www - Troja für die Mächtigen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Roban
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Fr 18. Feb 2011, 21:39 - Beitrag #1

www - Troja für die Mächtigen

Hinter dem Tastaturgeklapper und den Mausklicks von Zigmillionen kann man das Schnarchen der Mächtigen kaum hören ...

Wissen ist Macht, Nichtwissen Ohnmacht. Immer mehr Menschen kommen immer schneller an das Wissen, das Mächtige hindert, sie über den Tisch zu ziehen. Die Welt vernetzt sich, kann mit Boykotten große Unternehmen lahmlegen aber auch in Konkurse treiben. Unsere Abhängigkeit von Computern zwingt uns zu immer mehr Offenheit, Transparenz, Gerechtigkeit. Google und andere Internetmonster werden immer einflußreicher. Über Facebook und andere Netzwerke entstehen immer schneller geballte Gruppenmächte.

Das Selbstbewußtsein der Ohnmächtigen wächst rasanter als Mächtige begreifen, was sich daraus entwickelt. Fehlt nur noch die Ausstattung mit einfach anwendbarem Machtwissen, das vielen ermöglicht, weniger Rahm nach oben zu stampfen und genug für sich zu behalten. Dann sind es nur noch ein paar Schritte, sich mit vielen anderen friedlich und im dauerhaften Wohlstand zu organisieren.

Utopie? Ich glaube nicht. Vieles davon ist schon passiert und wird intensiv vorangetrieben.

Was wird sich ändern im Machtgefüge? Werden die vielen, die jetzt noch auf Ellenbogen in Teufelskreisen herumkriechen und anderen Stolperfallen sind, die Änderungen verkraften? Welche neuen Probleme und Konflikte könnten entstehen? Wo sollten wir bremsen, wo unterstützen ...?

e-noon
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Fr 18. Feb 2011, 21:49 - Beitrag #2

Im Prinzip stimme ich zu, das Internet bietet viele Chancen zur Demokratisierung und Selbstorganisation. In welche Richtung das geht, kann man vielleicht noch nicht beurteilen, aber allgemein gesprochen sieht es im Moment ganz gut aus :)

Da du nach Gefahren fragst: Die Gefahr liegt natürlich darin, dass eine falsche Information vervielfältigt und millionenfach unhinterfragt weitergegeben wird. Selbst hier im Forum wurden teilweise Behauptungen auf der Grundlage von Artikeln aufgestellt, die man mit zwei, drei weiteren Klicks hätte widerlegen können. Letztens las ich (offline) einen Artikel über die im Iran verstorbene Widerstandskämpferin Neda; anscheinend hatte es eine Verwechslung der Fotos mit einer anderen Neda gegeben, und die noch sehr lebendige Frau auf den Fotos musste den Iran verlassen und sucht jetzt Asyl, weil das iranische Regime sie sonst für eine Gegenpropaganda nutzen würde. Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Ansonsten, siehe Guttenberg, kann das Internet auch dazu führen, dass man sich leichter mit fremden Federn schmücken und das als eigenes ausgeben kann... aber es ist auch leichter geworden, genau solche Machenschaften aufzuspüren ;)

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Fr 18. Feb 2011, 23:30 - Beitrag #3

Zitat von e-noon: Die Gefahr liegt natürlich darin, dass eine falsche Information vervielfältigt und millionenfach unhinterfragt weitergegeben wird.

Nur mit einem "in allerkürzester Zeit" nach dem und ergänzt und las ganzer Satz ist das internetspezifisch. Auch in der Zeit vor dem WW" gab es Flaschmeldungen, die zudem wohl teils gerade wegen der langsamen Kommunikation noch länger als wahr verbreitet wurden.

Unhinterfragt kann eine böse Falle sein, wenn einmal ein seriöser Medienvertreter überlistet wurde. Es widerspricht nämlich dem zwischenmenschlich-vertrauten Umgang miteinander, wenn alles von einem anderen zunächst überprüft wird. Daher, aus einem ökonomischen Prinzip beim Wahrnehmen, Überprüfen, und weiterleiten, wird bei Waren umso weniger genau hingeschaut, je vertrauenswürdiger die Quelle ist.

Roban
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Sa 19. Feb 2011, 01:09 - Beitrag #4

Die Aktivitätsvielfalt des Internets und die erzielbaren Effekte, auch Massen-Effekte sind natürlich beeindruckend wie faszinierend und ablenkend von dem, wie das alles unsere Gesellschaft verändert.

Ich finde vor allem die unaufhaltsamen Demokratisierungsprozesse sehr spannend und damit einhergehende einschneidende Änderungen im hierarchischen Machtgefüge.

