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Anonyme Netzöffentlichkeit undemokratisch?

Verfasst:
Do 28. Jul 2011, 22:21
von janw
Gestern äußerte sich der ehemalige Verfassungsrichter Winfried Hassemer im Deutschlandfunk zur Anonymität im Netz. Er meinte dabei, die Netzöffentlichkeit, in der Äußerungen anonym getätigt werden, sei eine neue Form von Öffentlichkeit, die mit der bisherigen Öffentlichkeit in der Demokratie, in der eine Äußerung einer Person zurechenbar und damit eine offene Auseinandersetzung mit dieser Person möglich sei, in Konflikt stehe.
Er bezog sich dann u.a. auf die zahlreichen beleidigenden Äußerungen gegenüber Lehrern und Mitschülern in den entsprechenden Portalen.
Mir sind derlei Überlegungen auch schon gelegentlich durch den Kopf gegangen, allerdings habe ich sie für mich immer dahin gehend beantwortet, daß eine Äußerung ja immer auf einen Nickname zurück verfolgt werden kann, der für eine bestimmte Person steht. Für wirklich Geschädigte sollte es möglich sein, sich mit der Person entsprechend auseinander zu setzen, von daher eigentlich kein Problem.
Dazu kamen derartige Äußerungen ja immer aus bekannten Ecken...aber nun spricht Herr Hassemer das an, der mir nicht als sicherheitspolitischer Scharfmacher im Bewusstsein ist.
Wie seht Ihr das, nur ein Problem eines älteren Herrn, der nicht mit dem Netz aufgewachsen ist, die Netzöffentlichkeit ein Beitrag zur Vielfalt an Öffentlichkeiten, oder tatsächlich ein Problem - sollte, wem eine Meinung wichtig ist, sie mit offenem Visier vertreten, und nur so?
Oder sollte es in Anlehnung an eine andere Äußerung Hassemers in der Sendung eine Frage der Alternativlosigkeit sein - ist unsere Gesellschaft so, daß sie vieles an kritischen Gedanken für unsagbar hält, bliebe vieles, auch Wichtiges, ohne die Anonymität des Netzes nicht gesagt?

Verfasst:
Fr 29. Jul 2011, 00:08
von Ipsissimus
ich sage doch hier schon nicht alles so, wie ich es wirklich denke, in der relativen Sicherheit relativer Anonymität. Bei Realnamenzwang würde ich viele Diskussionen gar nicht erst annehmen.
Hassemer sagt das schon richtig: wenn eine Meinung einer realen Person zuweisbar ist, kann die Auseinandersetzung mit dieser realen Person geführt werden. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach sollte diese Auseinandersetzung mit der Meinung geführt werden, ungeachtet der Person. Letztlich läuft das sonst alles wieder nur darauf hinaus, den rechtlichen Daumen drauf halten zu können, wenn der Politik danach ist. Und gerade in Deutschland ist nachhaltig deviante Meinung praktisch ein Verbrechen.
Wenn die Anonymität aus dem Netz entfernt wird, können wir es auch gleich abschalten, bzw. es mutiert dann binnen Sekunden zu einem Medium, über das ich mir vielleicht eine CD via Amazon bestelle, vermittels dessen ich aber ganz sicher keine ernsthafte Kommunikation mehr führe.

Verfasst:
Fr 29. Jul 2011, 00:12
von Lykurg
Daß hinter dem Nickname eine Person steht, trifft es jedenfalls meines Erachtens nicht (mit Ausnahme relativ geschützter und übersichtlicher Orte wie dem unsrigen, versteht sich) - Nicknames sind austauschbar und uneindeutig wie nur was, IP-Adressen kann man verschleiern oder fälschen, und auch wo im Netz Klarnamen verwendet werden, herrscht nicht immer letzte Sicherheit. Insofern handelt es sich dabei tatsächlich um einen weitgehend anonymen Raum, man kann sich allerdings auch fragen, was daran undemokratisch sein sollte, die Teilnehmer etwa einer Demonstration oder an einem politischen Infostand tragen ja auch nicht immer ein Namensschildchen, genausowenig die Drangsalierer auf dem Schulhof; denn auch wenn deren Namen den Betroffenen (meist) bekannt sind, sind sie es dem aufsichtsführenden Lehrer nicht unbedingt.
Andererseits würde Verzicht auf die Anonymität, also die Pflicht, überall ein Namensschild zu tragen^^, dem Netz einige seiner revolutionären Möglichkeiten rauben, die Freiheit einer alternativen Selbstverwirklichung ebenso wie etwa die zur Ratsuche in Fragen, die man keinem Bekannten stellen will, die Möglichkeiten, sich anonym gegen staatliche Repression zu organisieren oder Stellung zu beziehen in Fragen, die man aus beruflichen oder sonstigen Rücksichten sonst nicht so klar beantworten dürfte.

