Attacke auf Ghaza-Konvoi

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Ipsissimus
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Mo 31. Mai 2010, 16:22 - Beitrag #1

Attacke auf Ghaza-Konvoi

http://www.sueddeutsche.de/politik/angriff-auf-gaza-konvoi-jedes-mass-verloren-1.952254

eine noch recht zurückhaltende Analyse

zur Sache selbst

http://www.sueddeutsche.de/politik/israel-tuerkei-warnt-israel-vor-irreparablen-folgen-nach-flottilleneinsatz-israelischer-mini-1.951983

Ein Elitekommando der israelischen Armee hat gewaltsam die Schiffe der "Solidaritätsflotte" für den Gaza-Streifen übernommen. Bei der Aktion kamen nach Angaben der israelischen Armee mehr als zehn Menschen ums Leben, die an dem Konvoi beteiligte Hilfsorganisation IHH sprach von 15 Toten. Nach neueren Informationen des israelischen Fernsehens starben sogar 19 Menschen.

Traitor
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Mo 31. Mai 2010, 20:51 - Beitrag #2

Ein echter Skandal mal wieder, der Israel wiederum als Unrechtsstaat dastehen lässt - es sei denn, sie würden den Zwischenfall angemessen aufklären und die Verantwortlichen bestrafen, aber das ist nach den Rechtfertigungen führender Politiker ja nahezu ausgeschlossen. Manchmal hat man fast das Gefühl, die Machthaber dort würden gezielt Provokationen durchziehen, um auszutesten, wie weit sie gehen können, ähnlich wie Libyen, Iran und andere Länder dieses Kalibers - für eine Demokratie und einen in seiner Existenz auf internationale Rückendeckung angewiesenen Staat ein absurdes Verhalten.

Im Detail - die Legitimität dieser Flotte wäre zwar selbst schon eine Debatte wert, aber unberührt davon handelt es sich um einen völlig ungerechtfertigten Angriff auf Privatpersonen. Es wird ja nichtmal geleugnet, dass der Vorfall in internationalen Gewässern stattfand, wie das sonst so üblich ist. Stattdessen wird versucht, zu behaupten, die Soldaten hätten sich nur selbst verteidigt, nachdem die Leute auf den Schiffen sie bedroht hätten und gar versuchten, sie zu entwaffnen. Man stelle sich das mal vor, da kommt man als harmloser schwerbewaffneter Sturmtruppler zum Kaffeetrinken auf ein fremdes Boot und plötzlich wollen die einem das Maschinengewehr klauen, um sich zu bereichern!
Taktisch dumm war diese Verteidigungsaktion von den Bootsleuten sicherlich, und somit sind sie mitverantwortlich für die Toten auf ihrer Seite. Aber im Recht, zumindest im moralischen, waren sie auf jeden Fall, denn wenn bewaffnete Truppen außerhalb ihres Staatsgebietes ein Schiff stürmen, dann ist das nichts anderes als Piraterie durch wilde Horden, und es ist, wenn auch dumm aufgrund der eindeutigen Machtverhältnisse, so doch völlig legitim, sich gegen die Aggressoren zu whren.

Maglor
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Mo 31. Mai 2010, 21:05 - Beitrag #3

Palästinenser umbringen ist ja das Hausrecht Israels, aber vorsätzlich ausländische Entwicklungshelfer umnieten...
Natürlich befinden sich unter den Seereisenden auch Deutsche u. a. die Bundestagsabgeordnete: Annette Groth, Linkspartei.
Quasi eine Art Kriegserklärung an den Rest der Welt. :rolleyes:

MdB in Gewalt der Israelis?
http://www.annette-groth.de/

Ipsissimus
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Di 1. Jun 2010, 00:23 - Beitrag #4

"Skandal" ist m.E. eigentlich nicht das richtige Wort. "Bösartigkeit" kommt mir schon eher in den Sinn, "verbohrter Starrsinn", irgendwas in der Art.

Natürlich wird die Sache im Sande verlaufen.