Ich könnte mir vorstellen, daß damit auch eine Rückbesinnung auf verläßlichere Werte entsteht, die wichtig ist, um den Run auf teure, ressourcenvernichtende Kompensationswerte zu stoppen, dem wir sehr viel Umwelt opfern. Menschen, die sich nicht mehr genügend mit essentiellen Werten befriedigen können, greifen nach Ersatz, der oft aufkosten anderer geht.

Wieviel Ausbeutung und Frustration allein bei der Herstellung eines Hochgeschwindigkeitsautomobils entsteht, und wie lächerlich gering der Lustgewinneffekt ist beim Fahren mit all seinen Kosten, rechnet man alles mit ein, auch die Gewöhnung an den künstlichen Luxus auf vier Rädern mit all seinen schädlichen Nebenwirkungen, ist kaum faßbar. Dagegen ist ein Spaziergang an frischer Luft im Vergleich dazu ein Hochgenuß an Lebensfreude zum Nulltarif.

Allerdings gibt es bei vielen Leuten noch sehr viel Nachholbedarf und Zeitbedarf für's Umdenken. Die Pekingnesen müssen erst in den Autoabgasen ersticken, bis sie wieder zu ihren Fahrrädern greifen. Irgendwie brauchen wir den Schmerz, um vernünftig werden zu können.

e-noon
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Sa 19. Feb 2011, 02:15 - Beitrag #5

Da hast du nicht unrecht, dennoch wäre mir ein bisschen weniger "wir" und Verallgemeinerung ganz recht. Längst nicht alle Chinesen sind ja motorisiert; bist du es? Ich jedenfalls habe kein Auto und gehe auch viel lieber spazieren, aber wenn man sich mal verletzt (so wie ich gerade) lernt man Autos, Busse etc. wieder zu schätzen.

Ich denke, dass Bücher zur Informationsbeschaffung zumindest für Schülerreferate ihren Wert völlig verloren haben ^^ Man greift auf das Internet zurück (Schulbücher natürlich ausgenommen).

janw
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Sa 19. Feb 2011, 12:41 - Beitrag #6

Zitat von e-noon:Ich denke, dass Bücher zur Informationsbeschaffung zumindest für Schülerreferate ihren Wert völlig verloren haben ^^ Man greift auf das Internet zurück (Schulbücher natürlich ausgenommen).

Das wäre IMHO eine fatale Entwicklung, und ein Armutszeugnis für die Lehrer.
Mag in den Naturwissenschaften prägnant formuliertes Faktenwissen im wikipedia-Stil hinreichend sein als Grundlage für ein Referat, kommt man IMHO in den Geistwissenschaften nicht ohne eine Vorstellung des mind sets eines Denkers oder der kollektiven Gruppenverfasstheit einer gesellschaft zu einer Zeit aus, und beides lässt sich nicht in ein paar dürre lexikalische Sätze kleiden, sondern muss gewissermaßen nach-erlebt werden. Dazu bedarf es Büchern.
Man lese einmal Stefan Zweigs "Sternstunden der Menschheit", den Simplicissimus und ähnliche.
Eine für mich sehr eindrückliche Erfahrung in meiner Schulzeit war die Lektüre eines Chemie-Schulbuches von ca. 1938. Die kritischen Anmerkungen zum Hobbyfotographieren (Silber als Mangelrohstoff) lassen sehr deutlich erkennen, wie stark die Systembelange bis in die Gesellschaft hinin gedrückt wurden, nur eines von zahlreichen Beispielen. Es gibt so gesehen keine wertfreien Naturwissenschaften.

Roban
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Sa 19. Feb 2011, 14:35 - Beitrag #7

e-noon, ich habe mit den Chinesen in Peking nicht verallgemeinert. Die werden tatsächlich der Automobilflut nicht mehr Herr und steigen inzwischen wieder auf Fahrradfahren um in der klassischen Fahrrädergroßstadt.

Ich war lange "übermotorisiert" und fahre zur Zeit nicht mal Fahrrad, weil ein Autofahrer mich als Radler im März letzten Jahres übersehen hatte, als ich von der vorfahrtsberechtigten Straße vorschriftsgemäß abbog. Der Schubser von 1,5 Tonnen zertrümmerte mein rechtes oberes Körperdrittel völlig.