Verfasst:
Fr 29. Jul 2011, 09:13
von Traitor
Undemokratisch ist ein vollanonymer Austausch sicher, denn "one man, one vote" kann nicht gewährleistet werden. Deiner Darstellung nach scheint Hassemer unter "demokratisch" aber etwas anderes zu verstehen, nämlich die Zivilgesellschafts- und mediale Diskussionskultur, die zu unserer aktuellen Demokratie wesentlich beiträgt, aber eigentlich nichts konkret mit ihr zu tun hat.
Und vielleicht wäre es sogar eine bessere Demokratie, wenn Meinungsbildungsprozesse mit völliger Entkopplung von Publikation und Rezeption abliefen? Wenn also beliebig viele Argumente und Kommentare anonym kursieren würden, jeder Bürger sich seinen Interessen entsprechend darüber informiert, und dann abstimmt?
Lobbyismus und viele andere negative Phänomene von Parlamentarismus und Medialismus würde man damit los, aber natürlich hätte man all die Probleme, die auch klassische direkte Demokratie hat - Recht des Lauteren etc. Keine realistische oder wirklich wünschenswerte Perspektive, aber meines Erachtens eine, die es zu bedenken gilt und die die fundamentale Anonymitätskritik schonmal entwertet.
Außerdem sehe ich eine unzulässige Vermischung der beiden Aspekte "politische Diskussionskultur" und "Beleidigungsprozesse". Sicher gibt es Überlappungen, aber Schwierigkeiten in letzterem können doch nicht zu einer grundsätzlichen Infragestellung des ersteren führen.
Zur Sache: Wie Ipsissimus bin ich dafür, dass die Meinung mehr zählt als der Mensch dahinter. Somit sollte in Bereichen, in denen es um Meinungen geht (Diskussionsforen, aber auch zur reichweitenstarken Publikation gedachte politische Meinungsäußerungen) jeder sich an Anonymität versuchen dürfen, der dies wünscht.
Andererseits muss es aber auch Räume geben, in denen im Netz möglichst hohe Realnamensglaubwürdigkeit herrscht. Eben dort, wo man echte Personen kontaktieren möchte. Google und Facebook machen das schon völlig richtig, in ihren Sozialen Netzwerken Realnamen durchsetzen zu wollen. Wer die nicht will, kann ein Forum benutzen. Für wissenschaftliche und Wirtschafts-Austausch-Kanäle gilt das natürlich noch umso mehr.
Noch zur juristischen Verfolgbarkeit von Beleidigungen: mein (technische und korruptionsbedingte Probleme außen vor lassend) Idealbild wäre, dass Identifizierungsmerkmale anonymisierter Netznutzer bei einer absolut vertrauenswürdigen Institution hinterlegt sind, Beleidigungsprozesse vorerst unter voller Anonymitätswahrung geführt werden (inkl. internetvermittelter, weiterhin anonymisierter Stellungnahme des Verklagten), und nur bei rechtskräftiger Verurteilung die Identität herausgegeben wird.
Ein semirealisierbarer Zwischenschritt wäre, die IP-Herausgabe an eine entsprechende Instititution zu delegieren.

