Zitat von Ipsissimus:das eigentliche Problem ist ein systemisches, für das Erzeuger und Konsumenten gleichermaßen verantwortlich sind. Auf Konsumentenseite steckt dahinter der süße Wahn, billige Lebensmittel könnten - produziert in den Mengen, in denen sie produziert werden - hochwertige Lebensmittel sein (wo es noch süßer Wahn und nicht längst völlige Apathie ist). Auf Seiten der Erzeuger gesellt sich dazu, dass jedes, aber auch jedes Schlupfloch gesucht und gefunden wird, das von Gesetzen offengelassen wird, um noch mehr Kostenreduktion zu betreiben. Ich bin sicher, dass wir auch menschlichen Vaginalschleim und Sperma als kostengünstige Eiweißlieferanten in den Erzeugnissen finden würden, wenn nur irgendwo stünde, dass die Grenzwerte dafür nicht überschritten werden dürfen. Merke: die Festlegung von Grenzwerten ist identisch mit der Aufforderung, diese zu übertreten, natürlich nur in bedauerlichen Einzelfällen.
Dass das auf Kosten der Tiere ausgetragen wird, interessiert kein Schwein. Jetzt aber, wo es wieder mal deutlich wurde, dass es auch auf Kosten der Menschen ausgetragen wird, darf gewettet werden, wie lange die Empörung hochgehalten wird. Ich rechne mit weniger als vier Wochen.
Ich bin mir nicht so sicher, ob es direkt mit dem süßen Wahn der Verbraucher zu tun hat, oder ob nicht doch eher Gier dahinter steckt.
In meinen Augen sind die Handelsketten eine wichtige treibende Kraft, mit dem Streben nach Marktführerschaft unterbieten sie sich bei den Verklaufspreisen und in der Gier nach Gewinnmargen setzen sie die Hersteller, letztlich auch die Landwirte, unter Druck - darin propagandistisch und strukturell unterstützt von Lobbyvertretern landwirtschaftlicher Großbetriebe, die daraus das Dogma vom "wachsen oder weichen" kreiert haben.
Am Ende stehen Futtermittelhersteller, die durch mittlerweile regionale Monopolstellungen und Zugriff auf Rohstoffe aus globalen Märkten selbst wieder Gier entwickeln, ihre Margen durch Zusatz von Abfallstoffen zu erhöhen.
Wobei an der Sache dann noch der Export hängt, in dem wahrscheinlich sogar größere Gewinnmargen locken als im heimischen Handel, zu Lasten der Märkte in Afrika z.B.
Umgekehrt würde eine echte Umstellung des Futtermittelwesens natürlich zu einem Preisanstieg führen - weil der Markt sie hergeben würde - bis dann die neunen Preisrunden wieder auf niedrigem Niveau landen, bei gleichzeitigem erneuten Höfesterben.
Ich denke aber auch, daß die Grenzwertgeschichte solche Vorkommnisse begünstigt, oder gar provoziert.
Wenn man wirklich etwas ändern wollte, dann müsste man positiv festlegen, was das Futter für Tiere dezidiert enthalten darf, anstatt wie heute alles zu erlauben, was nicht explizit verboten ist.
Es wird aber auf die 4 Wochen Aufmerksamkeit hinaus laufen...