"viele über Jahrzehnte geschröpft"? Nein, eher handelte es sich um eine Form von Raub, aber logischerweise ist das nicht irgendwie immer weiter gegangen, sondern 'nur' nie zurückgezahlt worden.
Das Entstehen einer selbsttragenden Wirtschaft ist nicht eine Frage von genügend Anfangskapital, sonst müßte es etwa für die arabischen Länder ein Leichtes sein, bleibende Perspektiven für die Zeit nach dem Öl zu schaffen^^ - man braucht gut ausgebildete Kräfte, Ideen und diverse weitere Rahmenbedingungen, die nicht erfüllt zu sein scheinen, sonst würden sich auch Investoren finden, unabhängig von der Staatsverschuldung, die ja im Prinzip nicht direkt mit der Wirtschaft des Landes wechselwirken müßte.
Dir mag es autoritär vorkommen, aber tatsächlich ist das ein leicht zu beobachtender Mechanismus, man vergleiche etwa die Nachwende-Entwicklung in den neuen Bundesländern mit der entsprechenden Entwicklung in einigen anderen Ex-Ostblockstaaten, die mit weit weniger Mitteln teilweise gesündere Strukturen aufgebaut haben, sicher auf anderem Niveau, dafür aber auch im Ergebnis selbsttragend und nicht bis über beide Ohren quersubventioniert.
Der Effekt ist völlig selbstverständlich - wenn du bedingungslos etwas verschenkst, wird dein Gegenüber es annehmen und fragen, wann er wieder so etwas bekommt. Wenn du es nicht verschenkst, sondern eine Gegenleistung verlangst und Verträge schließt, wird der Effekt so nicht eintreten.
Ich finde es interessant, in welchem Maße Krisen wie diese mit Interessen einzelner Beteiligter erklärt werden - das klingt für mich sehr nach Verschwörungstheorien. Die gesamtwirtschaftlichen Verluste eines solchen Zusammenbruchs sind so immens, daß auch die größten Profiteure (etwa einige Banken) unmöglich absehen können, wie gut sie wirklich davonkommen, und in
einigermaßen stabilen Zeiten höchstwahrscheinlich deutlich besser abgeschnitten hätten. Ein wirkliches Interesse an einem Zusammenbruch der griechischen Schulden hatte niemand (außer vielleicht der griechischen Bevölkerung, der sich längerfristig so ein Weg aus dem Sumpf ergeben könnte, aber im Zweifel wirst du auch das als eine degradierende und tendenziell zynische Betrachtungsweise ansehen).
Daß Marktlagen von den Akteuren nach Kräften genutzt werden, ist ihre Aufgabe und die des Marktes. Wer da solide wirtschaftet, hat weniger zu befürchten; irgendwann erwischt es uns auch.
Das Londoner Abkommen regulierte auch die Nachkriegsschulden einschließlich der Marshallplanhilfe; die Forderungen der Ostblockländer wurden nicht thematisiert, wie du sagst, bis zu einem Friedensvertrag zurückgestellt, zu dem es nie kam.
Der Kapitalmarkt hat Griechenland an den Rand des Ruins gebracht, warum soll Griechenland nicht von den nutzbaren Begleiteffekten profitieren. Hoffentlich schaffen sie es, rechtzeitig aus dem Gold auszusteigen, bevor der Preis wieder fällt.
Griechenland hat sich selbst an den Rand des Ruins gebracht, warum soll es die Hilfen, die ihm die EU-Staaten gewähren, um seine Zahlungsfähigkeit zu sichern, dazu nutzen, Goldreserven anzulegen? Angesichts des weiterhin steigenden Goldpreises erfolgreich, aber damit wetten sie gegen sich selbst, was ein heftiges Geschmäckle hat. Man stelle sich vor, der Goldpreis fiele stark, etwa weil Italien in großem Maße Gold abstieße, um seine Verbindlichkeiten zu reduzieren. Dann wären die griechischen Investitionen plötzlich nicht mehr so leicht zu erklären (auch den Ärmsten der Armen nicht, auf deren Bedürfnisse du hinweist, das aber nur am Rande bemerkt).