Seite 1 von 1

Wegen des Islams sterben Deutsche am Hindukusch

BeitragVerfasst: Mo 10. Mai 2010, 20:43
von Maglor
Wieder mal starb ein junger Mann aus Berlin am Hindukusch. Danny R. ging ins ferne Gebirge um im Namen des Islam den Tod zu finden und er fand ihn. Die pakistanische Armee eröffnete in Waziristan das Feuer auf ihn. Im anschließenden Gefecht fiel er seiner selbst gewählten Bestimmung anheim.

Es handelt sich keineswegs um den ersten deutschen Märtyrer, der im heiligen Krieg in Pakistan fiel. (Ob hier der Migrationshintergrund wirklich eine Rolle spielt: Immerhin war der Berliner Islamist Danny R. Holländer.)
Ende April erfüllte sich die magloristische Prophezeiung. Der deutsche Islamist Eric Breininger aus der berüchtigten "Sauerland-Gruppe" fiel Ende April zusammen mit seinem deutsch-türkischen Waffenbruder Achmet M. im Kampf gegen Pakistan.

Damit sind in diesem Jahr 2010 bereits drei deutsche Islamisten bekannt geworden, die am Hindukusch gefallen.
Die genaue Zahl bleibt natürlich im Dunkeln. Fehlt eine deutsche oder wenigstens euroäpische Staatsbürgerschaft, so scheint sich niemand darum zu kümmern, wenn in Deutschland lebende Männer verschwinden und im Hindukusch draufgehen. So kümmerte es offenbar niemand, dass der Bremer Türke Murat Kurnaz ganze vier Jahre in Guantanamo aushielt.
Auf die Überreste der "Hamburger Zelle", die maßgeblich für die Anschläge am 11. September 2001 verantwortlich waren, flohen in den Hindukusch. Der deusche Staatsbürger Said Bahaji ist noch immer irgendwo am Hindukusch. Der Jemenit Ramzi Binalshibh, einer der führenden Köpfe der Hamburger Zelle, wurde 2002 in Afghanisten festgenommen. Wohin er verschleppt wurde, ist unbekannt.
Wie viele deutsche Islamisten und ehemals in Deutschland Ansässige Islamisten sich tatsächlich am Hindukusch aufhalten ist unbekannt.

BeitragVerfasst: Mo 10. Mai 2010, 20:57
von e-noon
"Wegen des Islams" soll also "für den Islam" heißen?

Wieso können verurteilte Möchtegern-terroristen eigentlich ausreisen und sich irgendwelchen Kämpfen anschließen? Oder habe ich da was falsch verstanden? :confused:

BeitragVerfasst: Mo 10. Mai 2010, 21:17
von Maglor
Ich habe mir für den Thread-Titel Zweideutigkeit vorbehalten. Immerhin sind deswegen im Jahr 2010 auch bisher 6 deutsche Bundeswehrsoldaten auf der anderen Seite gefallen.
Ob die deutsche Jihadisten für den Islam gefallen sind, ist erstmal dahingestellt. Rein praktisch kämpfen sie für die Unabhängigkeit paschtunischer Stammesgebiete in Afghanistan und im Auftrag einer dubiosen, vielleicht fiktiven usbekischen Terror-Gruppe "Islamische Jihad-Union". Die Sache wird noch absurder dadurch, dass die aghanischen Usbeken unter Warlord Dostum mit den paschtunischen Taliban verfeindet sind und bei Gelegenheit ein paar 1000 Gefangene Taliban erschießen. Vielleicht versuchte die Islamische Jihad-Union ja auch nur Usbeken und Paschtunen im Kampf gegen die pakistanische Zentralregierung zu versöhnen. :crazy:

Ansonsten: Die Terroristen wurden vor ihrer Ausreise nicht straffällig. Die beiden Hamburger aus Mohammed Attas Zelle flohen kurz vor dem 11. Septmber nach Afghanistan, quasi im Bewusstsein, dass sie sonst bald hinter Gittern sitzen würden, also lieber Jihad am Hindukusch als schwedische Gardinen.

