Nur ein paar kleine Anmerkungen:
Zitat von Lykurg:Einschließlich der barbarischen Zerstörungsorgien wehrloser und strategisch belangloser Mittelstädte durch Artillerie- und Luftangriffe in der Endphase des Krieges, völlig ohne auf dessen Verlauf noch Einfluß zu nehmen - Hildesheim und Würzburg seien nur zwei Beispiele. Mir ist dabei völlig klar, daß es sich um Racheakte für entsprechende Zerstörungen britischer Städte handelte, aber auch das ist einer Demokratie unwürdig und war ein schweres Kriegsverbrechen, das bis heute nur mit Denkmälern für die Verantwortlichen 'geahndet' wurde.
und
Und wieder abgesehen von den alliierten Luftangriffen, die sich auf deutsche Städte richteten statt auf die Todesfabriken der Vernichtungslager, die ihnen angeschlossenen Industrieanlagen und die für den Holocaust unbedingt notwendigen Verkehrsverbindungen.
- Den britischen Luftangriffen auf deutsche Städte waren die deutschen Luftangriffe auf britische Städte voraus gegangen, die Zerstörung von Coventry wurde als Trauma erlebt.
Die Angriffe auf deutsche Städte als Rache oder sowieso Teil des Geschehens... IMHO wahrscheinlich etwas von allem, ich könnte mir vorstellen, daß zudem der Gedanke bestand, nur so die Nazidiktatur beenden zu können, da nur so dem Volk klar zu machen gewesen wäre, wie die Sache steht.
Ich fürchte zumindest, daß ohne zumindest einen Teil dieser Angriffe Hitler sich länger gehalten hätte.
- Zumindest im Falle meiner Kleinstadt hat sich die Stadt ihre Teilzerstörung selbst zuzuschreiben. Der Bürgermeister hätte nur kapitulieren müssen...
Heute streiten die Bürger, ob dieser Bürgermeister noch mit einem Bild in der Bürgermeister-Galerie vertreten sein soll.
Einer, der jede Aktion gegen die jüdischen Bürger seiner Stadt mit bürokratischer Korrektesse unterstützte.
- Im übrigen gab es massive Luftangriffe auf Industrieanlagen, Bahnhöfe und Schienenwege, ob genug, mag diskutiert werden.
Ich bin nicht so sicher, ob mit Luftangriffen Auschwitz hätte verhindert oder früher beendet werden können. Das Lager selbst anzugreifen, wäre IMHO kontraproduktiv gewesen.
Abgesehen von der Roten Armee, die direkt vor Warschau bereitliegend ein paar Monate auf die Weichselüberquerung wartete, um der SS die Möglichkeit zu geben, den Aufstand im Warschauer Ghetto noch restlos auszulöschen und die Stadt zu sprengen, bevor sie die rauchenden Trümmer einnahmen.
- Vorsicht! Das war nicht der Ghetto-Aufstand 1941, sondern der Warschauer Aufstand 1944.
Die Rolle der Roten Armee ist auch in Polen kontrovers diskutiert worden. Es sieht wohl so aus, daß zunächst den Polen die Befreiung ihrer Hauptstadt aus eigenen Kräften - als Symbol der eigenen Fähigkeit - überlassen bzw. ermöglicht werden sollte, nachdem die Befreiung Polens von den Deutschen vorher den Polen nur mit russischer Hilfe gelungen war.
Die Rote Armee lag deshalb in Beobachtungsstellung am östlichen Weichselufer und rief die Polen zum gemeinsamen Aufstand auf.
Der Aufstand in Warschau kam dann aber nicht so voran, wie beabsichtigt, worauf polnisches Militär mit Hilfe der Roten Armee über die Weichsel setzten.
Weshalb die Rote Armee dann nicht selber eingriff, ist wohl nicht ganz klar - es werden politische Gründe vermutet, ich könnte mir vorstellen, daß der Verband vielleicht auch nicht stark genug war, um einen Häuserkampf zu führen, auf den es nun wohl hinaus gelaufen wäre, Warschau war zu dem Zeitpunkt ein Flickenteppich aus deutsch und polnisch kontrollierten Bereichen.
Also eher ein strategischer Fehler, als die Deckung einer Ausrottungsaktion oder ähnliches.
Die spätere Misshandlung der überlebenden Aufständischen in der Stalin-Ära hatte IMHO den Grund, daß Stalin Polen an die Sowjetunion binden wollte und die ehemaligen Aufständischen dann als mögliche Vertreter einer polnischen Selbständigkeit gesehen wurden.
Edit: Und ganz zu schweigen von Mord und Vertreibung der Zivilbevölkerung im Zuge der Eroberung der deutschen Ostgebiete.
Denen die flächendeckende Ausrottung der Zivilbevölkerung in Russland durch die deutschen Truppen voraus gegangen war.