Verfasst:
Fr 29. Jul 2011, 10:29
von Ipsissimus
Andererseits muss es aber auch Räume geben, in denen im Netz möglichst hohe Realnamensglaubwürdigkeit herrscht. Eben dort, wo man echte Personen kontaktieren möchte. Google und Facebook machen das schon völlig richtig, in ihren Sozialen Netzwerken Realnamen durchsetzen zu wollen. Wer die nicht will, kann ein Forum benutzen. Für wissenschaftliche und Wirtschafts-Austausch-Kanäle gilt das natürlich noch umso mehr.
warum MUSS es diese Räume geben? Ich meine, für mich ist es gleichgültig, wo Realnamen verlangt werden, war ich die längste Zeit Mitglied, wenn ich es je war. Auch bei Handelsplattformen kann ich nachvollziehen, dass es notwendig ist, zumindest im Verwaltungsbereich, also nicht öffentlich. Klar müssen Händler Namen und Adresse wissen. Aber ansonsten? Meiner Ansicht nach schießen sich Google und Facebook selbst ins off, bzw. verhindern mit dem Klarnamenzwang gerade klare Kommunikation. Sofern die erwünschte Kommunikation auf diesen und ähnlichen Plattformen natürlich die gegenseitige Beweihräucherung und PR in eigener Sache ist, von mir aus. Ich gehe da nicht hin.
dass Identifizierungsmerkmale anonymisierter Netznutzer bei einer absolut vertrauenswürdigen Institution hinterlegt sind, Beleidigungsprozesse vorerst unter voller Anonymitätswahrung geführt werden (inkl. internetvermittelter, weiterhin anonymisierter Stellungnahme des Verklagten), und nur bei rechtskräftiger Verurteilung die Identität herausgegeben wird.
abgesehen davon, dass solche Merkmale gewusst wie auch derzeit schon jederzeit auffindbar und rückführbar sind, auch wenn es mit der Vertrauenswürdigkeit der dazu in der Lage seienden Leute nicht wirklich weit her ist - von dem Tag an, an dem das gesetzlich vorgesehene Möglichkeit wird, wird im Internet niemand je wieder ein Wort von mir lesen. Ich muss nicht in jedes offene Messer laufen.
Dass ich nicht der einzige bin, der das so sieht, konnte man letztens bei WoW beobachten. Blizzard wollte aufgrund der Kooperation mit Facebook in ihren Foren Klarnamen einführen. Der Thread war der längste in der Blizzard-Foren-Geschichte, in dem die Spieler sich beschwerten und für den Fall der Umsetzung ihre Accountkündigung ankündigten. Das Ausmaß der Proteste führte schließlich dazu, dass Blizzard diese Schweinerei unterließ. Die hätten mit einem Schlag geschätzt drei Viertel ihres Spieler-Bestands verloren, in USA wie in Europa gleichermaßen

Verfasst:
Fr 29. Jul 2011, 12:55
von Traitor
Diese Räume muss es geben, weil Leute sie wollen. Lass sie ihnen doch.

Soziale Netzwerke werden eben nicht wie Foren genutzt, um beliebige Leute mit bestimmten Interessen zu finden, sondern um bestimmte Leute, die man aus dem Realleben (mit Realnamen) kennt, zu finden. Und da sind Nicknames nur hinderlich.
Eine Zwischeninstitution zur Identifikationsverwaltung wäre doch gegenüber dem aktuellen Zustand, dass Provider, Privatunternehmen und Strafverfolger jederzeit eine Aufdeckung ausmauscheln können, ein großer Fortschritt. Der völlige Verzicht auf Identifikationen wäre mir persönlich auch lieber, aufgrund des von Jan/Hassemer angebrachten Beleidigungsverfolgungsaspektes aber der Idealbild-Kompromiss. Andererseits sind solche Verfolgungen ja eh sinnlos, Streisand-Effekt.
WoW gehört für mich zu den Bereichen, wo Klarnamen völlig sinnfrei sind. Auch nicht per se schädlich, wie im politischen Bereich, aber zumindest überflüssig.