BeitragVerfasst: Mo 10. Mai 2010, 21:23
von e-noon
Klingt alles ziemlich merkwürdig. Warum kann mans nicht einfach lassen? :confused:

BeitragVerfasst: Di 11. Mai 2010, 12:10
von Lykurg
Man könnte doch meinen, welche Zelle, wäre egal... Einfach lassen ist allerdings eine allzu rationale Herangehensweise, damit wird man den inneren Abläufen eines Möchtesogern-Terroristen wohl nicht gerecht. Ich weiß auch nicht so recht, inwieweit die tatsächlichen politischen Konsequenzen des Kampfes eine Rolle spielen, zentral steht vermutlich eher ein vages Umma-Denken und ein großes Dagegen, so ein bißchen 68 für Erwachsene. Bild

BeitragVerfasst: Di 11. Mai 2010, 14:03
von Ipsissimus
wird wohl keine spezifisch deutsche Geschichte sein. Ich sehe auch keinen so dramatischen Unterschied darin, ob sich junge Männer von Al Quaida oder von ihren Verteidungsministern als Kanonenfutter verfeuern lassen, gestorben sind sie so oder so nur für sich selbst und ihre Illusionen

BeitragVerfasst: Di 11. Mai 2010, 17:40
von Maglor
Der wesentliche Unterschiede zwischen den deutschen Jihadisten und den Bundeswehr-Soldaten ist, dass erstere den Tod lieben und zweitere das Leben.
Aus den Reihen der Jihadisten sind auch noch keine Beschwerden über zu gefährliche Einsätze oder zu viele eigene Verluste eingegangen, ganz im Gegenteil. ;)

BeitragVerfasst: Di 11. Mai 2010, 21:57
von Milena
...ich weiss doch sowieso was du meinst Maglor..^^
und stimme dir im wesentlichen zu^^ und da werden auch keine beschwerden kommen^^ und nichts wird über etwaige verluste fallen^^

BeitragVerfasst: Di 11. Mai 2010, 22:34
von Ipsissimus
sagen wir es so: wenn ich das Leben lieben würde, würde ich es vermeiden, als Soldat nach Afghanistan zu gehen^^ und wenn ich an das Leben nach dem Tode glauben würde und fundamentalistischer Moslem wäre, könnte der Einsatz in Afghanistan eine Überlegung wert sein^^

BeitragVerfasst: Mo 13. Sep 2010, 22:07
von Maglor
Das Phänomen deutscher Terroristen wird zunehmend als Gefahr erkannt.
Auslöer des erneuten Fokus ist die Verhaftung mehrer deutscher Islamisten in der Türkei. heute - 11. Sept. 2010
Demnach werden deutsche Konvertiten, die über den salafitischen Islamismus dem Jihadismus anheimfallen und nach Afghanistan oder Pakistan in den Jihad ziehen, zu einem Massenphänomen.
Die "Usbekische Jihad Union" wirbt mittlerweile in deutsche Sprache.
Wie kann der Strom deutscher Islamisten aufgehalten werden? Kann es den sein, dass deutsche Islamisten in die Türkei einreisen um von dort weiter in den Hindukush.
Wobei der Migrationshintergrund des Terroristen zu beachten ist:
Der Deutsche ungarischer Abstammung soll sich seit Herbst 2009 in einem Trainingslager der Taliban aufgehalten und soll aktiv am Kampf gegen afghanische und amerikanische Soldaten beteiligt gewesen sein. Im April 2010 tauchte er unter dem Namen Hamza al-Majari in einem Propagandavideo der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU) auf.

Wie auch immer: Ethnische Herkunft, nationale Zugehörigkeit usw. spielen im "heiligen Krieg" keine Rolle mehr. Zumindest mit der "Kultur der Inzucht" hat dieser deutsche Kriegstourismus mit fließendem Übergang zum Terrorismus nichts zu tun. :crazy:
Die Islamische Jihad Union hat sich als die deutsche Miliz am Hindukush etabliert, egal ob nun deutsch-türkisch, deutsch-ungarisch oder deutsch-deutsch. Alle verstehen sich prima, sprechen deutsch miteinander und schicke Grüße an die deutsche Heimat.