Die phantastischen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung beeinflussen das vorherrschende Machtgefüge gewaltig. Das ergibt sich aus den Aktivitäten unzähliger Partner. Und was die tun, und wie sie es tun, hat Einfluß auf alles, was mißlingt oder erfolgreich gerät. Um diese hintergründigen Entwicklungen geht es mir.

e-noon
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Sa 19. Feb 2011, 14:42 - Beitrag #8

e-noon, ich habe mit den Chinesen in Peking nicht verallgemeinert. Die werden tatsächlich der Automobilflut nicht mehr Herr und steigen inzwischen wieder auf Fahrradfahren um in der klassischen Fahrrädergroßstadt.
Stimmt, das mit Peking hatte ich überlesen ^^ Ich hatte an China gedacht und da gibt es ja auch noch sehr ländliche Fleckchen. Bei einer Stadt wie Peking kann ich mir ein hohes Maß an Luftverschmutzung durchaus vorstellen!

Ich war lange "übermotorisiert" und fahre zur Zeit nicht mal Fahrrad, weil ein Autofahrer mich als Radler im März letzten Jahres übersehen hatte, als ich von der vorfahrtsberechtigten Straße vorschriftsgemäß abbog. Der Schubser von 1,5 Tonnen zertrümmerte mein rechtes oberes Körperdrittel völlig.
:boah: Ich hoffe, du hast dich soweit gut erholt? Ich habe gar kein Fahrrad, aber nach so einem Unfall würde ich mich auch weigern, auf ein solches zu steigen... Fairnesshalber muss man sagen, dass ein Fußgänger gegen ein Auto keine größeren Chancen hat, aber vermutlich ist die Unfallgefahr aufgrund der niedrigeren Geschwindigkeit generell geringer.

Das wäre IMHO eine fatale Entwicklung, und ein Armutszeugnis für die Lehrer.

Ist es, ja ^^ In meinem Biologiekurs in der zehnten war ich die einzige, die noch in der Bibliothek gewesen war; andere haben mit Wikipediaplagiaten deutlich mehr Seiten zusammenbekommen und aufgrund dessen auch wesentlich bessere Noten. Dass so etwas herauskommt, ist - siehe Guttenberg - zwar möglich, aber selten, und wenn, dann meist auch (zu) spät.

Roban
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Sa 19. Feb 2011, 14:42 - Beitrag #9

janw, früher waren wir bei der Auswahl von Bildungsmitteln auf Empfehlungen angewiesen, die mehr oder weniger interessengesteuert waren. Heute haben wir eine große Auswahl und sehr viel Unterstützung beim Anzapfen verläßlicher, uns weiterbringender Quellen.

Es gibt übrigens überhaupt nichts Wertfreies! Denn die Natur hat alles an positive und negative Wahrnehmungen gekoppelt. Nur eine entsprechende Wertung kann uns mehr vom einen als vom anderen verschaffen.

Wem das klar ist, hat sein Bewußtseinsloch schon mal um etwa die Hälfte reduziert. Aber das wäre vielleicht mal ein neues Thema.

janw
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Sa 19. Feb 2011, 17:07 - Beitrag #10

Zitat von e-noon:Da du nach Gefahren fragst: Die Gefahr liegt natürlich darin, dass eine falsche Information vervielfältigt und millionenfach unhinterfragt weitergegeben wird. Selbst hier im Forum wurden teilweise Behauptungen auf der Grundlage von Artikeln aufgestellt, die man mit zwei, drei weiteren Klicks hätte widerlegen können. Letztens las ich (offline) einen Artikel über die im Iran verstorbene Widerstandskämpferin Neda]
Wirklich falsche Aussagen, oder nur hinsichtlich ihrer Reichweite...? Ich denke, Aussagen über gesellschaftliche Prozesse, erst recht über jene in anderen Ländern sind immer eine versuchte Annäherung, an eine bekannt komplexe Wirklichkeit.
Die Sache mit Neda ist IMHO eigentlich nur ein Problem, wenn es um Bilder der Personen geht - irgend jemand hat Agha Soltani und Soltani verwechselt.
Andert nichts daran, daß Neda Agha Soltani im Zuge der Protestveranstaltungen erschossen wurde.

Zitat von Roban:janw, früher waren wir bei der Auswahl von Bildungsmitteln auf Empfehlungen angewiesen, die mehr oder weniger interessengesteuert waren. Heute haben wir eine große Auswahl und sehr viel Unterstützung beim Anzapfen verläßlicher, uns weiterbringender Quellen.

Es gibt übrigens überhaupt nichts Wertfreies! Denn die Natur hat alles an positive und negative Wahrnehmungen gekoppelt. Nur eine entsprechende Wertung kann uns mehr vom einen als vom anderen verschaffen.

