Zeitenwende in Syrien

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Do 25. Sep 2014, 00:34 - Beitrag #41

...und liefert sich dort Gefechte mit Israelis, Assadtruppen und Blauhelmen. Die von Israel abgeschossene assadsche MiG war eventuell sogar in israelischem Luftraum, wer weiß.

Interessant fand ich aber auch die Stellungnahme des Leiters der Al-Azhar-Universität (eine der höchsten islamischen Autoritäten), der IS als zionistische Verschwörung bezeichnete.

Ipsissimus
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Do 25. Sep 2014, 16:41 - Beitrag #42

Man hat irgendwie das Gefühl, der Krieg dort sei Selbstzweck geworden, aber vermutlich unterschätze ich da die geballte strategische Brillianz aller beteiligten Think Tanks. Allein die Optionen für die heimatlichen Waffenindustrien, die sich daraus ergeben, dasss man sich mal so richtig ausballern darf, bis die Lager leer sind und daher wieder gefüllt werden müssen ...^^

Maglor
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Do 25. Sep 2014, 20:55 - Beitrag #43

Zitat von Lykurg:Interessant fand ich aber auch die Stellungnahme des Leiters der Al-Azhar-Universität (eine der höchsten islamischen Autoritäten), der IS als zionistische Verschwörung bezeichnete.

Verschwörung um ISIS scheinen weit verbreitet zu sein. Andere behaupten, sie sei ein Geschöpf Amerikas und zumindest mal eins gewesen. Iraks Präsident Maliki behauptete mal ISIS und Peschmerga würden zusammen arbeiten. Alternativ kann man auch die Türkei einsetzen.
Es ist ja auch ganz egal.
Am Ende müssen Syrien und der Irak die Suppe auslöffeln, wenn Saudi-Arabien, Tschetschenien oder Deutschland ihre Jugend in der Wüste verheizen.

Der Krieg in Syrien und Irak scheint sich weitgehend selbst zu finanzieren. Neben dem Handel mit Rohöl spielt der Handel mit geraubten Kunstschätzen eine große Rolle. Durch Raubgrabungungen und Plünderungen antiker Schätze entsteht zurzeit erheblicher Schaden. Die Hauptabnehmer der Beutekunst dürften ironischerweise einer unerhört reichen Oberschicht in Amerika und Europa angehören.
Hinzu kommt, dass die Dschihadisten durchaus in Nachahmung ihrer frühmittelalterlichen Vorbilder Geschäfte machen. Menschenraub und Menschenhandel sind eben ein anerkannte Gewerbe, egal ob es um Erpressung oder die Deckung des Eigenbedarfs geht.

Es erinnert mich alles irgendwie an den 30-jährigen Krieg. Erst kam der Krabat, dann der Schwede, dann die Pest oder so.

Zitat von Gryphius:Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr den ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat auf gezehret.

Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

Hier durch die Schanz und Stadt, rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen,

Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
Das auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.

Ipsissimus
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Fr 26. Sep 2014, 09:49 - Beitrag #44

das Potential zum endlosen Krieg ist durchaus gegeben
und der Westen hat wieder, was ihm mit der Auflösung des Ostblocks abhanden gekommen ist

Lykurg
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Fr 26. Sep 2014, 11:21 - Beitrag #45

Nur, daß der Osten weiterhin mitspielt. Es ist nicht gerade unkomplizierter geworden. Währenddessen sind die Syrer empört darüber, daß der Westen gegen ISIS Luftschläge durchführt, die gegen Assad unterblieben, auch nach seinen Giftgasangriffen. Nur - wo soll das hinführen, auch unter Berücksichtigung russischer Befindlichkeiten?
Wir stecken längst drin.

Maglor
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Fr 26. Sep 2014, 17:19 - Beitrag #46

Mit der Luftwaffe wird doch kein Krieg gewonnen. Am wird die Entscheidung immer im Häuserkampf errungen, Mann gegen Mann.
Oder eben auch nicht. Große Teile des Irak sind weitgehend kampflos der IS(IS) in die Hände gefallen. Ein Großteil der dortigen Bevölkerung ist mit dem brutalen Kalifatsstaat offenbar einverstanden. Dass dabei religiöse Minderheiten aufgerieben oder vernichtet werden, ist vielleicht auch gar nicht so das Problem bzw. ist auch mehrheitsfähig.
Das brutale Vorgehen gegen Minderheiten auch in Form von Massakern ist kein Alleinstellungmerkmal der ISIS. Auch angeblich gemäßigten Teilen der syrischen Rebellen werden solche Gräueltaten vorgeworfen.

Maglor
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Mo 13. Okt 2014, 20:42 - Beitrag #47

Habt ihr eigentlich schon bemerkt wie sehr die Türkei verarscht wird?
2012 hatte die NATO noch bedenken, als es darum ging Patriot-Abwehr-Raketen in der Türkei zu stationieren. Zuvor war ein türkisches Flug von der syrischen Armee abgeschossen worden.
Der Türkei unterstellte man, sie wolle militärisch in Syrien eingreifen und forderte Zurückhaltung.