BeitragVerfasst: Mi 15. Sep 2010, 17:08
von Ipsissimus
ich sehe schon Scharen von Jugendlichen, die nicht mehr zur Bundeswehr dürfen, nach Afghanistan migrieren, weil sie nicht wissen, wo sie sonst mit ihren Aggressionen hin sollen. Was hat zu Guttenberg sich nur gedacht^^

das Wort "Islamist" ist auch wunderschön in seinem Suggestionsgehalt. Ob unsere Kristianisten - oder muss es "Kristenisten" heißen? - verstehen würden, was gemeint ist, wenn man sie so anspräche?^^

BeitragVerfasst: Mi 15. Sep 2010, 21:58
von Maglor
Fakt ist zumindest, dass der Hindukusch durch den stete Einwanderung radikaler Islamisten aus Europa und dem Nahen Osten destabilisiert wird. Sie tragen den Krieg ostwärts.

Gern wird ja ein umgekehrtes Bild vermittelt: Auswanderer aus Afghanistan würden die USA oder die ganze Welt bedrohen. Eine geradezu absurde Vorstellung! Es sind höchstens Rückwanderer...

Ach ja, wie hat der Afghanistan-Krieg vor 9 Jahren noch mal angefangen?
Der deutsche Staatsbürger Said Bahaji (Sohn einer Deutschen und eines Marrokaners) flieht Anfang September 2001 aus Hamburger Terroristen-WG über Pakistan nach Afghanistan. Wenige Tage später rammen seine Mitbewohner und Gesinnungsgenossen das World Trade Center, Bahaji ist bereits untergetaucht.
Nicht zuletzt der in Afghanistan untergetauchte Deutsche bot Anlass für den Krieg der USA und ihrer Bündnispartner gegen die Taliban-Regierung in Afghanistan. Seither herrscht Krieg in Afghanistan. Bahaji ist noch immer nicht gefasst oder vielleicht auch einfach verschwunden.

Aber in Wahrheit ist ja alles ganz anders. Immer wieder tauchen ernstzunehmenden Hinweise darauf auf, die Usbekische Jihad Union sei das Geschöpf oder die Erfindung des usbekischen Geheimdienstes, geschaffen um der Diktatur in Usbekistan als Feindbild und Anlass für diverse freiheitsbeschränkende Maßnahmen. Die Führer der Terrororganisation seien Agenten Usbekistan, die opferbereiten Kämpfer junge Männer aus Deutschland.
Wenn dies der Wahrheit entsprechen sollte: Immerhin bekommen die Jihadisten genau das, was sie wollten: Ihren eigenen heiligen Krieg!

BeitragVerfasst: Mi 15. Sep 2010, 23:15
von Ipsissimus
Fakt ist zumindest, dass der Hindukusch durch den stete Einwanderung radikaler Islamisten aus Europa und dem Nahen Osten destabilisiert wird. Sie tragen den Krieg ostwärts.
ich glaube nicht, dass der Hindukusch auf muslimische Europäer warten musste, um zu destabilisieren. Dafür reichten schon die Hinterlassenschaften aller früheren Kolonialherren und jetziger "Helfer"

Und die USA führen Krieg gegen Afghanistan, weil ein Deutsch-Marokkaner auf der Flucht vor der CIA sich dorthin begeben hat? Nu ja, bekloppt genug wären sie. Andererseits, es gibt ernstzunehmende Hinweise darauf, dass bereits 1985 konkrete Pläne amerikanischer Ölfirmen für eine große Pipeline durch Afghanistan existierten. Hat mit der Sache (Destabilisierung des Hindukusch zwecks Abschaffung eines unliebsamen und Etablierung eines fügsamen Regimes) aber natürlich nichts zu tun, dann schon lieber ein Deutsch-Marokkaner zweifelhafter Schuld und Schuldzuweisung^^ und natürlich alle Islamisten der Welt^^ was auch immer ein Islamist im Gegensatz zu einem Moslem sein soll

BeitragVerfasst: Di 21. Sep 2010, 16:54
von Maglor
Oh, da verzerrst du aber ein wenig die Tatsachen.
Richtig ist, dass es den Pipeline-Plan gab und gibt. Richtig ist, dass die Firma in den 90er Jahre mit der de-facto-Regierung der Afghanistan, den Taliban in Verbindung trat und eine Vollendung der Geschäfte aufgrund des Drucks der talibanfeindlichen USA vereitelt wurde.