BEN2506
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Di 1. Jun 2010, 01:11 - Beitrag #5

http://www.welt.de/politik/ausland/article7812162/Solidaritaetsflotte-als-Provokation-gegen-Israel.html

Man sollte vielleicht nicht allzuschnell urteilen. Das Misstrauen der Israelis ist sehr wohl berechtigt. Das Sie kein Interesse daran haben dürften dass Waffen oder sonstige militärische Güter nach Gaza gelangen, mit denen die Hamas arglose Zivilisten terrorisieren kann, leuchtet ein.


EDIT: Hält man sich mal an andere Medien, dann waren besagte "Friedensaktivisten" eifrig damit beschäftigt die israelischen Soldaten anzugreifen. Auch Angebote durch die IDF die Hilfsgüter auf dem Landweg nach Gaza zu schaffen wurden abgelehnt. Die Türkei spielt die Rolle des Provokateurs(?), Erdogan hat in der Vergangenheit ja schon bewiesen, auf welcher Seite er steht. http://www.guardian.co.uk/world/2009/oct/26/turkey-iran1

Das irgendwelche Knalltüten der Linkspartei mit von der Partie sind wundert mich auch nicht. Die sind ja ohnehin bekannt für ihre Aussetzer.

Ipsissimus
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Di 1. Jun 2010, 09:41 - Beitrag #6

das ist schon klar, Ben^^ wenn da ein paar bösartige Provokateure versuchen, arme schwerbewaffnete Soldaten, die auf hoher See nichts tun als das, was ihnen befohlen wurde, also ihre Pflicht erfüllen und Piraterie betreiben, von ihrem Schiff zu vertreiben, dann bleibt den geschundenen Soldaten natürlich nichts anderes übrig, als mit schwerem Geschütz Leute weg zu pusten. Wir fordern in Zukunft auch für Deutschland Granaten gegen Protestanten^^ die Knalltüten von der Linkspartei sind in Deutschland derzeit tatsächlich die einzige politische Kraft, die ohne wenn und aber gegen Krieg ist^^ wahrhaftig, was für ein Aussetzer, im politischen Kindergarten der anderen Parteien nicht mitspielen zu wollen^^

aber im Meer der möglichen Perspektiven ist schlichtes Mitgefühl schon lange in Deckung gegangen und seid Ewigkeiten unter den Absichten niedergetrampelt

BEN2506
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Di 1. Jun 2010, 10:14 - Beitrag #7

Auf die Idee muss man erstmal kommen, Soldaten anzugreifen... Das Angebot durch die Israelis die Hilfsgüter nach Gaza zu bringen stand doch. Warum sollte man das Angebot ausschlagen, wenn einem wirklich etwas daran liegt den Menschen dort zu helfen?

http://www.youtube.com/watch?v=gYjkLUcbJWo&feature=related Sofern das Video authentisch ist, lassen sich ja einige Rückschlüsse ziehen. Friedliche Truppe!

Hast Recht, die Linkspartei veranstaltet ihren eigenen Kindergarten, das wird bei denen innerparteilich geregelt^^ Fragt sich wo die NPD-Anhänger waren um mit den Linken ihre Solidarität zu bekunden. Die sind, wenns gegen die Juden geht, ja auch immer vorne mit dabei.

blobbfish
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Di 1. Jun 2010, 11:08 - Beitrag #8

Soweit ich das mitbekommen habe, hat Free Gaza zu den Israelis nicht das Rechte Vertrauen, was die Weitergabe von Hilfsgütern angeht. Ich bin kein Experte in dem Gebiet, vermute und denke auch, dass dies durchaus berechtigt ist. Insofern ist der hochoffizielle und protokollgerechte Weg kein anzustrebender.

Was den Konflikt selbst angeht: Es ist schwierig. Einerseits ist da die Seeblockade (deren Legimität hier schon angezweifelt wurde), und auf der andren Seite, das Eindringen in eine solche. Das Video ist keine Glamour, es ist aber auch dort nicht zu sehen, was vorgefallen ist, wie sich das Video einordnet. Vielleicht sickert ja irgendwann etwas aufkärendes durch. ;)

Maglor
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Di 1. Jun 2010, 18:31 - Beitrag #9

Zitat von BEN2506:Die Türkei spielt die Rolle des Provokateurs(?), Erdogan hat in der Vergangenheit ja schon bewiesen, auf welcher Seite er steht.

