diese Reminiszenz an ein vergessenes Massaker
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Sa 22. Okt 2011, 17:06 - Beitrag #1 |
nicht mehr aktuell - Blutbad von Paris, 1961diese Reminiszenz an ein vergessenes Massaker
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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Sa 22. Okt 2011, 17:46 - Beitrag #2 |
Brrr. Ja, genau, das ist 1998 ja offensichtlich vollständig aufgearbeitet worden, gründlich und rechtzeitig. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
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Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Sa 22. Okt 2011, 19:04 - Beitrag #3 |
So lange Demokratie auf eine Entität wie "das Volk" bezogen wird, wird es soetwas immer wieder geben können.
IMHO müsste es möglich sein, Amnestieregeln gerichtlich prüfen zu lassen. Was würde wohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dazu sagen? |
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Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Sa 22. Okt 2011, 22:38 - Beitrag #4 |
Die Verbrechen der Franzosen im Algerienkrieg sind ja inzwischen (relativ) gut aufgearbeitet und bekannt. Dass es auch eine ähnlich blutige "Heimatfront" gab, wurde zumindest mir gegenüber bisher erfolgreich verdunkelt. Interessant, davon zu erfahren. Als größte Enttäuschung stellt sich mir dabei dar, dass die Zeitungen die Polizei deckten, eigentlich galten die französichen Medien doch schon immer als besonders aufklärerisch und staatskritisch.
Jan, "Volk" muss nicht "völkisch" heißen. "Dem Volk" im Sinne von "den Menschen, die im Lande leben" verpflichtet zu sein, ist nachwievor ein wünschenswertes Ideal der Demokratie. |
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Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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So 23. Okt 2011, 19:09 - Beitrag #5 |
Aufgeklärt...ja, aber aufgearbeitet, in dem Sinne, daß die Verantwortlichen für die Greueltaten rechtlich zur Verantwortung gezogen worden wären ? In Frankreich wurde eine Amnestie erlassen.
In meinen Augen ein Fall für den EGMR, zumindest versuchsweise. Insbesondere für Zeitungen im linken Spektrum ein Offenbarungseid... Iirc hat sich aber Sartre damals dazu geäußert und wurde dafür heftig kritisiert. @Volk: Dadurch, daß das Wahlrecht nach wie vor nur für Menschen deutscher Staatsangehörigkeit gilt, mit einigen Ausnahmen für EU-Bürger, ist unsere Demokratie immer noch eine des Volkes und nicht der Bevölkerung. Menschen aus der Türkei z.B. dürfen hier immer noch Steuern zahlen, aber nicht darüber mitentscheiden, wie und wofür diese verwendet werden sollen. Nichtmal auf der kommunalen Ebene. Es sei denn, sie lassen sich einbürgern, was für sie meines wissens mit erheblichen Nachteilen verbunden sein kann, wenn sie in der Türkei Grundbesitz haben oder zu erwerben vorhaben oder auch im Falle von Erbschaften. Mir scheint das Problem allerdings in Frankreich noch größer zu sein, mit der de-Facto-Ghettoisierung in banlieues, und einer starken politischen Rechten, durch die sich ein Präsident schon mal zu einem "kärcher la rue" versteigen kann. |
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So 23. Okt 2011, 20:46 - Beitrag #6 |
Aufgeklärt trifft es besser, nachträgliche Strafverfolgung wäre in der Tat in vielen Fällen noch dringend angebracht. Wie sowieso in vielen Ländern der Welt in Bezug auf viele dunkle Epochen. Das unselige Tatzeit-und-Tatort-Prinzip gehört für gröbste und insbesondere für staatliche Verbrechen abgeschafft (wie es zumindest international bei Kriegsverbrechen ja schon gehandhabt wird). Und wie du sagst, wäre es europaintern ein guter Ansatz, einen übergeordneten Gerichtshof die Amnestien und Vertuschungen der Einzelländer systematisch überprüfen zu lassen.
Sartre und Camus haben sich im Algerienkriegzusammenhang mehrfach kritisch geäußert. Konkret auf die Pariser Ereignisse bezogen finde ich aber nichts, hier beispielsweise wird Sartre nur indirekt erwähnt, weil einer der ersten Autoren, der 1984 das Thema aufgriff, ihn mit einem (nicht situationsbezogenen) Ausspruch zitiert. Hätte er etwas konkretes veröffentlicht, würde so ein Artikel das vermutlich aufgreifen. Zum Volke: Mist, schon wieder eine Bildungslücke. Ich hätte gedacht, dass bei Kommunalwahlen alle Hauptwohnsitzler wählen dürfen, aber es sind wohl wirklich nur EU-Bürger. Zumindest angedacht scheint die Ausweitung aber schon mehrfach gewesen zu sein, vermutlich hatte ich das voreilig als bereits vollzogen abgespeichert. Ob das Wahlrecht an Staatsbürgerschaft gekoppelt ist und ob der Staat nur dem Wahlvolk oder dem ganzen Wohnvolk verpflichtet ist, sind aber an sich durchaus trennbare Fragen. Sicherlich ist der Staat eher gezwungen, auch ausländische Einwohner gerecht zu behandeln, wenn diese über die Regierung mitentscheiden. Aber halbwegs funktionierende Kontrollstrukturen vorausgesetzt, sollte er dies auch ohne diesen direkten Gegeneinfluss können. |
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Sa 24. Dez 2011, 01:31 - Beitrag #7 |
Im Rahmen der genoziodkritischen Politik hat der türkische Ministerpräsident Erdogan den Algerien-Krieg als Völkermord bezeichnet, um die Zementierung der gewaltsame Vertreibung der Armenier aus der Türkei als Völkermord zu vergelten. (Die Türkei wählte hier die absurde Position, dass sie gar nicht leugnen, dass osmanische Truppen zigtausende Armenier ermordet und das Volk nahezu vollständig aus Türkei vertrieben, dies sei aber nach ihrer Auffassung kein Völkermord, sondern eine ganz normale Kriegsführung gewesen.)
Erdogans Argumentation ist allerdings nicht so geschickt, wie sie hätte sein können. Im übrigen war Algerien bis zu seiner Unabhängigkeit offiziell ein Teil Frankreichs und keine Kolonie. Alle Algerier waren französische Staatsbürger. Rechtlich war der Algerienkrieg also ein Krieg der Republik gegen das eigene Volk, die Verbrechen begingen sie an den eigenen Bürgern - egal ob in Paris oder in den französischen Departements in Algerien. Als Teil Frankreich war Algerien übriges auch Teil der EWG, also Europa. |
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"Merkel und Steinmeyer werden noch als dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern erscheinen, fürchte ich. Und Schily als ihr Wegbereiter." janw
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Sa 24. Dez 2011, 12:47 - Beitrag #8 |
nicht uninteressant in diesem Kontext vielleicht auch, dass Frankreich seine ersten (überirdischen) Atombombentests in Algerien durchführte
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Mi 17. Okt 2012, 21:03 - Beitrag #9 |
Mit einem Jahr Verspätung zum runden Trauertag gibt es wenigstens mal eine höchstoffizielle Stellungsnahme, wenn auch anscheinend keine ernsthaften Bestrebungen zur Aufarbeitung.
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Mi 17. Okt 2012, 23:35 - Beitrag #10 |
Wirklich eigenartig, wie gut sich die Opferzahlen anscheinend herunterspielen ließen... und daß das, damals wie heute, kaum Leute beschäftigt hat.
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