Ich kann nur hoffen, dass die Kandidatenlisten, die derzeit kursieren (hier die Äquivalente von
Spiegel und
Focus, nur unüberlegte Schnellschüsse oder sogar teilweise Witze darstellen, denn wer da so alles präsentiert wird, ist einfach lächerlich.
Über Edmund Stoiber braucht man nicht zu diskutieren. Steinbrück und Steinmeier haben nicht nur das falsche Parteibuch, sondern sind viel zu sehr in den Politikalltag eingebunden, um auch nur ernsthaft in Frage zu kommen. Und dann die beiden meines Erachtens unsinnigsten Vorschläge:
Ursula von der Leyen, stellenweise sogar als Favoritin gehandelt - bitte was? Zensursula, seit Jahren eine der absoluten Hassfiguren in der Regierung und weitab von jedwedem demokratischen Verständnis? Dazu als gnadenlose Selbstdarstellerin verschrien? Bei der Regierungsumbildung noch quasi wegen Misserfolg aus ihrem Amt gejagt und auf ein unbeliebtes abgeschoben. Eigentlich wurde allerseits schon ihr unrühmliches Karriereende erwartet. Aber vielleicht sind die niedrigen Arbeitslosenzahlen ja plötzlich ihr persönlicher Verdienst... Von der auch bei ihr zu großen aktuellen Eingebundenheit und damit eben Verschlissenheit muss man eigentlich gar nicht mehr reden.
Margot Käßmann - bitte was? Bis 2009 kannte sie außerhalb der Kirche kein Mensch. Ihren Alkohol-Ausrutscher halte ich zwar für weitgehend irrelevant, aber ansonsten ist sie mir in ihrer kurzen Zeit in der Medienöffentlichkeit nur durch schrill-polemisches Auftreten und wiederum ziemliche Selbstdarstellerei aufgefallen. Und insbesondere könnte eine strenge Vertreterin und ehemalige Führungsperson einer Religionsgemeinschaft niemals "Präsident für alle" sein, würde immer zu 90% ihrer ideologischen Ecke zugeordnet bleiben.
Dauerkandidat Schäuble - noch immer hat der Mensch nichts getan, um sich von den Finanzskandalen der Kohl-Ära reinzuwaschen. Da könnte man auch gleich Koch nominieren. Dazu ein bekannter Hardliner, der niemals ein Menschen- und Bürgerrechtsmahner sein könnte, wenn man einen braucht.
Jürgen Rüttgers - den hatten wir ja schon im anderen Thread. Politisch immer ein Leichtgewicht gewesen, nun im Lande eigentlich am Ende. Bundespräsident als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für gescheiterte Lokalpolitiker, das wäre Respektlosigkeit vor dem Amt.
Dann zu den für mich vom Konzept her akzeptableren, aber immer noch ungenehmen Kandidaten.
Norbert Lammert - solide, halbwegs integer, aber völlig blass.
Klaus Töpfer - ganz netter Kerl, gute Erfahrungen, aber längst vergessen und auch immer eher ein Leichtgewicht.
Annette Schavan - inhaltlich ein ziemliches Feindbild für mich, charakterlich schätze ich sie aber als geeignet ein. Vermutlich aber kein genügend hohes Profil.
Christian Wulff - auch recht integer und angenehm unkrawallig. Wohl zu jung und ohne Lobby, für mich persönlich spräche aber nur das Parteibuch gegen ihn.
Wenn man eine Direktwahl abhielte, würde es wohl Joschka Fischer werden. Persönlich fände ich ihn auch eine gute Besetzung, da er in seinen letzten aktiven Jahren einen überzeugenden Staatsmann abgab. Aber natürlich hat er eine viel zu krawallige Vergangenheit, um vermitelbar zu sein, und kommt als Grüner eh nicht in Frage.
Joachim Gauck wäre wohl der untadeligste, integerste und konsensfähigste Kandidat, allerdings wiederum wohl schon zu weit vom politischen Alltag entfernt. Aber gönnen würde ich es ihm.
Petra Roth ist letztlich soetwas wie meine Geheimfavoritin. Ein wenig Dreck am Stecken hat sie als Frankfurterin natürlich auch, aber letztlich ist sie in der CDU wohl eine der seriösesten Figuren derzeit, und wenn die "jetzt aber unbedingt eine Frau"-Bewegung sich durchsetzt, hoffe ich doch sehr auf sie statt auf von der Leyen oder Käßmann.