Spielt Erdogan überhaupt eine Rolle? Eine besondere Rolle des türkischen Staates kann ich nicht erkennen.
Sicher der Tod der Türken ist eine Provokation sonders gleichen. Einfach unerhört, die hätten die Sache besser überleben sollen.

In der Solidaritätsflotte befanden sich Menschen aus über 40 Nationen, vor allem aus Europa und der islamischen Welt.

Zu Gaza:
Um die Worte Horst Köhler zu wählen: Die Entsatzung des Gaza-Streifens und Öffnung der Handelswege wäre sicherlich im Interesse des wirtschaftlich auf AUßenhandel fixierten Deutschen Staates. :crazy:
Ansonsten: Der Gaza-Streifen hat das unschöne Problem, dass dort eben die von den Palästinensern gewählte Hamas-Regierung und nicht die liebreizenden Fatah-Putschisten herrschen. Natürlich ein Ärgernis, dass es auszuhungern gilt. :(

Padreic
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Mi 2. Jun 2010, 10:52 - Beitrag #10

Die ganze Lage ist etwas schwer zu beurteilen. Es ist sicherlich nicht so, dass es in dieser Sache einfach einen Guten und einen Bösen gäbe...

Es ist sicherlich keine tolle Sache, eine Seeblockade gegen den Gaza-Streifen zu machen. Andererseits kann man Israel auch ein berechtigtes Interesse daran attestieren, nicht mit Raketen beschossen zu werden und daher Waffenlieferungen, wenn möglich, zu unterbinden.

Nehmen wir einmal, sei es nur für diesen Moment, an, dass die Seeblockade prinzipiell berechtigt ist. Was macht man als ein Staat, wenn Hilfsgüter per See in gerade jenen Bereich, den man blockiert, geliefert werden sollen. Erst bietet man an, dass man die Sachen nach Kontrolle per Land mittels der UN dahin bringen lässt. Wenn das abgeschlagen wird, wird man versuchen, die Schiffe von ihrem Kurs abzubringen, wo wohl eine der Möglichkeiten sein wird, Soldaten auf die Schiffe zu bringen, die dann den Kurs kontrollieren können. Was macht die Armee dann, wenn diese Soldaten an Bord des Schiffes attackiert werden und zwar nicht nur ein bisschen geschubst, sondern mit Eisenstangen geschlagen, über Bord geworfen werden etc., von einer Überzahl von Leuten? Das ist eine ziemliche Scheißsituation, um es mal gelinde auszudrücken. Ich weiß nicht genau, was auf dem Schiff abgelaufen ist, inwieweit die Leute auf dem Schiff die Absicht hatten, die Soldaten zu töten oder zumindest schwer zu verletzen. Wenn sie das hatten, dann würde ich in dieser Situation sagen: ja, es ist korrekt, dann scharf zu schießen. Ob man dann aber gleich 19 Leute umbringen muss, ist eine ganz andere Frage...und auch, inwieweit, die Leute wirklich die Absicht hatten, die Soldaten zu töten.
Es kommt hier wirklich alles auf die Details an. Es mag sein, dass die Soldaten wirklich überrascht waren von der Situation. Sogar fast sicher, sonst hätten sie sich nicht so ungeschützt an Bord begeben; ich kann nicht wirklich glauben, dass es der ursprüngliche Plan war, möglichst viele von der Besatzung zu erschießen. Aber dann passiert alles sehr schnell, man muss schnell eine Entscheidung treffen. Schnell Entscheidungen treffen, das muss ein Offizier natürlich können. Zumindest in kriegsartigen Situationen - und da ist es, zumindest psychologisch, verständlich, dass ein gewisses Kriegsdenken einsetzt: meine Leute werden angegriffen; man darf keine Niederlage einfahren; etc. Es kommt dann wirklich sehr auf die Details an, wieviel konkrete Alternativen man dann sieht... aber 19 Leute ist schon wirklich heftig.

Man muss sich aber auch fragen, was sich diese "Solidaritätsflotte" dabei gedacht hat. Solange Israel provozieren, wie es geht, um dann zu schauen, was sie machen? Soo überraschend kann für die das ganze doch nicht gekommen sein. Oder vielleicht doch, bedenkt man, zu was für wirren Gedanken manche Leute fähig sind... aber dass sie die Hilfsgüter durch die Aktion nicht in den Gaza-Streifen bringen können, war ja klar. Es ging ihnen wahrscheinlich primär um eine symbolische Geste, um zu zeigen, wie böse Israel ist....was ihnen ja auch gelungen ist.