Destabilisierung Afghanistans: 1996 bis 2001 beherrschte der Taliban-Staat fast die gesamte Fläche Afghanistan. Dubiose Warlords waren in den äußersten Norden oder ins Ausland vertrieben, die Opium-Produktion kam zum erliegen, Kriminalität wurde mit Steinen bekämpft. Afghanistan war auf dem besten Wege den Bürgerkrieg zu entrinnen und sich zu einem stabilen "Islamischen Emirat" bzw. einer ordentlichen Diktatur zu entwickeln. Das jähe kam im Jahre 2001, eben nach dem Flug der Hamburger Zelle in amerikanische Wolkenkratzer und ein Fünfeck.
Der Zusammenhang ist nicht zufällig. Einen wirtschaftlichen Vorteil durch den Sturz den Taliban sehe ich nur für den Drogenhandel, ansonsten eine wirtschaftliche Katastrophe für alle und jeden.

Destabilisierung Pakistans: Die paschtunischen Stammesgebiete standen nie unter der Kontrolle der pakistanischen Regierung. Die dortige Bevölkerung hat schon immer getan und gemacht, was sie wollte. Das es dort bewaffnete Gruppierungen wie z. B. Taliban gibt, wurde Jahrzehnte lang geduldet, wie überhaupt alles geduldet wurde.
Erst nach dem Sturz der Taliban wird der Staat Pakistan von der sogenannten Freien Welt dazu gedrängt, Maßnahmen gegen die wirren Verhältnisse im pakistanischen Hindukusch zu vorzunehmen. Vorher hatte Pakistan nicht das geringste Interesse die entlegene Gegend unter Kontrolle zu bringen. Nun herrscht Krieg. Mittendrin statt nur dabei die deutschem Mujaheddin im Kampf gegen die pakistanische Armee, ihre heiliger Krieg richtet sich gegen eben diese.

Islamismus: Stimmt, ist ein doofes Wort. Zu unscharf, abgelutscht und ausgehöhlt. Besser ich rede von Jihadismus, Sallafiya anstatt dieses hohle Wort zu benutzen, dass von A bis Z alles rechts oder links von Attatürk oder Jesus bezeichnen muss. :crazy:

BeitragVerfasst: Di 21. Sep 2010, 18:08
von Lykurg
"Kriminalität wurde mit Steinen bekämpft" ist ein wenig zynisch, eine neutrale Zusammenfassung hätte den Kriminalitätsbegriff relativieren müssen ('nach Auffassung der Taliban') oder gleich "Verstöße gegen die Sharia wurden durch Steinigung geahndet", das klingt dann nicht mehr ganz so verharmlosend. Und um der Einfachheit halber Wikipedia heranzuziehen:
So wurden Musik, Sport, Bilder und Fernsehen verboten, fast sämtliche Schulen und Universitäten geschlossen, Männer gezwungen, Bärte zu tragen, und Frauen durften nur mit männlicher Begleitung und in eine Ganzkörperverschleierung (Burqa) gehüllt das Haus verlassen. Zudem waren Frauen und Mädchen Schulbesuch und Berufstätigkeit untersagt.
Wie 'ordentlich' ihre Diktatur je geworden wäre, läßt sich schwer beurteilen, jedenfalls im westlichen Sinne war sie es bis zur Invasion nicht, eher entsprechend den Clanstrukturen und Ad-hoc-Entscheidungen führender Talibanleute strukturiert.

BeitragVerfasst: Di 21. Sep 2010, 20:40
von Maglor
Ich halte dieses "ein wenig zynisch" schon für arg untertrieben.
Klar war der Taliban-Staat eine Totalitarismus sondersgleichen, der vollkommen das Privatleben seiner Bürger kontrollierte. Im Grunde gleicht die Taliban-Praxis bis ins Detail der Buddha-Demolierung und öffentlichen Hinrichtung der maoistischen Kulturrevolution. Klar ist auch, dass die steten Menschenrechtsverletzungen der Taliban zur Anfeindung des Westens, insbesondere der USA, führten und auch den Pipeline-Deal verhinderten. Das Faß zum überlaufen brachte schließlich der 11. Sept. 2001 verbunden mit den steten Afghanistan-Aufenthalten früherer Terroristen.