Ein denkbarer Hintergedanke in Ankara könnte der Wunsch sein, den Syrien-Konflikt zu internationalisieren, die Nato in Kampfhandlungen hineinzuziehen. Offenbar ist man sich im Bündnis dieses Aspekts bewusst; Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte denn auch pointiert, die Aufstellung solcher Raketen würde ausschließlich dazu dienen, türkisches Staatsgebiet zu verteidigen.

Mit anderen Worten, kein Abschuss etwa von Flugzeugen über syrischem Staatsgebiet. Die Stationierung soll nicht als ein Schritt zur Errichtung einer Flugverbotszone über einem Teil Syriens gesehen werden. Welt 2012


Bei deutschen Außenpolitikern wächst angesichts der humanitären Katastrophe in der nordsyrischen Stadt Kobani der Unmut über das Verhalten der Türkei. Der Erklärung der türkischen Regierung, sie werde nicht zusehen, wie Kobani durch den Islamischen Staat (IS) zerstört werde, "müssen nun Taten folgen", fordert der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich. Es seien jedoch keine türkischen Alleingänge gefragt, sondern ein auch "international abgestimmtes Vorgehen". Welt 2014


Damals wollte Erdogan die NATO noch zur Verteidigung der Türkei missbrauchen, jetzt will er beim Angriff der Verbündeten auf den Nachbarn nicht mitspielen. Die NATO funktioniert eben nicht als Verteidigungsbündnis, sie ist auf Angriff ausgerichnet. Die Sicherheitsbedürfnisse der Türkei spielen für die NATO keine Rolle. Während im direkt Vorfeld der NATO ein Bürgerkrieg tobt, hat man sich ganz oft eine Kräftespiele mit Russland konzentriert und die Expansion vorangetrieben.

Die Türkei hat die einmalige Chance, sich mit dem expandieren Kalifat IS anzulegen und in den syrischen Bürgerkrieg einzusteigen, offensichtlich Rückendeckung der NATO. Die Konsequenzen sind doch klar, konventionelle und assymetrische Gegenmaßnahmen der Jihadisten und die Bewaffnung der Separatisten im eigenen Land. Da fallen einem doch gleich tausend Gründe ein, warum die Gelegenheit beim Schopf packen muss. ;)

Maglor
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So 11. Okt 2015, 20:16 - Beitrag #48

Wieder einmal wurde in Syrien das Rad neu erfunden. Nun nimmt auch Russland eine aktive Rolle in Syrien. Die Zahl der unbeteiligten Nationen wird immer kleiner und die Lage immer undurchsichtiger.
Daesh, Assad-Regime und eben diese anderen. Angeblich gibt es ja noch sogenannte moderate Kräfte der Freien Syrischen Armee, die angeblich von den USA unterstützt werden. Angeblich unterstützt der Westen die Rebellen und Putin bekämpft die Rebellen. Die Rebellion wird aber mehr und mehr zum Mythos.

In Wahrheit ist es so, dass Europa und die USA gleichermaßen in erster Linie kurdische Gruppen unterstüzen und die kurdischen Gruppen im Bündnis und im Einverständnis mit Assad II. gegen Daesh kämpfen. Allerdings tun wir lieber so, als wäre das alles ganz anders.
Dumm ist nur, dass Russland nicht nur mit Assad II. zusammenarbeitet, sondern auch mit dem verbündeten De-facto-Regime Rojava. Eigentlich spielen NATO (ohne Türkei) und Russland also mit der gleichen Mannschaft zusammen. Es gelingt aber nur allzu gut, dies unter den Parolen eines neukalten Krieges zu verbergen. Gut ins Bild passt auch, dass die Türken auch einmal wieder die Guten™, seit russische Flugzeuge ihren Luftraum verletzen und türkischen Machtpoker in Kurdistan behindern.

Bild

Wie auf der Karte der BILD-Zeitung erkennbar, führte Russland seine Luftangriffe vor allem in direkter Nähe zu den Gebieten durch, die noch vom Regime kontrolliert werden. Es ist auch furchtbar blöde für Al-Nusra-Front, FSA und andere post-al-kaidische Konstrukte, dass sie sich im Zangengriff zwischen Daesh und Assad-Regime befinden. Zwischen FSA und Al-Nusra-Front wird bei BILD schon gar nicht mehr getrennt abgebildet, aber das spielt auch keine Rolle mehr. Die FSA ist nicht nur ein Wolf im Schafspelz, sondern auch ein totes Pferd. Unsere angeblichen "Verbündeten" - also die kurdischen Truppen - wurden ja von Russland nie bombardiert. Und diese kurdische Truppen haben auch nie gegen das Assad-Regime gekämpft. Es stehen also alle auf der gleichen Seite - außer natürlich die Türkei, die irgendwie gegen alle ist.

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