Ipsissimus
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Mi 2. Jun 2010, 12:20 - Beitrag #11

die übliche Vorgehensweise wäre die gewesen, die Schiffe in die 10-Meilen-Hoheitszone kommen zu lassen, dort zu stoppen und dann zu schauen, was die Schiffe geladen haben - wenn man denn den Frachtlisten nicht trauen will, was ich sogar noch zuzugestehen bereit bin. Auf hoher See ist das Vorgehen der Israelis schlicht und ergreifend Piraterie, innerhalb ihrer Hoheitsgewässer wäre es ein legitimes Anliegen gewesen.

Dass Soldaten eines Landes, welches seit einer gefühlten Ewigkeit mit seinen Nachbarn im Krieg liegt, nicht vorbereitet gewesen sein sollen auf unvorhersehbare Reaktionen von Zivilisten - die so unvorhersehbar wahrhaftig nicht gewesen wären, hätte man ein bisschen psychologischen Verstand walten lassen - halte ich, wenn es denn so war, eher für ein militärisches Armutszeugnis - oder Arroganz.

Und wie immer sind in solchen Situationen die Entscheidungen der Militärkommandos als gottgegeben hinzunehmen. Also können von vorne herein nur die Opfer Schuld gewesen sein. Schön blöd, wenn mensch darauf hofft, selbst Soldaten im Einsatz seien noch Menschen und also nicht per se außerstande, Angemessenheiten und Verhältnismäßigkeiten abzuwägen. Aber du wirfst mir einen Stein an den Helm, ich erschieße dich und deine Kumpels, das scheint doch eher die Art von Angemessenheit zu sein, welche die Situation da unten beschreibt

Die Amerikaner werden die Israelis nicht fallen lassen, also werden diese damit einfach so davonkommen, von ein paar mahnend erhobenen Zeigefingern vielleicht abgesehen, Sanktionen wird es keine geben. Ich denke auch nicht, dass die Araber schon für den großen Krieg bereit sind, von daher, business as usual.

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Mi 2. Jun 2010, 12:45 - Beitrag #12

@Ipsi:
Den Unterschied zwischen der 10-Meilen-Zone und den internationalen Gewässern finde ich in diesem Fall rein rechtlich und eigentlich für die Beurteilung der Sache nur von geringer Relevanz. Die wären doch eh in israelische Hoheitsgewässer eingefahren...

Ich wollte auch natürlich nicht gutheißen, was von Seiten des israelischen Militärs da geschehen ist. Nur sagen, dass die Situation nicht so eindeutig ist, wie sie in manchen Postings hier zu sein scheint...hast du dir das Video angesehen? Das ist eher das Äquivalent von mit einer Steinschleuder Steine gegen einen unbehelmten Soldaten schleudern als das, was du beschreibst....

Ich bin längst nicht mit allem einverstanden, was von Israels Seite aus passiert, aber wegen so einer Sache einen Krieg anzufangen, wäre wirklich albern...

Ipsissimus
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Mi 2. Jun 2010, 13:33 - Beitrag #13

natürlich ist es eine rein rechtliche Frage, das mit der 10-Meilen-Zone, allerdings sind Staaten in derartigen Dingen gewöhnlich recht pingelig, wenn die Pingeligkeit für sie von Nutzen ist. Von daher verstehe ich nicht, was die Israelis bewogen hat, außerhalb dieser Zone anzugreifen, ob sie das selbst verstehen, wäre mal ´ne Frage^^ sie hätten jedenfalls schon mal 50 Prozent des Windes der Empörung aus den Segeln nehmen können

Dass der Konvoi, zumindest einige der Aktivisten sich nicht so verhalten haben, wie es aus einer Zuschauerperspektive für wünschenswert erscheinen mag, ist unbestritten, das war ganz schön idiotisch. Ich kann allerdings anhand der Videoaufzeichnungen auch nicht erkennen, dass die Soldaten in Lebensgefahr gewesen wären. Das Ganze wirkt auf mich eher so, als trifft Testosteron-Bolzen auf Adrenalin-Junky. Aus diesen Szenen eine Rechtfertigung für dieses Ausmaß an Selbstverteidung abzuleiten will mir nicht recht gelingen. Und von Soldaten, also geschulten Kräften, muss man professionellere Reaktionen erwarten können. Obwohl, wenn das auch alles nur Wehrpflichtige waren, dann trifft "Professionalität" wohl eher nicht zu^^

