Zitat von janw:Europa drängt auf Abbau dieser Begrenzungen und nennt das "Liberalisierung der Märkte".
Dann wären wir uns also an diesem Punkt einig: "Liberalisierung" aus dem Mund von Sozialisten ist "neosozialistischer Neusprech" und hat mit freiem Handel, freien Markt wenig bis nichts zu tun.
Zitat von janw:"Weggenommen", nun, es sind Steuermittel, die da verteilt werden, unter maßgeblichem Druck von Konzernen, die bei anderer Gelegenheit immer das Hohelied freier Märkte und des freien Unternehmertums singen.
Man muss unterscheiden: Die staatsnahen Konzerne gehören nach der libertären Lehre nur bedingt zur produktiven Klasse, da sie im wesentlichen von Subventionen und "gesetzgeberischen Gefälligkeiten" leben mit denen Konkurrenz aus dem Weg geräumt wird.
Zur Klasseneinteilung der Libertären (S. 131 ff):
http://docs.mises.de/Blankertz/Manifest.pdfZitat von janw:Sie führen zu einer Dominanz dessen, der den Freund mit den tieferen Taschen hat.
...und das ist nun mal der Staat, ein 'falschspielender Marktakteur' der seine Bürger unbegrenzt verschulden kann (wie wir aktuell erleben dürfen)
Zitat von janw:Der freie Markt im Lebensmittelbereich führt zur Dominanz von Großbetrieben und standardisierten Sorten und Produkten und zu einem Preisdruck auf die Anbieter, der zu immer größeren Produktionseinheiten mit immer größerem Einsatz z.B. von Medikamenten im Tierbereich führt.
Da ist grober Unfug. In einem freien Markt können sich keine Monopole bilden, dies ist nur unter staatlichem Schutz möglich.
Will ein Unternehmen in einem freien Markt ein Monopol durchsetzen, muss es über eine lange Zeit hinweg einen Verlust 'vorfinanzieren' - den es
ohne staatlichen Schutz nie mehr erwirtschaften kann, da späestens dann , wenn die "Monopolrente" eingefahren werden soll, die Konkurrenten den Gewinn entscheidend drücken
Bei Menschen, die vordem nicht hungern mussten und sich nun als Lohnsklaven bei Großbetrieben verdingen müssen, von Freiwilligkeit zu sprechen, finde ich ein wenig...naja.
scuba, der von der FDP seit längerem propagierte L-ismus ist in meinen Augen der totale Markt. Was total bedeutet, erweist sich in totalen Institutionen, es ist nichts Gutes.
Die heutige FDP ist eine durch und durch (..Genscher) sozialdemokratisierte Partei. ("sozialdemokratisiert" - ist übrigens die schlimmste Beleidigung, die man einem Libertären antun kann) Es fallen mir eigentlich nur noch Frank Schäffler ein oder Carlos Gebauer ein, - die in dieser Partei noch offensiv liberale Werte vertreten.
Zu den 'Todsünden der Liberalen' hier ein guter Artikel, der auch auf Deine erste Frage eingeht:
http://www.mises.de/public_home/article/403/1Zitat daraus
Der zweite Standardeinwand ist eher ethisch gefärbt: Ist es nicht verwerflich zuzulassen, dass jemand um des Überlebens willen sein Eigentum oder seine Arbeitskraft verschleudern muss? Liegt hier nicht der unsoziale Stachel des Liberalismus, den es im Namen der Moral herauszuziehen gilt?
Die Antwort, dass sich der wirtschaftlich stärkere Partner einer notbedingten Tauschhandlung moralisch nicht disqualifiziert, lässt sich wie folgt begründen: Wer aus bloßer Not, also ohne Gewalteinwirkung Dritter, sein Eigentum oder seine Arbeitskraft zu sehr geringen Preisen verkauft, zeigt ganz unzweideutig, dass er auch in der Not die Kooperation der Nicht-Kooperation vorzieht. Er hält den Hungerlohn für besser als keinen Lohn, den kleinen Verkaufserlös für besser als keinen Erlös. Wieso sollte nun jemand dadurch zum Übeltäter werden, dass er die gewünschte bzw. dringend gesuchte Kooperation bietet? Zu karitativer Hilfe können wir uns ja immer alle gleichermaßen moralisch aufgerufen fühlen — weshalb sollte ausgerechnet derjenige, der sich dem Hilfesuchenden als Kooperationspartner anbietet, eine größere Hilfspflicht haben als jeder von uns? Es gehört schon eine gehörige Portion Doppelmoral dazu, einem Unternehmer, der in armen Ländern niedrige Löhne zahlt, egoistische Profitgier vorzuwerfen und gleichzeitig für jene Lohnempfänger nicht selbst bis zur Schmerzgrenze zu spenden. Anders gewendet: Wer es für sich selbst als moralische Überforderung ansieht, bis zur Schmerzgrenze die Not ihm gänzlich unbekannter Menschen zu lindern, der muss dieselbe Überlegung auch für jene gelten lassen, die in notbedingten Tauschhandlungen den wirtschaftlich stärkeren Part spielen.
Den "totalen Markt" gibt es nur bei den Anarchokapitalisten, bzw. Voluntaristen und hat mit der FDP, dies ich mit dem "Staat in's Bett gelegt hat" noch weniger zu tun.
Die netten Jungs hier meinen es aber durchaus Ernst:
http://www.freiwilligfrei.de/