Die Taliban-Gruppierung waren nicht einfach Klan-Chiefs und Warlords, sie waren Ideologen, geführt von Taliban, eifrigen Koran-Schülern aus pakistanischen Madrasas. Deren ideologische Klarheit und Radikalität der Scharia im klaren Widerspruch zum Paschtunwali der Klans, was eher einem Faustrecht als der Scharia gleicht. Schnittmengen gibt es freilich, doch manche Tradition wurde abgelehnt, althergebrachtes infrage gestellt, neue Autorität geschaffen.
Der Taliban-Staat war totalitär, aber war Staat. Es gab Gesetze und nicht das Faustrecht archaischer Ehrenmänner, die für Frauen, Geld und Boden streiten. Im Jahr 2000, als die Taliban auf dem Gipfel ihrer Macht standen, gab es praktisch keine Opium-Wirtschaft mehr in Afghanistan, mit ihrem Sturz blühte der Schlafmohn wieder auf.

Wie auch immer, die deutschen Jihadisten streiten offensichtlich für diesen Taliban-Staat gegen Pakistan, oder suchen sie nur ihren Platz im Paradies oder den Weg des Kriegers?
Ich fürchte letzteres und schätzte, dass die der Traum der Stadtguerilla vom Traum des Mujaheddin abgelöst wurde.

BeitragVerfasst: Do 23. Sep 2010, 16:33
von Ipsissimus
ich bezweifele trotzdem, dass die Flucht eines Terrorverdächtigen ausreicht, um ein Land vom Weg in eine "ordentliche Diktatur" abzuhalten^^ man darf nicht vergessen, dass die Taliban ultraradikale Moslems sind, für die Nichtmoslems alle des Teufels sind, ohne dass sie sich dabei dem Zynismus z.B. der saudiarabischen Lösung angeschlossen hätten. Das letztere hat sie auch schon vor dem Anschlag für die USA untragbar gemacht. Die Diktatur allein hätte die Amerikaner ganz sicher nicht gestört, da gebe ich dir recht, Maglor. Und die Pipeline war offensichtlich wichtiger als der Wegfall eines Teils der Opiumernte^^

"Jihadismus" finde ich begrifflich angemessen^^ Salafiyya wird seitens der großen Zahl fast niemand verstehen, ohne sich intensiver damit zu beschäftigen, und intensive Beschäftigung birgt, wie wir wissen, immer die Gefahr, dass Vorurteile nicht aufrecht erhalten werden können^^

der springende Punkt ist allerdings nach wie vor: wir haben dort nichts zu suchen. Die ganze Region ist, auch aufgrund des Dilettantismus unserer Vorgehensweise und natürlich aufgrund des kolonialen Erbes, für die nächsten 250 Jahre für die Aufklärung verloren.

BeitragVerfasst: Do 23. Sep 2010, 20:52
von Maglor
Zu den kleinen Kuriositäten der afghanischen Geschichte gehört, dass das Land von Jahrzehnte noch als das Kifferparadies der Hippies galten. In den 70ern zog europäische Vollzeitjugendliche über den Hippie Trail ostwärt, einem Traum der großen Freiheit folgend, zogen die Blumenkinder kiffend durch Kabul, ohne für größere Unruhe zu sorgen.
Vorgefunden wurde die archaische Gastfreundschaft der Afghanen und praktische Anarchie des Landes, in dem die Obrigkeit schwach, die Gesetze bedeutungslos und die Sitte variabel schien.

Die Radikalisierung Afghanistan mit den Taliban als Endstufe geschaf innerhalb weniger Jahrzehnte.
Meine Befürchtung ist die, dass diese Ideologisierung letztlich nur ein weiterer Schritt in die Moderne ist. Immerhin entstand ja die westliche Aufkläung im Zeitalter Konfessionalismus, begann die Republik mit Olvier Chromwell oder Robespierre... entstand die Aufklärung in Zeiten christlicher Erneuerung, Schismatik und Radikalisierung. Richtig wie erschreckend wirkt da etwa der stete Verweis auf die Bedeutung Martin Luthers, dessen Gedanken und Ansichten mitunter mittelalterlicher als Mittelalter scheinen.
Wie auch immer: Afghanistan hat sich in wenigen Jahrzehnten ideologisiert. Die strikte Dogmatik der Taliban steht im krassen Widerspruch zu ihren Vorgängern und den Traditionen des Landes. Wenn jemand einer versucht haben soll, dieses Land in den 90ern für koloniale Abenteuer zu missbrauchen, ist es Pakistan.

