Einerseits denke ich, daß auch das Volk Drohneneinsätze der Entsendung von Truppen vorziehen wird. Möglicherweise wird es auch einen Krieg bzw. eine kriegerische Maßnahme befürworten, die mit Drohnen durchgeführt wird, die es aber ablehnen würde, wenn dafür ein Truppeneinsatz notwendig wäre. Insofern sehe ich bei einer Volksabstimmung jedenfalls kein klares Zeichen gegen Drohnen. Etwas anderes wäre es vermutlich gegen Einsätze ausländischer Drohnen im Land, aber ich denke, Abstimmungen darüber sind relativ wirkungslos.
Und andererseits ist der Drohneneinsatz eben die direkte Fortführung dieses Delegations- und Entfährdungsverhaltens. Nur daß in diesem Fall nicht nur die beschließenden Politiker außer Gefahr sind, sondern auch die ausführenden Techniker (abgesehen von psychischen Risiken). Eine Fortführung, quasi Optimierung dieser Kriegsführung wäre eine, die auch Zivilisten im Einsatzgebiet nicht gefährdet - über zivile Opfer möglichst wenig zu berichten, ist offenbar diesem Bemühen geschuldet.^^
Die Forderung, Politiker an die Front zu schicken ('totaler Krieg'?), ist so alt wie fragwürdig, führt er doch ggf. dazu, daß andere Typen sich bewerben und durchsetzen (ein Guttenberg zum Beispiel? Der Blick nach England lohnt sich aber auch, ich sehe in Harry viel Potential.^^). Unter den Soldatenkaisern des zweiten und dritten Jahrhunderts ging es den Römern gerade nicht besser als mit den älteren Herrschaften Claudius und Antoninus Pius, obwohl die ihre Kriege führen ließen, statt selbst zu kämpfen. Dies natürlich unter der Annahme regelmäßig drohender militärischer Konflikte; in einer vollständig zivilen Welt könnte man sich dagegen bessere Konfliktlösungsstrategien als Kriege vorstellen, deswegen wäre dann das Zwangsmittel 'Jeder führe seinen Krieg selbst' überflüssig.
Wer besonders viele Abschüsse durchführt, wird mit Orden ausgezeichnet, das galt für Panzerkommandanten, Piloten (auch Bomberpiloten), aber selbstverständlich auch U-Bootkapitäne und Scharfschützen, obwohl deren Einsätze schon fast einem Vorläufer des Drohnenkriegs gleichen - natürlich damals noch sehr riskant, aber jedenfalls für das Ziel so unvorhersehbar wie vernichtend, ohne Möglichkeit zur Gegenwehr. Ein Orden für einen besonders erfolgreichen Drohnenlenker, der möglichst viele Treffer (und, hoffentlich zugleich Auszeichnungsbedingung, möglichst wenig 'Kollateralschäden') hat, wäre insofern nur konsequent.
Diejenigen gesondert auszuzeichnen, die im Kampfeinsatz "das Weiße im Auge des Feindes" gesehen hatten, war übrigens nicht gerade eine freiheitliche oder friedliche Entwicklung - die
Nahkampfspange von November 1942 ist das Paradebeispiel, entsprechendes gab es dann auch für andere Truppenteile. Das Frontkämpferabzeichen für Teilnehmer des ersten Weltkriegs wurde (schon, aber auch erst) 1934 eingeführt. Demgegenüber wäre die Auszeichnung von Schreibtischkriegern, die sich weniger zur 'Heldenverehrung' eignen, meines Erachtens eine vergleichsweise zivilisierende Maßnahme. So verstehe ich auch Münklers Bemerkung zur Umdefinition des Heroischen.