Wirklich spannend, dieser Welt-Artikel (und die Tatsache deines Verlinkens), Schäubles Rede habe ich damals nicht mitbekommen. Und der von Traitor zitierte Europarechtler offenbar auch nicht. -
Die Position kann ich aber besens nachvollziehen, Willensfreiheit ist ja schon beim Individuum kompliziert genug, um so schwieriger in übergeordneten Systemen; aber angesicht der Verflechtung staatlicher Akteure und ihrer (pro forma oder realen) Entscheidungsträger ist nicht nur für Deutschland die Zeit der Souveränität wohl schon länger vorbei. Nicht, daß ich dem besnders hinterhertrauerte, jedenfalls, solange die supranationalen Einheiten nicht schlechter und undemokratischer verwaltet werden als die nationalen; das wird sich aber erst zeigen müssen, wir befinden uns diesbezüglich wohl in einer erneuten Umbruchsphase.
die EU ist ein Gebilde, das die Kluft zwischen arm und reich immer weiter auseinander driften lassen und alle seine Bürger auf immer mehr Turbokapitalismus à la USA einschwören wird. Daher hatte ich eigentlich gehofft, es würden sich mehr Staaten dem Zugriff entziehen
Das ist dann natürlich auch ein zentraler Punkt dabei, der ziemlich direkt mit der Bürgermitwirkung verknüpft ist.
Ganz abgesehen davon, daß wohl recht fraglich ist, ob Europas Bürger derzeit mehrheitlich stärkere Vereinheitlichungen bis zur Gemeinstaatlichkeit mittragen würden (vor ein paar Jahren wäre die Bereitschaft wohl größer gewesen?), dürfte der Grad der direkten Machtausübung der Bürger auf europäische Institutionen in den nächsten Jahren eine erhebliche Rolle dafür spielen, wie sozial das ganze Gebilde wird.
Daß es eher auf einen EU-Durchschnitt als auf deutsches Niveau hinauslaufen dürfte, liegt dabei allerdings aus Kostengründen auf der Hand, interessant wäre, in welcher Richtung auch die Steuern europaweit vereinfacht und vereinheitlicht werden könnten (also für uns: sinken und vor allem gerechter werden) - ich habe da so meine Zweifel, aber die Hoffnung stirbt zuletzt...
Trotzdem halte ich weder "Turbokapitalismus" (ohnehin eine Schimäre) für ausgemacht noch weiteres Auseinanderdriften für einen Teil der Zielsetzung, das sind meines Erachtens Tendenzen, die in hohem Maße von den gewählten Vergleichsmaßstäben abhängen und entsprechend interpretationsbedürftig sind. Wie bewertet man sozialen Reichtum und dessen Nutzen für den Einzelnen? Hinsichtlich des öffentlichen Angebots sind die Schichten derzeit wohl in einem Maße zusammengerückt, das es so (außerhalb primitiver Gesellschaftsformen) noch nie gegeben haben dürfte.