Aber ich denke eigentlich, im Kern dieser Sache liegt das Problem, dass die Situation da unten so dermaßen verfahren ist, dass rationales Verhalten überhaupt nicht mehr zum tragen kommt. In dem Sinne stehen in Nahost noch wundervolle Zeiten bevor, zumindest solange die USA dort noch einen Verbündeten brauchen.

BEN2506
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Mi 2. Jun 2010, 16:33 - Beitrag #14

Zitat von Ipsissimus:natürlich ist es eine rein rechtliche Frage, das mit der 10-Meilen-Zone, allerdings sind Staaten in derartigen Dingen gewöhnlich recht pingelig, wenn die Pingeligkeit für sie von Nutzen ist. Von daher verstehe ich nicht, was die Israelis bewogen hat, außerhalb dieser Zone anzugreifen, ob sie das selbst verstehen, wäre mal ´ne Frage^^ sie hätten jedenfalls schon mal 50 Prozent des Windes der Empörung aus den Segeln nehmen können

Dass der Konvoi, zumindest einige der Aktivisten sich nicht so verhalten haben, wie es aus einer Zuschauerperspektive für wünschenswert erscheinen mag, ist unbestritten, das war ganz schön idiotisch. Ich kann allerdings anhand der Videoaufzeichnungen auch nicht erkennen, dass die Soldaten in Lebensgefahr gewesen wären. Das Ganze wirkt auf mich eher so, als trifft Testosteron-Bolzen auf Adrenalin-Junky. Aus diesen Szenen eine Rechtfertigung für dieses Ausmaß an Selbstverteidung abzuleiten will mir nicht recht gelingen. Und von Soldaten, also geschulten Kräften, muss man professionellere Reaktionen erwarten können. Obwohl, wenn das auch alles nur Wehrpflichtige waren, dann trifft "Professionalität" wohl eher nicht zu^^

Aber ich denke eigentlich, im Kern dieser Sache liegt das Problem, dass die Situation da unten so dermaßen verfahren ist, dass rationales Verhalten überhaupt nicht mehr zum tragen kommt. In dem Sinne stehen in Nahost noch wundervolle Zeiten bevor, zumindest solange die USA dort noch einen Verbündeten brauchen.


Das wäre für den Ausgang der Situation völlig unerheblich gewesen. Wenn sich die hälfte des Protests auf diese "Rechtsverletzung" bezieht, dann weiß man woran man ist.

Auf den Videos kann man sehen, dass mindestens einer der Soldaten das Schiff mit einem Gewehr für Gummigeschosse betreten hat. Das sagt mir doch, dass die Israelis an einem Gemetzel mit Sicherheit nicht interessiert waren. Sie werden sich der Folgen für so eine Tragödie doch bewusst gewesen sein. Das stellt für die Soldaten sogar ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Dann ist die Situation eskaliert. Wenn man angegriffen wird und sieht wie seine Kameraden mit Stangen niedergeknüppelt werden und dazu noch sein eigenes Leben massiv bedroht ist, was mag in einem Kopf dann vorgehen? Was meinst du wieviele Menschen dazu in der Lage sind diesem Stress standzuhalten? Hätten Sie dann versuchen sollen zu reden?

Das Angebot die Güter zu übernehmen und nach Gaza zu bringen stand.

Ipsissimus
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Mi 2. Jun 2010, 17:30 - Beitrag #15

diese Videos sind deutlich sichtbar geschnitten und unvollständig. Ehe nicht alle Bänder vollständig auf dem Tisch liegen, ist das Bild nicht vollständig. Es müsste auch dringend die Frage beantwortet werden, warum ein internationaler Hilfskonvoi plötzlich so ausrastet. Waffen scheinen ja keine gefunden worden zu sein.

