Zu Staatsangehörigkeit:
Osama bin Laden war Saudi-Araber. Allerdings aufgrund seiner diversen politischen, religiösen bis terroristischen Tätigkeiten 1994 ausgebürgert. Danach tingelte er als staatenloser Flüchtling später als gesuchter Terrorist zwischen Sudan, Pakistan, Afghanistan. Wahrscheinlich hatte er keine Staatsangehörigkeit mehr. Ob die Taliban ihm eine Staatsangehörigkeit des afghanischen Emirat verliehen ist unbekannt. Ob der noch irgendeinen Pass hatte, wird sicher die Untersuchung seines letzten Verstecks ergeben. Zur Überquerung des Kyber-Passes war eine gültiger Reise-Pass nicht notwendig, der Kyber-Pass an sich genügt.
Zur Bestattung:
Die anonyme Bestattung entspricht durchaus saudischen Sitten. Strenge Wahabiten verzichten zur Vermeidung eines Totenkult oder all zu großer Trauer, die die Größe Allahs in den Schatten stellen könnten, auf jedwede Kennzeichnung des Grabes. Sehr eindrucksvolles Beispiel ist der saudische König Fahd, der 2005 anonym in saudischer Wüste bestattet wurde. Es gibt keinen Hinweise, welches der schmucklosen Gräber das königliche ist.
Die Seebestattung, naja ... war glaube ich die übliche abendländische Methode zur Beseitigung von Ketzerasche.
Die Feuerbestattung an sich ist unislamisch.
Die Folgen:
In Verbindung mit den Umstürzen in Arabien läutet der Tod bin Laden wahrscheinlich einen Paradigmenwechsel der amerikanischen Außenpolitik ein.
Für die Regierung Pakistans bedeutet die Tötung bin Laden vielleicht nichts Gutes. (Auf der anderen Seite scheint ja der pakistanische Geheimdienst ISI maßgeblich in die Beseitigung bin Ladens verwickelt zu sein, gleichzeitig ist sie aber auch für den Aufstieg der Taliban in den 90ern maßgeblich verantwortlich.)
Die kriegsmüde USA und ihre Verbündeten haben ohnehin schon oft genug verlautbart sich zurückzuziehen. Nun ist ja George W. Bush Mission erfüllt, Osama bin Laden ist tot. Pakistan muss sich jetzt allein um die "Probleme" kümmern, die vielleicht auch gar keine mehr sind. Vielleicht werden die paschtunischen Provinzen fernab jeder Justiz und Administration einfach wieder sich selbst überlassen, jener Zustand tritt dann wieder ein, in welchem die Briten die entlegene Gegend einst dem unabhängigen Pakistan überließen, als eine völlige autonome Wildnis archaischer Stämme und Sitten.
Tja, vielleicht kommen die Amerikaner und die Deutschen ja wieder, wenn die Taliban in Kabul einmarschieren und Präsident Karsai in seinem Durrani-paschtunischen Prunk-Kaftan an der nächsten Laterne aufhängen oder sich pakistanischer Atom-Bomben bemächtigen.
Rechtsstaatlichkeit:
Wieso das denn? Die gab es doch bisher noch nie bei amerikanischen Aktionen im Hindukush.
Es steht zu befürchten, dass ein großer Teil der Hintergründe oder bin Laden geheime Tagebücher für immer geheim bleiben. Es ist ja schon rätselhaft, in den letzten Jahren ist es ruhig um den einzigsten Pop-Star der Terror-Szene geworden, keine Videos usw. Wahrscheinlich werden wir es in diesem Jahrzehnt nicht mehr erfahren. Etwaige neue Beweise können ja in nicht öffentlichen Scheinprozessen vor den Militärtribunalen vorgeführt werden.
Durch die Kugel im Kopf ist Osama immerhin den Fesselspielen, Water-Boarding oder den Strapazen einer Kuba-Reise entgangen.