Tja, wir haben mehr Quellen, allerdings überwiegend mit einem Ereignishorizont um das Jahr 2000. Alles Ältere ist nur lückenhaft digitalisiert, und die systematische Fürnachrangigerklärung allen Nichtdigitalen führt dazu, daß Nichtdigitales nicht mehr wahrgenommmen und erkundet wird, von einigen verrückten Altertumskundlern abgesehen.
Dafür sind wir eine Fülle an täglich Neuem ausgesetzt, dessen Verlässlichkeit wir selber einschätzen müssen, natürlich spannend. Ich sehe allerdings eine neue Hürde aufkommen, und die heißt sprachliche Verständigung. Wer kann schon arabisch?

e-noon
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Sa 19. Feb 2011, 17:12 - Beitrag #11

Ich denke, für die Beteiligten macht es schon einen Unterschied, ob "Die Frau auf diesem Foto ist tot" stimmt oder nicht. Dass bei den Protesten eine junge Frau ums Leben kam, bleibt richtig; aber eben nicht die Frau, die als tot betrachtet wurde.

janw
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Sa 19. Feb 2011, 17:30 - Beitrag #12

Das Problem, das ich damit habe ist, daß es dann zum Beurteilungsmaßstab wird, ob es sich um eine 25-Jährige in der Blüte ihrer Jahre oder um eine alte und mißgebildete Person handelt.

e-noon
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Sa 19. Feb 2011, 17:46 - Beitrag #13

Äh...? Das hat nun aber nichts mehr mit Falschinformationen zu tun. Sowohl die tatsächlich gestorbene als auch die fälschlich totgeglaubte sind hübsche junge Frauen. Dass Kinder und junge hübsche Frauen eher Mitleid schüren, als wenn ein alter und kranker Mensch stirbt, ist, denke ich, ein völlig anderes Thema.

Roban
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Sa 19. Feb 2011, 20:56 - Beitrag #14

Die Krieger sind längst aus dem trojanischen Pferd gekrochen und haben im Machtgefüge der Welt Platz genommen. Das Internet wird irgendwann auch perfekte Möglichkeiten anbieten, Fakten zu verifizieren bzw. zuverlässige Informationsquellen von virtuellen Manipulationsmonstern zu unterscheiden.

Auch gegen die weitverbreitete Intelligenzseuche "Wahrnehmungsstörungen" kann man was tun, wenn man erkennt, was immer mehr Hirnforscher zutage fördern. Beispielsweise Prof. Daniel Gilbert.

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So 20. Feb 2011, 00:32 - Beitrag #15

Zitat von Roban:Auch gegen die weitverbreitete Intelligenzseuche "Wahrnehmungsstörungen" kann man was tun, wenn man erkennt, was immer mehr Hirnforscher zutage fördern. Beispielsweise Prof. Daniel Gilbert.


Beziehst Du Dich da auf sein bei dem Wiki-Artikel über ihn erwähntes Buch/Werk oder etwas anderes? Besonders, wenn dem nicht so ist, interssiert mich, was unter 'weitverbreitete Intelligenzseuche "Wahrnehmungsstörungen""' zu verstehen ist.

Roban
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So 20. Feb 2011, 14:05 - Beitrag #16

009, ich beziehe mich auf sein Werk. Ich habe mich intensiv mit seinen Forschungen befaßt, weil ich mich schon länger mit "dynamischen Erinnerungen" beschäftigt habe. Die sind ein wesentlicher Teil unserer Entscheidungsgrundlagen, die oft zu Mißerfolgen führen und Partner nach vielen wertvollen Gemeinsamkeiten unter großen Frustrationen entzweien.

Hier mal ein Text von mir, falls dich Prof. Daniel Gilbert näher interessiert:

Der Psychologieprofessor Dr. (phil.) Daniel Gilbert ("Ins Glück stolpern" - Wissenschaftsbuch des Jahres 2007) kümmerte sich um massenhaft stattfindende Erinnerungsirrtümer, Grundlage herrlicher, aber oft dummer Prognosen. Die wiederum sind Ursache menschlicher Unzufriedenheit, weil sie einen weitverbreiteten, schwer erkennbaren "Alltagsschwachsinn" entwickeln, der die Fähigkeit beeinträchtigt, klar zu denken. Leider empfiehlt Daniel Gilbert zum Glücklichwerden, die Erfahrungen anderer zu nutzen, was bei den erkannten Hindernissen menschlicher Missverständigung unleistbaren Informationsaufwand erforderlich macht und deshalb kaum anwendbar ist.

Wahrnehmungsstörungen bezeichne ich als "weitverbreitete Intelligenzseuche", weil praktisch jeder, auch hochintelligente, lebenserfahrende Menschen sie mit sich herumschleppen und sie durch weitgehend automatische Kommunikation an andere weiter geben.