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Mi 2. Jun 2010, 18:16 - Beitrag #16

Deutlich sichtbar auf dem Video ist, dass die Soldaten das Schiff geentert haben und nicht umgekehrt. Wer hier wen zuerst angegriffen hat, ist daher offensichtlich. ;)
Ansonsten spricht die israelische Version für eine bisher nie gekannte Inkompetenz israelischer Spezialkräfte, ebenso spricht sie für eine lebensmüde Natur mancher Aktivisten.

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Fr 4. Jun 2010, 20:50 - Beitrag #17

Zitat von Maglor:Spielt Erdogan überhaupt eine Rolle? Eine besondere Rolle des türkischen Staates kann ich nicht erkennen.
Sicher der Tod der Türken ist eine Provokation sonders gleichen. Einfach unerhört, die hätten die Sache besser überleben sollen.

In der Solidaritätsflotte befanden sich Menschen aus über 40 Nationen, vor allem aus Europa und der islamischen Welt.

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Die Tatsache das du die Rolle der Türkei nicht erkennst heißt noch lange nicht das es Sie nicht gibt, Maglor. Vielleicht ist deine Eingenommenheit der Grund warum du das nicht durchschauen kannst (willst). Bist ja in guter Gesellschaft.

Ist dir die neue Ausrichtung der Türkei entgangen? Sowie die Beziehungen ihrer neuen Partner zur Hamas? Das türkische Engagement in der Gaza-Region? Erst vor kurzem hat Erdogan medienwirksam einige "Opfer" des Zwischenfalls im Krankenhaus besucht. Das hat er natürlich nur getan weil er so ein guter Mensch ist:rolleyes: Und die Liste ist noch länger. Soviel zum Durchblick, Maglor.

Zitat von Maglor:Deutlich sichtbar auf dem Video ist, dass die Soldaten das Schiff geentert haben und nicht umgekehrt. Wer hier wen zuerst angegriffen hat, ist daher offensichtlich. Ansonsten spricht die israelische Version für eine bisher nie gekannte Inkompetenz israelischer Spezialkräfte, ebenso spricht sie für eine lebensmüde Natur mancher Aktivisten.


Die Flotte war dabei eine Seeblockade zu durchbrechen, über das "zuerst" kann man streiten, ist aber vollkommen unerheblich. Die Aktivisten hätten natürlich überhaupt keinen Widerstand geleistet wenn die Israelis diese Aktion innerhalb ihrer Gewässer durchgeführt hätten, dann wären die Aktivisten schließlich im Unrecht. Über die Lebensmüde Natur der Hamas-Kämpfer und ihrer Anhänger sollten wir uns nicht wundern, das wird uns doch oft genug demonstriert. Wenn man das Leben schätzt, sprengt man sich nicht in die Luft. In dem Zusammenhang sollte man vielleicht nicht von Lebensunlust, sondern von Extremismus sprechen. Insofern will mir auch nicht einleuchten weshalb die Menschen da unten der Hamas Verständnis entgegenbringen sollten, geschweige denn sich über ihre Regierung glücklich zu schätzen.

Verrätst du mir wo du gedient hast?

Ipsissimus
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Sa 5. Jun 2010, 09:29 - Beitrag #18

du bist nicht zufällig Offizier der Reserve im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr, Ben? Du klingst jedenfalls so^^

die Israelis erlauben sich völkerrechtswidrig die Seeblockade eines Landes. BEVOR die Aktivisten durchgeknallt sind, war das die conditio sine qua non, ohne die dieses Durchknallen gar nicht stattgefunden hätte. Dann erlauben sie sich das Kapern von Schiffen unter anderer Flagge auf hoher See.

Und du setzt sowohl die Blockade als auch das Entern sakrosankt und sagst den Opfern "und schlucken".

Die Art und Weise, wie diese Opfer sich zu schlucken weigerten, war sicher nicht die eleganteste oder klügste. Die militärische Hybris der Israelis übersteigt dies in ihrer Menschenverachtung aber bei weitem.

Maglor
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Sa 5. Jun 2010, 11:05 - Beitrag #19

Ja, BEN2506 hat Recht. Der Konflikt zwischen Israel und der Türkei droht zu eskalieren.
Die türkische Hilfsorganisation IHH feiert ihre Märtyrer und droht bereits mit einem erneuten Hilfskonvoi Richtung Gaza zu fahren.
Einfach nur pervers dieser Krieg gegen Israel. Wie kann man denn nur das Blockaderecht Israels in Frage stellen?
Ansonsten solltest du mal versuchen zwischen dem Staat der Türkei, der türkischen Hilfsorganisation IHH und der Hamas zu unterscheiden!