Und ist es nicht so, dass europäische und arabische Jihad-Sekten die Möglichkeiten Afghanistans nutzen, um ihren einen kleinen Projekte wenigstens im kleinen vorantreiben? Suchen deutsche Jihadisten nicht das Glück in der Ferne, im kolonialen Abenteuer wie die deutsche Sekte der Kokovoristen ihr Experiment einer besseren Welt im fernsten Neuguinea oder die Colonia Diginidad in Chile versuchte? Was einzelnen Afghanen und Pakistani an Hass und Eifer fehlt, das gleichen die Fremden an Hass und Eifer doppelt aus, sorgen für die stete Jihadisieriung des Landes. Seit Menschengedenken waren Selbstmordanschläge in Afghanistan vollkommen unbekannt. Am 9. September 2001 verübte ein arabischer Jihadist einen Selbstmordanschlag auf den eher konservativ-brutalen Warlord Massoud. Seither gehören sie praktisch zum Alltag. Selbstmordanschläge gibt es am Hindukusch erst seit dem 21. Jahrhundert. Sie sind neu. Die entscheidende Rolle arabischer und europäischer Jihad-Sekte bei der Ausbreitung ist unverkennbar. Hierfür die die grausame US-Besatzung verantwortlich zu machen, reicht keineswegs aus; Afghanistan kannte 20 Jahre sowjetische Besatzung und entsprechenden Krieg ohne einen einzigen Selbstmordattentäter.

BeitragVerfasst: Mo 4. Okt 2010, 19:54
von Maglor
Jüngst verbreitere sich die Kunde, die US-Luftwaffe habe im nordpakistanischen Waziristan seien 5 - 8 Deutsch-Türken zum Märtyrer gemacht.
Damit dürften die deutschen Jihadisten die Bundeswehr im Jahre 2010 endgültig übertrumpft haben, was die Zahl der Gefallenen am Hindukusch betrifft.

BeitragVerfasst: Mi 4. Dez 2013, 20:41
von Maglor
Der letzte Überlebende der Deutschen Taliban Mudschaheddin hat vor dem OLG Düsseldorf ein Geständnis abgelegt.
Im April 2010 wurden seine Mitstreiter um den deutschen Flopterroristen Eric Breininger im paschtunischen Stammesgebiet, d. h. Pakistan, durch einen Angriff einer amerikanischen Drohne getötet.

Lediglich "Jussuf" überlebte. Er war ohnehin aufgrund seiner körperlichen und psychischen Gebrechen nicht in der Lage an den Kampfhandlungen teilzunehmen, sondern kümmerte sich um die Wäsche der Mudschaheddin. Auf Grund seiner offenbar schweren Psychose gilt er als schuldunfähig. (Tatsächlich ist aber so, dass das Gericht die sogenannte Religion des Angeklagten pathologisiert. Wenn jemand die Stimme des Teufels hört, kann das auch die Stimme des Teufels sein.)
Nun wird ihm der Prozess gemacht, während die Mörder seiner deutsch-talibenischen Mitstreiter noch immer frei herumlaufen. Es spricht alles dafür, dass der Drohnenangriff von deutschem Boden aus geplant wurde - ein offensichtlich völkerrechtswidriger Angriff auf deutscher Staatsbürger.
Wie viele deutsche Jihadisten bei dem Angriff tatsächlich starben ist ungewiss. Das scheint auch niemanden zu interessieren.
Und dem wahren Teufel wird auch nicht der Prozess gemacht.

Interessant ist natürlich auch die Frage, ob die angedachte Diagnose auch für anderen Gestalten der jihadistisch-salafistischen Märtyrerszene gelten könnte, die größtenteils aufgrund des Exitus, nicht mehr untersucht werden können.

Ob die Deutschen Taliban Mudschaheddin eine terroristische Vereinigungist oder war, ist auch erst einmal dahingestellt und erscheint konsturiert. Wahrscheinlich haben die Jihadisten nicht mal rechtswidrig gehandelt, als sie Krieg gegen die USA in Pakistan führten.