Ich habe viele Jahre lang unterschiedlichste Konflikte analysiert und herausgefunden, daß ausschließlich Wahrnehmungsstörungen zu all dem führen, was menschliche Gesellschaften immer wieder so plagt, daß die damit entstehende Machtdynamik alles dabei entstehende Unrecht eskalieren läßt mit den bekannten Folgen, die wir auch gerne in Talkshows und Diskussionsforen beklagen. Die meisten Menschen halten ihre eingeschränkte Wahrnehmung für die Wahrheit und haben keine Ahnung, wie sehr uns unser Hirn austricksen kann.

e-noon
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So 20. Feb 2011, 14:17 - Beitrag #17

Ich habe viele Jahre lang unterschiedlichste Konflikte analysiert und herausgefunden, daß ausschließlich Wahrnehmungsstörungen zu all dem führen, was menschliche Gesellschaften immer wieder so plagt,

Ausschließlich Wahrnehmungsstörungen sind für alle gesellschaftlichen Probleme verantwortlich? Niemals so banale Dinge wie Interessenkonflikte oder Eigennutz?

Lykurg
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So 20. Feb 2011, 14:52 - Beitrag #18

Die führt Roban auf Ignoranz (also im weiteren Sinne eine Wahrnehmungsstörung) zurück, etwa hier.
Ich vermute mal, du siehst es immer noch so, Roban?

e-noon
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So 20. Feb 2011, 14:59 - Beitrag #19

Beispielsweise aus der Tatsache, daß man sämtliche Konflikte auf Ignoranz, also auf Nichtwahrnehmung zurückführen kann. (Darüber gibt es noch keine wissenschaftliche Bestätigung, weil das noch zu neu ist. )

Wow. Das ist eine sehr weite Definition von Wahrnehmungsstörung ^^ Dann ist also "Ich will reich werden auch wenn dadurch etliche Menschen ihren Job verlieren" eine Wahrnehmungsstörung? Naja, für mich ist Wahrnehmungsstörung weit enger definiert. Auch egal.

Das Internet wird irgendwann auch perfekte Möglichkeiten anbieten, Fakten zu verifizieren bzw. zuverlässige Informationsquellen von virtuellen Manipulationsmonstern zu unterscheiden.

Dass irgendein Medium perfekte Möglichkeiten zur Verifizierung von Fakten bieten kann, bezweifle ich stark. Direkter gesagt: Das kann gar nicht sein. Egal ob Wort, Schrift, Bild oder Buch, Radio, Fernsehen, Internet: Alles bietet die Möglichkeit zur Täuschung, zum Irrtum, zum Missverständnis. Zumindest solange, wie Menschen nicht perfekt sind; und Menschen werden niemals perfekt sein.

Maglor
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So 20. Feb 2011, 15:18 - Beitrag #20

Der totale Pluralismus ist gleichzeitig Stärke und Schwäche des WWW.
Viele Themen für die ich mich sehr interessiere, sind derart von esoterischen, ideologischen und politischen Spinnern besetzt, dass ein Googlen überhaupt nichts mehr bringt. Überall findet ich dann die haarsträubensten Theorien. Selbst bei Wikipedia kommt bei entsprechend belasteten Themen gelegentlich der ideologische Schwachsinn und das selbstherrliche Privatgelehrtentum durch. Allerdings ist es so, dass bei entsprechend belasteten Themen auch der Buchmarkt von pseudowissenschaftlichem Schund dominiert wird.

Perfekte Möglichkeit zur Verifizierung von Fakten, finde ich im Internet kaum. Zwar gibt es einige wenige Seiten, die durchaus hilfreich sind, aber dies sind dann meist auch noch digitalisierte Bücher oder Veröffentlichungen von Universitäten und Autoritäten. Praktisch jeder Internet-Nutzer hat die Möglichkeit seine eigenen Ansichten zu verbreiten, auch hiervon nur wenige (z. B. wir an dieser Stelle) wirklich Gebrauch machen. Bei vielen Themen erstickt man bei der Recherche in einer wahren Datenflut, die kaum zu entwirren ist. Am führt einem Google an der Spitze ein paar Seiten vor, deren Auswahl eben ein Programm getroffen hat. Oft finde ich solche Abfälle der schnelllebigen Informationsgesellschaft wie jahrealte Zeitungsartikel, die ich mit aktuellen Ereignissen verbinden kann. Bedauerlicherweise werden solche Verbindungen von der Presse oder dem Fernsehen nur selten gezogen, dabei steht ihnen doch ihr eigenes Material ebenfalls zur Verfügung.

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