat es hier ca 1kg Salz, wird nicht reichen. Für meine Eltern hab ich vorgesorgt, aktueller Bestand 60kg :-)

    Ipsissimus
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    Fr 17. Dez 2010, 11:30 - Beitrag #16

    Land unter im Saarland^^ und gestreut wird nur an sehr wichtigen Knotenpunkten, ansonsten gehen die Räumdienste nach der Devise vor, dass auf den Bürgersteigen und am Straßenrand immer noch Platz genug ist für den Schnee von der Straße^^

    blobbfish
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    Fr 17. Dez 2010, 12:42 - Beitrag #17

    Ja, heute war auf den Bürgersteigen insgesamt nur spärlich geräumt. Auf jeden Fall ist das Konzept der Fremdfirmen sehr fragwürdig, wenn man bedenkt, zwischen welchen Uhrzeiten geräumt werden soll. Die Fischbachmänner sind aber immerhin schon um viertel nach neun aufgekreuzt.

    Das Räumverhalten der Universität ist differenziert. Die Gehwege auf den Lahnbergen sind soweit geräumt, sogar richtig schnee- und eisfrei, manchmal lassen sie aber auch genug drauf, dass sich ein fröhlicher Schneematsch bilden kann. Der Hintereingang des Hörsaalgebäudes ist soweit geräumt, zu den Eingängen auf der Vorderseite gibt es immerhin geräumte Schneisen. Vor der alten Universität aber wird nichts gemacht und das trotz der Tatsache, dass es sich um einen Bürgersteig handelt. Grundsätzlich ist das, solange die Temperaturen mitspielen irrelevant weil dort viele Fußgänger verkehren. Erfreulicherweise hat sich aber jemand erbarmt ein wenig Split dort aufzutragen, weswegen dort jetzt im Schnee lauter schwarze sinnlose Punkte sind.

    Die Oberstadt war recht konsequent ungeräumt. Witzig aber die paar Läden die vor ihren Schaufenstern für Schneefreiheit gesorgt haben (allerdings auch nur dort).

    Mit Streusalz wurde nicht gearbeitet, das ist auch garnicht so nötig. Der Verkehrsfluss ist übrigens sehr gut.

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    Fr 17. Dez 2010, 13:26 - Beitrag #18

    Die Bürgersteige rund um den Campus zu räumen, würde die Uni wohl völlig überfordern. Einige Wege werden gestreut, bisher sah es geringfügig besser aus als im letzten Jahr, aber daraus läßt sich noch keine sichere Prognose generieren. Deutlich besser geräumt als im letzten Jahr ist der von mir täglich genutzte Fahrradweg am botanischen Garten entlang; heute war der trotz gut 20 cm Schneehöhe komplett frei - und jetzt schon von einer Sandschicht bedeckt, schon fast Grund, zur Schonung der Reifen lieber auf Schnee auszuweichen.

    Habe jetzt ein schönes Verfahren gefunden, wie man auf dem Rad auch in gestampftem, aber nicht festgetretenen Schnee (also dem wohl schwierigsten Winter-Untergrund außer Eis) stabil fahren kann: Kräftige Zitterbewegungen mit dem Lenker. Fand ich überraschend wirkungsvoll, schwierig nur den Wechsel zwischen diesen und besser geräumten Abschnitten, auf denen ich dann plötzlich aus Sorge vor Eis langsamer fahren mußte.

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    So 19. Dez 2010, 15:28 - Beitrag #19

    @Lykurg: Die Zitterbewegung (nicht zu verwechseln mit the zitterbewegung!) habe ich auch vor einigen Jahren als geeignete Winterfortbewegungsart entdeckt. In den letzten Wochen verzichtete ich aber weitgehend auf das Rad und lief zu Bahn plus Füße über. Als ich dann doch mal Rad fuhr, gab mein Dynamo in ca. 15cm Weichneuschnee allerdings ziemlich sofort auf (bzw. verwandelte sich effektiv vom mechano-optischen zum mechano-akustischen Energiewandler), sodass ich eh lieber extrem langsam und defensiv fuhr und die Rutschgefahr dann auch gering war. Batterieleuchten sind jetzt ausgepackt.

    In Hannover ist die städtische Räummoral teils noch etwas schlechter als in Bonn, auch Hauptstraßen werden kaum bearbeitet und sind teils tagelang von einer Matschschicht bedeckt, sodass man die Übergänge von Gehweg, Radweg und Fahrbahn kaum noch bemerkt. Andererseits gibt es auf anderen Routen sogar Kehrmaschinen für die Radwege, die aber auch nur die obersten Schichten erwischen. Und gestreut (Salz und Kies) wird wohl auch, was sich aber weitgehend im Neuschnee verteilt.
    Privatpersonen kehren und streuen lustigerweise sehr selektiv, sodass man immer wieder klar umrissene rechteckige Bodenplattenabschnitte vor Eingängen oder Schaufenstern sieht, kaum aber ganz freie Bürgersteige.
    Zumindest beim bisherigen Wetter ist das alles aber kein allzu großes Problem, da der Schnee recht gängige Konsistenz hat und es (außer auf dem schon in trockenem Zustand eher rutschigen Bahnhofshinterplatz) kaum Vereisung und Verglättung zu beobachten gibt, was vielleicht aber doch auch am Streuen liegt, das zwar nicht die Massen beseitigt, aber vermutlich etwas am Kompaktieren hindert.

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    Di 11. Dez 2012, 11:53 - Beitrag #20

    Letztes Jahr hatte Hannover verständlicherweise einfach aufgegeben.

    Heute war es dann mal wieder sehr interessant - an Kreuzungen und vor städtischen Grundstücken sind mal Geh- und Radweg gestreut, mal beide nicht, mal nur der Gehweg, mal nur der Radweg. Keinerlei System oder Sinn erkennbar.

    Die Autofahrspuren dagegen sind recht klar nach klassischem Hauptstraßen-ja-Nebenstraßen-nein geräumt und/oder gestreut. Seltsam ist nur, wenn durch Nebenstraßen ein Minischneepflug mit hochgeklappter Schaufel fährt und den Schnee ignoriert, vermutlich Abkürzung auf dem Heimweg.

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