Hörfunknachrichtenredakteure machen relativ viel Volksmeinung. In der seit Jahrzehnten immer bedrohlicher anwachsenden Informationsflut wollen viele mit wenigen Informationen auf dem Laufenden sein. Deshalb stellte ich vor einigen Jahren mal reihum bei AdöRen und Privaten folgende Frage an diese wichtigen Meinungsbilder, die schon mit dem Weglassen wichtiger Information sehr viel Volksmeinung machen: Welche Macht hat den meisten Einfluß auf unsere Gesellschaft? Heraus kam folgende Wertung mit sehr hoher Übereinstimmung: 1. Wirtschaft, 2. Politik, 3. Medien und 4. ein bißchen das Volk.
Erstaunlicherweise hatte keiner an Juristen gedacht. Die greifen nicht nur mit der Gesetzgebung gewaltig ein in das Verhalten aller, sondern auch mit ihrem Recht auf Gewalt und ihrem Recht auf's letzte Wort! Juristen sind Konfliktherden mitunter näher als Betroffene, die sich von ihrem Verhalten distanzieren, um sich nicht mit Schuldgefühlen zu belasten. Der Juristen werden Konflikte ja nicht nur von Rechtsanwälten zugetragen. Die Justiz bekommt auch viel Arbeit von Staatsanwälten und der Exekutive, die zum Teil Vollstreckungsgewalt hat eng mit der Judikative kooperiert. Damit haben Juristen viel mehr Einfluß auf unsere Gesellschaft als einer breiten Öffentlichkeit bewußt ist.
Zu viel Egoismus bzw. zu wenig Altruismus, für das Funktionieren menschlicher Gemeinschaften sehr wichtig (vor allem, je größer sie werden), läßt sich nur durch wirksame Kontrollen und entsprechende Konsequenzen eindämmen. Selbst Affekt-Taten sind Folge gesellschaftlicher Fehlleistungen, die Juristen mit einer der besten Rechtsordnungen im Rücken verhindern könnten! Politiker versuchen seit vielen Jahren vergeblich, Fehlentwicklungen aus dem Versagen der Justiz, die in immer gigantischeren Schuldenbergen gipfeln, auf unsere Schultern zu kompensieren und produzieren damit sehr viel Ärger, Frust und Hoffnungslosigkeit.
Welche Wertung würdet ihr vornehmen? Kann man ungefähr bestimmen, wieviel % Macht die Mächtigen unserer Gesellschaft haben? Gibt es noch andere Mächte mit viel Einfluß? Religion, Dummheit ... wobei diese Mächte ja überall drinstecken können. Ich tippe: 1. Volk, 2. Juristen, 3. Wirtschaft, 4. Medien, 5. Politik. - Entscheidend ist ja nicht immer, was man sieht, weil es einem vorgehalten wird, oder was man zu sehen glaubt. Macht entsteht nur durch Macht. Ein "Mächtiger" ohne "Ohnmächtige" ist machtlos. Per se ohnmächtig ist niemand. Selbst die, die sich völlig machtlos fühlen am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft, haben jemand, der ihnen unterliegt. Und wenn es nur ihr Hund ist, der ihnen auch noch hinterherläuft, wenn sie ihm einen Tritt verpassen. Auch solche Leute ermächtigen mit ihrer Ohnmacht Mächtige.
Wer nichts weiß, kann kaum Einfluß nehmen auf Mächtige. Wissen ist Macht. Und der beliebte Wissensklau, der auch integre Selbstverteidigungsminister zu bedauerlichen Opfern des allgemeinen und besonderen Intrigenspiels macht, wird ja durch Google und andere Internetmonster nicht weniger. - Macht geschieht, ohne daß wir uns ihr bewußt werden. Von klein auf. Dabei ist sie so wichtig, daß verwundert, wie wenig wir uns ihr Werden und Vergehen ins Bewußtsein holen. Mit den "großen Geistern unseres Universums" Neugier und Ignoranz macht Macht ganz schön viel Macht, aber auch ganz unschön viel. Solange sich nur Experten wie Niklas Luhman mit der Gestaltung von Macht durch Machtkommunikation beschäftigen, werden sich auch demokratisch gemeinte Systeme knallhart und brutal, aber wunderschön humanitär verkleidet, nach dem evolutionären Recht des Stärkeren richten. Dummerweise führte das bei Vernunftwesen immerwieder zu unnatürlichen Katastrophen ...