Verfasst:
Sa 30. Jul 2011, 00:27
von janw
Versteht mich nicht falsch, ich fand Hassemers Äußerung gedanklich nachvollziehbar, aber hatte letztlich auch deutliche Bauchschmerzen damit; letztlich würde ich mit Realnamen auch bestimmte Dinge nicht so schreiben, wie ich es tue.
Ich denke, es läuft auf zwei grundlegend verschiedene Konzepte davon hinaus, wie Meinungsäußerung zu erfolgen habe bzw. welche Relevanz die Meinung im Vergleich zur Person hat, die sie vertritt.
Hassemer geht von einem Konzept aus, nach dem sich im demokratischen Raum Personen im Wettstreit miteinander befinden und ihre Positionen dasjenige sind, worin sie sich unterscheiden und um das "gestritten" werde. Meinungsfreiheit ist danach Freiheit, ein Meinung zu äußern, nicht Existenzrecht mehr oder weniger jedweder Meinung; Meinung dient als demokratisches Differens.
Dieses Konzept ist eng verbunden mit der demokratischen Willensbildung, in der Meinungsvertreter Mehrheiten für sich selbst aufgrund ihrer Meinungen oder für ihre Meinungen zu deren Umsetzung suchen.
Meinungen bedürfen hierzu einer Gewichtung, es muss erkennbar werden, wie viele Personen für eine Meinung stehen - wie verbreitet eine Ansicht ist -, und ggf. auch welche.
Dieses Konzept entspricht auch dem publizistischen, wonach Meinung eine geistige Leistung darstelle, deren Urheberschaft erklärt werden sollte - nicht zuletzt werden journalistische Kommentare als journalistische Stilform der Meinungsäußerung regelmäßig mit Namen gekennzeichnet.
Das andere Konzept, das informell schon immer bestanden hat, durch das Internet aber quasi formalisiert worden ist, läuft auf die Meinung als das eigentlich Relevante hinaus; Pluralität ist hier nicht die Vielfalt der Meinungsäußernden, sondern der geäußerten Meinungen. Vielleicht ein anarchisches Konzept, im Sinne des "man muss die Zahl der Meinungen derart vervielfachen, daß die Zahl der Institutionen zu ihrer Kontrolle nicht ausreicht".
Ob als Vielfalt der Meinungen im Raum als Wert an sich gedeutet oder als ein meinungsbildender Raum, in dem Meinungen sich entwickeln können ohne Behinderung durch Gewichtungen nach Zahl oder Stellung ihrer Vertreter, dieses Konzept stellt den Meinungsbildungsprozess an sich in den Mittelpunkt und ermöglicht dessen Loslösung von verfassten Strukturen der Gesellschaft.
Mein Problem mit dem letzteren Konzept, für das ansonsten für mich sehr viel spricht, betrifft im Wesentlichen die Frage, wie weit der Raum des Mein-baren reicht, ob eine Beschränkung bestimmter, extremer, Meinungen hiermit vereinbar wäre.

Verfasst:
Sa 30. Jul 2011, 15:36
von Scuba
Ich bin mir nicht sicher, ob die geforderte 'Transparenz' nicht selbst sehr unangenehm für diejenigen ist, die sie vorgeblich einfordern - wenn es dann mal zu Potte kommt:
http://www.rottmeyer.de/transparenz-ja-aber-nur-bei-euch/
Daher nehme ich das nicht Ernst. Man stelle sich vor: Jeder und Alles ist transparent - auch die Entscheidungen unserer Politiker und "Bosse".
So können sie sich immer wieder herausreden, das sie
"anonymen Fragen" keine Rechenschaft schuldig sind, - diese nur eine Minderheit repräsentieren, - absolute Einzelfälle darstellen...
Es ist schon seltsam, dass man 'wahlweise' mal von vorgeblicher Anonymität im Netz ausgeht (Die Fahnder der Musikindustrie (und die Richter) sehen das ganz anders.) und dann mal wieder diese "Anonymität" als "Nährboden für Terrorismus" (oder gar nach dem jüngstern Anschlag in manchen Medien gar als mehr oder weniger direkte 'Ursache') im Netz ausmacht.
Der link zu telepolis:
http://www.heise.de/tp/blogs/8/150214

Verfasst:
Mi 3. Aug 2011, 22:07
von Traitor
@Jan: Meinungen ohne eine groß genuge Bewegung dahinter, die sie auch durchzusetzen versucht, werden wohl immer wirkungslos bleiben, und es ist ein Risiko des Internets als primärem Publikationsmedium, eine zu starke Zersplitterung der Meinungslandschaft zu bewirken. Manchmal braucht es wohl doch die großen Kanäle, um Bewegungen zu einen. Die Hoffnung dagegen dürfte sein, dass es in Zukunft nicht mehr eine Handvoll fest bestehender großer Kanäle gibt, die nur dank ihrer Größe groß bleiben, sondern sich zu jeder relevanten Frage nach einer Phase der brodelnden Vielfalt primär durch Überlegenheit der inhaltlichen Argumentation dominierende Publikationen herausbilden. Aber wie realistisch das ist...?