Ansonsten ist bereits ein Schiff in gleicher Absicht unterwegs.

Der Masterplan, nämlich die Gaza-Steifen-Abriegelung wieder aus der Versenkung in die Tagespolitik zu katapultieren ist schon mal gelungen.

Traitor
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So 6. Jun 2010, 21:12 - Beitrag #20

@Padreic: Auf den ersten Blick erscheint die Frage nach internationalem Gewässer oder nicht als die entscheidende. Auf den zweiten Blick ist es eine juristische Spitzfindigkeit, wie du sagst. Auf den dritten allerdings macht sie meines Erachtens wieder einen riesigen Unterschied, nämlich in Bezug darauf, welches Verhalten der Beteiligten sie produziert. Hätte der Vorfall innerhalb des israelischen Gebietes stattgefunden, so wären sie als rechtmäßige Ordnungskräfte an Bord gekommen. So waren sie einfache Kaperer. Einerseits bewirkt dies ein anderes Selbstverständis und -vertrauen der Soldaten, die im eigenen Gebiet und Wissen um die Rechtmäßigkeit vielleicht besonnener reagiert hätten. Zum anderen hätten die Konvoiler sich nicht angegriffen, sondern nur kontrolliert fühlen können, und soviel Irrationalität sie auch offensichtlich besaßen, so denke ich doch, dass sie dies passiver gestimmt hätte. Mal sehen, ob du noch einen vierten Blick parat hast, zum Beispiel, dass diese psychologischen Effekte nur marginal wären. Den müsste ich dir wohl belassen. ;) Ohne Expertise halte ich sie allerdings persönlich für relevant genug.
Und noch davon abgesehen, kommt es in Politik und Rechtsprechung eben (hoffentlich) auf die Faktenlage an, und nicht um die moralischen Grundprinzipien dahinter. Und wenn man ein Manöver, das man legal im eigenen Gebiet hätte durchführen können, unbedingt illegal im internationalen Gewässer durchziehen muss, dann hat man sich die Verurteilung eben mit grundloser Dummheit selbst verdient.

@BEN: Bisher verstand sich die Türkei eigentlich immer recht gut mit Israel. Dass die Provokation als Teil der Reislamisierungspolitik von der Regierung eingeplant war, erscheint dennoch durchaus denkbar. Beweise dafür gibt es meines Wissens aber wiederum nicht, und so ist es erstmal nur eine Verschwörungstheorie. Auch, dass Deutschland Israel mit diesem Konvoi gezielt provozieren wollte, wird ja hoffentlich niemand behaupten, nur, weil die Typen von der Linken an Bord waren.

Dass die Flotte an sich eine ungeschickte Provokation war, sehen ja auch die meisten hier so. Für die Beurteilung des Vorfalls selbst ist das aber völlig ohne Belang, denn durch provokantes Herumschippern verwirkt man noch lange nicht seine Menschenrechte.

Dass Israel ein Gemetzel gewollt hat, wird ihnen wohl kaum jemand unterstellen. Aber offenbar waren entweder sie zu dumm und unfähig, um die Konsequenzen ihrer Maßnahmen vorauszuahnen, oder sind so militant und menschenverachtend, dass ihnen ein derartiger Ausgang egal ist und der Aspekt der Machtdemonstration wichtiger. Beides keine angenehmen Urteile.

Und nun nochmal zu den kleinlichen taktisch-juristischen Fakten: solange die Sache in internationalen Gewässern stattfand, war die Flotte nicht dabei, eine Seeblockade zu durchbrechen, sondern schipperte legal wie jede Vernügungsjacht vor sich hin und wurde dann einfach so überfallen. Und sobald die Soldaten an Bord gekommen waren, wurden sie nicht angegriffen, sondern man wehrte sich allerhöchstens gegen diesen Überfall.


Was das Nachfolgeschiff angeht, so haben die Israelis ihre Lektion wohl halbwegs gelernt und dieses ohne größeres Blutvergießen sauber gestoppt. Mal sehen, wie es weitergeht...

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