Zitat von Padreic:Wenn ich das Urteil des Verfassungsgerichts richtig verstanden habe/mich richtig erinnere, war ja dort auch gar nicht die Rede davon, dass die Beiträge generell angehoben werden müssen - deswegen konnte ein Mindestbetrag darin gar nicht vorkommen. Die Erhöhung ist sicherlich nicht sehr hoch. Dennoch muss man sich (nicht?) wundern, dass die zu niedrige Erhöhung gerade von den Parteien eine Abfuhr und massig negatives Echo bekommt, die damals die niedrigen Regelsätze beschlossen haben.
Ich sehe bei der SPD gegenüber der Zeit, wo sie Hartz IV beschlossen hat, einen Wechsel im Personal in den führenden Rollen, die SPD war damals ziemlich gespalten in Schröders Gefolgschaft und einen teils deutlich kritisch eingestellten Rest, der aber durch die "Basta"-Politik und begleitende mediale Desavourierung ausgebremst wurde. Die Grünen hätten wohl zum größeren Teil auch lieber eine andere oder zumindest gemäßigtere Politik gehabt, aber Opposition hätte hier aus damaliger Sicht bedeutet, daß die Koalition gebrochen wäre - mit möglichem Dammbruch unter einer dann wahrscheinlichen konservativ geprägten Regierung.
Die Vertreter von CDU und FDP haben damals, von Blüm und Geißler abgesehen, Hartz IV eher noch als zu lasch empfunden, wenn ich es richtig erinnere.
Die Bildungszuschüsse für Kinder von Hartz4-Empfängern halte ich prinzipiell für eine gute Idee. Der Verwaltungsaufwand wird aber wohl immens sein - und die Agenturen für Arbeit werden vermutlich nicht ausreichend personell dafür aufgestockt werden. Und die Höhe, nunja, das ist wirklich nicht sehr viel. Es ist aber immerhin ein Anfang und ein Stück mehr als bisher bestand. Auch scheint mir, dass auch ganz unabhängig von diesen 15 Euro momentan schon im Rahmen einer Härtefallregelung zumindest prinzipiell Kosten für Nachhilfe erstattet werden können (auch wenn ich natürlich nicht weiß, wie oft das passiert).
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass mit der Reform, abgesehen vom höheren Verwaltungsaufwand, zumindest eine Entwicklung in die richtige Richtung gegeben ist.
Die Richtung kann man sicher richtig finden - wobei für mich allerdings in der Bildungsgutschein-Sache schon wieder eine versteckte Unterstellung steckt, die Eltern würden das Geld sonst in werweißwas umsetzen, und die Frage, wie das zu handhaben ist, ohne daß eine Offenbarung als Leistungsempfänger erfolgen muss.
Aber vor allem ist es zu wenig, um wirklich wirksam sein zu können.
Die Sache mit der Härtefallregelung klingt sicher gut, nur zeigt die Praxis, daß derartige Regelungen nach Belieben und Neigung der Sachbearbeiter angewandt werden, angefangen dabei, überhaupt auf diese Möglichkeiten hinzuweisen.
Ein großes Problem von Hartz IV ist, daß es einem Heer von Bürokraten weitgehende Macht über Menschen gibt, gerade in Deutschland noch nie wirklich gut gegangen...
[quote]Ich bin aber gespannt, wie mit dem verfassungswidrigen Zustand ab 1. Januar umgegangen wird]
Ich vermute, daß bis Anfang Januar eine Lösung gefunden wird, die zwar keinem wirklich schmeckt, aber derartige Verfahren unnötig macht.