Verfasst:
So 7. Aug 2011, 11:29
von Traitor
Aha, jetzt ist Herr Friedrich also endgültig im Amt des Demokratiefeinds Nummer eins angekommen und macht sich, während er nebenbei Islamisten für Antiislamismus verantwortlich macht, auch
Gedanken über unser Thema hier.
Zitat von Hans-Peter Friedrich:"Politisch motivierte Täter wie Breivik finden heute vor allem im Internet jede Menge radikalisierter, undifferenzierter Thesen, sie können sich dort von Blog zu Blog hangeln und bewegen sich nur noch in dieser geistigen Sauce"
Als natürliches Biotop von undifferenzierten Thesen und geistiger Sauce sehe ich ja nach wie vor eher Fernsehen und Boulevardpresse. "Das Internet" bzw. "Blogs" mag wohl schon im Vergleich eine intensivere und direktere Ansprache bieten, und einschlägige Plattformen (ist Stormfront noch aktuell?) auch den qualitativen Schritt zur Zweiwegekommunikation, die ich als mindestens so relevant wie Friedrichs Isolations-Lieblingsproblem ansehe. Damit könnte man den Anti-Internet-Schreiern vielleicht sogar recht geben, dass für antriebsstarke Einzelkandidaten "das Internet" ein stärkerer Radikalisierungsagent ist als klassische Medien. Dagegen ist allerdings zu setzen, dass es weiterhin die Klassischen sind, die für den gedanklichen oder ungedanklichen Nährboden im breiten Volk sorgen, auf dem solche Einzelentwicklungen überhaupt erst aufsetzen können, und der von schrecklichen Einzelfällen abgesehen insgesamt mit Sicherheit den größeren schädlichen Einfluss auf unsere Gesellschaft hat.
Und wie er einen Klarnamenszwang durchsetzen will, und inwiefern der irgendetwas bringen soll, führt Friedrich natürlich nicht aus. Sollen potentielle Interessenten von berüchtigten Namen unter einem Blog abgeschreckt werden? Oder soll nur die Strafverfolgung erleichtert werden - was bringen dann Klarnamen, was Überwachungstechniken nicht bringen, wenn es doch eh letzterer bedürfte, um die Namen zu kontrollieren?

Verfasst:
Di 9. Aug 2011, 21:53
von Scuba
Zitat von Traitor:Und wie er einen Klarnamenszwang durchsetzen will, und inwiefern der irgendetwas bringen soll, führt Friedrich natürlich nicht aus. Sollen potentielle Interessenten von berüchtigten Namen unter einem Blog abgeschreckt werden? Oder soll nur die Strafverfolgung erleichtert werden - was bringen dann Klarnamen, was Überwachungstechniken nicht bringen, wenn es doch eh letzterer bedürfte, um die Namen zu kontrollieren?
Ich denke nach wie vor es geht hier um etwas anderes. Wir sind ja mittlerweile gewohnt, dass uns Politiker die dreistesten Lügen, Skandale und Verfassungsbrüche unterjubeln können - völlig gefahrlos mit "offenem Visier".
Sie können sicher sein: Hat man nur chuzpe genug (wie z.B. Chatzimakakis) und schaltet seine Anwälte (man hat ja schließlich "genug Luft" in Form von "Boni", die man im Laufe seiner Tätigkeit und Vortrtagsreisen so anhäuft) kann man den Gegner "zu Tode" klagen und seinen Ruf schädigen (der im Gegensatz zum Politiker noch seriös ist) und wehrt er sich im Rahmen seiner (bescheidenen) Möglichkeiten, findet man bestimmt irgegendwelche Ähnlichkeiten, Sätze und Formulierungen zu "Breijviks Pamphlet". Latente 'Terrorismusgefahr' also, - die in der "Mitte der bürgerlichen Gesellschaft angekommen ist" (entsprechend dem SPD Vorsitzenden neulich im ZDF) DDR 2.0 eben. Den Polikommissaren dort war es auch nie ein Widerspruch, die Unfreiheit wo anders anzuprangern ohne rot zu werden. Daher sollte es einem nicht wundern, dass es wohl genau die gleichen Politiker und Medien sind, die gegen die Freiheit im Internet hier bei uns hetzen und gleichzeitig die Freiheitsbewegungen in Lybien, Syrien, etc. loben, wenn diese sich (anonym) organisieren.

Verfasst:
Mi 10. Aug 2011, 01:34
von janw
Rückblick in irgendeiner Zukunft:
Zwei Herren unterhalten sich, die noch das Internet in seiner jetzigen Form kannten. Einer von ihnen war als Politiker tätig.
P1: Ja, damals, da konnte man noch im Internet unter einem beliebigen Namen seine Meinung sagen...
P2: Ja damals,...manchmal tut es mir schon leid, was da alles so an abstrusen Gedanken wucherte...
P1: ...bis dann plötzlich jeder seine persönliche ID bekam. Warum eigentlich, was war denn so schlimm an dem, was die Leute sagten?
P2: Das Problem war, es war nicht alles abstrus...
P1: Es war also vieles wahr? Viele der diskutierten Probleme waren also echt?
P2: Ja, und das war ihr Fehler. Wenn der Kaiser sagt, daß er Kleider anhat, dann hat er welche an...
P1: Verstehe, wenn Politik sagt, daß es keine Probleme...